Verwandtschaft dürfte über ein paar Ecken wohl bestehen: Dotschy Reinhardt blickt mit großen Augen vom CD-Cover als könnte sie es selbst nicht glauben, das „Chaplin’s Secret“ (Galileo) nun da ist: es ist ein Album, das mit Wonne rückwärts gewandt ist. Der Überbau: im Jahr 1991 findet Charlie Chaplins Tochter Victoria einen Brief, dessen Autor ausführt, ihr Vater wäre nicht in London geboren worden, sondern in Black Patch in Smethwick. Im Jahr von Chaplins Geburt war Black Patch ein Lagerplatz von Roma und Sinti. Für Dotschy Reinhardt war der von Victoria Chaplin gefundene Brief der Ausgangspunkt für ihre CD, die sie eben „Chaplin’s Secret“ nennt. Die Musik verweist Richtung Swing, gleich Stück 1 stammt übrigens von Django Reinhardt himself – eine schöne, nostalgisch anmutende Veröffentlichung.
Bei einem neuen Album von Robert Forster imaginiert so mancher Fan wohl, was daraus im The Go-Betweens-Kontext geworden wäre. Denn Forster macht seit dem Tod von Grant McLennan solo weiter und hat mit „Inferno (Tapete) nun ein neues, schönes Album am Start: es zeigt, dass auch alte Profis stets neu Schwung holen und sich noch weiter entwickeln können, denn Forster hat sich merklich um einen frischen Sound und etwas andere Wendungen beim Songwriting bemüht – der Plan geht auf und so ist „Inferno“ bestens geeignet, um zwischen Klassikern wie „16 Lovers Lane“ und „Spring Rain“ platziert zu werden. Buchtipp: „Grant & I“ (http://lindorec.blogspot.com/2017/11/?m=0). Robert Forster spielt am 10. Mai 2019 im Akzent Theater in Wien.
Hier die erste Single aus "Inferno":
Vor kurzem ist Dota Kehr mit Band im WUK in Wien aufgetreten und hat live ihr schönes neues Album "Die Freiheit" präsentiert: die Texte sind, wie immer bei Dota, angenehm ums Eck gedacht: so ist "Prinz" ein Liebeslied, in dem einem 'Übergangsfreund' nett aber bestimmt erklärt wird, dass er eben nur ein Übergangsfreund ist. Ein Stück bezieht sich auf einen Text von Kafka und auch gesellschaftskritische Zwischentöne haben auf dem Album mühelos Platz - produziert wie live umgesetzt in voller Bandbesetzung ist "Die Freiheit" ein tolles Album, das einen über Monate begleiten kann; oder länger. Als Doppel-CD veröffentlicht, bekommt man 21 Lieder - Zeit nehmen und anhören!
Was für ein Beginn für das gleichnamige Album: „Big Heads Small Minds“ von Joe Carnwath nimmt einen sofort mit auf eine Reise, die irgendwo in den 1980er Jahren bei Orange Juice und Wall Of Voodoo beginnt und bei Bill Pritchard 2019 endet. In dieser Tonart – Indie-Rock mit schneidigen E-Gitarren und einigen Moll-Akkorden – geht es großartig weiter und die Geschichte hinter Carnwath ist gleichsam kitschig: der Amerikaner wurde – so wird kolportiert – als Straßenmusiker von Bono (U2) in London 'entdeckt'. Ob's stimmt ist egal, sein Album belegt, dass Carnwath den Bogen raus hat, hier das Video zu „What are you laughing at?“ – klare Empfehlung!
(jpl)
Joe Carnwath: „Big Heads Small Minds“ (8/10)
Coconami: “Saikai“ (9/10)
Dota: "Die Freiheit" (9/10)
Robert Forster: „Inferno“ (9/10)
Dotschy Reinhardt: „Chaplin’s Secret“ (8/10)
Live:
09.02.2019: The Nonprophets Orchestra, Nachtasyl, 21h
12.02.2019: Protestsongcontest 2019, Rabenhof, 20h
14.02.2019: Satuo, Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien, 19:30h
15.02.2019: Ernst Tiefenthaler & das Kleine Herzkammerorchester, 22h, Kabarett Niedermair,
1080 Wien, Lenaugasse 1A
22.02.2019: Christian Masser, 19 Uhr, Solokonzert, Location:17ten, Haslingergasse 4, 1170 Wien
28.02.2019: Edi Mayr Band, Fania Live, Gürtelbogen 13, 1080 Wien, 21h
07.03.2019: Harlequin's Glance, Babü, Wolkersdorf, 20h
09.03.2019: Townes van Zandt-Tribute, u.a. mit Herald K, Weinbar Gemischter Satz, 1190 Wien, 19:30h
26.04.2019: Herald K: Arena-Bar, Album-Release-Show, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
10.05.2019: Robert Forster, Akzent Theater, Argentinierstraße 37, 1040 Wien, 20h, Karten und Informationen: http://www.akzent.at