29 Dezember, 2014

Helga Maria Wolf: „Sehnsucht nach dem Alten Wien"

Wann wurde die Votivkirche erbaut?
Wie kam der Biberhaufenweg zu seinem Namen?
Selbst gebürtige Wiener mögen diese Fragen nicht beantworten können.

Das neue Buch von Helga Maria Wolf „Sehnsucht nach dem Alten Wien. Spaziergänge durch eine versunkene Welt“ gibt die Antworten. Unzählige historische Stiche und Fotos zeigen Wien, wie es früher war. Die Bezirke werden der heutigen Nummerierung folgend vorgestellt, so kann jeder über seinen Wohnbezirk nachlesen.

Wiener Wäscheweiber

Die kundige Autorin, die Europäische Ethnologie studiert hat, erklärt wie sich Bezirksgrenzen in den letzten Jahrhunderten verschoben haben bzw. welche Namen früher verwendet wurden, etwa St. Ulrich. Außerdem führt sie urwienerische Typen vor: Schneckenhändlerinnen, Wäscheweiber und Lavendelfrauen.

Klapperpost im 18. Jahrhundert

Im Jahr 1771 hat die Wiener Börse ihren Betrieb aufgenommen und seit 1772 gibt es die so genannte Klapperpost: Mobile Postämter, in Form von Postboten, die Briefe ausgetragen und entgegengenommen haben. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1775 zeigt die historischen Postler, von denen sich die heutige Post in puncto Service durchaus etwas abschauen könnte.

Donau und alte Donauinsel

Mit Regulierungen der Donau wurde im 19. Jahrhundert 3 französische Firmen beauftragt. Dabei wurde auch Gerät verwendet, dass beim Bau des Suezkanals im Einsatz gewesen ist. Ein Foto aus dem Jahr 1875 zeigt die Donau ohne Donauinsel. Ohne der aktuellen Donauinsel muss man korrekterweise sagen. Denn Helga Maria Wolf schreibt auch, dass der Name des Biberhaufenweges auf eine früher bestehende Donauinsel zurückgeht.
So ist „Sehnsucht nach dem Alten Wien“ ein buntes Kaleidoskope, das den Leser immer wieder staunen macht und auf unterhaltsame Weise Wissenswertes über Wien aufbereitet. (jpl)

Helga Maria Wolf: „Sehnsucht nach dem Alten Wien. Spaziergänge durch eine versunkene Welt“ - Pichler Verlag 2014 – (9/10)
http://pichlerverlag.styriabooks.at

18 Dezember, 2014

Hot + New Music 12/2014

last minute Weihnachtsgeschenke - wozu noch Weihnachtsstress? Mit der CD des Erlend Viken Trio kann nichts schief gehen! Keine durchdrehenden Rentiere, ausflippende Weihnachtsmänner vielleicht! Denn das Trio aus dem Norden Europas liefert eine gekonnte Mischung aus Traditionalismen und freien Strukturen. Eines der Stücke auf "Frie Toyler" heisst "Kebabfela" und fusst auf dem Erlebnis, eine Geige in einem Kebabhaus in Oslo zu vergessen. Einzigartig! Wer kann auf diese Erfahrung schon zurück greifen? Die Geige hätte nach dem Aufenthalt im Kebabhaus nicht nur anders gerochen, sondern auch anders geklungen. Insgesamt eine ruhige CD, mit vielen zweistimmigen Instrumentalstücken. Meditativ, großartig.
Einiges Lob hat Stephanie Nilles für ihr Album "Fuck Off Grizzly Bear" bereits eingeheimst, heuer hat sie es auch zwei mal live in Wien, jeweils in der übervollen Sargfabrik, präsentiert. Stück 1 setzt sich kritisch mit social media und der Frage auseinander, warum wir alle bereitwillig etwas über uns selbst posten oder bloggen (sic!). (Das tun wir hier natürlich nicht!). Ein kraftvolles Album, das in der Live-Umsetzung aber überzeugender wirkt. Davon kann man sich beim Akkordeonfestival 2015 wieder überzeugen, da ist Nilles nämlich wieder in Österreich zu Gast.
Zu Weihnachten passt auch die CD "Women In (E)motion" der Black Voices, die vor kurzem in Wien gastiert haben. Die seit 1988 bestehende Acapella-Gruppe überzeugt auf diesem Live-Mitschnitt durch Präsenz und Kraft und covered unter anderem 'Rivers Of Babylon' von Boney M oder den Marley-Klassiker 'Get Up, Stand Up'.
Unter dem Titel "Der Nomade" hat Bruce Chatwins Witwe gemeinsam mit Nicholas Shakespeare Briefe Chatwins im Hanser-Verlag herausgegeben. Chatwin, der am liebsten alle Wege auf dieser Welt zu Fuß gehen wollte, hat so wunderbare Reisebücher wie "In Patagonien" oder "Traumpfade" geschrieben, Bücher in denen sich Fiktion und Realität miteinander vermischen. Die Briefe Chatwins entwerfen mosaikartig das Bild eines Mannes, der Zeit seines Lebens - abseits seiner Bücher - wenig greifbar war. Sorgsam kompiliert und verlegt ist "Der Nomade" ein Pflicht-Weihnachtsgeschenk für alle Chatwin-Afficionados und für jene, die dies noch werden wollen.
Wer sich für Nepal interessiert findet im Buch Alle CDs von Lindo Rec. eignen sich ebenso hervorragend als Weihnachtsgeschenke, zu beziehen hier: http://www.lindo.at/shop.html
In diesem Sinne: Feliz Navidad! ((jpl)

Black Voices: "Women In (E)motion" (6/10)
Bruce Chatwin: "Der Nomade" (10/10)
Erlend Viken Trio: "Frie Toylent" (7/10)
Stephanie Nilles: "Fuck Off Grizzly Bear" (7/10)