04 April, 2019

Hot News 04/2019

Dancas Ocultas aus Portugal nehmen einen mit auf eine akustische Reise, „Dentro Esse Mar“, in diesem Meer, heißt das Album und in den Linernotes schreibt die Band: Ein Ozean ist auch ein Meer an Klängen. Dancas Ocultas setzen dieses Motto gekonnt in die Tat um, denn dieses Mal haben sich die vier Akkordeonisten Unterstützung von Perkussion, Cello und Piano geholt. Sogar E-Gitarre und Gesang bietet dieses Klangmeer auf, aufgenommen wurde übrigens auf der anderen Seite des Atlantik, in Brasilien. Bei diesem Mehr an musikalischen Möglichkeiten schwingt auch Brasilien mit, all das ist nicht auf Kosten der schönen Melodie und des klugen Arrangements gegangen; ein glänzendes Album, mit wunderschönen, verträumten Melodien, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Kurzum: CD des Monats.
Philip Bradatsch ist ein Könner, das beweist er mit seinem Album „Ghost on a string“ nachhaltig: los geht es mit einer klavierlastigen Ballade, dann kommen die auf Gitarren gespannten strings zum Einsatz und ab Track 2, dem Titelstück, verweisen die Songs in Richtung Americana – Bradatsch hat die passende, ausdrucksstarke Stimme und die nötige Gelassenheit, um schönes Songwriting zu entfalten. Stets fein arrangiert und instrumentiert, auch mal mit Orgel. So dreht das Titelstück im zweiten Teil richtig auf, hin zu einem Chris Rea-artigen Schluss; und „Shadowland“ wabbert schön im Moll dahin. Mit Klasse gemacht.

Das Cover der CD „Tales of America“ von J.S. Ondara gibt die Richtung vor: es zeigt den Musiker mit zum Anschlag bereiter Gitarre, im Anzug, irgendwo am Straßenrand. Wer auch aufgrund des CD-Titels an das große Songbook und an Country- oder zumindest Blues denkt, liegt richtig: denn Ondara spielt seine eigene Variante dieser Musik und da hat auch mal ein a-capella-Stück mit dem Titel „Turkish Bandana“ Platz. Und wer sich an Ondaras Sopranstimme gewöhnt hat, bekommt hier ein Album, das zu entdecken sich lohnt.
Als der Autor und Verleger Gerald Ganglbauer im Alter von 48 Jahren die Diagnose Parkinson erhält, verweigert er zunächst, diese anzuerkennen. Inzwischen ist er 60 Jahre alt und hat nun den Sampler "Parkinsongduets" (ATS Records) veröffentlicht. Motto: people with Parkinson can be rockstars. Der Erlös aus dem CD-Verkauf und den Tantiemen kommt der Parkinson Selbsthilfe zu Gute. Der 11.4. ist der "World Parkinson Day" - an diesem Tag soll man sich weltweit bei Radiosendern Lieder dieser CD wünschen, damit viele Tantiemen fliessen. Tolles Projekt!
Und wie hier schon angekündigt, gibt es nun auch Neues von Bill Pritchard: „Midland Lullabies“ macht eines sofort klar; Pritchard hat seine markante Stimme erhalten und bespielt nach wie vor die Liga 'eigenständiges Songwriting'. Meist laid back am Klavier, aber ab und an auch gerne mit den aus den 80er und 90er-Jahren bereits praktizierten uptempo-Popsongs mit Gitarreunterstützung. Die Pritchardschen Akkordwechsel funktionieren noch immer und so ist es ein Album für alte wie für neu zu gewinnende Fans. Der CD-Titel ist keine Übertreibung, die meisten Stücke wirken vermutlich auch als Lullabies.

Ihr aktuelles Album "Wia Waun" präsentieren Irmi Vesselsky und Wolfgang Kühn in diesen Tage live in concert: das Album verbindet die raffinierten Texte des Poeten und das schöne Songwriting der Pianistin. Die Texte sind ums Eck gedacht und die Musik ist eingängig wie der Ohrwurm "des lebm" belegt, das Piano wird von Fabian Hainzl mit Perkussion, Gitarre und Soundscapes ergänzt. Live zu hören am 5. April in Langenlois.
Noch bis 4. April läuft im Filmcasino das Cine Latino, das insgesamt 17 Filme aus oder mit Bezug zu Lateinamerika präsentiert. Zum Abschluss ist u.a. der mexikanische Filmklassiker "Cabeza der vaca" zu sehen. Als Nachtrag wird wegen der großen Nachfrage am 14.4. am Nachmittag noch ein Mal "Winter in Havanna" laufen und der tolle Film "El Ángel" wird bald regulär ins Filmcasino kommen.
Gleich zwei CD-Präsentationen stehen für Lindo Rec. im April an: am 26. April präsentiert Herald K seine Debüt-CD "Strange Delights" in der Arena Bar (1050) und schon zwei Tage davor präsentieren La Fons ihr Album "II" im Club Chelsea.

Ellison beim Vienna Blues Spring im Reigen

Und noch ein Live-Tipp: noch bis 30 April findet in Wien das Festival "Vienna Blues Spring" statt: am Donnerstag den 25.4. ist Ulrich Ellison zu sehen, der vor rund zehn Jahren Österreich in Richtung Austin, Texas verlassen hat. Allein im Großraum Austin gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende Bands; sich dort durchzusetzen und ausgezeichnet zu werden, heißt also schon etwas: Ulrich und Tribe gewannen drei Austin Music Awards, darunter zwei für "Best Funk / Soul / Blues Live Act" und einen für "Best Guitarist" - Ellison war erste Europäer, der je einen solchen Preis erhielt. Ein Highlight des Vienna Blues Spring 2019. Be there! (jpl)

Philip Bradatsch: "Ghost on a string" (8/10)
Dancas Ocultas: "Dentro desse mar" (10/10)
J.S. Ondara: "Tales of America" (7/10)
Bill Pritchard: "Midland Lullabies" (8/10)
VA: "Parkinsongduets" (10/10)
Vesselsky/Kühn: "Wia Waun" (8/10)

05.4.2019: BartolomeyBittmann, EMI Musicstore, 17h
05.4.2019: frauen:musik: Sibylle Kefer, Wendepunkt, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
05.4.2019: Vesselsky/Kühn, Arkadensaal, Rudolfstraße 1, 3550 Langenlois, 19h
11.4.2019: Lesung Max Goldt, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
11.4.2019: Christian Kjellvander, Chelsea, Gürtelbogen, 1080 Wien, 21h
19.4.2019: Lambchop, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
24.4.2019: La Fons, Album-Präsentation, Chelsea, Gürtelbogen 38, 1080 Wien, 20:30h
25.4.2019: Ulrich Ellison, Reigen, 20:30h, Vienna Blues Spring, www.viennabluesspring.org
26.4.2019: Herald K, CD-Präsentation, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Ab 27. April 2019: Festival Wean Hean, www.weanhean.at
01.5.2019: Blinded By Stardust, 1.Mai Open-Air Cafe7Stern (Siebensternplatz; 1070 Wien)
14.5.2019: Releaseparty @ Fluc: Vorabsingle "Running Wild" mit Laura Rafetseder, Batom und Nadia Baha / Changeover, 20:30h

01 April, 2019

Interview mit Juleah

Eben ist deine CD „Desert Skies“ erschienen, wie kam es dazu?
Juleah: Im Jahr 2011 habe ich die Gitarre wieder aus dem Keller geholt, nach einer langen Musikpause, in der der Freund und anderes wichtiger war. Damals wollte ich Coverversionen machen, bei denen ich alle Instrumente selbst spiele, als Herausforderung an mich selbst. Das hat mich gereizt und das habe ich dann gemacht. Das hat relativ gut funktioniert und irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich begonnen habe, eigene Lieder zu schrieben. Ich war lange sehr kritisch und habe mir das nicht zugetraut, aber mit dem ersten Lied war ich gleich zufrieden und danach war das ein Selbstläufer und ich habe eigentlich am Fließband Songs geschrieben. Ende 2011 hat das Projekt Juleah begonnen.

Außer dem verflossenen Freund: gab es weitere UnterstützerInnen?
Juleah: Nach der Trennung, war das Musikmachen eine Art Therapie. Personen haben mich sonst keine unterstützt, eher die MusikerInnen, die ich mochte, die Vorbilder, die ich hatte. Insbesondere Songwriter sind meine Vorbilder, ich habe immer versucht auf jedes Instrument einzeln zu hören und die Kunst des Songwritings hat mich immer fasziniert.

Wer zum Beispiel?
Juleah: Noel Gallagher von Oasis ist jemand, der mich sehr inspiriert hat. Brit-Pop habe ich als Jugendliche viel gehört, das war mein Einstieg in das Fan-Sein und in das intensive Musikhören. Oasis geht natürlich auf die Beatles zurück und die sind die Meister dieses Faches und von denen kann man sich viel abschauen und lernen. In den 2000er-Jahre haben mich außerdem noch psychedelische Bands wie die Black Angels oder Black Rebel Motorcycle Club inspiriert.

Hast du bei „Desert Skies“ alle Instrumente selbst eingespielt oder waren andere MusikerInnen beteiligt?
Juleah: Da war es auch so, aber ich hatte beim Schlagzeug Hilfe. Ein befreundeter Schlagzeuger aus Paris hat das Schlagzeug beim Lied "Black Vanilla" eingespielt. Das Aufnehmen des Schlagzeugs ist ziemlich schwierig und deswegen war ich froh, dass ich da Hilfe hatte. Alles andere habe ich selbst eingespielt. In der Live-Umsetzung habe ich sowieso meine MusikerInnen, die die einzelnen Teile übernehmen.

Was hat sich seit dem letzten Album 2015 getan?
Juleah: Nach dem Album habe ich die richtigen MitmusikerInnen für die Live-Umsetzung gefunden. Lange Zeit habe ich mich das aus Schüchternheit nicht getraut. Ich hatte davor nicht das Selbstvertrauen, um auf die Bühne zu gehen. Nachdem ich die richtigen MitmusikerInnen gefunden habe, haben sich viele Konzerte ergeben. Das Projekt und die Menge an Leuten, die meine Musik gerne hört, ist gewachsen.

Das Cover des neuen Albums zeigt Berge in einer wüstenartigen Landschaft. Ist das Vorarlberg mit wegretuschierten Bergen?
Juleah: Das ist wirklich eine Wüste. Am letzten Cover war Vorarlberg am Cover, da habe ich versucht Österreich zu psychedelisieren. Aber die Landschaften, die mich faszinieren sind die Wüste und das Meer. Die Fotos, die beim neuen Album verwendet wurden, habe ich auf den Kanarischen Inseln gemacht.

Was für dich das Besondere am Lied „Analogue“?
Juleah: Ich wollte einen Song machen, bei dem jedes Mitglied in der Band einen Part hat, der ihm richtig Spaß macht. Ich wollte auch, dass der Bass und die Drums ein bisschen im Vordergrund stehen, um den beiden einen Song zu geben, der so richtig Spaß macht, das war die Herausforderung bei diesem Lied. Thematisch geht es darum, dass wir alle nur noch vor den Bildschirmen hängen und das Lied ist ein Plädoyer dafür, wieder mehr in die Natur zu gehen und analoge Erlebnisse schätzen zu lernen. Ich wollte auch, dass sich das im Sound wider spiegelt, das Lied ist ein bisschen vintage-mäßig-verwaschen produziert. Die Stimmen gehen durch einen Megaphon-Effekt, um an analoge Zeiten zu erinnern, in denen wir noch nicht mit der digitalen Flut überschwemmt wurden.

Wann ist ein Lied fertig und du bist damit zufrieden?
Juleah: Ich brauche eine Spannungskurve, ich bin da schon bei der klassischen Abfolge von Vers und Bridge und Chorus. Es braucht einen Höhepunkt, das ist wie eine Reise. Ein Song ist für mich auch dann gelungen, wenn er die Dinge auf den Punkt bringt. Ich mag es nicht, wenn eine halbgute Idee auf sechs Minuten gestreckt wird. Das versuche ich zu vermeiden, ich warte bis ich eine wirklich gute Idee habe und probiere dann auch, in vier Minuten alles zu erzählen. Ich möchte, dass sich die HörerIn denkt: das ist spannend, das ist eine coole Abwechslung im Song.

Du hast das aktuelle Album in einem Theater in Feldkirch präsentiert. Warum?
Juleah: Ich wollte einen besonderen Ort für die Album-Präsentation und habe mir schon überlegt, wie man diesen Ort für eine Album-Präsentation gestalten kann. Dort gibt es Sitzplätze und das ist somit ungewöhnlich für ein Rockkonzert. Ein Freund hat Visuals für uns zusammengestellt, die atmosphärisch dazu gepasst haben. Wir hatten auch noch ein zweites Release-Konzert, bei dem wir viel näher am Publikum dran waren, in einer Konzertsituation, bei der das Publikum gestanden ist. (jpl)

>> https://juleah.bandcamp.com