Vergeht im Lockdown die Zeit schneller? Scheint so... denn: schon wieder sind wir bei den Weihnachtsempfehlungen. Die listigen Herren von Sväng beblasen ihre Mundharmonikas gekonnt - Fotzhobel sagt man in Österreich ;-) - und erweisen der finnischen Folkmusik ihre Referenz. "In trad we trust" heißt das schlau betitelte Album und jagt Dumb Donny Trump (den schenke ich euch, ihr spin-doctors! lame ducks!) ein bisschen mit aus dem Amt bzw. White House. Die Nächte in Finnland sind dunkel und lang, schwermütig ist die Musik bei Sväng nur manchmal, meist geben die Herren ordentlich Gummi und fotzhobeln, was das Zeug hält. Gerade das spendet Trost. Im schön gemachten Booklet erfährt man viel über die einzelnen Stücke und da steht auch, dass Sväng, auf dieser CD die Juwelen der finnischen Traditionals ausgewählt und mit Respekt interpretiert hat. Übung gelungen! Schräge Takte gibt es selten und so geht sich stets der eine oder andere Tanzschritt - Stichwort Polkka - aus. Damenwahl: yksi, kaksi, kolme! Anders gesagt: CD des Monats!
Neues auch von Hotel Palindrone: Auf Alpestan schlägt die Band weltmusikalische Brücken und holt alles in ihr Universum, was Spaß macht. Das kann auch mal ein mittelalterliches Stück oder etwas von Hank Williams sein. Womit wir wieder bei trust und god sind und so. Gejodelt wird bei Hotel Palindrone stets, dass es eine Freude ist. Schönes Album der Band rund um Maultrommel-Weltmeister Albin Paulus.
Und: endlich mal Neues von Belle and Sebastian - , hier ein Video zum Song "My Wandering Days Are Over (Live)" aus dem demnächst erscheinenden neuen Album, wir werden berichten:
"Last Christmas" ist nicht dabei!" ;-) Während des ersten Lockdowns hat mir Simone Kopmajer erzählt, dass sie überlegt, heuer ein zweites Album zu veröffentlichen. Das liegt nun tatsächlich vor und wie geplant ist es ein Weihnachtsalbum: Auf "Christmas" finden sich in entspannt-jazziges Gewand gepackte Klassiker wie "Leise rieselt der Schnee" (mehrstimmig und mit verspielter Hammond-Orgel), "Jingle Bells" und "Es wird scho glei dumpa". Und auch eine Maultrommel taucht auf "Christmas" mal auf, siehe Hotel Palindrone. Ein tolles Duett ist "Baby, it's cold outside"! Über "Feliz Navidad" traut sich Kopmajer ebenfalls drüber und siehe da: Kopmajer lässt sich rhythmisch nicht von Feliciano treiben, sondern beugt das Lied in Richtung Crooner. In diesem Sinne: "Have yourself a merry little christmas"! Hohoho!
Jetzt etwas ganz anderes: hier ein neues Video zum aktuellen, sehr empfehlenswerten Album "Chamäleon" von Bertram, erschienen am neuen Label Voller Sound. Starkes Album, starker Song!
Von Bertram zum Singer-Songwriter Martin Klein, der ja mit seiner Debüt-Album "Songs For My Piano" lindo-Release Nr. 5 war. Jetzt hat der umtriebige Tiroler, der längst von Wien aus agiert, ein neues Album am Start: "Nachtlieder", heißt es schlicht. Martin Klein ist ein Könner und spielt - wie immer - auch auf dem neuen Album seine ganze Klasse aus. Idee und Empfehlung: Wenn alle Lockdowns hinter uns liegen, gehen Sie unbedingt zu einem Konzert von Klein und schauen ihm beim Arbeiten zu - Überraschungen sind vorprogrammiert! Hier ein Video:
Eine neue Single von Leo Taschner: "Esslinger Furt":
Ebenfalls als Weihnachtsgeschenk eignet sich das erste Buch aus dem Verlag Changeover. Wolfgang Kiechls "Der süße Sturm" erzählt eine zarte Liebesgeschichte - eben, Weihnachten, Zeit der Liebe. Siehe:
www.changeover-online.net (jm)
Bertram: "Chamäleon" (8/10)
Hotel Palindrone: "Alpestan" (9/10)
Wolfgang Kiechl: "Der süße Sturm" (9/10)
Martin Klein: "Nachtlieder" (9/10)
Simone Kopmajer: "Christmas" (8/10)
Sväng: "In trad we trust" (10/10)
Von der Liebe in den Zeiten des sich zu Ende neigenden Anthropozäns: Zwei Suchende begegnen einander im Internet. Es sind Marginalisierte, die erlernen, sich selbst und einander zu vertrauen. Sind die wachsenden Gefühle echt, eingebildet, erdichtet? Schließlich wird ein Treffen in Wien vereinbart, das anders als geplant verläuft. "Der süße Sturm" ist ein modernes Märchen, eine Novelle über Toleranz und Liebe in den Zeiten des Anthropozäns, über ethische Fragen, fein verwoben mit philosophischen und transzendenten Querverweisen. Und es ist ein Buch über Wien, der Autor schickt seine ProtagonistInnen zu realen Orten der Stadt. Lassen Sie sich überraschen und inspirieren, was die Helden des Buches alles zu gestalten vermögen, welchen Anspruch sie für sich und alle Erdlinge entwickeln!
Es ist das Debüt-Werk des Rechtsanwalts Wolfgang Kiechl. "Ich habe schon in meiner Kindheit geschrieben, mehr Lyrik als Prosa", sagt Kiechl. Dieses Frühwerk ist in einigen Versatzstücken in das Buch eingeflossen. Der Autor ist auch Essayist und Weinjournalist. Das Buchcover hat die bildende Künstlerin Renate Bertlmann exklusiv gestaltet "Der süße Sturm" ist die erste Veröffentlichung des Verlages CHANGEOVER, der von der Autorin, Kabarettistin/Satirikerin und Kulturarbeiterin Nadia Baha gegründet worden ist.
Neues Album von Protestant Work Ethic: toll daran ist, dass das Album wie aus einem Guss ist. Die Songs mäandern, wären nicht ab und an 2 Sekunden Pause eingebaut, man würde meinen, einen einzigen großen Song zu hören. Wie bei früheren Album bestechen der Gesang von Mastermind Simon Usaty und die Melodiebögen innerhalb der Songs. Neu ist bei "my idea of fun", dass es auch einige musikalische Ausbrüche mittels E-Gitarren gibt, so wird die meist zurückhaltend-feine Stimmung des Albums auch mal gebrochen - und man bleibt als Zuhörer von Anfang an gebannt vor den Boxen und lässt sich gerne überraschen. Ein Meisterwerk! Andere Wort für: Album des Monats!
Wie bei Protestant Work Ethic ist auch ein neues Album von Christian Kjellvander stets ein Grund zur (Vor-)Freude: und wie nicht anders zu erwarten, spielt Kjellvander seine ganze Klasse aus. Mit seiner betörenden Stimme und den glasklaren E-Gitarren, denen auch einige Ausbrüche gestattet werden, zieht einen das Album sofort in seinen Bann. Kjellvanders tolles Konzert im Chelsea ist noch in bester Erinnerung, hoffentlich ist bald wieder eine Europa-Tour möglich - bis es soweit ist: streamen, kaufen, eintauchen, genießen!
Hier ein neues Video zum neuen Album von Bruce Springsteen, das in diesen Tagen erscheint, wir werden berichten:
Ein ungewöhnliches Konzept haben sich Les Machines Molles für ihr aktuelles Album überlegt: Tiergeräusche werden gesampelt und bilden die Basis für meist Instrumentalstücke, das Instrumentarium reicht von Synthies bis zu Gitarre und Banjo. Gesänge kommen als Tierstimmen daher bzw. aus der Konserve. Durch die Vielgestaltigkeit der Songs halten Les Machines Molles die HörerInnen jedenfalls bei der Stange - gut gemacht.
Den Lockdown haben viele Bands zum Aufnehmen und Mischen genutzt, so erscheinen heuer im Herbst gefühlt mehr Alben als sonst: auch Ernst Tiefenthaler, besser bekannt als Ernesty International, der allerdings eh fast jedes Jahr ein Album herüberschiebt, lässt neue Lieder hören. Zum ersten Mal singt er mit seinem Royal Heart Chamber Orchestra in deutscher Sprache. Musikalisch ist das Album abwechslungsreich, man hat Ernestys Stimme zwar in englischer Sprache im Ohr. doch Ernst hat Klasse und somit ist der Rest Gewöhnungssache.
Unpackbar! Dieses Doppelalbum zeigt, dass man selbst nicht jünger wird - "50 Jahre Austropop"! (sic!) Kurz lässt man die eigene Austropop-Geschichte in einigen Schritten Revue passieren: 1971 das Album "Alles andere zählt net mehr" von Wolfgang Ambros, mit dem Smash-Hit "Da Hofa". In den 70er Jahren noch Singsspiele wie "Der Fäustling" und Ambros/Tauchen/Prokopetz in Höchstform. Lieder die hängen geblieben sind: "Taxi" (DÖF), "Ba-Ba Banküberfall" (EAV), "Motorboot" (KGB), "Fürstenfeld" (STS), auch "Reif für die Insel" (Peter Cornelius), sogar Rainhard Fendrich ("Zwischen 1 und 4"). Daneben kleine, große Songs ("Fritze mit der Spritze" von Boris Bukowski) und einige grandiose Abstürze mit Stil (etwa "Im Gras da liegt a Kinderschuach" von H. Windisch) usw., usf.. Jedenfalls: die beiden Doppel-CDs zu den ersten 50 Jahren liegen nun vor, vielleicht werden die Nebenwerke ("Sex in der Stadt", Ronnie Urini) auch noch kompiliert? Lohnen würde es sich. (jm)
Christian Kjellvander: "About Love And Loving Again" (Tapete, 10/10)
Les Machines Molles: VA: "The fox and other stories" (pumpkin, 8/10)
Protestant Work Ethic: "my idea of fun" (konkord, 10/10)
Ernst Tiefenthaler: "Luna Park" (EMG, 8/10)
VA: "50 Jahren Austropop" (Universal, 10/10)
VA: "50 Jahren Austropop" (Sony, 10/10)
Live:
30.10.2020: Douglas Linton & The Plan Bs, CD-Präsentation "Gloryland", Sargfabrik, Wien, 19:30h
04.11.2020: Magdalena Piatti, Theater Ole, 1030 Wien, 19:30h
04.11.2020: Lesung & Buchpräsentation: Wolfgang Kiechl: Der süße Sturm (CHANGEOVER), WUK, Projektraum, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h
06.11.2020: littledogtown presents: frauen:musik: Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Diana Krall hat für ihr neues Album u.a. Lieder von Irving Berlin und Bob Dylan („This Dream Of You“) ausgegraben. Es ist ein schönes, reduziertes Album – oft nur mit Klavier und Bass, jedenfalls sparsam instrumentiert –, das die herausragende Stimme Kralls in den Mittelpunkt stellt. Die Songauswahl ist toll und endet mit „Singing in the Rain“. „In spring we meet again“, singt Krall im Song „There’s no you“, als könnte ein Lockdown für immer dauern. Ein Album für dunkler werdende Herbstnachmittage, andere Worte für: Album des Monats!
„20 Jahre Wien im Rosenstolz“ werden von 1. bis 30. Oktober 2020 im Theater am Spittelberg begangen – dieses Festival des Wienerliedes und der Wienermusik feiert sich selbst mit täglich einem Konzert. „Das Festival versteht sich als ein Biotop eigenständiger, künstlerischer Charaktere“, schreibt Kuratorin Nuschin Voussoghi im Programmfolder. Einige der heuer Auftretenden – etwa die Strottern & Blech oder Kollegium Kalksburg – sind auf der zum Jubiläum erscheinenden Doppel-CD vertreten. Hingehen und anhören!
Lupenreinen Deutsch-Pop liefert die niederösterreichische Sängerin Emma-Mo mit ihrem Debüt-Album „Facetten“ ab. Die Songs gehen längst viral, hier ein Video:
Ein nachdenkliches Pop-Album legen Culk vor, geradlinig werden hier Themen wie Gender-Ungleichheit und soziale Benachteiligung verhandelt – und um Schubladen zu öffnen: musikalisch irgendwo zwischen Hamburger Schule und Post-Punk. Live, vermutlich als Sitzkonzert, am 30.10.20 im WUK:
Weitere neue Alben erscheinen in diesen Tagen von Nabil („M’zungu Blues“), der gerade auf Tour ist und am 30. Oktober wird auch die CD-Präsentation von Douglas Linton & The Plan Bs in der Sargfabrik zu Wien nachgeholt. Die tolle Live-Band wird sich gekonnt zwischen alle Americana-Stühle setzen! Ebenfalls neue Alben gibt’s von Protestant Work Ethic und Ernesty International (live: 9.10. Kabarett Niedermair) und Hotel Palindrone – wir bleiben am Ball!
Hier noch ein neues Video von Pat Burgener:
(jm)
Culk: „Zerstreuen über Euch “ (8/10)
Emma-Mo: „Facetten“ (8/10)
Diana Krall: „This Dream Of You“ (10/10)
VA: „20 Jahre Wien im Rosenstolz“ (8/10)
Live:
01.10.-31.10.2020: Wien im Rosenstolz (Theater am Spittelberg), www.rosenstolz.at
02.10.2020: frauen:musik, Arena Bar, Margareten Str. 117, 1050 Wien, 19:30h, u.a. mit Drah ma’s auf
07.10.2020: Buchpräsentation „Baby you can drive my car“ (Literaturhaus Wien, 19h), live: EWHO
09.10.2020: Ernesty International, Kabarett Niedermair, 20h
16.10.2020: Nabil, kik (Ried)
25.10.2020: Nabil, ChoCho San (Klagenfurt)
30.10.2020: Douglas Linton & The Plan Bs, „Gloryland"-Release-Show, Sargfabrik, Wien, 19:30h, TICKET
04.11.2020: Buchpräsentation: CHANGEOVER, „Der süße Sturm“, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h
04.11.2020: Songwriter-Circus u.a. mit Magdalena Piatti, Ole, 19:30h
06.11.2020: frauen:musik, Arena Bar, Margareten Str. 117, 1050 Wien, 19:30h, u.a. mit La Fons
Der norwegische Singer-Songwriter Einar Flaa hat beim norwegischen Label Grappa ein schönes Album am Start: der Titel „Worry Chord“ kommt euphemistisch daher, denn Sorgen um seine Songs muss sich Flaa auf keinen Fall machen – die Songs im Downtempo-Bereich gelingen und lassen einen trotz durchscheinender Melancholie mit einem Grinsen zurück. In den besten Momenten denkt man gar an Neil Young – mithin eine der besten Referenzen; gut gemacht.
Die Songs der Dixie Chicks bestechen meist dadurch: sie kommen scheinbar einfach daher, sind aber raffiniert genug, um im Gedächtnis zu bleiben. Die Stimmen der Damen harmonieren wie immer prächtig, die Arrangements gelingen wunderbar und zwischen guten Americana-Songs, bei denen auch Bluegrass-Elemente nicht zu kurz kommen, ragen Stücke wie „I hope it’s something good“ und "Everbody loves you" heraus. Was jetzt kommt, war leicht zu erraten: Album des Monats!
Der virtuose Diknu Schneeberger hat eine CD beim Label City Park veröffentlicht, die uns daran erinnern könnte, was uns zurzeit fehlt – das großartige Live-Erlebnis von Konzerten, das durch Video-Streaming eben nicht ersetzt werden kann.
An diesem Punkt setzt auch der Dichter und Musiker Alfred Goubran an, der unter dem Pseudonym Nabil ein Album live aus dem Wiener Jazzland vorlegt. Kongenial eingespielt mit dem Gitarristen Primus Sitter. Im Jazzland ist Nabil demnächst, am 21. September 2020 wieder live zu erleben.
Ein wichtiges Album hat das Duo Laut Fragen veröffentlicht: Es versammelt Texte aus dem Widerstand und erscheint in einer Zeit, in der politische Wachsamkeit jedenfalls gefragt aus - angesichts von Fake News und Bubbles in den sozialen Medien, in denen jeder alles - auch den größten Blödsinn - sagen darf. Die widerständigen Texte setzen Laut Fragen zwischen Elektro und Punk um. Ungewöhnlich: zuhören!
Und hier noch mehr Musik aus Österreich, das ist Ela Rynx:
(jm)
Dixie Chicks: „Gaslighter“ (10/10)
Einar Flaa: „Worry Chord“ (8/10)
Laut Fragen: „Facetten des Widerstands“ (7/10)
Nabil: "M'zungu Blues" (8/10)
Diknu Schneeberger: „Live From Porgy & Bess" (7/10)
Live:
21.09.2020: Jazzland (Wien): Nabil
21.09.2020: "So long, Leonard" - Leonard Cohen Tribute, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, 20h
23.09.2020: Erstes Wiener Heimorgelorchester, Graz, Literaturhaus, 19h
02.10.2020: frauen:musik, Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
02.10.2020: CD-Präsentation, "20 Jahre Wien im Rosenstolz", Theater am Spittelberg, 20h
16.10.2020: kik (Ried): Nabil
25.10.2020: ChoCho San (Klagenfurt): Nabil
30.10.2020: Douglas Linton & the Plan Bs, Sargfabrik, Wien, Album-Release-Konzert, 19:30h
04.11.2020: Magdalena Piatti, 20h, Theater Olé, Barmherzigengasse 18, 1030 Wien
13.11.2020: Martin Klein, Thalgau / Kulturkraftwerk, 14.11.20 Breitenwang / Kulturforum
Diesen Mann kann nur eine Pandemie stoppen: Bob Dylans nie endende Tour wurde wegen Corona unterbrochen und - als könnten NobelpreisträgerInnen selbst solche Unvorhersehbarkeiten erahnen - schiebt Dylan genau in dieser Phase nach 8 Jahren ein neues Album rüber. Die DylanologInnen unter den MusikjournalistInnen rezensierten schon die erste Single "Murder Most Foul", die mehr als eine Viertelstunde um die Ermordung J. F. Kennedys oszilliert. Unzählige Album-Rezensionen weltweit, diese hier reiht sich ein und lobt die musikalische Vielfalt zwischen Bluesrock und Ballade ("Mother Of Muses"). Mit diesem Album gelingt es Dylan eine feine Stimmung zu erzeugen, irgendwo zwischen sentimental und wütend; (die Textexegese sollen bitte zukünftige Diplomanden erledigen!); Dylan spielt in seiner eigenen Liga, andere Worte für: Albums des Monats.
Auch diese mehrfache Grammy-Gewinnerin meldet sich mit neuem Album zurück: mit Pick Me Up Off The Floor vermag Norah Jones nicht so zu überraschen wie mit ihrem Debüt-Album, das mich einst umgehauen hat - und das mir mein Chefredakteur damals mit den Worten "das ist nicht so wichtig" zur Rezension überreichte. Mir gefiel es sofort und er lag gehörig falsch - kann vorkommen. Das neue Album kann mit Dylans Album quer gehört werden, so weit sind die beiden nicht auseinander, man stelle sich ein Duett vor! Klar, Jones kommt vom Jazz, bluesig geht es trotzdem immer wieder zu. Meister Jeff Tweedy von Wilco hat mitgewerkt, auch beim Songwriting. Schönes Album!
Apropos: Tweedy! Dessen launige Autobiographie "Let's Go (So We Can Get Back): Aufnehmen und Abstürzen mit Wilco etc." liegt nun auch in deutscher Sprache vor und erzählt in witzigen Anekdoten vom Werdegang eines Musikers und vom Bandleben. In diesem Fall ist die Sache gut ausgegangen, dennoch ein Buch, dass Untiefen des Künstlerlebens erahnen lässt und durch seinen lockeren Plauderton auch Nicht-Musikaffine ansprechen könnte.
Das dritte Album von Blueblut überzeugt ein Mal mehr durch musikalische Vielfalt, zwischen Impro und Jazz bewegen sich der Gitarrist Chris Janka, Pamelia Stickney (Theramin) und Mark Holub (Drums) und auch der Humor kommt bei diesem Trio nicht zu kurz: das live in Japan aufgenommene Stück "Buttoven" vermanscht gekonnt die Ode an die Freude und entlässt die ZuhörerInnen mit einem Grinsen.
Hier ist ein neues Video von Emily Barker, das uns gefallen hat:
Schön langsam geht's auch wieder mit Konzerten los, das Chelsea z.b. wird längst wieder mit kleinen, feinen Konzerten bespielt, siehe www.chelsea.co.at, auch im Porgy tut sich was, in Wien fährt ein Doppeldecker-Bus durch die Stadt, um das Donauinselfest zu ersetzen - im Herbst wird auch die Reihe Frauenmusik in der Arena-Bar im 5. Wiener Gemeindebezirk fortgesetzt; und bald ist der Haudegen Dylan wieder on the road, denn: the tour must go on.... (jpl)
Blueblut: "Andenborstengürteltier" (8/10)
Bob Dylan: "Rough And Rowdy Ways" (10/10)
Norah Jones: "Pick Me Up Off The Floor" (8/10)
Jeff Tweedy: "Let's Go (So We Can Get Back): Aufnehmen und Abstürzen mit Wilco etc." (Verlag: Kiepenheuer&Witsch, 9/10)
Live:
18.08.2020: Lassos Mariachis, Wien: 17h Hernalser Hauptstraße 230, 18h: Hernalser Hauptstraße 221
19.08.2020: Lassos Mariachis, Wien: 17h Zeillergasse 7-11, 18h: Zeillergasse 39-43
21.09.2020: "So long, Leonard...." - Leonard Cohen-Tribute, TAG, Gumpendorferstraße, 1060 Wien, 19:30,
Karten bestellen
02.10.2020: Songwriter Lounge, mit Karin Daym, Leo Taschner, Katie Kern, Andre Blau, tba
03.10.2020: The Wichita, Lange Nacht der Museen, Bezirksmuseum Landstraße, 19h, Eintritt frei,
Verein Roncalli
30.10.2020: Douglas Linton & The Plan B s, Album-Präsentation, Sargfabrik, 19:30h,
Karten bestellen
04.11.2020: Buchpräsentation Wolfgang Kiechl (CHANGEOVER), WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h, Eintritt frei
Zwischen Jazz und Blues bewegt sich die norwegische Band High Chief mit ihrem aktuellen Album. Was mit einigen wenigen Gitarren-Akkorden beginnt, endet furios mit der x-mal wiederholten Blues-Phrase "I just want to hold you one more time". Tolles Crossover, ungewöhnliche Mischung, Album des Monats. Hier ein Video dazu:
Ein neues Album gibt es von Simone Kopmajer: auf "My Wonderland" setzt sich die aus der Steiermark stammende Jazz-Sängerin mit Bossanova auseinander und liefert ihren Fans neben eigenen gemeinsam mit den MitmusikerInnen komponierten Stücken auch Coverversionen von Jobim bis Duke Ellington. Schön arrangierte Latin-Jazz-Stücke, die über die aktuelle Krisenzeit in Richtung Sommer vertrösten können. Gut gemacht!
Die neue Single von The Wichita gibt es jetzt auch auf den Streaming-Plattformen (Spotify) und hier als Video, "Hey Corona":
The Ocelots, das sind die Zwillingsbrüder Ashley und Brandon Watson. Die beiden haben ihr Debüt-Album "Started To Wonder" am Start: fluffige Folksongs, offen und hell produziert, oft mit zweistimmigem Gesang. Kein Rad wird hier neu erfunden, aber am Ende steht ein solides Album da. Den Weg der Watson-Brüder wird man weiter beobachten, die erste schön gestaltete Visitenkarte ist jedenfalls abgegeben, könnte spannend werden.
Das schöne Debüt-Album von Douglas Linton & The Plan Bs ist Ende Mai auf Lindo Rec. erschienen und wird am 30. Oktober 2020 in der Wiener Sargfabrik präsentiert:
Pop-rockig legen Tim Freitag das Debüt-Album "Monsters Forever" an, der Opener "By your side" holt in Richtung Stadion-Rockgeste aus. Sauber gefertigte Songs sind das, in denen Synthie-Flächen und das vorwärts treibende Schlagzeug einander ergänzen. Es ist eine Stärke des Albums, dass es sich nicht zwischen Rock und Elektro entscheidet, sondern eine Brücke schlägt. Laut Presseinfo geht es um die Suche nach Liebe bei Millenials, irgendwo zwischen Match und Mismatch. Musik aus der Schweiz, übrigens.
"Bitte wenden!" - so lautet der Titel der aktuellen Ausgabe des Grazer Feuilleton-Magazins schreibkraft, das in diesen Tagen erscheint. Das Heft wurde noch vor Beginn der Corona-Krise gefertigt und bei Wende wurde eher an 1989 gedacht als an eine möglicherweise gerade anstehende Zeitenwende. Jedenfalls: das seit rund 20 Jahren erscheinende, schnörkellose Heft ist auch mit der aktuellen Ausgabe eine Leseempfehlung!
Eine neue CD hat Roland Neuwirth am Start: "Erd", gemeinsam mit dem radio string quartett eingespielt. Neuwirth, der sich schon ein wenig zurück gezogen hatte, gelingt ein tolles Comeback, das seine früheren Wienerlied-Arbeiten um freiere Strukturen erweitert. Der Release und die Präsentation der CD musste verschoben werden, demnächst wird alles nachgeholt. Im Sommer live beim Festival Schrammelklangerl im Waldviertel.
Nach den Rolling Stones, die einen neuen Song veröffentlicht haben, legt Bob Dylan bald ein ganzes (!) Album vor! Dazu demnächst mehr, hier mal ein Video vom Nobelpreisträger. (jpl)
High Chief: "s/t" (9/10)
Simone Kopmajer: "My Wonderland" (8/10)
Roland Neuwirth & radio.string.quartet: "Erd" (8/10)
The Ocelots: "Starts To Wonder" (7/10)
schreibkraft: "Bitte wenden": hier bestellen (9/10)
Tim Freitag: "Monsters Forever" (7/10)
Live:
Festival Schrammelklangerl: 3.07.-1.08.2020, Litschau, Waldviertel
21.09.2020: Leonard Cohen Tribute, TAG, Gumpendorferstr., 1060 Wien, 19:30h
03.10.2020: The Wichita, Lange Nacht der Museen, Bezirksmuseum Landstraße, 1030 Wien, 20h
30.10.2020: Douglas Linton, Sargfabrik, 19:30h
Sergio Mendes legt mit "In the key of joy" ein Gute-Laune-Album vor, dass gerade in Krisenzeiten HörerInnen ansprechen könnte: Mendes liefert eine pumpende, tanzbare hochenergetische Latino-Mischung, die in die Beine fährt und eine Reise durch Lateinamerika ein wenig ersetzen könnte.
Jetzt zu etwas ganz Anderem, würden Monty Pythons sagen: der geradelinige Deutsch-Pop-Song "Ein Wort" von Emma Mo, als Vorgeschmack auf ein im Herbst erscheinendes Album:
Live-EP: Urban Desert Cabaret
Neues aus der kalifornischen Wüste: Urban Desert Cabaret, das Musikprojekt von Joe "City" Garcia ruft sich hier mittels einer 5-Song-EP wieder in Erinnerung. Das Ungewöhnliche: es ist eine Live-Aufnahme. Daher ist auch die Interaktion mit dem Publikum zu vernehmen. Die Lieder im Desert-Country-Folk-Stil bestechen - wie immer bei Urban Desert Cabaret - durch gediegenes Songwriting, zu zwei Liedern ("Beware the Ember", "Vienna Vampire Waltz") hat sich Garcia einst auf Tour in Wien inspirieren lassen. Der tolle neue Song "In the hour" sticht heraus. Wie Joe war sein Mitmusiker Gar Robertson dank Vermittlung von Son Of The Velvet Rat auch schon mal in Österreich auf Tour - wenn Garcia es wieder aus dem Trumpland heraus schafft, werden wir darüber informieren. Umgekehrt: wenn Sie mal nach Joshua Tree kommen, gehen sie ins Furstwurld, trinken Sie einen über den Durst und hören Sie Joe Garcia zu - und seinem jubelndem Publikum! Album des Monats!
Ein Tipp für Quarantäne-Zeiten: das Buch "Kendama!" von Lukas J. Beck berichtet über das japanische Geschicklichkeitsspiel Kendama und bildet rund 40 Tricks ab. Außerdem erzählt das Buch die Geschichte hinter Kendama, die in Frankreich beginnt. Auch in Lateinamerika und bei den Inuit gab und gibt es ähnliche Geräte. Wer sich über Kendama informieren will, geht auf die von Beck initiierte Website: www.kendama-austria.at
Ende Mai erscheint "Gloryland", das Debüt-Album von Douglas Linton & the Plan Bs, hier ist das Video zur aktuellen Single:
Und: nach Nobelpreisträger Dylan haben endlich (!) auch die Rolling Stones einen neuen Song veröffentlicht, das Video ist durch Corona geprägt. Gefilmt wurde in leeren Städten rund um die Welt, von London und New York City bis Osaka und Oslo. In einem Kommentar dazu schreibt jemand, Zitat: "Keith Richards: Covid 19? I smoked that in the seventies." *lol*
Ein neues Projekt von Thomas Andreas Beck heißt "kosteeswaseswolle", dazu gibt es diese Website: kosteeswaseswolle.at
(jm)
Lukas J. Beck: "Kendama!" (9/10)
Sergio Mendes legt mit "In the key of joy" (8/10)
Urban Desert Cabaret: "Live @ FURSTWURLD" (9/10)
Live:
Leonard Cohen Tribute (tbc)
30.10.2020: Douglas Linton & the Plan Bs, Sargfabrik, Wien
Aus der Corona-Isolation meldet sich Thomas Andreas Beck mit einem neuen Projekt: kosteeswaseswolle.at
„Koste es, was es wolle“, sagt Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2012 in Bezug auf die Rettung des Euro. Die EZB kauft in der Folge Anleihen für viele Milliarden Euro an und pumpt auf diese Weise Geld in das Wirtschafts- und Finanzsystem.
„Koste es, was es wolle“, sagt der österreichische Finanzminister Blümel im Zuge der Corona-Krise im Jahr 2020, um mit 38 Milliarden Euro an Steuergeldern Arbeitsplätze zu retten.
„Koste es, was es wolle“, sagt der Autor und Musiker Thomas Andreas Beck und startet in der Corona-Isolation ein digitales Kunstprojekt: wie auf einem Teleprompter laufen aphoristische Texte zur Lage auf der Website kosteeswaseswolle.at durch.
Eben ist Becks aktuelles Buch „Texte die was keine Lieder geworden sind“ erschienen, online gehen auf der Website Texte aus einem bereits geplanten nächsten Buch. Zudem schreibt Beck täglich neue Texte, ein Zufallsgenerator mischt den Ablauf der Absätze stets neu durch. „Es ist work in progress“, sagt Thomas Andreas Beck und schreibt weiter gegen die Isolation an, für die Lebensfreude und gegen die Angstmacher. Koste es, was es wolle! (jpl)
Auf „Tribal Instincts“ zeigen The Base aus Graz wieder ihr großartiges Können: nach dem letzten Album, das ein wenig Disco-Anklänge hatte, regiert bei den neuen Songs das klassische Rockfeeling. Mehr als gute Riffs und die einprägsame Stimme von Sänger Norbert sind nicht nötig, um vollauf zu überzeugen. Manche der Songs brettern dahin, andere machen den Fuß mitwippen oder verweisen in Richtung Rockballade. The Base haben seit Jahren ihre eigene musikalische Sprache gefunden und feilen konsequent daran. Live ist diese Wucht und Pracht am 13.2. im Chelsea zu bewundern. Hingehen, es wird das Album des Monats präsentiert!
Ds neue Video von dog & schwoaz, live: 20.2. Verein 08:
Ebenfalls aus der Steiermark stammt der Gitarrist Hermann Posch, seine Baustelle heißt aber Blues. Für sein aktuelles Album „So many roads“ hat er mit dem US-Blueser Zach Prather einen kongenialen Musikpartner gefunden, und so gibt man eigene Songs, stets der Tradition eingedenk. Wissend, dass sich Traditionen auch weiter entwickeln können, ja müssen. Gut gemacht, demnächst live auch in Ihrer Nähe.
Die Rewolfinger haben mit „Family Noir“ ein neues Album am Start: seit mehr als 15 Jahren pumpt die Band ihre Version von Americana in die Welt, auf dem neuen Album experimenteller als je zuvor. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, ein paar traditionals verwurstet man ebenfalls und sogar eine singende Säge ist dabei. Die habe er sehr günstig am Flohmarkt gefunden, sagt Gitarrist und Akkordeonist Herbert Zgubic. Starkes Album!
Den Steiermark-Schwerpunkt in diesem Monat komplettiert die Sängerin und Pianistin Babsea, die zum Teil in Wien und zum Teil in Edelschrott wohnt. Bei einem Auftritt in der Arena Bar (Reihe → frauen:musik) hat sie mit toller Stimme und einfühlsamer Pianobearbeitung Lieder aus ihrer EP „All in one“ vorgetragen und das Publikum sofort für sich eingenommen – ein Talent, das man im Auge behalten sollte. Demnächst live im Le Meridien in Wien.
Wie The Base beginnt auch der Gitarrist Andreas Arnold sein Album „Odisea“ mit Vogelgezwitscher. Arnold hat acht der neun Stücke komponiert und arrangiert, unterstützt von Bass, Percussion und auch mal Gesang bewegen sich die Stücke zwischen Jazz und Weltmusik und tragen so schöne Namen wie „Tangos Arabe“, „Solea X H20“ oder „Alas al alma“. Ein Album für verträumte Spätwinter-Nachmittage am Ofen.
Hier noch ein Video von HHanoi, live am 20.2. im 7stern (Wien):
Und ein neues Video von Bobby Conn, über das demnächst erscheinende Album werden wir berichten:
Endlich: Ende Februar (22.2.-22.3.2020) beginnt alljährlich das Akkordeonfestival in Wien, das Programm ist wie immer hochkarätig, auch heimische Größen wie Klaus Paier, Dobrek und natürlich Otto Lechner bekommen hier ihre Bühne. Eröffnung am 22. Februar mit Arnotto Extended im Loreley Saal. (jpl)
Andreas Arnold: „Odisea“ (7/10)
Babsea: „All in one“ (7/10)
The Base: „Tribal Instincts“ (10/10)
Hermann Posch & Zach Prather: „So many roads“ (8/10)
Rewolfinger: „Family Noir“ (8/10)
Live:
Do 13.2.2020: The Base, Chelsea, Gürtelbogen 38, 1080 Wien, 20:30h
Do 13.2.2020: Berlin / Zimmer 16: Martin Klein
Sa 15.2.2020: Little Stage/Ramperstorffergasse 66, 1050 Wien, 20h: Harlequins Glance
So 16.2.2020: Babsea, Le Meridien, Wien, 17h
Do 20.2.2020: Herald K, dog & schwoaz, Verein 08, Piaristengasse, 1080 Wien, 20h
Do 20.2.2020: Hhanoi, 7Stern, 1070 Wien, 20h
Sa 22.2. - 22.3.2020: Akkordeonfestival, Wien, verschiedene Spielstätten, Programm siehe: www.akkordeonfestival.at
Di 3.3.2020: Buchpräsentation: Thomas Andreas Beck: „Texte die was keine Lieder geworden sind“, phil, Gumpendorfer Str. 10-12, 1060 Wien, 20h, www.thomasandreasbeck.at
Fr 6.3.2020: frauen:musik, Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Do 5.3.2020: Georg Bauerfeind, 19:30h, Theater am Alsergrund, Theater am Alsergrund
Fr 20.3.2020: Lesung & Buchpräsentation Thomas Andreas Beck: Wohnzimmer, Neusiedlerstraße 1, 7000 Eisenstadt, 19h
Do: 26.3.2020: Wien / Chelsea: Martin Klein
„Texte die was keine Lieder geworden sind. 20 Regeln zum Glück“, das neue Buch von Thomas Andreas Beck ist ein emotionaler Ratgeber der anderen Art. Wie die Dichter der Antike, die auch Sänger waren, deckt Beck in seinem kreativen Schaffen Text und Musik gleichwertig ab – manche Texte werden nicht vertont und finden sich in diesem Buch wieder, andere werden zu Liedern und landen auf CDs und Streaming-Plattformen. Im Jahr 2017 schafft es das Lied „Heim“, das den Wiener Heimskandal thematisiert, in die Top 10 der Liederbestenliste.
Aktuelle Brennpunkt-Themen
In seinen Texten arbeitet sich Beck an schwer verdaulichen Brennpunkt-Themen wie Kindesmissbrauch, Nationalsozialismus und Rassismus ab. Mit zum Teil drastischen Bildern („Meine ganze Liebe prügle ich euch für mich / wieder aus euch heraus“) legt er den Finger in die Wunde und streut Salz hinein. Frei nach Hubert von Goiserns „Brenna tuats guat“ - denn der zunächst brennende Schmerz bedeutet in weiterer Folge Desinfektion oder eben Heilung. Harlekin Beck darf alles sagen und hält der Spaßgesellschaft, die sich von Werbung einlullen lässt, unaufhörlich den Spiegel vor. Thomas Andreas Beck zeigt das Wiedererstarken von rechts-nationalen Tendenzen in Gesellschaft und Politik auf: „Es ist ein Buch über den Alltag in Reihenhaussiedlungen, über den gefährlichen Populismus der Gegenwart und die heilende Kraft der Freundschaft und Selbstermächtigung“, so Beck.
Schrei zum Himmel
„Texte die was keine Lieder geworden sind. 20 Regeln zum Glück“ ist sein drittes Buch. „ich lebe sterbe“ (2003) wurde vom Bundeskanzleramt als schönstes Buch des Jahres ausgezeichnet – Gestalter Clemens Schedler hat auch dieses Mal für die Gestaltung gesorgt. Wie schreibt Zen-Meisterin Anna Gamma im Klappentext des Buches? „Der Schrei zum Himmel ist fast unerträglich laut“. Richtig. (jm)
Thomas Andreas Beck: „Texte die was keine Lieder geworden sind. 20 Regeln zum Glück“ (Goldegg Verlag: Wien/Berlin: 2020, 80 Seiten), 16,95 Euro, ISBN 9783990601617
Buchpräsentation: Di 3.3.2020, phil, Gumpendorfer Str. 10-12, 1060 Wien, 19:30h, Eintritt frei