29 Dezember, 2018

Axel Corti-Retrospektive im Metrokino

Noch bis 9. Jänner 2019 läuft im Metrokino eine Retrospektive von Corti-Filmen. Bereits im Programm war eine frühe Arbeit Cortis, eine Verfilmung von Truman Capote („Miriam“) und frühe Fernseharbeiten des Regisseurs. Ende Dezember wird die Trilogie „Wohin und zurück“ gezeigt, die ein historischer Abriss der Kriegszeit ist und von Flucht und Diaspora und von der Sehnsucht nach Wien erzählt. Am Beispiel seiner Figuren zeigen die Drehbuchautoren Troller & Corti verschiedene Schicksale: von der traumatisierten jüdischen Migrantin in New York, von einem Medizinalrat aus Wien, der in Amerika keine Arbeit mehr bekommt und von Freddy Wolff, der es zwar mit dem Schiff bis in die Staaten geschafft hat, aber wieder nach Österreich zurück möchte.

Literaturverfilmungen: „Herrenjahre“

Cortis Bildsprache ist großartig, er verwendet bei „Wohin und zurück“ zum Teil Originalausschnitte aus „Wochenschau“-Berichten, das Material fließt ineinander und der Film wirkt so authentisch wie die Wochenschau selbst. Man darf auf den dritten Teil gespannt sein, mit dem Corti einen Überraschungserfolg in Frankreich gelandet hat. Am 3. Jänner ist Cortis Verfilmung von Gernot Wolfgrubers Roman „Herrenjahre“ zu sehen und auch die Literaturverfilmung „Eine blassblaue Frauenschrift“ von Franz Werfel ist angesichts von Cortis historisch-kritischem Gesamtwerk nur logisch. Großartige Retrospektive, hingehen und alles anschauen! (jpl)

>> http://www.filmarchiv.at

02 Dezember, 2018

Hot News 12/2018

Nashville ist noch immer ein Traumziel für Country-MusikerInnen, davon kann auch Lindo Rec.-Act Katie Kern einige Geschichten erzählen - die dort aufgewachsene Singer-Songwriterin Erisy Watt hat Nashville verlassen und lebt nun in Portland, Oregon. Ihre Mischung aus Folk und Soul präsentiert sie gerade auf einer Tour durch Europa, die sie am 11. Dezember 2018 auch nach Wien, ins Haus der Musik, führen wird. Im Rahmen der Tour stellt sie ihre Single "Never Know" vor, ein Vorbote des demnächst erscheinenden neuen Albums.

Dezember-blogging bedeutet immer auch Weihnachtstipps: die neue Scheibe von Rebekka Bakken etwa! "Things you leave behind" nennt Bakken ihr Album – die norwegische Sängerin zeigt ihre Extraklasse mit tollen Stücken, die meisten von ihr selbst geschrieben und komponiert. Grundsätzlich im weiten Feld Jazz angesiedelt, klingt Bakken auch mal ein bisschen wie Tom Waits. Und auch kraftvolle E-Gitarren sind möglich, die Orgel von Jesper Nordenstroem singt und swingt mit. Bakken zeigt in ihren Texten immer wieder Humor und schreibt sich in einen der Texte selbst hinein: „you know i'm norwegian, i like my men on ice“. Und auch ein schön-entspanntes klavierlastiges Cover von Cindy Laupers „Time after time“ ist auf dem Album vertreten – insgesamt ein Vergnügen, jedenfalls: CD des Monats.
Everybody's darling ist zurzeit Felix Kramer: sein Album "Wahrnehmungssache" kommt mit sparsamer Instrumentierung und sorgsamen Arrangements daher. Übertreibung ist abgesagt, hier wird nicht auf die große Pop-Geste, sondern auf die leisen Zwischentöne gesetzt. Meist verhandelt Kramer in den 11 Liedern Beziehungsfragen und die sind ja oft eine Frage der Wahrnehmung. Kramer reiht sich in die Riege der 'neuen Austropopper' ein (Stichwort: Nino, Stichwort: Voodoo) und vermutlich haben schon andere Rezensionen eine Brücke zu Ludwig Hirsch gebaut - wenn dem so ist: diese Stücke erinnern immer wieder an die Intensität Hirschs. Gute Scheibe.
Dass PeterLicht spielt in seiner eigenen Kategorie, zeigt sein achter Tonträger „Wenn wir alle anders sind“. Bei seinen oft großflächig arrangierten Popstücken ist insbesondere auf die Texte zu achten, denn PeterLicht denkt gerne ums Eck und so wandelt er gleich im Eröffnungstrack „Chipslied“ ein indigenes Zitat ab: „Erst wenn der letzte Chips gegessen ist, werdet ihr sehen, dass man Chips nicht essen kann“. Und er dreht diesen Gedanken gleich um noch einen Zacken weiter: „Wenn dann die letzte Lüge getwittert ist, werdet ihr sehen, dass Lüge keine Herzen wärmt“. PeterLicht macht einfach, was ihm Spaß macht; und das ist etwa seine Version der Internationalen, die hier „Emotionale“ (Zitat: „Borderliner aller Länder / grenzt euch ab und macht dicht“) heißt. Mit seiner oft amüsant vorgetragenen Kritik ist PeterLicht subtil am Puls der Zeit und dabei nicht oberlehrerhaft, wie das etwa Tocotronic in schlechten Momenten passiert. Mit "Wenn wir alle anders sind" legt PeterLicht ein höchst gelungenes Stück Popmusik vor - Empfehlung!

Ungewöhnlich: Popmusik in russischer Sprache veröffentlicht Princesse Angine auf ihrer aktuellen CD "Krasnye Tanzy". Die Musik verströmt Pop-Appeal, die hinter dem Projekt steckende Sängerin und Liedautorin Xenia Ostrovskaya lebt in Wien, deshalb ist das Album in Österreich erschienen. Bei einem Aufritt in der Reihe frauen:musik, die regelmäßig am 1. Freitag im Monat in der Arena-Bar (Margaretenstr. 117, 1050 Wien) stattfindet, haben wir die Musikerin einst bei einem überzeugenden Auftritt erlebt.

Und noch ein Lesetipp: die aktuelle Ausgabe des heuer 20 Jahre alt gewordenen Feuilletonmagazins schreibkraft setzt sich mit dem "Anlegen" auseinander: vom Anlegen von Geld bis zum Hand an sich selbst anlegen – oder an anderen. Gibt es auch als (Geschenks)-Abo, siehe: http://schreibkraft.adm.at (jpl)

Rebekka Bakken: "Things you leave behind" (9/10)
Princesse Angine: "Krasnye Tanzy" (7/10)
Felix Kramer: "Wahrnehmungssage" (7/10)
PeterLicht: "Wenn wir alle anders sind" (9/10)

Live:
Sa 01.12.2018: Bosse, WUK, Währinger str. 59, 1090 Wien, 20h
Di 04.12.2018: Labelnight im fluc: Leo Taschner feat. Katie Kern, support: Katrin Navessi, anschl. DJ Rob71 u. DJ Kerido, fluc, Praterstern, 1020 Wien, 20:30h
Mi 05.12.2018: Tina Dico, WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien) 20h
Do 06.12. - Sa 08.12.2018: Novi Sad: "du spreken deuts" mit Tristan Jorde, Theater Spielraum, Kaiserstraße 46, 1070 Wien, 19:30, Kartenreservierung telefonisch (01 / 713 04 60 60) oder auf https://www.theaterspielraum.at/karten.html Sa 8. u 9.12.2018: Design Weihnachtsmarkt, Dekorationsmalschule, Zentag. 51, 1050 Wien, 14-20h
Di 11.12.2018: Erisy Watt, Haus der Musik, 20h
Fr 14.12.2018: Lassos Mariachis, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Sa 15.12.2018: Freud, Chelsea - "Their X-Mas Show" - Gürtelbogen 38, 1080 Wien
Sa 15. u 16.12.2018: Design Weihnachtsmarkt, Dekorationsmalschule, Zentag. 51, 1050 Wien, 14-20h
Fr 21.12.2018: Blinded By Stardust, Chelsea Jahresabschluß, Gürtelbogen 38, 1080 Wien, 20:30h
Sa 22. u 23.12.2018: Design Weihnachtsmarkt, Dekorationsmalschule, Zentag. 51, 1050 Wien, 14-20h

17 November, 2018

Michael Braun Alexander: "Richtig reich. 20 zeitlose Geldregeln"

Der Wirtschaftsjournalist Michael Braun Alexander hat bereits für zahllose Medien gearbeitet und auch schon einige Bücher zum Thema Geldanlage veröffentlicht. In seinem neuen Buch vermittelt er „20 zeitlose Geldregeln“, wie der Untertitel andeutet. Eine dieser Regeln lautet etwa: “Der Wunsch nach absoluter Sicherheit ist der erste Schritt auf dem Weg ins finanzielle Unglück. Überzogenes Sicherheitsdenken lässt Ersparnisse in einem Niedrigzinsumfeld schrumpfen und bremst die Vermögensbildung aus.“. Der Autor argumentiert ausführlich für langfristiges Value-Investing und dafür, die eigenen finanziellen Angelegenheiten in die eigene Hand zu nehmen und nicht den BankberaterInnen zu überlassen – die würde oft (versteckte) Gebühren verrechnen und letztlich nur auf ihren eigenen Gewinn achten. Auch gemanagte Fonds sind für den Autor eher mit Vorsicht zu genießen, schaffen deren Manager doch nur den seltensten Fällen eine Überrendite. Daraus resultiert eine weitere der 20 Regeln: „Vernachlässigen Sie die Gebühren nicht, die offen oder versteckt bei der Geldanlage anfallen. Langfristig senken Gebühren die Rendite Ihres Kapitals massiv.“

Garten & Geld

Es ist ein gut geschriebenes, leicht zu lesendes Buch, das gerade für Privat- und KleinanlegerInnen einige brauchbare Hinweise enthält: vor allem darauf, dass es sich bei der Geldanlage nicht um ein kaum zu durchschauendes Hexenwerk handelt. Viel mehr ist dies für jeden mit gesundem Menschenverstand und ein wenig Mühe zu schaffen, so die zentrale Botschaft von Michael Braun Alexander. Für die Geldanlage verwendet der Autor das Bild eines Gartens: Stürme, ja Missernten können einen gut gepflegten Garten in Mitleidenschaft ziehen. Aber nach jedem Winter, komme auch wieder ein Sommer, so argumentiert der Autor. Der Gärtner, der diesen Wechsel nicht aushalte, können ja Beton anrühren und seinen Garten für alle Zeiten ruhig stellen – freilich damit auch ohne Chance auf neuerliches Wachstum.
Ein kurzweiliges Buch für alle, die auf eigenen finanziellen Füssen stehen wollen. (jpl)

Michael Braun Alexander: Richtig reich. 20 zeitlose Geldregeln. (Mosaik Verlag, 430 Seiten)

>> www.mosaik-verlag.de

06 November, 2018

Hot News 11/2018

Nach nur wenigen Takten ist die Stimmung ausgerollt: Akkordfolgen, Themen rund um ungewöhnliche Alltagsbeobachtungen und die unverkennbare Stimme von Sven Regener – „Schafe, Monster und Mäuse“, das neue Album von Element Of Crime liefert alles, was der Fan sich wünscht. Das Eröffnungsstück („Am ersten Tag nach dem Weltuntergang“) ist ein typisches, um die Ecke gedachtes Regener-Stück und so liefern Element Of Crime wieder gekonnt Stimmungsbilder – mit Berlin als Gravitationszentrum – rund um die Koordinaten Schlesisches Tor, Kaufhaus des Westens, Kurfüstendamm, Currywurst usw.. „Karin, Karin“ liefert scheinbar ein Wiederhören mit einer EOC-Protagonistin von früher („Kaffee und Karin“) und das Lied belegt, was die seit nunmehr 35 Jahren bestehende Band geschafft hat: ihr eigenes Universum zu schaffen, in dem sie konkurrenzlos agiert. So schüttelt die Band wieder mühelos neue Klassiker aus dem Ärmel, etwa das schon erwähnte „Am ersten Tag nach dem Weltuntergang“ oder „Im Prinzenbad allein“. Das eigene Songwriting immer noch ein Stück weiter zu drehen, macht wohl alle großen Bands aus, anders gesagt: Album des Monats. Live in Wien am 2. und 3. Mai 2019 im Gasometer!

Federspiel legen mit "Wolperting" ein neues Album vor: die Band mit Simon Zöchbauer ist spiel- und experimentierfreudig wie immer und so hat hier vieles seinen Platz gefunden - von lateinamerikanischen Stücken bis hin zu einem A-cappella-Stück aus Niederösterreich, zu dem der Autor und Musiker Hubert Weinheimer den Text montiert hat. Federspiel belegen mit "Wolperting" gekonnt, dass sie zurecht beständig mit Weltmusikpreisen ausgezeichnet werden. Der Albumtitel verweist übrigens auf Mischwesen, die seit der Antike bekannt sind, im bayrisch-österreichischen Raum kann ein Wolpertinger zum Beispiel eine Mischung aus Ente und Hase sein. Das passt insofern als Überbau für das Album, als Federspiel auch ein musikalisches Mischwesen sind. Empfehlung!

Bosse in Wien - am 1. Dezember spielt Bosse im WUK und präsentiert dabei seine neue CD "Alles ist jetzt": Bosse zeigt sich dabei wieder als gewiefter Songwriter, der sich auch mit den kleinen Dingen des Lebens beschäftigt - mit der ersten Zigarette etwa. Musikalisch holt Bosse groß aus und liefert Breitwand-Pop mit deutschen Texten. Am Ende wird's ruhiger und da ist auch mal ein Streicherarrangement zu hören und im Schlussstück "Ich bereue nichts" klingt Bosse beinahe wie Herbert Grönemeyer. Hier geht einer beständig seinen Weg, der mit Anfang 20 keine Lust mehr auf Bandgründungen hatte und seither einfach sein eigenes Ding macht; deshalb ist "Alles ist jetzt" auch schon Bosses siebentes Album. Live könnte Martin Wenk von Calexico dabei sein, hingehen! Karten gibt's hier


Walter Salas-Humara hat zwar kubanische Wurzeln, ist aber in den U.S.A. aufgewachen, seine Musik ist daher Teil der internationalen Rockmusik-Community – Salas-Humara macht Indie-Rockmusik mit Latino-Einsprengsel und singt in englischer und spanischer Sprache. Die Musik auf "Walterio" - der Titel ist ein Spitzname des Sängers - hat Kraft, hier dürfen E-Gitarren noch E-Gitarren sein! Am 16. November 2018 gastiert er im Rahmen seiner 11 Konzerte umfassenden Europa-Tournee zum neuen Album mit Band im Fania in Wien. Schönes Album; Konzert besuchen – bang your head y baila!
Und schon zum Vormerken: am Dienstag den 4. Dezember gibt es im Wiener fluc die Lindo Labelnight 2018, mit Hauptact Leo Taschner, der Lieder aus seinem aktuellen Album "Weniger is nix" präsentieren wird - dabei unterstützt von Katie Kern an der Gitarre und supported von Katrin Navessi. . Be there!

Von 10. bis 25. November läuft in Wien das Klezmore Festival und feiert sein 15jähriges Jubiläum! Es ist ein Festival, das sich längst als Brückenbauer zwischen Tradition und Innovation etabliert hat - das Moritz Weiss Trio aus der Steiermark spielt bei der Eröffnung und kann als Beleg dafür angesehen werden. Natürlich sind auch längst etablierte MusikerInnen dabei, so etwa Marwan Abado der gemeinsam mit Klezmer Reloaded am 20. November im Ehrbarsaal auftreten wird. (jpl)

Bosse: "Alles ist jetzt" (7/10)
Element Of Crime: „Schafe, Monster und Mäuse“ (9/10)
Federspiel: "Wolperting" (8/10)
Walter Salas-Humara: "Walterio" (8/10)

Live:
Mi 07.11.2018: Punch Brothers, Konzerthaus, 1030 Wien, 19:30h
Fr 09.11.2018: Frauenmusik, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h u.a.: mit Sigrid Horn
Sa 10.11.2018: CD-Präsentation Buntlied, Zentagasse, 1050 Wien, 18:30h
Sa 10.11.2018: Lorain, KulturRaum Neruda, Margaretenstraße, 1040 Wien, 20h
Sa 10.11 - 25.11.2018: Klezmore Festival in Wien, verschiedene Locations: PROGRAMM
Fr 16.11.2018: Walter Salas-Humara, Fania Live, U-Bahn Bogen Gürtellinie 22-23, 1080 Wien, 20:30h
Mo 19.11.2018: Christian Masser, Joes New Orleans, Bundesstraße 84, 8077 Dörfla
Fr 23.11.2018 u. Sa 24.11.2018: Tribute to Leonard Cohen, 19:30h (Arena Bar), mit Satuo, Laura Rafetseder
Do 29.11.2018: Sundown Ramblers, Weinbar Gemischter Satz, 1190 Wien, 20h
Fr 30.11.2018: Katrin Navessi, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Sa 01.12.2018: Bosse, WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien) 20h
Di 04.12.2018: Labelnight im fluc: Leo Taschner feat. Katie Kern, support: Katrin Navessi, anschl. DJ Rob71 u. DJ Kerido, fluc, Praterstern, 1020 Wien, 20:30h
Mi 05.12.2018: Tina Dico, WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien) 20h
Fr 14.12.2018: Lassos Mariachis, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Fr 21.12.2018: Blinded By Stardust, Chelsea Jahresabschluß, Wien, 20h

02 Oktober, 2018

Hot News 10/2018

Zeit wurde es - nun ein neues Album vom großartigen Norweger Christian Kjellvander: "Wild Hxmans" nimmt den Hörer mit auf eine musikalische Reise, deren Ausgang nicht mehr so klar vorgegeben ist, wie auf früheren Singer-Songwriter-Veröffentlichungen von Kjellvander. Dennoch: immer wieder schimmern schöne Akkordfolgen durch und die E-Gitarren werden schon mal ordentlich in Richtung Anschlag verzerrt - wie einst bei den Psychedelic Furs. Schon das Album-Cover deutet Weite an: zwei Menschen an einem leeren Strand. Kjellvander gibt den Lieder mehr Zeit zur Entwicklung und kommt so folgerichtig mit 7 Stücken aus. Die Strukturen sind offen, das könnte auch live interessant werden. Ein tolles Album, auf das man sich einlassen muss. Oder anders gesagt: Album des Monats.
Endlich ist es soweit: Blinded by Stardust präsentieren ihr Debüt-Album "What life's all about" im B72 - folkige Melodien und der ausdrucksstarke Gesang von Frontman Lukas Cioni machen das Album zu einem starken musikalischen Statement. Live spielt sich die Band sowieso immer die Seele aus dem Leib - Tipp!

Lorain aus den U.S.A. haben vor kurzem ihr Album "Through Frames" veröffentlicht und sind nun auf ausgedehnter Europa-Tour, die sie am 10. November auch nach Wien (Neruda, 1040 Wien) führen wird. Lorain liefern schönen Americana-Pop, mit flirrenden E-Gitarren und da und dort Piano-Klängen. Fein, weil dezent produziert, hier sitzt jedes Rasseln, jedes Tambourin und jede zweite Stimme und jeder Rhythmuswechsel - ein tolles Album, Anspieltipp: "Midwest Red". Am 11.11. auch noch beim Böllerbauer zu sehen.


Eigenartige Geschichte; vor langer Zeit mal ein großartiges Album in die Hände bekommen, dann lange nichts mehr gehört, und jetzt das: "And Nothing Hurt" von Spiritualized! Die latent guten Erwartungen werden erfüllt: wieder liefern Spiritualized feinen, hymnischen Pop, neun Stücke zwischen vier und sieben Minuten lang. Am Cover finden sich statt Wort Punkt-Strich-Kombinationen, die nach Morsealphabet aussehen. Aber wer kann das heute noch entziffern? Was nach außen so wirken könnte, als wäre es aus der Zeit gefallen, birgt in sich dennoch Musik am Puls der Zeit - das kleine Verwirrspiel gelingt. Tolles Album, das die ganz große Geste gekonnt einsetzt.
Zwei Festival-Tipps: von 15. bis 23. Oktober bringt das Salam Orient u.a. Musik aus Libanon, Israel und der Türkei nach Wien, ins Festival integriert ist auch eine Buch-Präsentation des VIDC zur Türkei und ein Kinderprogramm von Marwan Abado.
Und: von 25. November bis 13. Dezember steigt in Wien das Yiddish Culture Festival, eröffnet wird am 25.11. mit "Chanukka – Lichter, Latkes, Lieder", am 09.12.2018 gibt es unter dem Titel "Gefilte Fish" einen Konzertabend mit Lesung, die Abschlussgala am 13. Dezember steigt unter dem Motto "Swingin‘ Chanukka". Hier das ganze Programm

Noch ein Live-Tipp: am 7. November spielen die Punch Brothers im Wiener Konzerthaus: das fünfköpfige Acoustic-Ensemble rund um den Mandolinvirtuosen Chris Thile spielt mit neuem Programm im Wiener Konzerthaus auf: eine Evolution des Bluegrass nannte The Washington Post die Musik der Punch Brothers. Was einst in einem kleinen Club begann, ist nun auf den Bühnen der Weltmetropolen zu hören – unbändige Spielfreude, gepaart mit schier unglaublicher Virtuosität. Hingehen!

Die neue Single von Marianne Faithfull heisst The Gypsy Faerie Queen und läutet mit unverkennbar rauher Stimme das Spätwerk - neues Album erscheint Anfang November, wir werden berichten - von Faithfull ein. Prognose: wird gelingen, Nick Cave ist auch dabei.
https://www.youtube.com/watch?v=cwbCZ5mDZWM (jpl)

Blinded by Stardust: "What life's all about"
Christian Kjellvander: "Wild Hxmans" (10/10)
Lorain: "Through Frames" (8/10)
Spiritualized: "And Nothing Hurt" (9/10)

Live:
Sa 06.10.2018: La Fons: „HIGH ON THE ROCKET“ Video-Präsentation, Veranstaltungspavillon Fabrik, Sonnenallee 37, Seestadt Wien, ab 17h - Video-Präsentation
Sa 13.10.2018: Christian Masser, 20 Uhr Kulturkeller Kalsdorf, Hauptplatz 1, 8401 Kalsdorf
Mo 15.10.-23.10.2018: Salam Orient (Wien, verschiedene Locations wie flex, Sargfabrik)
Fr 19.10.2018: Blinded by Stardust, B72, Gürtelbogen 72, Albumrelease-Show (Wien)
Fr 02.11.2018: Katie Kern (solo), Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Sa 10.11.2018: Lorain, KulturRaum Neruda, Margaretenstraße, 1040 Wien, 20h
Mi 07.11.2018: Punch Brothers «All Ashore», Konzerthaus, Mozart-Saal, 19:30h
Fr 23.11.2018: Tribute to Leonard Cohen, 19:30h (Arena Bar), mit Satuo, Laura Rafetseder
Sa 01.12.2018: Bosse, WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien) 20h
Mi 05.12.2018: Tina Dico, WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien) 20h

16 September, 2018

Hot News 09/2018

Ganz entspannt croonen sich Tony Bennett & Diana Krall durch das Werk von George Gershwin: das beginnt mit „S' Wonderful“, gefolgt von „My one and only“ und geht weiter bis „I've got a crush on you“. Ein Höhepunkt des Albums ist „Nice work if you can get it“ – da kann man mit Arnautovic nur 'shampoo' sagen, denn gute Arbeit haben Bennett und Krall hier jedenfalls geleistet. Bennett ist 19facher Grammy-Gewinner, seine Stimme hat trotz seiner 92 Jahren noch Strahlkraft, kongenial unterstützt wurden Krall & Bennett vom Bill Charlap Trio. Herausgekommen ist somit: das Album des Monats.


Einen mit Rhythmen aufgeladenen Ausflug in die Karibik unternimmt der Putumayo-Sampler “Cuba, Cuba“: der Eröffnungstrack von Soneros de Verdad thematisiert den Buena Vista Social Club, die Soneros der Wahrheit singen, man solle - erst mal in Havanna angekommen - zum Buena Vista gehen. Überraschend fällt Track 3 aus, denn die aus Santiago de Cuba stammende Familienband La Familia Valera Miranda, hat mit 'Caballo Viejo' einen Latino-Klassiker eingespielt. Das Stück stammt ursprünglich aus Venezuela und wurde von Simón Díaz komponiert – hier wurde 'Caballo Viejo' natürlich in ein kubanisches Gewand gepackt. Ein Sampler als Ersatz für einen Kuba-Urlaub!


Wir bleiben im Latino-Sprachraum: Schlicht „Branco“ nennt Cristina Branco ihr neues Album. Obwohl sie zurecht als eine der besten Fado-Sängerin gilt, legt sie das neue Album mehr in Richtung Jazz mit Fado-Elementen an. Die Übung gelingt, denn die herausragende Stimme Brancos ist natürlich die tragende Säule. Diese Dame könnte jedwede Musikrichtung bespielen, es würde stets ein respektables Ergebnis herausgekommen. Insofern ist „Branco“ eine Empfehlung. (jpl)




Tony Bennett & Diana Krall: „Love is here to stay“ (8/10)
Cristina Branco: „Branco“ (7/10)
VA: “Cuba, Cuba“ (8/10)

Live-Tipps:
Di 18.09.2018: Nabil, Theater am Spittelberg, Spittelberggasse 10, 1070 Wien, Albumpräsentation "Relocated" 19:30h
Di 18.09.2018: Erstes Wiener Heimorgelorchester, Radiokulturhaus, Argentinierstr. 30a, 1040 Wien, 20h
Do 20.09.18: Schneida, local, 1190 Wien, 20h
Sa 29.09.18: Blinded by Stardust, Cafe 7Stern (Wien)
Fr 19.10.18: Blinded by Stardust, B72, Gürtelbogen 72, Albumrelease-Show, 20:30 (1080 Wien)

10 August, 2018

Hot News 08/2018

Ein Doppelalbum zum 90. Geburtstag: von Barbara Dane, die hier als grande dame des Folk, Blues und des Jazz kennenlernbar wird. Zu ihrem 85er beschrieb sie der Boston Globe als „one of the true unsung heroes of American music." Dane hat einst mit Leuten wie Earl „Father“ Hines und Benny Carter Songs eingespielt und sich auch politisch nicht zurück gehalten: im Amerika der 1960er-Jahre bedeutete das, eine Haltung gegen den Vietnam-Krieg einzunehmen. Louis Armstrong meinte einst über einen gemeinsamen Auftritt: „Habt ihr die gesehen? Sie ist ein ganz toll!“ Auf der vorliegenden Veröffentlichung, gleichsam eine Werkschau über ein Leben, interpretiert Dane neben vielen eigenen Stücken unter anderem Tommy Dorsey, Woody Guthrie und Gertrud „Ma“ Rainey“ Pridgett und hat sich einst Verstärkung in persona von Leuten wie Lightnin' Hopkins, Doc Watson und Memphis Slim zu den Aufnahmen geholt. Ein tolles Zeitdokument, kurzum: Album des Monats!

Nabil, Solarkreis, Sväng

Einst kursierten in Indonesien Mix-Tapes, die sich zum Beispiel „20 Hot Reggae Mix“ nannten und gerade aktuelle internationale Hits mit einem Reggae-Rhythmus unterlegten und daraus eine schlagerartige musikalische Melange gestalteten – die gar leicht in die Ohren ging und nichts wollte als Spaß zu bereiten. Genauso kann das Album von Solarkreis beschrieben werden: in Richtung Pop hochgepimpte Texte und Schlagermusik. Kostprobe: „Du host des Leb'n inhaliert/ koan Augenblick mehr ohne di mecht i sein“. *gähn* Wem's gefällt.

Ein großes Unternehmen geht Nabil an: Auf „Relocated“ covert er essentielle Songs, vornehmlich von Bob Dylan („Senor“, „North Country Blues“), aber auch von Traffic und Jacques Brel („Port of Amsterdam“). Nabil sieht sich selbst in der Tradition von Hölderlin, der gleichzeitig Dichter und Sänger war und singt selbst mit rauer Stimme, bei der zum Teil Obertöne mitschwingen. Unterstützt wurde Nabil bei der Einspielung der exquisiten Songs von Könnern wie Lukas Lauermann (Cello) und Hannes Wirth (E-Git.) – diese Liedsammlung ist als Vorbote für ein Album mit neuen eigenen Stücken zu hören.
Qualitativ hochwertig sind wieder die Herren von Sväng unterwegs: die Finnen beschäftigen sich mit Tango, folgerichtig heißt das neue Album „Sväng plays tango“. Mit dabei ist auch das Stück „Muista minua“, das zuletzt von der österreich-finnischen Gruppe Satuo rund um die finnische Sängerin Laura Korhonen zu hören war; das Stück stammt von Toivo Kärki und aus dem Jahr 1953. Schön.
Zum 15-Jahresjubiläum gönnt sich die Wiener Band Lost Compadres ein neues Album, das die Stärken der Country-Rocker herausstreicht: gutes Songwriting und schöne Arrangements. Ungewöhlich: nicht nur Gitarrist und Frontman Robert Tauber, sondern auch Schlagzeuger Phlo Kraemmer singen. Wir gratulieren zum Jubiläum und zu einem schönen Album! (jpl)

Barbara Dane: „Hot jazz, cool blues & hard-hitting songs“ (10/10)
Lost Compadres: „15“ (8/10)
Nabil: „Relocated“ (8/10)
Solarkreis: „“ (5/10)
Sväng: „Sväng plays tango“ (8/10)

Live-Tipps:
Di 12.09.2018: No Cash No Hope mit Lost Compadres, Paul Plut u.a., Metropol, 1170 Wien, 20h, Ticket: hier
Blinded by Stardust: Fr 10.08.18 WUK Platzkonzerte 20h (Wien, WUK, Währinger Str. 59)
Sa 29.09.18 Cafe 7Stern (Wien)
Fr 19.10.18 B72, Gürtelbogen 72, Albumrelease-Show (Wien)
Fr 21.12.18 Chelsea Jahresabschluß (Wien)
Laura Rafetseder: Fr., 17.08.2018 @ Cafe Concerto  NO DEPRESSION DJ Line – summer special mit BEATLES Schwerpunkt im Wintergarten (im Keller: Beatles tribute live mit u.a. Laura RAFETSEDER)
Katie Kern: So 19.8.18 11h Schrannenplatz, Gumpoldskirchen, Open Air, Eintritt frei http://www.weinsommer-gumpoldskirchen.at
Schneida: Sa 25.8.18 @ Dorfplatz, St. Andrä-Wördern
Fr 7.9.18: Friedel Gastro, Greifenstein
Do 20.9.18: local, 1190 Wien, 20h
  The Incredible Ramblers: Di 04.09.2018 @ Heureka, Skodag. 17, 1080 Wien, 20h ft. Maggie HASSPACHER (USA), Kontrabass
Christian Masser: So 9.9.18 , 11 Uhr  Herbert´s Stubn, Aufelderweg 24, Feldkirchen/Graz
SA 22.9.18,  17.30 Uhr Mobilitätsfest. Lendplatz, 8020 Graz

17 Juli, 2018

Weinsommer Gumpoldskirchen 2018

Zum 3. Mal findet heuer der „Weinsommer Gumpoldskirchen“ statt: neben kulinarischen Genüssen steht die Musik im Mittelpunkt, es treten u.a. 5/8 in Ehr’n, Ulli Bäer, Wiener Wahnsinn und Skero auf. 11 Konzerte bietet der Weinsommer heuer bei freiem Eintritt am historischen Marktplatz - los geht's am 18. August.




Kurator Thomas Andreas Beck sieht sich wie „ein mutiger Koch, der immer wieder Neues auf den Tisch bringt.“ Der Vergleich passt, denn in Gumpoldskirchen gehen Kulinarik und das abwechslungsreiche Musikprogramm eine stets spannende Symbiose ein: eröffnet wird die Konzertreihe am 18.8. mit Rotgipfler Brass, gefolgt von der mehrfach mit dem Musikpreis Amadeus prämierten Band 5/8 in Ehr’n am 19. August.

Skolka & Katie Kern

Skolka sind jung, voller Energie, und wer ein Konzert dieser Ausnahmetruppe gesehen hat, möchte glauben, Ska und Polka seien im Weinviertel erfunden worden! Skolka kombinieren Gesang, Posaunen, Trompeten, Kontrabass, Gitarren und Trommeln in einer Art und Weise, die es dem Publikum unmöglich macht regungslos zu bleiben und einfach nur zuzuhören. Man hat das Gefühl, die Musik wird vom ganzen Körper aufgenommen und findet sich unweigerlich auf dem Tanzparkett wieder. Das ist das Skolka-Gfüh! Zwei Matinees ergänzen das Programm, am 19. August mit Katie Kern und am 26. August mit Christoph Szabo. (Foto: Holoubek)

„Gumpoldskirchner Weinsommer“ (18. August bis 26. August 2018)
Schrannenplatz, 2352 Gumpoldskirchen
Konzertbeginn: jeweils 20h, Eintritt frei, bei Schlechtwetter wird die Bühne überdacht
Sa 18.8.: Rotgipfler Brass
So 19.8.: 5/8 in Ehr'n, Matinee: 11h: Katie Kern
Mo 20.8.: Sabine Stieger und Max Grubmüller
Di 21.8.: Wiener Wahnsinn
Mi 22.8.: Müßig Gang und Skero
Do 23.8.: Dunkelbunt
Fr 24.8.: Skolka
Sa 25.8.: Denk Trio
So 26.8.: Blues Schrammeln mit Ulli Bäer, Matinee: 11h: Christoph Szabo

>> www.weinsommer-gumpoldskirchen.at

04 Juli, 2018

Hot News 07/2018

Das passiert selten: plötzlich fällt einem ein Album in die Hände, das schlicht herausragend ist. Ciara Sidine legt mit "Unbroken Line" einen Hybrid aus Folk und Country-Music vor (Americana), eine tolle Stimme hat die Sängerin aus Dublin sowieso. Erinnert wegen der raffiniert gemachten Texte, die wohl solche Assoziationen evozieren wollen, an Townes van Zandt oder Johnny Cash. Die sprachlichen Bilder sind eher auf der dunklen Seite des Lebens angesiedelt: "trouble come and find me/ trouble walk me home" etc., aber so schön wie die Orgel dazu weint, hat das viel Tröstliches. Im Schlussstück geht es um einen Vogel, der seine Flügel spreizen soll, um nach Hause zu fliegen. Insgesamt irgendwo zwischen Penelope Houston und Ani DiFranco. Ja, ein Album als Wegbegleiter durch alle Lebenslagen und somit eindeutig: Album des Monats!
Ganz anders gehen es Michaela Rabitsch & Robert Pawlik an: die beiden legen mit "Gimme the groove" ein Jazz-Album mit Weltmusik-Anklängen vor. Das drücken schon die Titel aus: "African Song", "Kashmir" oder "Roboraga" - und tanzbar ist das auch zuweilen, siehe: groove. Das sechste Album der beiden feiert zugleich die ersten 20 Duo-Jahre, wir gratulieren!

Gumpoldskirchner Weinsommer

Zum 3. Mal findet heuer der „Weinsommer Gumpoldskirchen“ statt: neben kulinarischen Genüssen steht die Musik im Mittelpunkt, es treten u.a. 5/8 in Ehr’n, Ulli Bäer, Wiener Wahnsinn und Skero auf. 11 Konzerte bietet der Weinsommer heuer bei freiem Eintritt am historischen Marktplatz. Kurator Thomas Andreas Beck sieht sich wie „ein mutiger Koch, der immer wieder Neues auf den Tisch bringt.“ Der Vergleich passt, denn in Gumpoldskirchen gehen Kulinarik und das abwechslungsreiche Musikprogramm eine stets spannende Symbiose ein: eröffnet wird die Konzertreihe am 18.8. mit Rotgipfler Brass, gefolgt von der mehrfach mit dem Musikpreis Amadeus prämierten Band 5/8 in Ehr’n am 19.8. (Foto: Ulli Bäer/Schönhofer)

70. Geburtstag: Otto Waalkes

Noch ein Jubiläum: der Komiker Otto Waalkes hat rund um seinen 70. Geburtstag im Heyne-Verlag das Buch "Kleinhirn an alle. Die große Otto Biografie" veröffentlicht. Wer eine Lobhudelei oder Namedropping erwartet, wird hier enttäuscht. Denn Waalkes gelingt es nicht nur amüsant aus seinem Leben zu erzählen, sondern seine Erlebnisse in einen Kontext mit der Zeitgeschichte zu setzen. So erfährt man etwa von Ottos erster Band The Rustlers, die Anfang der 1960er Jahre bestanden hat und ein Mal gar support für Ted Herold war. Man erfährt Viel übers Aufwachsen in armen Verhältnissen im Nachkriegsdeutschland, Otto findet sich als Sohn eines Malermeisters im Gymnasium zwischen Arzt- Anwalts- und Beamtensöhnen wieder und durchbricht sozusagen die gesellschaftliche gläserne Decke. Es ist das Deutschland Adenauers und Willie Brandts, das den Kriegsmief hinter sich lassen möchte. Natürlich berichtet Otto auch über seine erste Platte und über das Entstehen von "Otto - der Film". Und immer wieder schreibt er davon, dass ihm der eigene Erfolg ein wenig unheimlich vorgekommen ist. Ein paar Kalauer dürfen natürlich sein, so schreibt Otto über sein Sternzeichen: "Ich bin Krebs. Zum Hummer hat's nicht gereicht." Interessant: immer wieder plaudert Otto aus dem Nähkästchen des Komikers und erzählt, warum ihn etwa Jerry Lewis und Heinz Erhardt geprägt haben. In diesem Sinne: Kleinhirn an alle: hallo Otto! (jpl)

Michaela Rabitsch & Robert Pawlik: "Gimme the groove" (7/10)
Ciara Sidine: "Unbroken Line" (10/10)
Otto Waalkes: "Kleinhirn an alle. Die große Otto Biografie" (9/10)

Live-Tipps:
Fr 13.07.2018: Leo Taschner. Kohleck Festival @Waldzell (OÖ)
Christian Masser
Fr 13.07., 20.00 Bierwerkstatt, Nestelberg 8, 8262 Ilz
Sa 21.07., 19.00 Herberts Stubn, Aufelderweg 24, Feldkirchen b.Graz
Fr 27.07., 20.30 WUK, Währingerstr.59, 1090 Wien
Do 26.07.2018: Laura Rafetseder, Laura @ Cafe Amadeus / im Rahmen von Changeover mit batom / Nadia Baha
31.07.18: Ripoff Raskolnikov, WUK Platzkonzerte Festival (Wien, WUK)
02.08.18: Harlequin's Glance, WUK Platzkonzerte Festival (Wien, WUK)
Lazy Sunday: jeden 2. Sonntag im Monat: Indonesisches Essen, Galerie Nuu, Exnergasse 15, 1090 Wien, 12-16h
Mo 23.7. - 10.8.2018: WUK Platzkonzerte (u.a. mit Ripoff Raskolnikov, Mary Broadcast, Blinded by Stardust, Programm: HIER
Sa 04.8.2018: Lassos Mariachis, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19:30h
Weinsommer Gumpoldskirchen: 18.8. - 26.8.2018: (u.a. mit 5/8 in Ehr'n, Ulli Bäer, Programm: HIER

28 Mai, 2018

Kris Kristofferson live in Österreich!

Im Alter von 81 Jahren macht der Sänger und Schauspieler Kris Kristofferson im Zuge seiner Tour auch in Österreich Station und tritt am 16. Juni in Linz (Posthof) und am 15. Juni in Wien auf - im Rahmen des Jazzfest Wien. Pflicht, schließlich ist der Mann eine Legende und hat einige der besten Country-Songs aller Zeiten geschrieben! Vielleicht gibt es live ja sogar unser Lieblingslied von Kristofferson - "Jody and the kid" aus dem Jahr 1971!


>> www.jazzfest.wien
>> Ticket



Theaterpremiere: „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“

Uraufführung „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“, in der Regie von Martin Gruber, aufmerksam machen: „Der Vorarlberger Theatermacher Martin Gruber, der mit seinem aktionstheater ensemble seit Jahrzehnten zu einem verlässlichen Seismograph gesellschaftspolitischer Verschiebungen und Bruchstellen geworden ist, hat sich mit seiner jüngsten Arbeit tief in die Verunsicherungen und Ängste von Männern gegraben.(Profil, Juni 2018)
Premiere ist am Mi. 13. Juni 20:00 Uhr, die Spielserie dauert bis inkl. So. 17. Juni im Kosmos Theater Wien an

Weitere Termine: Do. 14., Fr. 15., Sa. 16., So. 17. Juni jeweils 20:00 Uhr
im Kosmos Theater Wien (Siebensterngasse 42, 1070 Wien)




Kartenvorverkauf öffentlich: karten@aktionstheater.at | Tel./SMS: +43 (0)664 1524022
www.aktionstheater.at

02 Mai, 2018

Satuo auf "Earned"-Tour 2018

Ab 4. Mai 2018 ist die von Österreich aus agierende Band SATUO auf Europa-Tour - präsentiert wird das aktuelle Album "Earned". "Der Folk, den Satuo erklingen lassen, hat eine sehr eigene Sprache, eine, die auf sehr eigenständige und auch unerhört lässige Art in einer großen musikalischen Vielfalt ihren Ausdruck findet", so schreibt das Online-Magazin mica.at über das aktuelle Album. MusikerInnen aus verschiedenen Ländern Europas (Finnland, Italien, Österreich) sorgen für diese Vielfalt. Los geht die Tour in Südtirol, von dort stammt Fabian Baumgartner, der Banjo-Spieler in der Band.



Bei Satuo begleiten klassisch ausgebildete InstrumentalistInnen die Jazz-Sängerin Laura Korhonen und Punk-Rocker entdecken ihre zarte Seite. Die Band Satuo hat ihren eigenen Sound entwickelt, er wird durch Banjo, Mandoline, singende Säge, Melodika und Elemente des Fingerpickings ausgestaltet.

Konzerte europaweit

Die Band hat inzwischen über 100 Konzerte in elf europäischen Ländern absolviert, darunter ein Auftritt am renommierten Kaustinen Folk MusicFestival in Finnland. Dazu gesellen sich wohlwollende Rezensionen im In- und Ausland (Radio Ö1, Concerto Magazin, Tages- und Wochenzeitungen, Rock ́n ́Reel Magazin UK, usw.)
Von Südtirol bis Deutschland und wieder zurück nach Österreich - mit einem Abstecher nach Venedig - wird die heurige Tour von Satuo reichen. Ein besonderer Auftritt steht am 14. Mai an: wie einst Johnny Cash wird Satuo in einem Gefängnis spielen, aus Saint-Quentin wird Wels. Der Tourabschluss findet am 5. Juni 2018 im Wiener Reigen statt - gute Tour! (jpl)

Rechtzeitig zur Tour gibt es ein neues Video zum Lied "Don't lie to me":

Alle Konzert-Termine:
04/5/2018 Ost West Club, Meran (IT)
05/5/2018 Bahnhof, Andelsbuch (AUT)
14/5/2018 Justizanstalt, Wels (AUT) -> Konzert ist nicht öffentlich, Journalisten bitte um Anfrage!
15/5/2018 Kulturcafé Smaragd, Linz (AUT)
16/5/2018 Kaffeewerk, Passau (AUT)
17/5/2018 Rififi, Innsbruck (AUT)
18/5/2018 Werkstatt, Rimsting (D)
19/5/2018 Shakespeare, Salzburg (AUT)
20/5/2018 Sudwerk, Bozen (IT)
22/5/2018 Mailand/Milano (IT)
23/5/2018 Herr Vincent, Villach (AUT)
24/5/2018 Venedig, Hofkonzert Ausstellungseröffnung (IT)
26/5/2018 Triest, Hofkonzert Ausstellungseröffnung (IT)
01/6/2018 Bergern im Dunkelsteinerwald (AUT)
05/6/2018 Reigen, Wien (AUT)

>> www.satuo.at
>> www.lindo.at

02 April, 2018

Hot News 04/2018

Kris Kristofferson in Österreich!

Im Alter von 81 Jahren macht der Sänger und Schauspieler Kris Kristofferson im Zuge seiner Tour auch in Österreich Station und tritt am 16. Juni in Linz (Posthof) und am 15. Juni in Wien auf - im Rahmen des Jazzfest Wien. Pflicht, schließlich ist der Mann eine Legende und hat einige der besten Country-Songs aller Zeiten geschrieben!

>> www.jazzfest.wien


Kristian Musser und Karl Schwammberger haben ein ungewöhnliches Debüt-Album vorgelegt: Wiener Lied trifft hier auf Elektronik und auf E-Gitarren. Die Themensetzungen streifen das klassische Wienerlied – Stichworte: Wein, Wirtshaus - an, das Lokalkolorit stimmt auch und verweist in Richtung Vorstadt, mit einem Schwerpunkt auf den 15. und 16. Gemeindebezirk. So kommen die Gablenzgasse und der Vogelweidpark vor. Musser & Schwammberger haben den Bogen raus und haben ein fein gearbeitetes Album eingespielt. Auch der Witz stimmt: im Stück „Silberfischerl“ wird das Genre des Wienerliedes auf einer Metaebene besprochen und als der Protagonist ohnmächtig wird, trifft er in einem 'metaphysischen Beisl' diverse Berühmtheiten: das literarische name-dropping geht von Thomas Bernhard und Ernst Jandl bis zu H.C. Artmann, Ingeborg Bachmann, Paul Celan und Werner Schwab. Apropos Celan: dessen Text „Tausend weiße Steine“ hat das kongeniale Duo Musser & Schwammberger ebenfalls vertont. Beachtenswert.

Jean-Marie Eveillard Buch "Value Investing – Mein Weg, meine Erfolge, meine Fehler" sind Memoiren, die in Form eines Finanzbuches daher kommen: es ist ein detailreiches Buch, das auch Eveillards Lehrjahre bei einer großen französischen Bank in New York vor Augen führt – in einer Phase, in der unter Eveillards KollegInnen und Vorgesetzten Value Investing nicht gut angesehen war. Eveillard erzählt subjektiv und mit lockerem Plauderton und so ist das vorliegende Buch eben kein weiteres Finanzbuch, sondern der Lebensbericht eines Mannes, der in der Finanzwelt seinen eigenen Weg gegangen ist und dabei Erfolge wie Misserfolge eingefahren hat – meist jedoch Erfolge; sie haben Eveillard über viele Jahre hindurch zu einem der erfolgreichsten Fondsmanager gemacht.

Die Strottern in der Sargfabrik

Diesmal macht sich das Wienerlied-Duo Die Strottern auf eine Reise in die amerikanischen Berge. Und das Waldviertel. Denn ihre Gäste Wanjo Banjo verbinden traditionelle amerikanische Folk- und Hillbillymusik mit Mundarttexten, die von den rauen Gegenden Niederösterreichs geprägt sind. Gespielt wird mit traditionell amerikanischem Bluegrass- Instrumentarium. Gemeinsam werden sie über die Verbindung von Ottakring mit Ottenschlag und Oklahoma nachdenken, sie werden ihre Sehnsucht nach Neil Young pflegen und nach den Bee Gees und überhaupt... Und wieder können wir uns sicher sein: Es wird schon wieder schön!

Am Montag den 23. April 2018 gibt es im Local ein feines Duo zwischen Americana & Blues – SINNERS & SAINTS (USA/D) – Sinners & Saints sind ein feines Americana Duo aus Charlotte, NC – ihre akustischen, country-infizierten Songs, auch mit einem Schuss Blues versehen, werden erstmals live in Wien zu erleben sein. Musikalisch werden gern die Everly Brothers (wegen der Harmonien) als Vergleich herangezogen, und ein bissl Bluegrass ist auch mit dabei. Live teilte man die Bühne mit Daniel Romano, Robert Earl Keen oder den famosen Shovels & Rope. Mit dem aktuellen Album „On the other side“ geht’s auf ausgedehnte Europa Tour.
facebook.com/event (jpl)

Jean-Marie Eveillard: "Value Investing – Mein Weg, meine Erfolge, meine Fehler" (8/10, Finanzbuchverlag, 178 Seiten)
Musser & Schwammberger: "s/t" (8/10)

Live:
Fr 06.04.2018: Magdalena Piatti, Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h, mit: Sibylle Kefer
So 08.04.2018: Lazy Sunday, Galerie Nuu, Exnergasse 15, 1090 Wien, 12-16h: Vortrag Sumatra
So 08.04.2018: Laura Rafetseder, Quentin / im Rahmen von Changeover mit batom / nadia baha, Kaisergasse 1070 Wien
Di 10.04.2018: Die Strottern, Wanjo Banjo, Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, 19:30h Mi 11.04. - 13.04.2018: Martin Klein, Milla / München
Fr 13.04.2018: Harlequin's Glance, Dakig, Gänserndorf, 20h
Sa 21.04.2018: Martin Klein, Chelsea / Wien

Sa 21.04. - 22.04.2018: "Amaretto" - Theaterstück mit Martina Baumann, Spektakel, Wien 5., Hamburger Straße 14, 19:30h
Sa 28.04.2018: Harlequin's Glance, Littlestage, 1050 Wien, 20h
Sa 28.04.2018: Schneida, Alberts Bücherlager, Wien, 19h

08 März, 2018

Hot News 03/2018

Bernhard Fleischmann präsentiert am 8. März sein aktuelles Album „Stop making fans“ in der Grellen Forelle in Wien. Die Platte beginnt mit viel Pop-Appeal, neben den treibenden Rhythmen kennzeichnen verzierende Melodien die erste Hälfte von „Stop making fans“ an. Die zweite Hälfte geht mehr in Richtung flächige Elektronik und gewinnt dadurch an Eindringlichkeit. Sie könnte für die Fans von früher, die dem Titel folgend nicht mehr gewonnen werden müssen, interessanter sein. Dennoch: das erste Album seit 5 Jahren zeigt Fleischmann ein Mal mehr als Könner der elektronischen Musik.


Einer im Comeback-Modus: frühere Bands von Pete Astor hießen The Loft bzw. The Weather Prophets. Nach einer Veröffentlichung 2016 hat Astor nun ein Album nachgelegt, „One For The Ghost“ knüpft eigentlich direkt an die 1980er-Jahre an: Gitarrenlastige, melodietrunkene Popmusik mit hohem Sympathiefaktor liefert Astor hier ab. Gut produziert, gut gesungen, alles im grünen Bereich. Kurzum: Qualitätsarbeit von einem Musiker, der weiß wie's geht. Man kann Astor nur weitere Schritte zu einem größer angelegten Comeback wünschen.


Das Label Smithsonian Folkways Recordings steht für Veröffentlichungen, die sich mit Traditionen bzw. deren Pflege auseinandersetzen: das gilt auch für das Album "Dom Flemons presents black cowboys". Untertitel: songs from the trails to the rails. Im aufwändig gestalteten 40 Seiten starken Booklet erfährt man, dass im späten 19. Jahrhundert auch Schwarze gen Westen gezogen sind. Dabei hätten rund 5000 dieser ehemaligen Sklaven im Verein mit Mexikanern und Indigenen als Cowboys gearbeitet und dabei auf ihre Arbeitserfahrungen aus der Sklavenzeit zurück gegriffen. Im Westen haben die Schwarzen neben landwirtschaftlichen Berufen wie Erntearbeiter auch als Waldarbeiter und Pelzhändler gearbeitet. Die Lieder auf "Dom Flemons presents black cowboys" sind zum Teil alte, einst von Alan Lomax aufgenommene Stücke: etwa Huddy Ledbetters "Po' Howard/GwineDig A Hole To Put The Devil In", das Flemons neu interpretiert. Oder das Stück "Goodbye Old Paint", das im Jahr 1947 auch Lomax bei seinen musikethnologischen Reisen aufgenommen hat. Zum anderen sind da aber auch Stücke wie der "Steel Pony Blues", den Flemons selbst geschrieben hat und der sich mit dem Leben von Nat Love auseinander setzt: Love, ein ehemaliger Sklave hat nach der Rancharbeit für die Eisenbahn gearbeitet und sich danach als fahrender Musiker kreuz und quer durch die U.S.A. bewegt - seinen Spuren ist Flemons gefolgt und ebenfalls intensiv durch die Staaten gereist. Eine tolle Veröffentlichung für alle, die musikethnologisch interessiert sind. CD des Monats! (jpl)


Pete Astor: "One For The Ghost" (7/10)
Bernhard Fleischmann: „Stop making fans“ (7/10)
Dom Flemons: "Dom Flemons presents black cowboys" (9/10)

Do 08.03.2018: Bernhard Fleischmann, Grelle Forelle, 20h
Fr 09.03.2018: Harlequin's Glance, Arena Bar, Margareten Str. 117, 1050 Wien, 19:30h
Do 15.03.2018: Erstes Wiener Heimorgelorchester, TAG, Gumpendorferstraße 67, 1060 Wien, 20h, mit Lesung: Antonio Fian
Do 22.03.2018: Christian Masser, 20 Uhr, "Christian Masser & die Country-Zombies", Kulturkeller, Weizerstr.19, Gleisdorf
So 01.04.2018: Leo Taschner @ 7Stern (Wien)
Fr 06.04.2018: Magdalena Piatti, Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h, mit: Sibylle Kefer
Fr 13.04.2018: Harlequin's Glance, Dakig, Gänserndorf, 20h

12 Februar, 2018

Hot News 02/2018

Aktuell ist natürlich Krapfen-Zeit – lei genießen! Außerdem ist auch Festivalzeit, am 18.2. beginnt schon das 19. Internationale Akkordeonfestival mit einer Preview-Veranstaltung mit Daniel Kahn und läuft bis 25. März 2018. Außerdem: am 1. März beginnt das Festival "Frauenfilmtage" in Wien.
Neue Musik-Veröffentlichungen: der ursprünglich aus der Steiermark stammende und nun in Wien lebende Musiker Bertram legt mit „Gegen/Licht“ ein vielschichtiges Album vor – Rock und Pop geben einander hier die Hand, die Texte sind in deutscher Sprache gehalten und sind auf der rätselhaften Seite angelegt. Hall, manchmal sogar Verzerrung auf der Stimme, ein Lied bricht mit einem Störgeräusch ab – eine ungewöhnliche Produktion, so gelingt es dem Album den Hörer in einen Bann zu ziehen. Also: die Replay-Taste betätigen.
Ein Buch über Popmusik hat Robert Forster mit „Grant & Ich“ vorgelegt: ein spannendes Buch, das nicht nur die Geschichte seiner Band The Go-Betweens erzählt. Forster nimmt auch das musikalische Umfeld der australischen Band mit und so kommt es zu Begegnungen mit und Geschichten über Orange Juice, Nick Cave, Ed Kuepper oder Teardrop Explodes – Bands mit denen The Go-Betweens einst selbst Konzerte bestritten haben. „Grant & Ich“ ist ein gut geschriebenes pophistorisches Werk, dass Robert Forster als tollen Autor zeigt und nicht nur für Fans von The Go-Betweens geeignet ist.
Vor kurzem hat Gisbert zu Knyphausen sein aktuelles Album „Das Licht dieser Welt“ im WUK vorgestellt – mit sympathischem Understatement, das man auch als Bescheidenheit auslegen könnte. Knyphausen hat den Bogen raus und liefert einige wunderbare Lieder ab, verblüffenderweise klingt er u.a. beim Lied „Sonnige Grüße aus Khao Lak, Thailand“ wie Austropop aus den 1980 oder 1990er Jahren. Stimmige Arrangements und kluge Texte werden hier kombiniert - Album des Monats.

Konzerttipps: Am Freitag den 16.2. spielt die Gitarristin Katie Kern solo im Heureka, in der Skodagasse 17 – nicht verpassen. Und am Donnerstag den 15. März 2018 kommt es im TAG in Wien (Gumpendorfer Str.67, 1060) zu einem Wiederholungstermin – Albumpräsentation von Erstes Wiener Heimorgelorchester. Wieder dabei: Antonio Fian.
Die FrauenFilmTage 2018 finden heuer vom 1. bis 8. März statt. Eröffnung ist schon traditionell im Filmcasino am 1.3. um 20 Uhr. Am 2.3. übersiedeln wir in das charmante Stadtkino im Künstlerhaus. Bereits zum 15. Mal rückt das Festival das weibliche Filmschaffen vor und hinter der Kamera in den Vordergrund. Die diesjährige Blickrichtung liegt auf Filmen aus Lateinamerika. Dort entwickelt sich gerade eine Szene junger Filmemacherinnen mit spannenden neuen Themen, die auf internationalen Festivals für große Beachtung sorgen. Weiters freuen wir uns auf ein Tribut für eine feministische Filmemacherin der ersten Stunde: Ula Stöckl.
>> frauenfilmtage

Bertram: „Gegen/Licht“ (7/10)
Gisbert zu Knyphausen: „Das Licht dieser Welt“ (9/10)
Robert Forster: „Grant & ich“ (9/10)


Mo 12.2.2018: Schneida, Cafe Carina, Wien
Mi 14.2.2018: Ripoff Raskolnikov - A Fernitz, Musikschule (w HansFelber&Bluestones) 08.00 pm
Do 15.2.2018: Christian Masser, 20 Uhr Solo, Marenzikeller, Bahnhofstr.14, Leibnitz
Fr 16.2.2018: Katie Kern, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Ab 18.2.2018: 19. Internationale Akkordeonfestival, Wien
Di 20.2.2018: Alpine Dweller, Sargfabrik, Wien, 20h
Mi 21.2.2018: Tory Sparks, local, 1190 Wien, Heiligenstädter Str. 31, 20h
Do 22.2.2018: Pokey Lafarge, chelsea, 1080 Wien, Gürtelbogen 29-30, 20:30h
Ab 01.03. bis 8.3.2018: Frauenfilmtage, Wien
CD-bestellen

31 Januar, 2018

Akkordeonfestival 2018

Führt man sich vor Augen, dass das Akkordeonfestival heuer bereits zum 19. Mal (!) stattfindet, so manifestiert diese Tatsache auch das eigene Älterwerden. Trotzdem: dieses einzigartige Festival wird seit Jahr und Tag frisch und mutig von Friedl Preisl programmiert und so darf man sich auch heuer wieder auf wunderbare Wochen freuen. Offiziell startet das Akkordeonfestival am 24. Februar – inzwischen haben aber sowohl Preview-Veranstaltungen wie auch ein Ausfransen am Festivalende Tradition.



Los geht es somit schon am 18. Februar mit einem Konzert von Daniel Kahn im Vindobona: Daniel Kahn stammt ursprünglich aus Detroit. Inzwischen in Berlin lebend, war er mit seinem „Verfremdungs-Klezmer“ bereits in früheren Jahren beim Akkordeonfestival zu Gast. Heuer kehrt er mit seiner reaktivierten Band The Painted Bird und neuem Album „The Butcher´s Share“ nach Wien zurück.

Forro-Band aus Italien

Ein weiteres Programmhighlight: Forró Miór (1.3. Sargfabrik) aus Italien beschäftigen sich mit dem brasilianischen Tanz- und Musikstil Forro. Die Band gibt sich dabei aber nicht puristisch, sondern verwendet auch Querverweise zu anderen lateinamerikanischen Musikrichtungen: etwa Cumbia, Milonga, Swing, Samba und Latin-Jazz.

Filmmatinee mit Live-Musik

Nicht versäumen sollten man den finnischen Akkordeonisten Antti Paalanen – er belegt, dass im Rahmen des Akkordeonfestivals immer wieder neue MusikerInnen zu entdecken sind. Auch dafür steht das Festivals seit seiner Gründung: Paalanen nennt sein Akkordeon „Breathbox“ und diesem Instrument entlockt er eine erstaunliche, experimentelle und wagemutige Musik, hypnotisch und genüsslich mit Genres jonglierend. Paalanen ist ein Fan von AC/DC und versucht live ähnlich energetisch zu agieren – überprüfbar am 8. März 2018 in der Sargfabrik.
Auch Stummfilme wird es wieder geben, am 25. März 2018 wird Tino Klissenbauer im Filmcasino live zum Buster Keaton-Klassiker „The Cameraman“: Keatons erster Film für MGM, ein spätes Stummfilm-Meisterwerk. Einmal mehr steht hier das Medium selbst im Mittelpunkt. Keaton als Reporter mit der Kamera, der in einen Bandenkrieg in Chinatown gerät. Weitere Programm-Highlights: Iva Nova (siehe Bild) aus Rumänien am 14. März im Vindobona, Otto Lechner & Sväng am 11. März im Akzent Theater und Dobrek Bistro am 5. März im Orpheum. Insgesamt gilt: heuer kann man die ersten 19 Jahre Akkordeonfestival feiern und sich schon auf das 20-Jahres-Jubiläum im nächsten Jahr vorbereiten! (jpl)

24.2. - 25.3.2018: >> www.akkordeonfestival.at

21 Januar, 2018

Juan Reinaldo Sánchez: Das verborgene Leben des Fidel Castro

Ein brisantes Buch. Juan Reinaldo Sánchez war 17 Jahre lang Leibwächter von Fidel Castro, seine Lebensgeschichte hat er in diesem Bericht festgehalten. Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Fall: auf eine Karriere im Staatsdienst, in deren Rahmen Sánchez an vorderster Front Fidel Castros Leben beschützt und sein eigenes dabei riskiert hat, folgt der Fall. Als Juan Reinaldo Sánchez sein Gesuch auf Rente einreicht, wird er vor ein Militärgericht gestellt und für zwei Jahre in ein mit Kakerlaken und Krankheiten verseuchtes Gefängnis in der Nähe von Havanna gesteckt – Folter inklusive. Doch man kann den nun ehemaligen Geheimdienstler nicht brechen, er kommt nach 2 Jahren frei und schafft im zehnten Versuch die Flucht nach Florida.

Luxusleben des Diktators

Im Buch erzählt er detailliert von seiner Arbeit und seiner Karriere, aber ebenso genau vom luxuriösen Leben des kubanischen Diktators. Castro verfügt über mehrere Jachten, eine Privatinsel, mehrere Anwesen in verschiedenen Provinzen Kubas, kurzum: er regiert Kuba so ähnlich wie ein Großgrundbesitzer seine riesige Finca regieren würde. So ergibt sich insgesamt ein zwiespältiges Bild von Fidel Castro: denn während er einerseits das Zünglein in der Waage in der Weltpolitik spielt und sich in Kriege wie in Angola und Nicaragua einmischt, um die kubanische Revolution schließlich doch in die ganze Welt zu tragen, leidet seine Bevölkerung unter der Mangelwirtschaft und unter flächendeckender Bespitzelung. Während die KubanerInnen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im wahrsten Sinne den Gürtel enger schnallen müssen, gibt Castro allein für einen 5 Tage dauernden Staatsbesuch in Simbabwe 2 Millionen Dollars aus: der Leibwächter, wird mit einem Koffer voll Bargeld voraus geschickt, um Häuser und Autos für den Staatsbesuch zu kaufen.

Sánchez erzählt wie in Ungnade gefallene MitarbeiterInnen des Regimes von Castro eiskalt fallen gelassen werden. Auch ein hoch dekorierter General wird etwa des Drogenhandels bezichtigt und hingerichtet – ein Drogenhandel, der freilich unter Billigung und somit Mitwirkung des kubanischen Regimes von Südamerika über Kuba in die Vereinigten Staaten gelaufen ist. All das erzählt der ehemalige Leibwächter aus erster Hand, sein Bericht wirkt authentisch, zahlreiche Fotos zeigen ihn und Castro bei Staatsbesuchen. Eine Google-Earth-Abbildung von Castros Privatinsel ist ebenso inkludiert.

Militär kontrolliert staatliche Tourismusbetriebe

Ein Buch, das man lesen könnte, bevor man zum Pauschalurlaub in den kubanischen Ort Varadero aufbricht, denn auch dieser sollte zwiespältig gesehen werden: die Strände dort sind zwar wunderschön und die TouristInnen werden mit allem versorgt, was sie brauchen. Doch nur wenige Kilometer entfernt leidet die Bevölkerung auch heute zum Teil an Hunger und wer als PauschaltouristIn kommt, unterstützt letztlich das Regime – denn die staatlichen Tourismusbetriebe, etwa Gaviota, sind der Armee unterstellt. Wohin Gaviotas Gewinne fließen, ist also klar. Der Autor macht mit seinem Buch klar: Fidel Castro hat mit seiner Revolution bestimmt eine positive Wende gewollt. Wie so viele Revolutionäre ist er aber auch mit seiner Revolution gescheitert – über die Revolution möge die Geschichte urteilen, hat Castro einst gesagt. Juan Reinaldo Sánchez erzählt in seinem interessanten Buch einen Teil dieser Geschichte. (jpl)

Juan Reinaldo Sánchez: Das verborgene Leben des Fidel Castro. (Bastei Lübbe: 2015)
>> www.luebbe.de

09 Januar, 2018

Hot News 1/2018

Mit hochkarätigen Veröffentlichungen starten wir ins neue Jahr: Im alten Jahr 2017 hat Son Of The Velvet Rat die CD "Dorado" veröffentlicht, die von diesem Mann produziert worden ist: Joe Henry. Der legt nun selbst ein neues Album vor und "Thrum" ist zum Meisterwerk geraten: Die grundsätzliche Stimmung ist an Folk und Americana ausgerichtet. Hier sitzt jeder Ton, mit jedem weiteren Durchlauf entdeckt man neue Zwischentöne, einen Song herauszuheben fällt schwer, ist das Album doch wie aus einem Guss und schlicht als Gesamtwerk zu genießen. Mit anderen Worten - Album des Monats.


Eine Debüt-CD, die sich beim genaueren Hinhören auch ein wenig als Best-Of-CD wahrnehmen lässt: Hirsch Fisch, das sind Norbert Trummer und Klaus Tschabitzer, die schon in den 1990er-Jahren miteinander Musik gemacht haben - damals nannte man sich im Verbund mit Paul Pfaffenbichler und Dieter Preisl "Scheffenbichler". Und von eben dieser Band sind auch drei Stücke auf dieser neuen CD enthalten: "Des eiskoite Wossa" und "Insekten". Neue Titel wie "Paddelboot", "Die oite Toschn" und "Herr Melancholie" können da mithalten - Hirsch Fisch haben ein sympathisches Debüt-Werk abgeliefert.


Mônica Vasconcelos legt mit „The São Paulo Tapes“ ein überzeugendes Album vor: die Sängerin aus Brasilien swingt gekonnt zwischen Tradition und Jazz und legt ihre schöne, klare Stimme über diese historischen Lieder. Denn wie der Untertitel der CD – Brazilian Resistance Songs – andeutet, stammen die 12 Stücke aus der Zeit der Militärdiktatur, die ab 1964 Brasilien 21 Jahre lang beherrscht und freie Meinungsäußerung unterdrückt hat. Für MusikerInnen galt es damals Kritik zwischen den Zeilen auszudrücken. So kann Vasconcelos aus einem reichen Repertoire schöpfen und interpretiert hier u.a. Lieder von Chico Buarque und Gonzaguinha. Aufgenommen wurde in São Paulo, der Heimatstadt der Sängerin und in London, wo sie inzwischen lebt. Und so passt es, dass auf dem von Robert Wyatt produzierten Album auch Caetano Velosos „London, London“ vertreten ist, das Veloso nach seinem Gefängnisaufenthalt im Exil in England geschrieben hat.

"Der perfekte Moment wird heut verpennt" - diese Ansage für einen gemütlichen Start ins neue Jahr kommt von Max Raabe. Der hat wieder ein kongeniales Team um sich versammelt und 12 feine Lieder gedrechselt. Dieses Mal sind neben Annette Humpe (ja, früher auch bei DÖF) auch die Kollegen von Rosenstolz dabei. Raabe ist charmant, feinsinnig und humorvoll wie immer und so muss man auch dieses Album einfach mögen. Im Laufe des Jahres ist Raabe auch live in Österreich zu sehen. (jpl)




Joe Henry: "Thrum" (9/10)
Hirsch Fisch: "s/t" (8/10)
Max Raabe: "Der perfekte Moment wird heut verpennt" (9/10)
Mônica Vasconcelos: "The São Paulo Tapes. Brazilian Resistance Songs" (8/10)

Live:

Do 11.1.2018: Thomas Andreas Beck, Erlangen (D), Kulturzentrum E-Werk, Fuchsenwiese 1
Fr 12.1.2018: Thomas Andreas Beck, Theaterclub Heppel + Ettlich, Feilitzschstr. 12, München (D)
Fr 12.1.2018: W.i.t.c.h., Local, 20-Jahresfest, 1190 Wien, 20h
Fr 12.1.2018: Anne Dromeda, Blinded by stardust, 7stern, 1070 Wien, 20h
Mi 17.1.2018: Erstes Wiener Heimorgelorchester, CD-Präsentation "Die Letten werden die Esten sein", Tag, Gumpendorferstr. 67, #Esterhazyg., 1060 Wien, 20h, Kartenvorverkauf: HIER
Do 18.1.2018: Katrin Navessi, Cafe Quentin, Kaiserstr. 96, 1070 Wien, 20h
Fr 19.1.2018: Leo Taschner, Eva D´s Wohnzimmer @ 7stern (Wien)
Do 25.1.2018: Gisbert zu Knyphausen, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien
Fr 26.1.2018: Harlequin's Glance, Kultur im Kotter, Kaiser Franz Josef-Straße 2 Groß-Enzersdorf, AT 2301, 20h
Sa 27.1.2018: Novi Sad, Bach, Bachgasse 21, 1160 Wien, 20h, gemeinsam mit Fairway
Sa 03.2.2018: Erstes Wiener Heimorgelorchester, "Die Letten werden die Esten sein", Forum Stadtpark, Stadtpark 1, 8010 Graz, 20h
So 04.2.2018: Christian Masser, 20.30 Uhr, mit "The Mysterious Bluesmen", Thomawirt, Leonardstr. 40, Graz
Fr 16.2.2018: Katie Kern, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h