Die Schweizer Sängerin
Fiona Daniel tritt mit einem neuen Album an: "Backyard" scheint nicht ganz so fragil wie der Vorgänger, betört aber wieder mit zarten Melodien und der schönen Stimme Daniels, dieses Mal ist auch ein Stück auf schweizer-deutsch dabei, das ohne Probleme in Daniels Universum integriert ist. Geschickt verknüpft Daniel elektronische Versatzstücke mit Singer-Songwriting. Wie das live klingt, kann man im Februar auf Österreich-Tour u.a. im Haus der Musik in Wien (19.2.2013, Seilerstätte 30
1010 Wien, 20h) überprüfen.
Ähnliche Ansätze verfolgt
Irmie Vesselsky mit "The Key", das auf dem neuen Label Donauwalzer erscheint: Die Pianisten schreibt ihre ruhigen Lieder - mit einer Textausnahme - selbst, in der Produktion gesellen sich noch Streicher und ein wenig Elektronik dazu. Fast unvermeidbar ruft Vesselsky Assoziationen zu Tori Amos hervor - Unangenehmeres kann jeder Musikerin passieren, somit ist "The Key" ein gutes Werk und möglicherweise der Schlüssel zu weit reichendem Erfolg.
Hermes von FM4 hat alles, was swingt kompiliert und legt vor: "Sehrsupersampler Eins", mit dabei sind etwa Paul Anka, Ray Charles und Brian Ferry, aber auch Jonathan Richman, DelaDap und Götz Alsmann. Dieses Kraut und diese Rüben passen auf eine CD gebündelt gut zusammen, und so gibt Tom Jones mit "Delilah" die Schlussnummer, ein Stück, das auch Tony Wegas - kürzlich als Vorgruppe auf Tour mit Austrofred - solo im Karaoke-Modus zum Besten gab.
Überraschung:
Chris Stamey, ja der von The db's, legt mit "Lovesick Blues" eine neue CD vor. Damit war nicht mehr zu rechnen, sensationeller war nur das Comeback von The Feelies im letzten Jahr. Gleich das Eröffnungsstück "Skin" ist ein Indie-Folk-Ohrwurm, dem noch weitere wie "I wrote this song for you" folgen. Das Album ist akustisch gehalten, Streicher inklusive. Die Chöre und die Melodieführung in "Astronomy" erinnern an The Beatles, während "Anyway" mehr bei den Beach Boys angesiedelt ist. Doch genug der Querverweise: "Lovesick Blues" ist das unaufgeregte, starke Statement eines wunderbaren Songwriters.
Nun zu den Jungs von
Night Beds: Die ergänzen diesen Reigen der Winterplatten mit "Country Sleep" kongenial. Deren Country-Folk-Songs nehmen zwar manchmal Schwung auf, nur um im nächsten Moment wieder die Handbremse anzuziehen. Ein schönes, ein auf das Wesentliche konzentriertes Album, da weinen die Geigen und die Stimmen miteinander. Also: Ab ins Bettchen, und zwar in der Nacht, noch ein wenig Winterschlaf, bald ist ohnehin wieder Frühling.
Die in Rom lebende Singer-Songwriterin
Sylvie Lewis hat vor kurzem Eleni Mandell auf deren Europa-Tour supported, das war ihr erster Auftritt in Österreich. Geboren wurde Lewis in England, sie hat aber ihr halbes Leben anderswo verbracht und in den U.S.A., in Südafrika und Spanien gelebt. Die sparsam gemeinsam mit Richard Swift von The Shins produzierten Lieder, bestechen genau dadurch. Ein guter Song braucht wenig Firlefanz. Zu "The fish and the bird" gibt es übrigens ein bezauberndes
Video) wie ihr Musikmachen begonnen hat, erklärt Lewis mit Österreichbezug und britischem Understatement:
"Als Kind habe ich den Film "The Sound Of Music" gesehen, mit Julie Andrews. und ich habe mir gedacht: Wenn das das Leben einer Nonne ist, möchte ich Nonne werden. Dann habe ich bemerkt, dass mich die Filmmusik interessiert und dass ich irgendwann Kapitän von Trapp treffen und mich in ihn verlieben möchte und so habe ich beschlossen, Musikerin werden zu wollen, als ich ungefähr zehn oder 11 Jahre alt war." Und das war eine gute Entscheidung!
Fiona Daniel: "Backyard" (7/10)
Sylvie Lewis: "It's all true" (8/10)
Night Beds: "Country Sleep" (7/10)
Chris Stamey: "Lovesick Blues" (8/10)
Irmie Vesselsky: "The Key" (7/10)
VA: "Sehrsupersampler Eins" (7/10)