29 Februar, 2016

Hot News März 2016

Ganz von selbst hat sich der Frauenschwerpunkt in diesem Monat ergeben, hier wird es in weiterer Folge unter anderem um neue Alben von Eloui und Sarah Lesch gehen. Dark Folk nennt sich die Richtung, in der Joanna Gemma Auguri unterwegs ist, ihre EP "Green Water" ist vor kurzem erschienen und liefert wohlig-dunkle Töne zum Innehalten. Im April ist Auguri mit Poems For Laila in Deutschland auf Tour - hingehen.
"Früher habe ich mir vorgenommen, politisch zu sein, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das Quatsch ist, weil alles politisch ist", sagt Sarah Lesch nach ihrem Sieg beim Protestsongcontest 2016 im Wiener Rabenhof. Ihr Siegerlied "Testament" ist ein Plädoyer dafür, Kindern ihre Freiheit zu lassen und nicht nur mit dem System, das sich gegen den einzelnen wendet, sondern besser mal gleich gegen den Strom zu schwimmen. Im Herbst 2015 ist Leschs Album "Von Musen und Matrosen" erschienen: Ein leichtfüßiges Album ist es geworden, das PSC-Siegerlied "Testament" ist deshalb nicht ganz repräsentativ für die Liedermacherin, die Franz Josef Degenhardt und Gerhard Schöne zu ihren Vorbildern zählt. Angenehme Sonntagnachmittagmusik, die Akkordwechsel flutschen, sind vielleicht manchmal etwas zu vorhersehbar, gehen dafür umso besser ins Ohr und die Texte entfalten durchaus charmante Momente - wir gratulieren zum PSC-Sieg.
Eines von vier (!) neuen Alben des Singer-Songwriters Boxer John sei an dieser Stelle vorgestellt: "Delirium Tremens", ein Album als Aufarbeitung, auf das Feiern folgt der Entzug und anscheinend auch der Arbeitsschub – schöne Songs versammelt der in Wien lebende britischen Songwriter auf "Delirium Tremens", Folk-Balladen, getragen von diversen Folkinstrumenten wie Fiddle, Banjo, Ukulele und Mandoline. Ein Album, das irgendwie aus der Zeit gefallen ist und langsam seinen Charme entfaltet – zeitlos könnte man auch sagen, zeitlos gut.
'Tanzmusik auf Bestellung' - so lautete der Titel einer etwas verschrobenen Tanzmusiksendung des Regionalradios. Zu Bixica 70 kommt einem diese Sendung sofort in den Sinn, macht die Combo doch instrumentale Stücke, die sich auf ihrer aktuellen CD als Tanzmusik der gehobenen Mittelklasse zeigen – nein, nicht Polka und Walzer, sondern DJ-Beats und Bläsersätze mit kühler Eleganz, zwischen denen doch ab und an eine Disco-Kugel glitzert.
"Tangles And Loose Ends" heisst das aktuelle Album der Wiener Elektronikerin Eloui, das bei EMG erschienen ist. Brutzel-Elektronik wie sie in den 00er-Jahren stapelweise – und oft belanglos – CDs füllte, ist nicht Elouis Sache. Gut so, sie schafft verspielt-minimalistische Stücke - bezaubernd.
Am 27. Februar 2016 war die portugiesische Sängerin Dona Rosa im Rahmen des Akkordeonfestivals in Wien zu Gast und gab im Trio mit Akkordeon, portugiesischer Gitarre und Triangel einen Querschnitt aus ihren bisherigen Alben: Mit ihrer markanten Stimme wusste die blinde Sängerin – während des ersten Sets war die Bühne im Vindobona abgedunkelt – live zu überzeugen. Ebenso gelingt ihr das mit der aktuellen CD "Sou Luz", die wunderschöne Traditionals von Portugal bis Brasilien und Stücke aus ihrem eigenen Umfeld versammelt – Konzert und CD des Monats!
Noch eine Frau zum Abschluss: Die Besteller-Autorin Cecilia Ahern schickt in ihrer fein komponierten Novelle "Der Ghostwriter" den US-Millionär Herman Banks in die englische Provinz, um dort – in aller Ruhe, so ist es geplant – einen Roman zu schreiben. Eine Verstrickung dabei: Das Haus hat früher einem Schriftsteller gehört, den der Millionär verehrt. Während sich das Haus langsam verändert, wächst auf geheimnisvolle Weise das Manuskript zu Banks' Roman, den Cecilia Ahern als eine Erzählebene ausgestaltet. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, ein gelungenes, zum Teil auch spannendes Buch, das Lust auf englisches Landleben macht – und ein Pint im Pub, please! (jpl)



Cecilia Ahern: "Der Ghostwriter" (7/10)
Bixica 70: "s/t" (6/10)
Boxer John: "Delirium Tremens" (8/10)
Dona Rosa: "Sou Luz" (10/10)
Joanna Gemma Auguri: "Green Water" (8/10)
Eloui: "Tangles And Loose Ends" (7/10)
Sarah Lesch: "Von Musen und Matrosen" (7/10)

Live:

Do 03.3.2016: CD-Präsentation, Katie Kern & Angel Creek (with special guests), local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20:30h, alle Termine auf www.katie-kern.net
Fr 04.3.2016: Frauenmusik: Mael Bleiz Trio/Helahoop. Arenabar, Margaretenstraße 117. 1050 Wien, 19:30h
Bis 04.3.2016: Frauenfilmtage 2016, Programm: www.frauenfilmtage.at
Di 08.03.2016: Guro von Germeten, Akzenttheater, 1040 Wien, 20h
Fr 11.3.2016: The Incredible Ramblers, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Do 17.3.2016: Lassos Mariachis, Gschupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien, 20h
Sa 19.3.2016: Son Of The Velvet Rat/ Ocotillo, Schwarzberg, Schwarzenbergplatz 10, 1040 Wien, 20h, https://www.facebook.com/events/1711845095698266/#sthash.VvC4vRFf.dpuf Bis 20.3.2016: 17. Akkordeonfestival, an verschiedenen Locations, Programm: www.akkordeonfestival.at
Mo 28.3.2016: The Godfathers, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 1080 Wien, 21h, www.chelsea.co.at
Do 31.3.2016: Hexvessel, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 1080 Wien, 21h, www.chelsea.co.at

15 Februar, 2016

Hot Februar News 2016

Ein neues Album von Bill Pritchard, damit war nicht unbedingt zu rechnen, aber Pritchard überzeugt mit tollen Songs und einer geradlinigen Produktion in Richtung Singer-Songwriter-Pop. Ich erinnere mich an ein gutes Album aus den 1990er-Jahren, entweder war Pritchard damals seiner Zeit voraus oder er ist seinem Stil einfach treu geblieben. Gut gemacht, Sir, (fast) Album des Monats!
Das liefern nämlich A Life, A Song, A Cigarette ab: "All That Glitters Is Not Gold" beginnt ein wenig wie das Monster-Album von R.E.M., nur um dann die E-Gitarrenwände doch nach und nach abzutragen und in wunderbar kuratierte Indie-Pop-Musik überzuwechseln. Gegen Ende gibt es sogar ein Instrumentalstück, das Klavier wird hier heftig gehämmert und wird überhaupt oft zum zentralen Element der 11 Stücke. Insgesamt ein tolles Album, weniger folkig als früher, mehr indie - sehr gut so. Schlicht: Album des Monats!
Ein Sampler voll mit Musik aus Wien, aufgelegt in Bayern, ist schon mal grundsätzlich lobenswert: Das Eröffnungsstück von "Radio Vienna - Sounds From The 21st Century" geben Worried Man & Worried Boy feat. Der Nino aus Wien, mit "Der schönste Mann von Wien", einem Stück, das einst von der Worried Men Skiffle Group gespielt wurde. Der Text war ein Fundstück und wurde von der legendären Band mit Musik versehen. Fein, dass auch Martin Klein, der sein Debüt auf Lindo Rec. gab, mit zwei Stücken vertreten ist - auch wenn das Booklet mit der Aussage, Klein hätte erst mit den auf das Debüt folgenden Alben Aufmerksamkeit erhalten, nicht ganz richtig ist. Weiters dabei: Willi Landl mit seiner gewohnt jazzigen Version von Pop, 5/8erl in Ehr'n, Schmieds Puls und Fatima Spar, um nur einige zu nennen. So sind die Bands dem Füllhorn der letzten 5 bis 10 Jahren entnommen und der Überblick über diese Phase gelingt als Ausschnitt. Das Cover, auf dem Städtenamen wie Glasgow, Zürich und Rom zu lesen sind, deutet eine Fortsetzung der Serie an - auf St. Petersburg darf man gespannt sein.
Wildfire, das sind Matthew Lowe und Julia Lowe; die beiden bespielen auf kunstvolle Weise das Genre 'Popmusik mit Tiefgang' - versponnene Melodien, die sich so geheimnisvoll geben, wie das puppenhafte Gesicht am Cover. Zweistimmiger Gesang ist Programm, und auch wenn ein Lied mal ein wenig durchstartet, so bleibt es stets auf der ruhigen Seite der Welt, wenn auch nicht ganz so reduziert wie einst Azure Ray - file under 'very good'.
Ein Buch, das Fragen zum wahrscheinlich wichtigsten Thema der heutigen Zeit beantwortet: Flucht. "Einwanderung und Asyl. Die 101 wichtigsten Fragen" von Karl-Heinz Meier-Braun geht etwa der folgenden Frage nach: Kann man den Zahlen zu Einwanderung und Asyl trauen? Die Antwort, Zitat: "Die Migrationszahlen für Deutschland müssen insgesamt relativiert werden. Grundlage sind die Angaben der Meldebehörden. Auch Studenten und Saisonarbeiter tauchen darin auf, was zu Verzerrungen führt." Ein aktuelles Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.

Akkordeonfestival & Frauenfilmtage 2016

Nach dem großartigen Solo-Konzert von Howe Gelb letzte Woche im Haus der Musik, bei dem Gelb ganz locker plauderte und in die Bösendorfer-Tasten griff und dabei den crooner gab, geht es live auch im Februar heiß weiter: Ab dem 20. Februar läuft in Wien das 17. Akkordeonfestival, an dieser Stelle wird noch mehrmals darüber berichtet werden, ein thematischer Schwerpunkt ist heuer der Steiermark gewidmet. Tipp: Nach der Eröffnungsgala am 20. März - mit Belfour und Soulmotion feat. Marko Zivadinovic im Porgy & Bess - spielen z.B. am 23. Februar das Motion Trio im Theater Akzent auf, das Dona Rosa Trio am 27. Februar im Vindobona und Birds Of Vienna am 2. März in der Sargfabrik auf.

Und die Frauenfilmtage beginnen am 25. Februar, eröffnet wird mit dem Streifen "Kaum öffne ich die Augen" im Filmcasino, danach wird das Kino am Spittelberg bespielt - einfach überall hingehen! (pic by cveblar)(jpl)

Live:
Akkordeonfestival 2016: 20. Februar - 20. März 2016, Programm
Frauenfilmtage 2016: 25. Februar - 4. März 2016, www.frauenfilmtage.at
Do 03.03.2016: Katie Kern & Angel Creek: CD-Präsentation: local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20:30h
Fr 11.03.2016: The Incredible Ramlers, "Funny Songs", Heureka, Skodagasse 17, 20h
Do 17.03.2016: Lassos Mariachis, G'schupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien

A Life A Song A Cigarette: "All That Glitters Is Not Gold" (10/10)
Karl-Heinz Meier-Braun: "Einwanderung und Asyl. Die 101 wichtigsten Fragen" (8/10)
Bill Pritchard: "Mother Town Hall" (9/10)
VA: "Radio Vienna - Sounds From The 21st Century" (7/10)
Wildfire: "Keston Cobblers Club" (7/10)

09 Februar, 2016

Howe Gelb & Protestsongcontest in Wien (11.2 & 12.2.2016)

Singer/Songwriter und Multitalent Howe Gelb, Chef von Giant Sand, ist solo zu Gast auf der Bühne im Haus der Musik! Eine Kooperation mit der Vienna Songwriting Association. Das Vorzeigeprojekt von Howe Gelb namens Giant Sand ging über die Jahre hinweg bereits über viele Transformationen und musikalische Variationen, gemeinsam mit den unterschiedlichsten MusikerInnen. Dieses Konzept eines lockeren Kollektivs hatte der Singer/Songwriter auch genau so vorgesehen: “I just liked the idea of having this kind of removed world, this brotherhood—the idea of a band being something more than a front person or dealing with the throes of fame”, berichtet er dem Guardian.


Im Haus der Musik gibt der großartige Howe Gelb einen weitreichenden Auszug aus seinem musikalischen Schaffen - solo, akustisch, unmittelbar und reduziert auf das Wesentliche. Not to be missed!

Protestsongcontest 2016 am 12.2.2016

Am nächsten Tag geht im Wiener Rabenhof das Finale des Protestsongcontests 2016 über die Bühne, mit im Finale dabei ist Laura Rafetseder mit ihrem neuen Song "Beating Hearts" über den sie selbst sagt: "'Beating Hearts' ist ein Song über Solidarisierung in Zeiten der Entsolidarisierung".
Der Song ist ab 12.2. als digitale Single verfügbar und ein Vorgeschmack auf Laura Rafetseders neues Album "swimmers in the arctic sea", das im Herbst 2016 auf Lindo Rec. erscheinen wird.
Am 20. Februar beginnt in Wien das 17. Akkordeonfestival, eröffnet wird mit einer Gala im Porgy & Bess, bei der live zu hören sind: BELOFOUR (AT/RS) und SOULMOTION feat. MARKO ZIVADINOVIC (BA/RS). Schon am Nachmittag des Eröffnungstages gibt es im Österreichisches Volksliedwerk in der Operngasse 6 einen Workshop mit Christian Hartl.

Do 11.2.2016: Howe Gelb (Haus der Musik), 20h, http://www.wien-ticket.at/de/ticket/32634/howe-gelb-haus-der-musik-wien
Fr 12.2.2016: Protestsongcontest (Rabenhof), 20h
Ab 20.2.2016: 17. Akkordeonfestival, Programm: www.akkordeonfestival.at