Klar: Früher
Bob Dylan hat unter Traditionals seinen eigenen Namen geschrieben und die Autorschaft für sich reklamiert. Auf dem aktuellen Dylan-Album "Shadows In The Night" wäre dies nicht möglich, hier covert Dylan doch ganz offiziell einst von Frank Sinatra interpretierte Lieder. Lustigerweise lässt Dylan den von Paul Anka geschriebenen Sinatra-Evergreen "My Way" aus. Für diese Entscheidung haben vermutlich ein halbes Dutzend Major-Label-MitarbeiterInnen einige Sitzungen verschwendet. Schade, genau das hätte den Nicht-Fan interessiert - wie interpretiert Dylan einen Klassiker? Immerhin ist "Lucky Old Sun" mit dabei und funktioniert gut. Dylans Stimme nähert sich im Alter immer mehr den imaginierten verrauchten Bars eines Tom Waits an. So ist es ein croonendes Album geworden, ein Album als Fingerübung eines alten Mannes, der eigentlich schon alles erreicht hat und nur noch aus Lust und Laune weitermacht oder weil er einfach nicht anders kann.
Kontraste schärfen bekanntlich den Blick auf die Welt. Dieser Kontrast könnte kaum schärfer ausfallen: Die
EAV legt nun, gefühlte 30 Jahre nach "Go, Karli Go", ein neues Album vor - "Werwolf-Attacke". Und so viel hat sich seitdem nicht verändert. Noch immer ist das Artwork mit lustigen Zeichnungen geschmückt, noch immer machen Eberhartinger/Spitzer diese lustigen Reime, bei denen sich eben alles reimt. Die spitzerische-spitzbübische Freude, die das Texten möglicherweise noch immer macht - oder ist es auch nur eine Fingerübung, siehe unter: Dylan,
Bob - ist auf CD gepresst freilich nicht so recht zu spüren. Mag sein, dass diese Band stets mehr eine Live- denn eine Studio-Band war. Ebenfalls wie seit jeher gibt sich die Band politisch, in den Texten geht es somit um die Scharia und die Monsters Of Trachtenball (schöner Titel, oderrr Herrr Gaballlier?). Man fragt sich freilich wie kritisch daherkommende Texte mit dem Blödel-Ansatz der Band zusammen gehen soll. Die Frage ist freilich beantwortet: Die EAV und deren zahlreiche Fans werden das wohl wissen und Erfolg gibt schließlich immer Recht. Seit 6. Februar befindet sich die EAV auf einer rund zweieinhalb Monate dauernden Welttournee durch das deutschsprachige Europa.
Ihre erfolgreichsten Zeiten hat
Melissa Etheridge in den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren erlebt. Nun legt sie ein - sicher von wenigen erwartetes - neues Album vor und reiht sich mit "This is M.E." in die Riege damals erfolgreicher Sängerinnen ein, die es noch einmal wissen wollen: Suzanne Vega oder Penelope Houston haben in den letzten Jahren bereits vorgelegt. In einer anders strukturierten Hitparaden-Landschaft würde es Etheridge wieder in die Top 10 schaffen. Hier ist eine Profimusikerin am Werk, die mit diesem Album neue Fans hinzugewinnen könnte.
Ja, es war ein knappes Rennen: Melissa Etheridge ist stark gestartet und hat alles richtig umgesetzt. Normalerweise eine klare Sache. Wäre da nicht die CD "Bones + Longing" der irischen Sängerin
Gemma Hayes - Hayes setzt noch mehr als auf ihrer letzten CD auf eine Mischung aus Pop-Appeal und Versponnenheit, die wunderbar gelingt und einen in ihren Bann zieht. Nicht so zurückgenommen wie Kollegin Björk, aber zu der kommen wir demnächst. Tolle Sängerin, interessante Songs, anders gesagt: Album des Monats!
Der aus Gabun, Westafrika stammenden Sängerin
Razia wurde vom Label
cumbancha eine weltumspannende Produktion verpasst: Aufgenommen wurde in Brooklyn und auf Madagaskar, gemastert in Sydney. Jetzt scheint Razia bereit die Welt zu erobern. Mit ihrer raffinierten Mischung aus afrikanischen Rhythmen und Hooklines, durchsetzt mit chansonartigen Ansätzen, könnte das durchaus gelingen. Einfach auf
replay drücken bzw. in die playlist aufnehmen.
Vier Katzenköpfe am Cover, vier Songs und das Thema ist auch klar: "4 Season" nennt
Kidcat Lo-Fi ihre aktuelle EP. Sympathisch werden hier übliche Positionen gegen das Katzenfell gebürstet: Der Sommer wird nicht gemocht und der Winter geliebt. File under: Indie-Pop mit Vintage-Faktor in Richtung Sixties.
Ruhig geht es der Putumayo-Sampler
"Yoga" an, zur Entspannung somit bestens geeignet, zwischen all den Konzerten der nächsten Wochen. Daher folgen nun die Live-Tipps: Am 26. Februar spielen
Ángela Tröndle und Renate Hornstein im Club Fania, im ersten Teil der Veranstaltungsreihe Lindo Music Night, los geht es um 21h, anschließend legen DJ Rob71 und DJ Kerido auf. Schon am 19.2. spielen
My Darling Clementine in der Sargfabrik und am 21.2. findet im Wiener Rathaus der so genannte
Flüchtlingsball statt. Lindo-Act
Katrin Navessi spielt am Freitag den 27.2. im Heureka, Beginn: 20h.
Auch das 16. Wiener Akkordeonfestival ist bereits im Anmarsch, am 21. Februar geht es los, bis 22. März steht ganz Wien wieder im Zeichen der weißen und schwarzen Tasten! Dieses Mal unter anderem mit dabei: Cathrin Pfeifer, Die Goas, Radio Europa, Die Quetschenweiber, Karl Hodina, Hiss, Birds Of Vienna, Moxie und alte, lieb gewonnene Stammgäste wie Dobrek Bistro und Bratsch aus Frankreich!
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www.akkordeonfestival.at
Alle Live-Termin von Lindo-Acts findet man hier:
Termine (jpl)
Live:
Do 19.2.2015: My Darling Clementine, Sargfabrik, 20h
Sa 21.2.2015: Flüchtlingsball, Wien, Rathaus, 20h
Di 24.2.2015: The Tiger Lillies, Szene Wien, 20h
Do 26.2.2015: Ángela Tröndle und Renate Hornstein, Fania, Gürtelbogen 22+23, 21h, anschl. DJ Rob71, DJ Kerido
Bob Dylan: "Shadows In The Night" (7/10)
Melissa Etheridge: "This is M.E." (9/10)
EAV: "Werwolf-Attacke" (5/10)
Gemma Hayes: "Bones + Longing" (10/10)
Kidcat Lo-Fi: "4 Season" (7/10)
Razia: "Akory" (8/10)
VA: "Yoga" (7/10)