29 Dezember, 2014

Helga Maria Wolf: „Sehnsucht nach dem Alten Wien"

Wann wurde die Votivkirche erbaut?
Wie kam der Biberhaufenweg zu seinem Namen?
Selbst gebürtige Wiener mögen diese Fragen nicht beantworten können.

Das neue Buch von Helga Maria Wolf „Sehnsucht nach dem Alten Wien. Spaziergänge durch eine versunkene Welt“ gibt die Antworten. Unzählige historische Stiche und Fotos zeigen Wien, wie es früher war. Die Bezirke werden der heutigen Nummerierung folgend vorgestellt, so kann jeder über seinen Wohnbezirk nachlesen.

Wiener Wäscheweiber

Die kundige Autorin, die Europäische Ethnologie studiert hat, erklärt wie sich Bezirksgrenzen in den letzten Jahrhunderten verschoben haben bzw. welche Namen früher verwendet wurden, etwa St. Ulrich. Außerdem führt sie urwienerische Typen vor: Schneckenhändlerinnen, Wäscheweiber und Lavendelfrauen.

Klapperpost im 18. Jahrhundert

Im Jahr 1771 hat die Wiener Börse ihren Betrieb aufgenommen und seit 1772 gibt es die so genannte Klapperpost: Mobile Postämter, in Form von Postboten, die Briefe ausgetragen und entgegengenommen haben. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1775 zeigt die historischen Postler, von denen sich die heutige Post in puncto Service durchaus etwas abschauen könnte.

Donau und alte Donauinsel

Mit Regulierungen der Donau wurde im 19. Jahrhundert 3 französische Firmen beauftragt. Dabei wurde auch Gerät verwendet, dass beim Bau des Suezkanals im Einsatz gewesen ist. Ein Foto aus dem Jahr 1875 zeigt die Donau ohne Donauinsel. Ohne der aktuellen Donauinsel muss man korrekterweise sagen. Denn Helga Maria Wolf schreibt auch, dass der Name des Biberhaufenweges auf eine früher bestehende Donauinsel zurückgeht.
So ist „Sehnsucht nach dem Alten Wien“ ein buntes Kaleidoskope, das den Leser immer wieder staunen macht und auf unterhaltsame Weise Wissenswertes über Wien aufbereitet. (jpl)

Helga Maria Wolf: „Sehnsucht nach dem Alten Wien. Spaziergänge durch eine versunkene Welt“ - Pichler Verlag 2014 – (9/10)
http://pichlerverlag.styriabooks.at

18 Dezember, 2014

Hot + New Music 12/2014

last minute Weihnachtsgeschenke - wozu noch Weihnachtsstress? Mit der CD des Erlend Viken Trio kann nichts schief gehen! Keine durchdrehenden Rentiere, ausflippende Weihnachtsmänner vielleicht! Denn das Trio aus dem Norden Europas liefert eine gekonnte Mischung aus Traditionalismen und freien Strukturen. Eines der Stücke auf "Frie Toyler" heisst "Kebabfela" und fusst auf dem Erlebnis, eine Geige in einem Kebabhaus in Oslo zu vergessen. Einzigartig! Wer kann auf diese Erfahrung schon zurück greifen? Die Geige hätte nach dem Aufenthalt im Kebabhaus nicht nur anders gerochen, sondern auch anders geklungen. Insgesamt eine ruhige CD, mit vielen zweistimmigen Instrumentalstücken. Meditativ, großartig.
Einiges Lob hat Stephanie Nilles für ihr Album "Fuck Off Grizzly Bear" bereits eingeheimst, heuer hat sie es auch zwei mal live in Wien, jeweils in der übervollen Sargfabrik, präsentiert. Stück 1 setzt sich kritisch mit social media und der Frage auseinander, warum wir alle bereitwillig etwas über uns selbst posten oder bloggen (sic!). (Das tun wir hier natürlich nicht!). Ein kraftvolles Album, das in der Live-Umsetzung aber überzeugender wirkt. Davon kann man sich beim Akkordeonfestival 2015 wieder überzeugen, da ist Nilles nämlich wieder in Österreich zu Gast.
Zu Weihnachten passt auch die CD "Women In (E)motion" der Black Voices, die vor kurzem in Wien gastiert haben. Die seit 1988 bestehende Acapella-Gruppe überzeugt auf diesem Live-Mitschnitt durch Präsenz und Kraft und covered unter anderem 'Rivers Of Babylon' von Boney M oder den Marley-Klassiker 'Get Up, Stand Up'.
Unter dem Titel "Der Nomade" hat Bruce Chatwins Witwe gemeinsam mit Nicholas Shakespeare Briefe Chatwins im Hanser-Verlag herausgegeben. Chatwin, der am liebsten alle Wege auf dieser Welt zu Fuß gehen wollte, hat so wunderbare Reisebücher wie "In Patagonien" oder "Traumpfade" geschrieben, Bücher in denen sich Fiktion und Realität miteinander vermischen. Die Briefe Chatwins entwerfen mosaikartig das Bild eines Mannes, der Zeit seines Lebens - abseits seiner Bücher - wenig greifbar war. Sorgsam kompiliert und verlegt ist "Der Nomade" ein Pflicht-Weihnachtsgeschenk für alle Chatwin-Afficionados und für jene, die dies noch werden wollen.
Wer sich für Nepal interessiert findet im Buch Alle CDs von Lindo Rec. eignen sich ebenso hervorragend als Weihnachtsgeschenke, zu beziehen hier: http://www.lindo.at/shop.html
In diesem Sinne: Feliz Navidad! ((jpl)

Black Voices: "Women In (E)motion" (6/10)
Bruce Chatwin: "Der Nomade" (10/10)
Erlend Viken Trio: "Frie Toylent" (7/10)
Stephanie Nilles: "Fuck Off Grizzly Bear" (7/10)

28 November, 2014

Habib Koité und Andrea Schroeder in Wien

Nach dem wunderbaren Konzert von Stephanie Nilles & Band in der Sargfabrik am 27. November, stehen die nächsten musikalischen Highlights in Kürze ins Haus: Dazu zählen Habib Koité (Konzerthaus) und Andrea Schroeder (Theater Akzent).

Einmal haben Koité & Kollege Eric Bibb miteinander das Konzerthaus bespielt und für einen unvergesslichen Abend gesorgt. Im November war Eric Bibb solo zu Gast, nun tut es im Koité gleich und kommt am 2. Dezember ins Konzerthaus. Koité wurde in Senegal geboren und lebt zurzeit in Mali, einer musikalischen Hochburg Afrikas. Er bezieht sich in seinen Liedern immer wieder auf seine Herkunft und schreibt seine Texte auf Englisch, Französisch sowie Bamanankan (der Sprache der Bambara). Noch internationaler sind seine eingehenden Rhythmen und die meist sehr entspannte Musik. Das erkannte 2007 auch Bill Gates (bzw. die Microsoft-Programmierer): Die beiden von Koité im Beispielmusikordner beinhalteten Lieder waren vermutlich das Beste an Windows Vista.

Neues Programm in Wien

Eine musikalische Verwandtschaft mit seinem berühmten Landsmann Salif Keïta, in dessen Fußstapfen er sich bewegt, wird durchaus zu hören sein, wenn er bei seinem inzwischen vierten Auftritt im Konzerthaus sein neuestes Programm «Soô» vorstellt. Man darf sich auf Koités Auftritt gleichsam als verfrühtes Weihnachtsgeschenk freuen!

Andrea Schroeder: Berlin - Wien

Das gilt genauso für die von Berlin aus agierende Sängerin Andrea Schroeder, die mit ihren dunkelgrauen Liedern und dem Album "Where The Wild Ocean Ends" im Rennen um das Album des Jahres ganz vorne mit dabei ist - hier war die CD jedenfalls souverän CD des Monats März. Man darf eine intensive Performane mit großartigen Liedern erwarten. Wie hat die Frauenzeitschrift Brigitte richtig über Schröder geschrieben: "Stellen Sie sich eine Mischung aus Nico, Hildegard Knef und Patti Smith vor, und dann stellen Sie sich vor, dass diese Mischung um Klassen besser singt als die drei eben genannten Damen. Phänomenal.“ Einfach hingehen!

>> Habib Koité, Di 2.12.2014, Konzerthaus: www.konzerthaus.at
>> Andrea Schroeder: Mi 10.12.2014: www.akzent.at

26 November, 2014

Stephanie NILLES & The Magic Number (USA) in der Sargfabrik

Diese Dame war heuer schon ein Mal in der Sargfabrik - wir haben über die American Songbirds berichtet. Dabei hat sie zu beeindrucken gewusst und nun kommt Stephanie Nilles mit ihrem eigenen Quartett wieder.



Die Sängerin, Songwriterin und Pianistin Stephanie Nilles ist eine Ausnahmeerscheinung in der dicht bevölkerten Welt des amerikanischen Singer-Songwritertums. Eine Individualistin, die anderes zu bieten hat als das Gros ihrer Kollegen. Als eine der "fesselndsten Jazzpiano- und Loungepunk-Künstlerinnen seit Tom Waits" wurde sie bezeichnet, denn das Zusammentreffen klassischen Jazz-Hipstertums mit aktueller Rebellen-Intellektualität ist bei Stephanie Nilles Programm.

Nilles wächst in der Nähe von Chicago auf, wird zunächst klassische Musikerin, bis sie es satt hat zweihundert Jahre alte Meisterwerke zu perfektionieren, zieht im Alter von 22 Jahren nach New York, taucht dort in die Anti-Folk-Bewegung des East Village ein, trifft auf viele Jazzmusiker und fasst schließlich den Mut, auch eigene Texte zu vertonen.

So findet sie über Poetry Slams und Open Mic Sessions den Weg zurück auf die Bühne. Sie geht auf Tour und lebt dafür. Unterwegs im Auto zu Auftritten in Bars und Clubs, in Wohnzimmern und Coffee Houses - quer durch die Vereinigten Staaten, mittlerweile auch durch Europa. Die unprätentiöse Jazzpoetin ist eine wache Person und ein politischer Mensch, belehren und predigen will sie nicht, anregen und unterhalten hingegen schon. Die Musik ist vielschichtig und von geheimnisvoller Anziehungskraft. Wie ein phosphoreszierendes Nesseltier in tiefer See. Leuchtend schön, doch nicht ohne Gefahrenpotential.

Fred KENNEDY - Schlagzeug
Matt WIGTON - Bass
Stephanie NILLES - Klavier, Gesang
Zach BROCK - Violine

Do 27.11.2014, Sargfabrik, 20h

>> http://www.sargfabrik.at

Lindo Acts live:
Magdalena Piatti, Fr 05.12.2014: WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
The Wichita, Sa 06.12.2014: WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h

Alle Lindo-Termine: hier

02 September, 2014

Hot September News 2014

Nach der großartigen französischen Band Les Yeux d'la Tête beim Wackelsteinfestival 2014 - die übrigens am 26.9. in den Wiener Ost-Klub kommt - gleich noch ein Mal Musik aus dem Land des ehemaligen Fußballweltmeisters: Ohne Französisch zu sprechen wird man aus dem Teil von Les Ogres De Barback nicht ganz schlau, scheint aber für Kinder zu sein - mitsingen ist angesagt. Aufwändig ist das Artwork, die CD kommt eigentlich als Büchlein mit CD daher. Zeit wieder mal nach Paris zu fahren oder im Oktober zum Paris-Vienne-Festival (22. bis 25. Oktober in Wien) zu gehen, u.a. live: Wunderwelt, Mary Broadcast Band, Pabst u.v.a.m.!
Die CD des Monats: Der Sampler "Classic African American Songsters from Smithsonian Folkways". Die Aufnahmen der von Barry Lee Pearson und Jeff Place kompilierten CD reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Ein songster ist an sich einfach jemand der singt, Anfang des letzten Jahrhunderts waren damit insbesondere afro-amerikanische SängerInnen gemeint. Manche der hier versammelten Stücke wurden vom legendären Alan Lomax aufgenommen, so das Eröffnungsstück "Bring It On Down To My House" von Warren Williams (1935). "Alabama Bound" von Little Brother Montgomery wurde dagegen erst im Jahre 1960 aufgezeichnet. So ist diese Veröffentlichung schlicht ein mehrere Jahrzehnte durchstreifendes historisches Dokument, das zeigt, dass afro-amerikanisch nicht notwendig Blues bedeutet - CD des Monats.
Ab nach Brasilien - nach der WM ist vor der WM: Maria Bethania liefert mit "Meus Quintais" das einundfünfzigste (!) Album ihrer beinahe 50 Jahre währenden Karriere. Unpackbar! Das Album klingt so unaufgeregt, konzentriert und frisch, als würde die grande dame ihr drittes oder viertes Album veröffentlichen. Respekt! Die Mischung und die Rhythmen stimmen, zwischen den ruhigen Akustik-Balladen streut Bethania mal einen Samba ein und swingt ganz locker. Mit dem Stück "Povos Do Brasil" weist die Sängerin auf die indigenen Völker Brasiliens hin, die sie der Reihe nach aufzählt. 'Das sind die Völker Brasiliens, das ist unser kultureller Hintergrund', singt Bethania. Die Produktion ist dezent und intensiv, insgesamt ein tolles Album, auf dem jedes einzelne Lied zu funkeln weiß. Somit: Ex aequo CD des Monats!
In eine ähnliche Richtung - allerdings völlig anders aufgelöst - verweist "Camburi" von Jagun: Die deutsche Jazz-Sängerin eröffnet ihr Album mit brasilianischen Rhythmen, allerdings nicht zurückgenommen wie Bethania, sondern mit Big-Band-Sound. Jagun vermag - inspiriert von afrikanischer Rhythmik einen eigenen Sound zu kreieren und so kann man sich auch ihrem Album nur schwer entziehen. Die Stücke kommen in portugiesischer, spanischer und englischer Sprache daher - gut gemacht, funktioniert vermutlich auch live gut, siehe Konzerttipps unten.
Von Deutschland nach Spanien hat es den Gitarristen Rainer Seiferth verschlagen, er nennt sein Kollektiv Solano: "Viento Adentro" ist eine Sammlung von eigenen Stücke, durchsetzt mit ein paar Traditionals. Seiferth greift hier auch in die Saiten einer vihuela und einer guitarra espanola. Die mittels crowdfunding finanzierte CD besticht durch klaren Sound und die vermittelte Leichtigkeit. Entspannte Nachmittage sind mit dieser Musik garantiert!
Selten gibt es Veröffentlichungen, die total überraschen: Dieser Coup gelingt der Akkordeonistin Guro von Germeten. Auf "Come Stand Before Me" präsentiert sie eine Mischung aus Chanson und Tom-Waits-artig rumpelnden Stücken und erzeugt vom ersten Stück an eine eigene Stimmung und Magie. Wunderbar!
Abschließend kehren wir wieder zurück nach Österreich und zum neuen Projekt von Gitarrist Chris Janka: Das Trio Blueblut besteht außer Janka noch aus der Theramin-Spielerin Pamela Kurstin und Mark Holub an Drums und Perkussion. Es war damit zu rechnen, dass dies keine leichte Kost sein würde: "Hurts so gut" ist auf der experimentellen Seite angesiedelt, manchmal blitzen Songstrukturen durch, aber nicht allzu oft. Wer bereit ist zuzuhören, kann mit Blueblut auf eine verwegene musikalische Entdeckungsreise gehen. Als Gast ist Willi Landl bei einem Stück dabei und - wie zur Versöhnung - klingt das letzte Stücke wie Musik aus der Spieldose. Anhören! (jpl)

Maria Bethania: "Meus Quintais" (10/10)
Blueblut: "Hurts so gut" (8/10)
Jagun: "Camburi" (7/10)
Les Ogres De Barback: "La Pittoresque Histoire de Pitt Ocha" (7/10)
Solano: "Viento Adentro" (7/10)
VA: "Classic African American Songsters from Smithsonian Folkways" (10/10)
Guro von Germeten: "Come Stand Before Me" (9/10)

Live-Tipps September 2014:
Jagun on Tour
Di 02.09.2014: DJ Othmar L, Cafe Concerto, 1160 Wien, 20:30h
Do 04.09.2014: Lassos Mariachis, Cafe Carina, U6-Station Josefstädterstr., 20:30h
Fr 05.09.2014: DJ Kerido, Cafe Concerto, 1160 Wien, 20:30h
Di 16.09.2014: Heraus-forderung Mensch -sein, Theater Rampenlicht, Mitterberg. 15, 1180 Wien 19:30h
Do 18.09.-Sa 20.09.2014: Americana Fest, WUK, 18.9.-21.9.2014
Di 30.09.2014:CD-Präsentation: Magdalena Piatti, Local, 1190 Wien, 21h

alle Lindo-Rec.-Artists live: Termine hier

Paris-Vienne-Festival (22. bis 25. Oktober in Wien): Link: Info hier

29 August, 2014

Magdalena Piatti: "Wish You Were Here" @ soundcloud

Dienstag 30.09.2014: CD-Präsentation, local, 1190 Wien: Magdalena Piatti & Band: "Soulmates"

„Weniger elegisch als Tori Amos und nicht so karg wie Suzanne Vega“ , schrieb das österreichische Musikmagazin skug 2011 über Magdalena Piattis Debüt - CD „Broken Wings“. Jetzt legt die Sängerin nach und präsentiert mit „Soulmates“ ihr zweites Album. „Jedes L ied darauf habe ich für einen soulmate geschrieben, einen Seelenverwandten“, sagt Piatti. Seelenverwandte sind Menschen, zu denen die Singer - Songwriterin eine Verbindung spürt – wie zu alten Bekannten, die man von früher kennt und plötzlich wieder trifft. Einige dieser Begegnung en sind auf Reisen passiert, unterwegs in Südamerika. Dort hat Piatti inzwischen auch schon live gespielt. So verwundert es nicht, dass das Album auch ein Lie d in spanischer Sprache enthält, „Nieve“ : „ Ein Teil von mir hat eine starke Verbindung mit Südamerika, deshalb habe ich mir gedacht, dass dieses Lied auf die neue CD muss.“ Anders als am Debüt - Album , das durch die verträumten Streicher geprägt war, agieren nun Christian Paul (Git.) und Rafael Kraus (drums) und sor gen für einen kl aren Pop - Sound. Auch in der Umstrukturierung der Band ist die sensible Sängerin ihrem Gefühl, dass sich etwas ändern muss, gefolgt: „Die Band war bei den Aufnahmen zu ‚ Soulmates ‘ mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Klavier besetzt . Im Vergleich zum ersten Al bum sind die Lieder jetzt viel poppiger.“ Magdalena Piattis musikalische Reise, die 2003 mit ersten Auftritten begonnen hat, geht weiter. Gute Fahrt!

>> www.magdalenapiatti.com

05 August, 2014

Hot August News 2014

Putumayo kehrt zu seinen Wurzeln zurück: Der Sampler "Music Of The Andes" versammelt einige Latino-Klassiker wie "Caballo Viejo" oder "El Condor Pasa", auf traditionelle Weise spielen u.a. Suni Paz (Argentinien), Punto Nazca (Bolivien) oder Marta Gómez (Kolumbien) auf, Gómez war auch schon auf der Putumayo-Kompilation "Latin Dreamland" vertreten. Empfehlung, für Freunde traditioneller Rhythmen und Melodien! Ein Prozent der Verkaufserlöse geht übrigens an die Whole Planet Foundation - somit: Musikhören für einen guten Zweck.
Gleichsam neues Land wird mit dem Sampler "Australia" betreten: Die versammelten Lieder zeigen die kulturelle Bandbreite eines jungen Landes: Los geht es mit einem Reggae, gefolgt von einem Blues. Traditionelle Musik darf natürlich nicht fehlen, wenig später fühlt man sich nach Lateinamerika versetzt. "Australia" ist eine Annäherung an einen Kontinent, der immer wieder sehr erfolgreiche Bands hervorgebracht hat, man denke nur an The Go-Betweens, Nick Cave & The Bad Seeds, The Church oder INXS. So darf hier das Stück "Down Under", hier in der Version von Colin Hay, das prototypisch für Australien steht, nicht fehlen. Dasselbe gilt natürlich für "Waltzing Matilda", das hier in einer freundlich produzierten easy-listening-Version daher kommt. Nice, buddies!
Ebenso traditionell zeigen sich Thad Beckman und Danny Montgomery, auf "When The Sun Goes Down" versammeln sie 11 Bluesnummern, teils schnörkellos, teils verspielt. Ein geradliniges Werk, insgesamt. Das Titelstück erweist sich dabei als Ohrwurm, den man am besten einfach hineinlässt! Thad Beckman war vor kurzem solo im Wiener Local zu Gast und kann als Geheimtipp bezeichnet werden: Witzige Text werden von ihm mit souveräner Live-Umsetzung untermauert - und hinterließen im Local ein begeistertes Publikum. Tipp: Nicht verpassen, wenn dieser Mann wieder nach Österreich kommt!
Somit sind wir in Nord-Amerika gelandet: Hausmannskost wird auf "Americana geboten. Dass die Wurzeln traditioneller US-amerikanischer Musik u.a. auf irische und schottische SiedlerInnen zurück geht, die im neunzehnten Jahrhundert in die neue Welt gekommen sind, zeigen die meisten der versammelten Tracks. Eine weitere Wurzel ist alles, was mit den SklavInnen aus Afrika in die neue Welt gekommen ist. Eine weitere thematische Erweiterung deutet das Schlusstück an: Mit "Sweet Tequila Blues" verbinden Chip Taylor & Carrie Rodriguez latino- und afro-amerikanische Welten miteinander. Wunderbare Ohrwürmer sind etwa "Down The Mountain" von RobinElla oder "Sing To The Mountain" von Elephant Revival; allgemein geben Fiddle und Banjo die Richtung vor. Ausschließlich VertreterInnen aus US-Amerika haben es auf diesen Sampler geschafft, inzwischen gibt es freilich weltweit MusikerInnen, die sich mit Americana als Genre auseinandersetzen - aber das wäre ein Konzept für einen weiteren Themen-Sampler.
Aynur ist eine der bekanntesten kurdischen Sängerinnen, der Titel ihres neues Album - "Hevra - together" - ist programmatisch: Die CD ist eine weltumspannende Produktion, aufgenommen und gemischt wurde in Madrid und Boston, die Fotografin des Covers stammt aus Amsterdam. Bei aller kurdischer Tradition, singt Aynur im Stück "Urmia" auch einige Zeilen in spanischer Sprache, das liegt wahrscheinlich an der internationalen Besetzung ihrer Band, Javier Limon hat einen spanischen Background. Auch wenn sich die Texte inhaltlich nicht erschließen, Aynurs Meisterschaft ist sofort zu erkennen, somit ist "Hevra - together" die CD des Monats. (jpl)

Aynur: "Hevra - together" (10/10)
Thad Beckman & Danny Montgomery: "When The Sun Goes Down" (8/10)
VA: "Americana" (8/10)
VA: "Australia" (9/10)
VA: "Music Of The Andes" (8/10)

Live-Tipps:
Di 05.08.2014: Duo Kaleidoscope, WUK, 20:30h
Mi 06.08.2014: Nils, WUK, 20:30h
Sa 09.08.2014: Christian Masser, 20h Luigis Musicclub, Ilz STMK
Mi 13.08.2014: Ripoff Raskolnikov, HU - Budapest, Kobuci Kert (with band), 08.00 pm
Fr 15.08.2014: Gottfried Gfrerer & Mika Vember, WUK, 20:30h
Sa 30.08.2014: Laura Rafetseder, Wien, Volksstimmefest (tba)
Sa 30.08.2014: Magdalena Piatti, Bregenz, Veganmania (tba)
Do 04.09.2014: Lassos Mariachis, Cafe Carina, U6-Station Josefstädterstr., 20:30h

Alle Lindo-Rec.-Artists live: Link

04 Juli, 2014

Hot Juli News 2014

Ordentlich poltern lässt es die von Wien aus agierende Band Mopedrock auf ihrem neuen Album "Virage": Das ist Garagenrock vom Feinsten. Und die französischen Texte (dieses Mal sind allerdings sogar zwei englisch-sprachige Stücke dabei) vermitteln ein bisschen Urlaubsfeeling und lassen einen von einem frischen Croissant an der Seine träumen. Ah, qui!
Graz, California: Ein Live-Album liefert Son Of The Velvet Rat ab, das mit einem tollen Live-Set am Freitag den 20. Juni in der Roten Bar des Volkstheater präsentiert worden ist. Dabei gab sich die Band ungewohnt rockig, die ruhigen Jahre von Alben wie "Red Chamber Music" scheinen vorbei zu sein. Aufgezeichnet wurde "Live Tape" letztes Jahr im Wiener Porgy & Bess und es vermittelt die Kraft, zu der die tolle Band um Georg Altziebler zurzeit fähig ist - gute Scheibe.
Lieder von Tom Waits, interpretiert von einer Jazzerin? Kann das gut gehen? Es kann! Sogar sehr gut, dafür liefert Rebekka Bakken mit "Little Drop Of Poison" den eindrucksvollen Beweis. Das Titelstück perlt wunderbar dahin und die eigenwillige Stimme Bakkens passt gut zu den 18 Waits-Stücken. Vertreten sind zum Beispiel "Downtown", "Hang On St. Christopher" sowie "Time" oder "Yesterday Is Here" und eher nicht zu Erwartendes wie das verstörende "What's He Building?" Klare Sache: CD des Monats!
Bakkens Labelkollegin Sarah McLachlan pop-rockt auf "Shine On" brav dahin, was anfänglich durchaus sympathisch und gut gemacht rüber kommt, verliert mit Fortdauer immer mehr an Substanz. Somit: Ein durchschnittliches Mainstream-Album, immerhin.
Da landet einer vor 25 Jahren ein erfolgreiches Bandprojekt und liefert jetzt eine Nachschau: Nikolai Tomas "Sings Poems For Laila", für die Fans von früher, die sich über ein Sammlerstück freuen könnten und als Visitenkarte für die nächsten Generationen, die von der Band Poems For Laila noch nie etwas gehört haben. Die Werkschau fällt persönlich aus, akustische Stücke in deutscher (textlich an der Schmerzgrenze angesiedelt) und englischer Sprache und ein gesprochenes Stück ist auch dabei, das eher anstrengend ausfällt. Fazit: Für Fans von früher und Sammler wohl ein Muss. Für andere Durchschnitt.
Von 15. Juli bis 15. August finden im WUK zum neunten Mal die WUK Platzkonzerte statt, live u.a. Duo Kaleidoscope mit seiner Mischung aus englischsprachigen Folksongs und deutschsprachigen Dialektliedern, Boxer John u.v.a.m., siehe Live Tipps. (jpl)

Rebekka Bakken: "Little Drop Of Poison" (10/10)
Mopedrock: "Virage" (8/10)
Sarah McLachlan: "Shine On" (5/10)
Son Of The Velvet Rat: "Live Tape" (7/10)
Nikolai Tomas: "Sings Poems For Laila" (5/10)

Live-Tipps:
Fr 04.07.2014: Laura Rafetseder, Heureka, Skodagasse 17/1, 1080 Wien, 20h
WUK Platzkonzerte Di 15.7. - Fr 15.8.2014: jew. Di-Fr, 20:30h, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, u.a.:
Mi 16.07.2014: Schneida
Di 22.07.2014: Magdalena Piatti, CD-Pre-Release-Show: "Soulmates"
Do 24.07.2014: Ripoff Raskolnikov
Fr 01.08.2014: Christian Masser
Di 05.08.2014: Duo Kaleidoscope
Mi 06.08.2014: Underdog (I)
Do 14.08.2014: pauT
Fr 15.08.2014: Gottfried Gfrerer & Mika Vember
Fr 18.07.2014 - So 20.07.2014: Wackelsteinfestival 2014

11 Juni, 2014

Hot News Juni 2014

Der Norweger Kyrre Kvam lebt in Wien und liefert mit "2508" sein zurückhaltendes Debüt: Trotz Reduktion gelingt es ihm nicht immer, die erhoffte Intensität zu erzeugen. Eine Scheibe für die ruhigen, beschaulichen Momente im Sommer.
Mit der Sängerin Liv ist der im Mai begonnene Norwegen-Schwerpunkt hiermit abgeschlossen: Sie liefert auf "Build My Own World" sympathische, verspielte Pop-Stücke, die eher auf der nachdenklichen Seite angesiedelt sind. "No Inbetween" ist ein großartiger Ohrwurm mit Folk-Ansätzen. Liv hat übrigens Geige studiert Insgesamt hat sie die CD sehr abwechslungsreich und selbst produziert: Da mal eine Violine, hier mal ein Piano, dort mal ein wenig Elektronik oder ein Chor - kurzum: "Build My Own World" ist dank dieser wunderbaren Arrangements beinahe die CD des Monats.
Ebenfalls einen Ohrwurm liefert der österreichische Musiker Egon Erger ab: "Grim" stammt aus Ergers Feder und wurde von Martin Fugger kongenial produziert. Am Mittwoch den 2. Juli tritt Erger übrigens im Wiener Cafe Carina (U6 Josefstädterstraße, 21h) auf, gemeinsam mit The Wichita. Und gleich noch eine Live-Tipp: Im Rahmen des Jazzfest Wien tritt am 5. Juli Sinead O'Connor auf! Hingehen!
Seit der CD "Schwunder" bin ich bekennender Fan von Der Nino aus Wien. Die Band um Nino Mandl legt nun gleich zwei Alben nach, "Träume" und "Bäume". Sie belegen, dass Nino einfach macht, was ihm Spaß macht, ohne sich anzubiedern (siehe Hidden Track auf "Träume") Seine Version von Austropop funktioniert für hartgesottene Ambros-Fans wohl nicht, die Texte sind zwischen genial und schwach angesiedelt ist, aber das macht nichts, denn wie heißt es: Wo Licht ist, ist auch Schatten - die lichten Momente überwiegen aber. Musikalisch lässt die Band, mit pauT am Bass, ohnehin nichts abrennen, der Bassist agiert auch als Sänger. Wenn gerappt wird, wirkt das eher komisch, dennoch: Ganz kann man sich diesem jungen Songwriter nicht entziehen und frei nach Reich-Ranicki ist jeder, der "A großes Werk" ((c) Ambros) vollbracht hat, ein großer Künstler. Man kann dem Nino nur wünschen, dass seine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn noch eine Weile gut geht und dass er von jenen, die ihn jetzt hochjubeln, nicht zu unsanft fallen gelassen wird.
"Honeymoon Blues" ist der jüngste Release von Ash My Love, die letztes Jahr eine Vinyl-Single veröffentlicht haben. Ash My Love lassen es ordentlich krachen und scheppern und kreieren einen kraftvollen Vintage-Sound. Acht Tracks bringen Ursula Winterauer und Andreas Dauböck in knapp 21 Minuten unter, die Botschaften sind daher knapp und prägnant: "Can't you see, what you've done to me?, heisst es im Stück "Lonesome Me" - Romantik sieht anders aus, der Blues im Titel ist Programm. Die Band selbst bezieht sich folgerichtig auf den Delta Blues der US-Südstaaten und das spärliche Werk von Robert Johnson. Der Kollegin von FM4, die Robert Johnson nicht kannte, sei mit den Worten eines berühmten Österreichers gesagt: "Lernen Sie Geschichte, Frau Redakteurin!" Und wenn das erledigt ist: "Hören Sie Ash My Love!"
Eine internationale Kooperation: Die CD "Faya" von Joe Driscoll & Sekou Kouyate ist in der Serie Cumbancha Discovery erschienen und zeigt eine internationale Musikmelange aus Reggae, Afro-Pop und allem, was Spaß macht. Alle Stücke stammen von Driscoll und Kouyate, abschließend gibt es einen Remix von Gentlemen. Durch ihre Internationalität eignet sich die CD durchaus als Soundtrack zur Fußball-WM. Die Rhythmen fliessen wunderbar hin, auch der politische Ansatz ist da, das Stück Passport beginnt mit der Frage: Wie lange wollen Sie in den Vereinigten Staaten bleiben? "Faya" ist schlicht CD des Monats!
Jetzt aber: WM-Fieber, dabei nicht darauf vergessen, dass Fußball mehr ist als die FIFA, z.b.: www.nossojogo.at (jpl)

Ash My Love: "Honeymoon Blues" (8/10)
Der Nino aus Wien: "Bäume" (7/10)
Der Nino aus Wien: "Träume" (7/10)
Joe Driscoll & Sekou Kouyate: "Faya" (9/10)
Egon Erger: "Grim" (Single 8/10)
Kyrre Kvam: "2508" (5/10)
Liv: "Build My Own World" (8/10)

Livetipps:
Mi 18.06.2014: DJ Kerido, Cafe Concerto, Lerchenfelder Gürtel 53, 1160 Wien, 20:30h
Fr 20.06.2014: Nils, Heureka, Skodagasse 17/1, 1080 Wien, 20:00h
Fr 20.06.2014: Son Of The Velvet Rat, Volkstheater Wien, Rote Bar, 22:30h
Sa 21.06.2014: Christian Masser, Kultur im Glanz, Bruck/Mur, 20h
Di 24.06.2014: Harlequin's Glance & remasuri, Theater am Spittelberg, Spittelbergg. 10, 1070 Wien, 19:30h
Mi 02.07.2014: The Wichita, Egon Erger, Cafe Carina, U6 Station Josefstädterstr., 1080 Wien, 21h
Fr 04.07.2014: Laura Rafetseder, Heureka, Skodagasse 17/1, 1080 Wien, 20h
Sa 05.07.2014: Sinead O'Connor, Staatsoper, 19:30h, Jazzfest Wien

09 Mai, 2014

Thomas Andreas Becks Muttertag-Single und Nowhere Train und Dana Tupinambá live

Austropop-Nummer „Große Mutter“ als YouTube-Hit

Mehr als 15.000 Klicks in 10 Tagen: „Große Mutter“, die neue Single von Thomas Andreas Beck, rockt zum Muttertag YouTube. „Das Lied ist eine Hommage an meine Großmutter und eine Hymne an alle Mütter“, sagt Beck. Der Musik-Clip ist unter der Regie des Salzburger Filmemachers Antal Brugger entstanden, er hat bereits den Konzertfilm „Knistern“ produziert, der zurzeit im Wiener Top-Kino zu sehen ist. In Kürze spielt Thomas Andreas Beck live beim Donauinselfest, Europas größtem Musikfestival: Am Samstag den 28. Juni 2014, 17:00 Uhr.

Video "Große Mutter": youtube

Single: iTunes

Schon am 16.5. live in Wien: Dana Tupinambá

Dana Tupinambás Songs und Kompositionen (aktuelles Album: Leaf) entführen die ZuhörerInnen in eine Landschaft der gefühlvollen, verspielt-fröhlichen und atmosphärisch-meditativen Klangfarben. Die musikalischen Wurzeln ihrer Musik kann man in Música Popular Brasileira, Psychedelic Folk und Folk Baroque sowie in Jazz, Rock und Klassik finden. Dana schreibt ihre Lieder in Portugiesisch und Englisch. Mit ihrer zarten Stimme, die sie oft auch als Musikinstrument verwendet und mit ihrem warmen Gitarrenspiel erzählt sie Geschichten, die sich auch rein intuitiv verstehen lassen. Ein Abend voller Poesie und Lyrik steht bevor!

5 Jahre Nowhere Train, 12.5. Stadtsaal

Ein Zug ins Nirgendwo feiert Jubiläum. Fünf Jahre ist der Nowhere Train bereits unterwegs. Direkt in die Herzen der Menschen. Aus dem interdisziplinären Kunstprojekt ist mittlerweile - zur aufrichtigen Überraschung aller Beteiligten - eine höchstoffizielle Band geworden. Warum? Wozu noch eine Band? Nun ja, wenn man als Performer durch einen haarsträubenden Zufall in die Situation gerät, jedes Publikum zu jeder Zeit an jedem Ort zu begeistern, dann greift man demütig zu. Bei allem Respekt. Ob im ausverkauften Radiokulturhaus des ORF oder im schütter besuchten Heurigengastgarten, in der Hofburg, im Gefängnis oder im Club, der Nowhere Train bewegt. Nach dem Album ‚Station’, unzähligen Konzerten und einem Kinofilm feiert die Band ihre 5-jährige Existenz mit einer EP, mit 7 unterschiedlichen Covers, für jedes Bandmitglied eines. Am 12. Mai im Stadtsaal präsentiert der Nowhere Train eine 5-Song-EP und reist weiter!

Nowhere Train @: Stadtsaal

06 Mai, 2014

Hot News Mai 2014

Zwei Mal Norwegen: Bezaubernd ist "Det eneste jeg vil", die neue CD von Kaia Huuse, die mit wunderschönen Melodien und verspielten Arrangements aufwartet. File under: Singer/Songwriter/Indie. Huuses Stimme ist zart aber dennoch kraftvoll und ist vom ersten Moment an anziehend - auch wenn man kein Wort Norwegisch versteht, funktioniert diese CD wunderbar und schafft es somit ziemlich locker zur CD des Monats!
Diese Norweger haben den Dreh einfach heraus: Sigrid Moldestad setzt mit "Brevet Til Kjaerleiken" ein eindrucksvolles Zeichen. Auch bei ihr liegt die Kraft in der Ruhe, ihr Ansatz ist eine Spur traditioneller als bei Kollegin Huuse, die Ergebnisse sind berührende Folk-Nummern, die unter die Haut gehen, auch wenn man schon wieder kein Wort versteht, Moldestad singt in alt-norwegischer Sprache. Die Violinistin hat schon mit Vorgängerbands wie Spindel 5 CDs veröffentlicht, seit 2008 ist sie solo oder mit dem Sigrid Moldestad-Trio unterwegs. Ein tolles Album!
Auf "Lion City", dem zweiten Album von Dirtmusic treffen MusikerInnen aus Afrika und Europa aufeinander: Insbesondere Chris Eckman, der am 18. Jänner 2014 in Wien zu sehen war, und Hugo Race spielen mit MusikerInnen aus den Bands von Rokia Traore, Ben Zabo oder Tamikrest. Herausgekommen ist ein Hybrid, der sich nur langsam erschließt, Afrika und der Westen stehen hier gleichberechtigt nebeneinander, weniger Gitarren sind dieses Mal vertreten, dafür ist mehr Raum für Elektronik und Stimmen, die sich frei entfalten können.
Den traditionellen Gegenpunkt - somit die passende Scheibe zum Gegenhören liefern The Prophets aus Österreich: Die Band um Sänger Andreas Neumeister, der auch alle Lieder geschrieben hat, bewegt sich gekonnt zwischen Americana und Blues - die Bandbreite reicht von Balladen ("To Old To Be A Rover") bis Country-Rock. An der Violine agiert als Gastmusikerin Claudia Fenzl und auch Alex Gantz von Harlequin's Glance hat eine Gitarrenspur beigesteuert. Mit "Rake" ist zum Abschluss eine dunkle Townes van Zandt-Nummer mit dabei. Gut gemacht, Buddies!
Den Skandinavien-Schwerpunkt dieses Monats komplettieren die 4 Herren von Sväng mit "Karja-La": Die finnische Band hat sich ganz der Mundharmonika verschrieben und agiert in ihrem eigenen Universum. Die Stücke sind volksmusikalisch und haben oft persönliche Bezüge, eines ist zur Hochzeitsfeier eines Bandmitglieds entstanden, ein anderes wurde durch rumänische StrassenmusikerInnen vor einem Einkaufszentrum in Finnland inspiriert. Der Titel "Karja-La" verweist auf die Region Karelien, die zum Teil längst hinter der Grenze zu Russland verschwunden ist. Diese CD überzeugt nicht nur musikalisch, sondern auch durch das wunderschöne Artwork, das alleine schon den Kauf rechtfertigt.
Noch mal Tradition, aber aus Nordamerika: Carlene Carter ist die Tochter von June Carter, auf "Carter Girl" interpretiert sie Stücke ihrer Ahnen: Von A.P. Carter ("Blackie's Gunman", "I'll Be All Smiles Tonight") und Helen Carter ("Poor Old Heartsick Me") bis zu June Carter ("Tall Lover Man"). Ein ruhiges Country-Album ist es geworden, auf dem Kris Kristofferson, Vince Gill und Willie Nelson bei Duetten mitsingen. Abschließend gibt es noch "I Ain't Gonna Work Tomorrow", bei dem aus den Archiven June Carter und Johnny Cash hinzugefügt wurden. Sehr fein!
Auf andere seltsame Weise retro ist die Band Fraktus mit ihrer Mischung aus Indie, Elektro, Techno und Punk. Live ist das wahrscheinlich ein guter Spaß, denn die Texte sorgen zuweilen für ein Schmunzeln.
Einen historischen Bezug stellt die CD "Jura Soyfer. Lieder von der Erde und von den Menschen", vertonen hier Maren Rahmann & Rudi Görnet doch Texte des jüdischen Autors, der 1939 in Buchenwald im Alter von nur 27 Jahren umgekommen ist. Soyfer hat in seinem Werk gegen Faschismus und Nationalsozialismus gekämpft, seine Texte sind heute auch noch aktuell. Rahmann & Görnet beschränken sich musikalisch auf Stimmen, Akkordeon und Kontrabass und stellen so die Texte in den Mittelpunkt.
In deutscher Sprache singt Hilde Kappes: "Haut mit Haar" ist eine intensive CD, in den Liedern geht es oft um Liebe und Empfindungen. Kappes bewegt sich gekonnt im Genre Liedermacherin bzw. deutschsprachiges Chanson. Live wird sie gleichsam zur Diva und bringt ihre Musik mitunter alleine, mit Loopstation, auf die Bühne. Unbedingt live anschauen!
Zum Abschluss ein Abstecher nach Lateinamerika: "El Baile De Las Horas" heißt die CD von Marinah. Sie bringt einen Schuss Latino-Ausgelassenheit in den CD-Player und hellt die Stimmung an trüben Aprilwetter-Tagen ein wenig auf. Zuweilen ist das sehr tanzbar, zuweilen wird das Balladenfach geöffnet. "La Vida Es Como Un Carrusel", heißt es bei Marinah. Manchmal bewegt man sich und manchmal steht alles still. Stillstand passiert mit dieser Musik selten, eher: Baile! (jpl)

Live-Tipps für Mai 2014:
Di 06.05.2014: DJ Kerido, Cafe Concerto, 20:30h
Sa 10.05.2014: Delany Davidson, der neuseeländische Singer-Songwriter ist wieder im Wiener rhiz zu Gast, 21h
Mo 12.05.2013: Nowhere Train, Stadtsaal, Mariahilfer Str. 91, 1060 Wien, 20h
Fr 16.05.2014: Dana Tupinamba, Heureka, Skodagasse 17/1, 1080 Wien, 20h
Sa 17.05.2014: Fasanmarkt, 1030, vis a vis S-Bahnstation Rennweg, ein Markt für nachhaltige Lebensmittel und Kunsthandwerk (Markt: 8-14h), live: 11h: Agnes Milewski
Sa 17.05.2014: Christian Masser, WUK, Benefiz für Iran SOS, 20:30h
So 18.05.2014: Cristina Branco, Konzerthaus, Wien, 21h
So 18.05.2014: Sisters Of Mercy, Gasometer, Wien, 20h
Di 20.05.2014: Woven Hand, WUK, Wien, 20h
Bis 4.6.2014: Volkstheater: "Spiel's nochmal, Sam" von Woody Allen
Lindo Rec.-Artists: live

Dirtmusic: "Lion City" (6/10)
Fraktus: (4/10)
Kaia Huuse: "Det Eneste Jeg Vil" (10/10)
Hilde Kappes: "Haut mit Haar" (7/10)
Marinah: "El Baile De Las Horas" (8/10)
Sigrid Moldestad: "Brevet Til Kjaerleiken" (9/10)
The Prophets: "The Countryside Of The Moon" (7/10)
Rahmann & Görnet: "Jura Soyfer - Lieder von der Erde und von den Menschen" (6/10)
Sväng: "Karja-La" (7/10)

25 April, 2014

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 04/2014

Seit mehr als einem Jahr liegen geblieben und dennoch zeitlos: Die CD "Chaal Baby" von Red Baraat, dem von Brooklyn aus agierenden Weltmusik-Kollektiv rund um den dohl-Spieler Sunny Jain. dohl ist eine nordindische Trommel, sie liefert die Basis für einen tanzbaren Hybrid zwischen Bhangra, Jazz, Latin, Funk und Go-Go! Live sicher unpackbar, auch auf der CD spürt man schon wie hochenergetisch hier agiert wird!
"What Have We Done?" fragen Freesome, das ist die Band um den von Wien aus agierenden Gitarristen Matthias Waldthaler. Waldthaler stammt aus Südtirol und werkt übrigens bei Balkan Tango Vibes, deren Debüt-CD im Juni 2014 erscheinen wird. Die Freesome-Stücke beginnen meist zart, mit ein paar Gitarrenläufen und mit Sängerin Alexandra Grandl, um in weiterer Folge doch einen Ausbruch zu suchen. Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Eine passable 6-Song-EP, Anspieltipp: Spanish Nights.
Aus Sydney, Australien kommt diese CD zu uns: Hinter Tice & Evans stecken zwei Schwergewichte, Dave Tice war in den 1970er bei Buffalo und Mark Evans war gar im Original-Line-Up von AC/DC. In ihren älteren Jahren sind diese beiden Herren von der Rock'n'Roll auf die Blues-Seite des Lebens gefallen, trotzdem macht das Spaß, was sie aktuell vom Stapel lassen. Die Kraft ist noch da, wie dieser Live-Mitschnitt aus dem Bridge-Hotel in Sydney zeigt.
Was jetzt folgt, ist die Band Die Türen vermutlich gewöhnt: Die Türen polarisieren lustvoll, manche lieben diese Band, für manche ist sie eher unpackbar. Warum? Textauszug: "Dieses Lied ist gegen Deutschland, dieses Lied ist gegen Alkohol, dieses Lied ist gegen Sozialarbeiter, dieses Lied ist gegen Religion, Dieses Lied ist gegen Geld, dieses Lied ist gegen Revolution, dieses Lied ist gegen Medien, dieses Lied ist gegen Techno usw." Hier wird alles verbraten, was gerade aktuell scheint, "Don't google yourself" ist aber genauso zahnlos wie das obige Textzitat. Manches gelingt: "Schwarzes-gelbes Unterseeboot" oder "Leben oder Streben" sind z.T. witzig: "Dasein muss doch reichen und die Reichen müssen da sein, wenn man sie braucht." Und weiter: "Ich will keinen Mindestlohn, ich will Mindestliebe. "Dieses Lied braucht eine Chance!", singen Die Türen selbst. Na gut, diese Band auch. (jpl)

Live-Tipps:
Fr 25.4.2014: Katrin Navessi, Heureka, 20h, Skodagasse 17, 1080 Wien
Sa 26.4.2014: Jelena Popržan / Tini Trampler, 9er Bar, Niederkreuzstetten, 19:30h
Sa 26.4.2014: Boxer John, Benefiz für Iran SOS, WUK, 1090 Wien, pph-Raum, 20:30h

Freesome: "What Have We Done?" (6/10)
Red Baraat: "Chaal Baby" (8/10)
Tice & Evans: "Live at the bridge" (7/10)
Die Türen: "ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ" (4/10)

18 April, 2014

Sarah Lee Guthrie, Johnny Irion und Gordie Tentrees & Hill Country

Local, Wien 17. April 2014. Gegen 20 Uhr 30 betreten zwei MusikerInnen die Bühne, die mehrere Dinge gemeinsam haben: Eheringe, denn sie sind miteinander verheiratet; zwei Kinder; und sie haben beide berühmte Vorfahren: Sarah Lee Guthrie ist die Tochter von Arlo und die Enkelin von Woody Guthrie, der Gitarrist und Singer-Songwriter Johnny Irion ist weitschichtig mit dem Schriftsteller John Steinbeck verwandt.
(Fotos: Fischer)



Nach etwas schüchternem Beginn folgt ein intensives Konzert mit eigenen Stücken der beiden, die im stilistisch auf Folk- und Pop der 1970er-Jahre (und früher) referenzieren. Das zweigeteilte Set war durchmischt mit Liedern von Sarah Lees berühmten Großvater Woody Guthrie.

California Stars

Und weil sich die beiden für ihr gutes aktuelles Album "Wassaic Way" Jeff Tweedy von Wilco als Produzenten geholt haben, spielen sie folgerichtig auch die Version von "California Stars", die einst Billy Bragg und Wilco miteinander vertont und aufgenommen haben.
Sara Lee Guthrie und Johnny Irion haben eine Zeitlang in Kalifornien gelebt, jetzt wohnen sie am Rande des Appalachian Trails, einem Weitwanderweg, der u.a. durch Massachussetts führt. Weiter führt die beiden auch die aktuelle Tour, und zwar ins Down Under (Innsbruck, 19. April) und von dort weiter nach Deutschland.

Gordie Tentrees aus Kanada

Im Local, dessen Akustik übrigens sehr gut ist, geht das Konzertprogramm schon am Dienstag den 22. April mit einem interessanten Act weiter: Gordie Tentrees & Hill Country. Der Kanadier ist erstmals im Trio unterwegs in Europa und präsentiert in traditioneller Besetzung das Country-Album "North Country Heart"! (jpl)

Aktuelle CD: Sarah Lee Guthrie & Johnny Irion: "Wassaic Way" (8/10, RTE8 Rec.)
>> http://www.sarahleeandjohnny.com
>> Programm Local/Wien: Di 22.4.2014: Gordie Tentrees & Hill Country, 20h
http://www.local-bar.at

03 April, 2014

Hot News April 2014

Indie-Pop der 1980er und 1990er ist die Schule, auf die sich die Wiener Band Freud bezieht: "Yesterday Today Tomorrow" deutet die Zeitlosigkeit von eingängigen Melodien, freundlichen Synthie-Klängen und kraftvollen E-Gitarren an. Auf die Kombination all dessen verstehen sich die fünf MusikerInnen bestens, Chorgesang unterstreicht den Pop-Appeal einer Band, die von sich selbst sagt, dass sie "Pop'n'Roll macht". Stimmt, die CD-Präsentation steigt am 23.4. im WUK.
Eine härtere Gangart wählen Sergeant Pluck Himself: Obwohl das Album "yesterday will not come again" heisst, ist es doch eindeutig retro, die 1980er Jahre, Rock mit etwas härteren Ansätzen und zweistimmige Gitarrensoli lassen grüßen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe zweistimmige Gitarrensoli immer gemocht! Bass, Gitarre und Schlagzeug wurden freilich schon auf interessante Weise miteinander kombiniert, wer gerade Flaute im CD-Player hat, könnte auch zu Sergeant Pluck Himself greifen.
Durchaus ähnlich aber etwas raffinierter sind Propella mit ihrem Debüt "Turn It Out", das am 2. April im Wiener fluc präsentiert wird: Die drei Damen rund um Sängerin Babl Raketa machen mit den Werkzeugen Bass, Schlagzeug und Gitarre gut ausgecheckte Indie-Popmusik. Live macht das ordentlich Druck und auch am Tonträger kommt diese Kraft durch.
Noch einmal Musik aus Österreich: Die wunderbaren Playbackdolls nehmen mit "Delightful Songs" einen zweiten Anlauf und versammeln 9 Lieder, die ihre Wirkung nach mehrmaligem Anhören entfalten: "Ohne das Meer" oder "Zu teuer" erweisen sich als Ohrwürmer, die Playbackdolls liefern eingängige, tanzbare Indie-Pop-Melodien. Nach der guten Debüt-CD "Out Of The Blue" (2011) legt die Band um Tini Trampler und Stephan Sperlich, erweitert um den Akkordeonisten Tino Klissenbauer, nach. Die Mischung aus deutschen und englischen Texten ist sympathisch, überhaupt sind die Texte immer ein wenig ums Eck gedacht und das ist gut so. Eine schöne Erkenntnis aus dem Eröffnungsstück lautet etwa: "Ich komm grad drauf ohne das Meer geht gar nichts." Wenn das stimmt, dann sofort ab in die Sommerfrische!
Der Sampler „American Songbirds - Women Singer-Songwriters from the New World“, vom wunderbaren Jaro-Label, versammelt vier nordamerikanische Musikerinnen: Kyrie Kristmanson, Rachelle Garniez, Stephanie Nilles und das Duo Ashia & the Bison Rouge. Gemeinsam sind die vier am 15. März im Rahmen des Akkordeonfestivals in der ausverkauften Sargfabrik aufgetreten und haben gezeigt, dass man sich rein songwriter-technisch um die Zukunft keine Sorgen machen muss. Wer diesen wunderbaren Konzertabend verpasst hat, hört am besten auf dieser CD nach - es gibt darauf viel gute Musik zu entdecken! Die auf dem Sampler vertretenen Ashia & the Bison Rouge haben eine eigene 5-Song-EP präsentiert: Die Cellistin Ashia hat polnische Wurzeln und singt zuweilen in der Sprache ihrer Vorfahren bzw. bezieht sich musikalisch auf Osteuropa. Die kammermusikalische Form wirkt zwar zuweilen etwas streng, entfaltet aber dennoch ausreichend Charme und eine zauberhafte Wirkung.
Ebenfalls einen kammermusikalischen Ansatz wählen Alma, auf "Nativa" kommt die Band um Julia Lacherstorfer aber zu einem völlig anderen Ergebnis: Denn bei Lacherstorfer steht der Bezug zur Volksmusik im Vordergrund. So entwickelt sie gemeinsam mit Marie-Theres Stickler (Akk.), Matteo Haitzmann (Violine), Evelyn Mair (Violine) und Marlene Lacherstorfer (b) eine gemeinsame musikalische Sprache, mit der Volksmusik in die Gegenwart übersetzt wird. Und zwischendurch streut die Band eine sphärische Coverversion von Bart Howards "Fly Me To The Moon" ein!
Ab 24. April läuft in Wien das Wienerlied-Festival wean hean - und das bereits zum 15. Mal! Also: Hingehen! Am 30. April wird es im Rahmen von wean hean den Abend "Perpetua Julia" im Theater Akzent geben, der von 3 Formationen bestritten wird, in denen Julia Lacherstorfer federführend mitwirkt: Alma, Ramsch & Rosen und Neuschnee. Denn während sich weltweit junge Menschen zwischen 10 und 30 Löcher in ihre Jeans reißen und sich Punk und Rap zuwenden, holen Ramsch & Rosen auch auf ihrer CD "Bellver" zur Gegenbewegung aus: Sie beschäftigen sich mit österreichischer Volksmusik und holen diese in die Gegenwart. Ramsch & Rosen spielen Traditionals auf wunderbar reduziert Weise und ganz ruhig. Ergänzt durch Eigenkompositionen ergibt sich so ein rundum gelungenes Gesamthörbild.
Zum Festival wean hean erscheint alljährlich ein Sampler: "wean hean - Das Wienerliedfestival Vol. 13" versammelt u.a. Beiträge von Tommy Hojsa, Kollegium Kalksburg, Trio Lepschi und Arik Brauer und ist zur Annäherung an das heurige Festival zu empfehlen.
Viel Zeit nehmen sich Spain auf ihrem neuen Album "Sargent Place": Hier läuft Alternative Pop-Rock in Zeitlupe ab, ein Alt. Country-Ansatz ist auch zu vernehmen. Die Band um Josh Haiden hat auch dessen Vater, den berühmten Jazz-Bassisten Charlie Haiden zum mitjammen eingeladen. Die Riffs sind stimmig gesetzt, das Ergebnis ist insgesamt schlicht ein Genuss und lässt diese Scheibe bis zum nächsten Monat im CD-Player verweilen, zwischendurch kann man ja auch den Plattenspieler mal aktivieren. Mit anderen Worten: Album des Monats!
Ex aequo: Mit einem Americana-Ungetüm startet die dänische Band The Desoto Caucus ihr self-titled-Album: Nach "Nail In The Wall" wird ordentlich nachgelegt. Meist ruhig, versponnen und etwas düster, bei "Just The Other Day" auch mal fröhlich-rockig. Die Grundstimmung lautet aber: Americana. Weitläufige Sandlandschaften gibt es schließlich überall, sei es in der Wüste gleich hinter Tucson, Arizona oder am Strand bei Aarhus, Denmark. The Desoto Caucus spielen E-Gitarren, wie man sie bei Giant Sand, Calexico oder Ned Colette zu hören bekommt. Folgerichtig dankt die Band im Booklet Altmeister Howe Gelb, der vor kurzem in Wien war (leider verpasst...). Via Glitterhouse kommt die Platte aus Dänemark zu uns und so gibt es dieses Mal eine zweite CD des Monats!
Einen durchaus ähnlichen Ansatz wählen Nick and the Roundabouts: Auf "Woe to live on" ist der Weg, im Vergleich zu Spain, eher geradlinig angelegt. Mastermind Nick Arden hat aber eine wunderbare Stimme und macht gute Folk-Arbeit, charmant sind die Songs allemal, die Scheibe ist somit zum Gegenhören durchaus geeignet.
Weitere Hinweise: Am 4. April erscheint mit "Die Glut" das full-length-Debüt von (goubran), die CD wird in den nächsten Monaten um Teil in Kombination mit Lesungen präsentiert, so zum Beispiel im Juli in der Alten Schmiede.
Am 10. April tritt Estrella Morente im Wiener Konzerthaus (21h) mit ihrer aktuellen Variante des Flamenco auf und Eleni Mandell kommt am 20. April ins WUK, mit neuer CD im Gepäck
Noch in vollem Gang ist das Vienna Blues Spring Festival, in dessen Rahmen am 28. März Elliott Murphy aufgetreten ist: Mit kongenialer Begleitband und wunderbaren Songs aus den letzten 30 Alben und 40 Jahren hat Murphy im ausverkauften Reigen zu begeistern gewusst. Hier spielte einer, dem der ganz große weltweite Durchbruch a la Bob Dylan nie gelungen war, der aber trotzdem immer weiter gemacht hat und für den sich - wie er in einer launigen Lou Reed-Anekdote erzählte -, die Dinge gut entwickelt haben. So kann man an dieser Stelle durchaus noch einmal das großartige letzte Album Murphys empfehlen, das hier die volle Punktezahl abgeräumt hat.
Und schon für Mai zum Vormerken: Am 20.5. kommen Woven Hand mit neuer CD im Gepäck ins WUK. (jpl)

Alma: "Nativa" (8/10)
Ashia & Bison Rouge: "st" (7/10)
Freud: "Yesterday Today Tomorrow" (7/10)
Nick and the Roundabouts: "Woe to live on" (6/10)
Playbackdolls: "Delightful Songs" (8/10)
Propella: "Turn It Out" (8/10)
Ramsch & Rosen: "Bellver" (7/10)
Sergeant Pluck Himself: "yesterday will not come again" (5/10)
Spain: "Sargent Place" (10/10)
The Desoto Caucus: "s/t" (10/10)
VA: „American Songbirds - Women Singer-Songwriters from the New World“ (9/10)
VA: "wean hean - Das Wienerliedfestival Vol. 13" (7/10)

Live-Tipps:
The Wichita: 4.4. (Heureka, 20h): Band
Sarah Lee Guthrie: Do 17.4. (local, 20h)
Eleni Mandell: So 20.4. (WUK, 20h)
wean hean: Do 24. April bis 17. Mai, Programm
Gordie Tentrees & Hill Country: Di 22.4. (local, 20h)

25 März, 2014

Joseph Roth: "Ich zeichne das Gesicht der Zeit"

Joseph Roth repräsentiert in seiner Biographie Alt-Österreich schlechthin: 1894 geboren in Galizien, als Sohn jüdischer Eltern, studierte er in Wien und in Lemberg (Lvov, in der heutigen Ukraine). Er ist Soldat im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit lebt er als Journalist und Schriftsteller in Wien, Berlin und Paris. In Paris stirbt er schließlich im Alter von nur 45 Jahren in Armut und alkoholkrank.

Zentral- und Osteuropa

Der nun vorliegende Band könnte mit "Ich zeichne das Gesicht der Zeit" nicht treffender betitelt sein: Roth schreibt über heute vergessene Orte und Menschen, über 'Juden auf Wanderschaft' und ein Ost-Europa, das damals im Zentrum des Kontinents lag und das es heute ansatzweise noch immer gibt - in der Ukraine oder in der Rumänien.
Eindrücklich und stets mit den passenden Worten, zeigt sich Roth als einer der ganz großen Autoren, etwa wenn er über die jüdischen Händler an einem Bahnhof, irgendwo in seiner galizischen Heimat schreibt: "Alle diese Stationen sind eng, schmal, sie bestehen aus einem Trottoir und ein paar Schienen davor, der Bahnsteig sieht aus wie das Fragment einer Straße mitten zwischen Feldern. Als wäre es just die Straßenecke vor der Börse, so stehen hier jüdische Händler, schwarze und rothaarige. Sie erwarten niemanden, sie begleiten keinen Freund, sie gehen zur Bahn, weil es zum Beruf eines kleinen Händlers gehört, zur Bahn zu gehen, den ankommenden Zug zu sehen, die aussteigenden Leute, diesen Zug einmal im Tage, die einzige Verbindung mit der Welt, der ihren Lärm mitbringt und etwas von den großen Geschäften, die rund um den Globus abgeschlossen werden. Der Zug bringt deutsche Zeitungen aus Wien, aus Prag und aus Mährisch-Ostrau."

Historisches Dokument

Dieses Buch ist das literarische, historische Portrait einer Zeit, die inzwischen rund 100 Jahre zurückliegt. Und es ist die Erinnerung an einer der ganz großen Schriftsteller, Essayisten und nicht zuletzt Reporter des 20. Jahrhunderts, der einen Vergleich mit Hemingway nicht zu scheuen braucht. (jpl)

Joseph Roth: "Ich zeichne das Gesicht der Zeit. Essays, Reportagen, Feuilletons" (Diogenes: Zürich: 2013)
>> http://www.diogenes.ch

24 März, 2014

Robyn Hitchcock, Elliot Murphy, The Nits und Estrella Morente in Wien!

Im Jahr 2012 war er im Rahmen des Bluebird-Festivals in Wien zu Gast – übrigens an dem Abend, an dem auch Katrin Navessi programmiert war -, jetzt (24.03.2014) schaut der inzwischen 60jährige Robyn Hitchcock im Wiener Chelsea vorbei. Man darf sich auf einen opulenten Abend voller wunderbarer Melodien und Pop-Kunstliedern freuen. Die Kollegen von der Frankfurter Allgemeine Zeitung haben über Hitchcock geschrieben: "Hört man ihm zu, könnte man meinen, John Lennon sei bei Monty Python eingestiegen und Nick Drake und Syd Barrett hätten sich zum 5-Uhr-Tee in einem Gemälde von De Chirico verabredet." (FAZ)

Elliott Murphy beim Vienna Blues Spring

Auch bei diesem Mann treffen Erfahrung und Können wunderbar aufeinander: Elliott Murphy gastiert im Rahmen des Vienna Blues Spring am 28. März im Wiener Reigen. Murphy braucht den Vergleich mit Kollegen wie Bruce Springsteen, Tom Petty oder Patty Smith nicht zu scheuen. Sein 2011er-Album wurde hier hochgelobt, versammelt es doch klassische Rocksongs ("Poise 'n Grace") bester Güte. Das Konzert im Reigen zu besuchen, ist somit Pflicht!

The Nits & Estrella Morente

Und nach The Nits, die unpackbarerweise ihr 40jähriges Bestehen mit einer Tour feiern (1.4., Akzenttheater, Wien), gleich noch eine Empfehlung: Im Jahr 2011 war Estrella Morente erstmals im Wiener Konzerthaus zu Gast. Nun kommt sie am 10. April im Zuge der "Autoretrato"-Tour wieder nach Wien: Morente interpretiert den klassischen Flamenco auf ihre Weise, schon ihr Vater war Flamenco-Sänger. "Morente repräsentiert sowohl die Herkunft als auch des Flamenco als auch seine Zukunft", lobte einst die New York Times. Vamos a Konzerthaus! (jpl)

Mo 24.03.2014:Robyn Hitchcock, Chelsea, 1080 Wien, Gürtelbogen 29-30, 21h
Fr 28.03.2014: Elliott Murphy Band, Reigen, Hadikgasse 62, 1140 Wien, 20:30h
Di 01.04.2014: The Nits, Akzenttheater, Theresianumgasse 18, 1030 Wien, 20h
Do 10.4.2014: Estrella Morente, Wiener Konzerthaus, Lothringer Straße 3, 1030 Wien, Großer Saal, 21h

>> http://www.viennabluesspring.org
>> http://www.konzerthaus.at
>> http://www.akzent.at
>> http://www.chelsea.co.at


19 März, 2014

American Songbirds & Dancas Ocultas beim Akkordeonfestival

Es sind intensive Konzertwochen in Wien: Das Akkordeonfestival ist in vollem Gange und das Wean Hean-Festival steht bevor – und im April kommen noch The Nits, Estrella Morente und Eleni Mandell nach Wien, Ende Juni schaut auch Bob Dylan in Österreich vorbei.

Unter dem Motto „American Songbirds“ sind diese Damen am 15. März in der Wiener Sargfabrik aufgetreten: Kyrie Kristmanson, Rachelle Garniez, Stephanie Nilles und das Duo Ashia & the Bison Rouge. Der bunte Reigen wurde von Kyrie Kristmanson aus Ottawa eröffnet, alleine mit E-Gitarre und intensiver Bühnenpräsenz. Ashia aus Portland, Oregon hat mit Cello und Loopstation ausgerüstet für magische Momente gesorgt. Die polnisch-stämmige Musikerin hat auch in der Sprache ihrer Vorfahren gesungen und sich musikalische zwischen Ost-Europa und West-Coast bewegt.

Stephanie Nilles aus New Orleans

Im Süden der U.S.A., in New Orleans, lebt zurzeit Stephanie Nilles, sie gilt zu Recht als eine der talentiertesten MusikerInnen im Feld Jazz-Punk. Das hat ihr hochenergetischer Auftritt in der Sargfabrik klar gemacht. Die Akkordeonistin Rachelle Garniez hat für den lustigen und würdigen Abschluss dieses wunderbaren Konzertabends gesorgt, den man – dem Label Jaro sei es gedankt – auf der CD „American Songbirds - Women Singer-Songwriters from the New World“ nachhören kann, versammelt die CD doch je drei Lieder der Genannten.

Dancas Ocultas & Maria Joao

Im Akzenttheater haben Dancas Ocultas & Maria Joao in puncto Bühnenpräsenz nachgelegt: Die Perfektion, mit der die vier Herren von Dancas Ocultas auftreten, war unglaublich. Die Performerin Maria Joao hat die magischen Melodien der vier portugiesischen Akkordeonisten mit stimmlichen Farbtupfern verziert. Insgesamt war es ein rundum gelungener Abend, der wohl mehr von Dancas Ocultas getragen worden ist.

Finale Akkordeonfestival & The Nits

Schon am 1. April sollte man unbedingt wieder ins Theater Akzent gehen, wenn die niederländische Band The Nits dort eines ihrer seltenen Österreich-Gastspiele geben wird. Das gute an einem Hit ist, dass sich auch Nicht-Fans daran erinnern und diesen Bonus haben The Nits allemal: Wer kennt nicht „In The Dutch Mountains“? Eben!
Und dann kommt schon bald das Wienerlied-Festival „Wean Hean“ (24.4. bis 17.5.2014), das heuer zum 15. Mal stattfindet. In diesem Rahmen bespielt die Violinistin Julia Larcherstorfer mit drei verschiedenen Formationen am 30. April ebenfalls das Theater Akzent: Mit Alma, Ramsch & Rosen und Neuschnee. An diesem Abend präsentieren Ramsch & Rosen ihre neue CD „Bellver“, die gekonnt österreichische Traditionals und Eigenkompositionen im Stil von Traditionals aufbereitet.
In der Zielgeraden des Akkordeonfestivals warten noch einige Highlights: Die erste Abschlussgala am 22. März bestreiten Attwenger im Reigen, die Abschlussgala Nr. 2 bespielt Das Zieharmonische Orchester Wien im Metropol am 23. März, diese Formation um Otto Lechner versammelt gleichsam die besten heimischen AkkordeonistInnen, u.a. Heidelinde Gratzl von der Band Wienerglühn.
Für weitere Konzert-Highlights werden im April Estrella Morente im Wiener Konzerthaus (10. April) und Eleni Mandell (20. April, WUK) sorgen. Nach wean hean, am 20.5. werden Woven Hand mit neuer CD im Gepäck im WUK auftreten. Ach ja, schon mal zum Vormerken: Bob Dylan wird im Rahmen seiner never ending Tour am 29. Juni die Burg Clam in Oberösterreich bespielen! (jpl)

>> Akkordeonfestival
>> wean hean
>> WUK
>> www.konzerthaus.at

07 März, 2014

11x FrauenFilmTage Wien

Von 6. bis 13. März finden in Wien die FrauenFilmTage 2014 statt. Eröffnet wurde das Festival gestern mit dem Film “September” im Filmcasino. Heute geht es weiter, um 17h läuft der Film “Cast in Sand – Sahrauische Frauen sind widerständig”, diese Dokumentation zeigt den Überlebenskampf von Frauen in einem Flüchtlingslager in Algerien.

Inmitten der Wüste sehnen sich Najla und Agaila nach Freiheit, Gerechtigkeit und Zufriedenheit. Flucht war ihr einziger Ausweg, um der brutalen Besetzung der Westsahara durch Marokko zu entkommen. Auf erstaunlich innige Art offenbaren sich dem Zuseher schrittweise die zwei unterschiedlichen Geschichten und Lebenswege. Im Anschluss an den Film stellt Gundi Dick, Politikwissenschafterin und seit vielen Jahren im frauen- und entwicklungspolitischen Bereich tätig, ihr neues Buch „Eine Hand alleine kann nicht klatschen“ über die sahrauischen Frauen in den besetzten Gebieten und in den Flüchtlingslagern vor und lädt mit Fatma Sidi zur Diskussion ein. Am 11. März läuft mit “Red Wedding” eine Dokumentation über kambodschanische Frauen, die sich mit der Ära Pol Pots beschäftigt.

Personale Elisabeth Scharang

Die Personale ist heuer der Film- und TV-Regisseurin, Drehbuchautorin und Moderatorin Elisabeth Scharang gewidmet. Zwischen 2006 und 2011 wurde Scharangs Filmschaffen fast jährlich mit einem Preis belohnt: Im Jahr 2011 erhielt sie den Axel-Corti-Fernsehpreis. Einer ihrer bekanntesten und mehrfach ausgezeichneten Fernsehfilme ist das Doku-Drama „Franz Fuchs - Ein Patriot“. Zur Zeit bereitet Elisabeth Scharang ihren zweiten Kinospielfilm vor, der im Herbst gedreht wird und sich mit dem Dichter und Frauenmörder Jack Unterweger auseinander setzt.

Lounge mit Magdalena Piatti und Katrin Navessi

Erstmals gibt es im Rahmen der FrauenFilmTage auch eine Festival-Lounge, in der DJs aufgelegen. Am 7. und 8. März, dem internationalen Frauentag, gibt es in diesem Rahmen auch Live-Musik von zwei österreichischen Singer-SongwriterInnen: Magdalena Piatti und Katrin Navessi (Jeweils um 21h, mica, Stiftgasse 29, 1070 Wien) Die Lounge befindet sich somit ganz in der Nähe des Kinos am Spittelberg, einem der Hauptspielorte der elften FrauenFilmTage. Hingehen! (jpl)

>> Programm: www.frauenfilmtage.at
>> www.magdalenapiatti.com
>> www.katrinnavessi.net

03 März, 2014

Hot News März 2014

Eine wunderbare CD liefert Andrea Schroeder ab: Auf "Where The Wild Ocean Ends" ist Schroeder stimmlich irgendwo zwischen Zarah Leander und Nico angesiedelt. Die Lieder holen sich ihre Grundstimmung vom Chanson, haben einen zarten Einschlag in Richtung Country oder schlagen manchmal á la Neil Young ordentlich in die E-Gitarre. Anspieltipp: "Streets Of Berlin". Mittendrin findet sich auch ein Cover aus David Bowies Berliner Zeit: "Heroes", in diesem Fall ins Deutsche übertragen ("Helden"). Betörend. Diese Sache ist rund, diese Sache ist klar: CD des Monats!
Auf die jazzige Seite ist Simone Kopmajers "The Best In You" gefallen: Die österreichische Sängerin, die im Ausland bekannter ist als hier, mischt eigene Stücke mit Klassikern wie "Blue Bayou" oder Jimmy Webbs "Wichita Lineman", ein Lied das auch Kollegin Cassandra Wilson schon gecovert hat. Was nur unsere alte Theorie bestätigt, dass irgendwann jeder zur Country-Music findet. Laid back gibt sich Kopmajer und sie hat sich für diese angenehme Stunde der Entspannung u.a. Wolfgang Puschnig ins Studio geholt. Well done!
Eine weiten Bogen spannt der Putumayo-Sampler "A Jewish Celebration": Los geht die Reise in den U.S.A., mit einem Stück von Alisa Fineman, das den darauf folgenden Eklektizismus wunderbar andeutet: Fineman singt in spanischer Sprache "Ocho Kandelikas". Weitere Stationen sind Uganda, Argentinien, Kanada und Deutschland (Karsten Troyke mit "Dus Gezang Fin Mayn Harts"), musikalisch ist bei dieser jüdischen Feier zum Klezmer hinzu auch die Einbindung von Reggae und Ska kein Problem.
Zart ist dagegen die Kompilation "American Acoustic", die in gewohnter Putumayo-Qualität bewährte Artist und Newcomer versammelt, so gibt es hier u.a. feine Lieder von Jeffrey Foucault, Buck Howdy und Doc Watson zu hören.
Live-Tipps: Das Akkordeonfestival ist gerade in vollem Gang, nach dem wunderbaren Konzert von Ricardo Tesi im Stadtsaal geht es diese Woche schon mit Chango Spasiuk (6.3. Sargfabrik) weiter und am 18.3. bespielen die großartigen Dancas Ocultas aus Portugal das Akzenttheater. Einfach hingehen. Am Dienstag den 4.3. spielt Maria Taylor, eine Hälfte von Azure Ray im Haus der Musik - absolute Empfehlung!
Und: Von 6. bis 12.3. laufen die FrauenFilmtage in Wien, erstmals gibt es auch eine Festivallounge, in der am 7.3. Magdalena Piatti (anschl. DJ Andromeda) und am 8.3. Katrin Navessi (anschl. DJ Kerido) auftreten werden, jeweils ab 21h, Stiftgasse 29, 1070 Wien. (jpl)

Simone Kopmajer: "The Best In You" (8/10)
Andrea Schroeder: "Where The Wild Ocean Ends" (10/10)
VA: "Acoustic America" (8/10)
VA: "A Jewish Celebration" (8/10)
>> Akkordeonfestival
>> FrauenFilmtage
>> Maria Taylor live, Haus der Musik 20h

17 Februar, 2014

Hot News Februar 2014

Dieser Mann ist ein Sturschädel: Tombeck veröffentlicht mit "Knistern" gleich ein Doppelalbum und spielt zurzeit in Österreich beinahe in einer eigenen Liga – wenn es nämlich um kritisches Liedermachertum im Dialekt geht. Mit dabei sind Stücke aus den letzten Tombeck-Veröffentlichungen wie "Andrea", das seiner Schwester gewidmet ist oder "Slobozia", das Menschenhandel mitten in Europa thematisiert. Um diese Stellung zu unterstreichen ist Teil 2 von "Knistern" eine Live-DVD, die die Band on stage 2013 in Rothneusiedl zeigt. Kraftvoll. Zurzeit organisiert der umtriebige Tombeck übrigens die Konzertreihe Liederlich im Wiener Schikanederkino
Man müsste endlich nachzählen, wie viele CDs das Putumayo-Label bereits veröffentlicht hat. Hunderte jedenfalls, gar Tausende? Neu ist der Sampler "American Playground", der u.a. Elizabeth Mitchell und Buck Howdy ("You Are My Sunshine") featured: Los geht es aber mit "She'll be Coming 'Round The Mountain", alle Lieder sind Sing-Alongs für die ganze Familie!
Für Hispanophile ist Mitsingen jedenfalls bei der nächsten Putumayo-Scheibe möglich: "Café Latino" zeigt Singer-Songwriter von Lateinamerika bis Spanien. Sehr relaxed geht es in diesem Café zu, man könnte vermuten, die ewige Siesta hätte Einzug gehalten. Bien hecho!
Boxer John nennt sich der Mann mit der sonoren Stimme, der nun schon seit Jahren von Wien aus agiert und mit "Realms & Reassuring Reality" ein neues Album vorlegt. Darauf überzeugt erstens seine Stimme und zweitens das Songwriting, das sich am klassischen Folk orientiert. Von Szene-Musikern unterstützt hat Boxer John die Scheibe alleine eingespielt und produziert. Dass bei "Maya", dem besten Song des Albums, die Hookline von Falcos "Jeannie" durchklingt, ist vielleicht ein Tribut an des Boxers Wahlheimat. Beim Protestsongcontest 2014 ist Boxer John mit dem besten Song des Abends "The Turning Of The Tide" letztlich auf Platz 4 gelandet. Respekt!
Ebenfalls der Tradition verpflichtet zeigt sich das Duo Kaleidoscope, das seit 1999 unter verschiedenen Namen miteinander Musik macht. Die thematische Bandbreite der Lieder reicht dabei von persönlichen introvertierten Stücken bis zu solchen, die mehr die "Welt da draußen kommentieren", wie die Band sagt. Eine CD war also längst überfällig, das Duo bedient dabei 2 Schienen: Den 60ies und 70ies-Folk á la Joan Baez (mit der Sängerin Renate Obermayer oft verglichen wird) und deutschsprachiges Liedermachterum. Live vermögen die beiden - wie kürzlich in der Wiener Arenabar - eine intime Stimmung zu erzeugen, bei den WUK Platzkonzerten 2014 werden Duo Kaleidoscope auch dabei sein.
Eleni Mandell legt inzwischen seit Jahren eine gute Platte nach der anderen vor: Auf "Let's Fly A Kite" zeigt sie sich einerseits mit verspielten Pop-Folk-Liedern, andererseits zeigt sie ihre Crooner-Seite. Mit "Maybe Yes" ist – wie auf der Vorgänger-Scheibe ("Magic Summertime") ein ausgewachsener Ohrwurm dabei, dessen Akkordeon sogar Tex-Mex-Ansätze zeigt. Mandells Stimme zählt ohnehin zum Besten, was derzeit zu bekommen ist. Am 20. April ist die Sängerin aus California im Wiener WUK zu sehen, schon jetzt ist "Let's Fly A Kite": Platte des Monats.
Artverwandt: Ebenfalls einen croonenden Einstieg wählt dieser Mann, der schon seit einiger Zeit dank seiner Veröffentlichungen auffällig geworden ist: Matt Pryor. Das fleißige deutsche Label Arctic Rodeo veröffentlicht Pryors "Wrist Slitter" als limitierte Vinyl-Edition in verschiedenen Farben. Nach dem ungewöhnlichen Einstieg folgen allerdings geradlinige, auf Gitarren basierte Indie-Rockstücke in guter Qualität.
Abschließend: Wäre nicht Mandells CD eben erst erschienen, wäre David Helbock's Random Control, rund um den Vorarlberger Jazz-Pianisten David Helbock, die Platte des Monats geworden: Die Präsentation kürzlich im Porgy & Bess hat ebenso überzeugt wie die CD. Diese zeigt den Ausnahmepianisten gemeinsam mit Johannes Bär und Andreas Borger, die beide an diversen Instrumenten bis hin zum Didgeridoo agieren. Die drei setzen sich insbesondere mit Helbocks Lieblingskomponisten auseinander, mit dem Brasilianer Hermeto Pascoal, Werke von Thelonius Monk und ein Stück von Helbock selbst, runden "Think Of Two" wunderbar ab. (jpl)

Boxer John: "Realms & Reassuring Reality" (8/10)
Duo Kaleidoscope: "1" (8/10)
Eleni Mandell: "Let's Fly A Kite" (10/10)
Matt Pryor: "Wrist Slitter" (7/10)
David Helbock's Random Control: "Think Of Two" (9/10)
Tombeck: "Knistern" (8/10)
VA: "American Playground" (7/10)
VA: "Café Latino" (8/10)

11 Februar, 2014

15 Jahre Akkordeonfestival

Zum ersten Mal ging es im Jahr 2000 über die Bühne. Was als kleines Event begonnen hat, ist längst ein international anerkanntes Festival auf musikalisch höchstem Niveau: Das Akkordeonfestival. Im Jahr 1 gab es ein Dutzend Konzert, heuer werden insgesamt 51 Veranstaltungen in Wien zu sehen sein. Darunter sind 22 Einzel- und 14 Doppelkonzerte sowie 5 Matinees, bei denen AkkordeonistInnen Stummfilme live vertonen werden.
Am Samstag den 22. Februar eröffnen Klaus Paier & Asja Valcic und Donauwellenreiter im Kuppelsaal der Technischen Universität den bunten Reigen. Die Eröffnungsgala Nummer 2 am Tag darauf bestreitet die österreichische Großmütterchen Hatz 11 Piece Band, die eine Mischung aus Tanzmusik und Jazz ins Porgy & Bess (23.2.) bringen wird. Am Vormittag desselben Tages vertonen Tino Klissenbauer (der Akkordeonist von den Playbackdolls) und Florian Wagner (Gitarre) den Stummfilmklassiker "Faust" von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1926. Da das gesamte Programm hochwertig ist, seien an dieser Stelle einige Highlights herausgegriffen: Gleich zwei Mal werden Dobrek Bistro (12.3. und 26.3.) schon traditionell das Orpheum bespielen!

Lateinamerika & Österreich

Ricardo Tesi aus Italien ist wieder mit dabei (28.2., Stadtsaal), auch die Franzosen von Bratsch und Luis di Matteo (2.3., Kabinetttheater) war mit seinem Bandoneon schon ein Mal beim Akkordeonfestival. Ein kleineres, feines Konzert ist auch von Chango Spasiuk und Marcelo Dellamea zu erwarten (6.3. Sargfabrik), die den sehr tanzbaren Chamamé aus dem Nordosten Argentiniens nach Wien bringen werden. Spasiuks Wirken zum Chamamé wird gar mit Astor Piazollas Verdienste um den Tango verglichen. Erfreulicherweise gibt es neben Großmütterchen Hatz und Klaus Paier weitere österreichische Beiträge: Vom Herbert Pixner Projekt (1.3.) und Anne Clare Hauff (1.3.) bis zu Rock Me Balboa (5.3.) und Walther Soyka, der einen Akkordeon- und Harmonikaworkshop (15.3.) abhalten wird. Auch Heidelinde Gratzl von Wienerglühn wird einen Stummfilm vertonen ("Hamlet" 9.3., Filmcasino).

Diknu Schneeberger & Karl Hodina

Das Diknu Schneeberger Trio wird gemeinsam mit Routinier Karl Hodina (19.3.) auftreten, schon am Tag davor wird die portugiesische Gruppe Dancas Ocultas das Theater Akzent bespielen. Es wird ein Monat gefüllt mit Akkordeonmusik sein, die letzten Tasten werden im 15. Jahr des Akkordeonfestivals gegen Ende März gedrückt werden: Den würdigen Abschluss liefern Attwenger (22.3., Reigen) und das neu formierte Ziehharmonische Orchester Wien (23.3., Metropol) rund um Otto Lechner. Somit: Gratulation an Festivalbegründer Friedl Preisl und sein Team zum Geburtstag und - man darf sich schon jetzt auf die nächsten 15 Jahre freuen! (jpl)

15. Internationale Akkordeonfestival: 22. Februar - 23. März 2014

>> http://www.akkordeonfestival.at

03 Februar, 2014

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 02/2014

Vieles würde unter den Tisch fallen, würde es diese Rubrik nicht geben. Das wäre gerade in diesem Monat schade, würde einem doch "Still Flyin'" oder "Of Montreal" entgehen. Damit sind wir schon mitten drin: Eigentlich war es keine totale Überraschung, denn schon das Cover des elften Studioalbums von "Of Montreal" lässt Rückschlüsse zu: Es ist ein gemaltes Bild, das in seiner bewusstseinserweiternden Buntheit durchaus an Yellow Submarine von The Beatles erinnert. So gibt sich auch die Musik mit Fortdauer der CD gleichsam beatlesk, schöne Melodien, Brüche und mehrstimmige Chöre inklusive. Die Lieder treiben ordentlich vorwärts und sind ob der psychedelischen Reminiszenzen überdurchschnittlich gut. Im versponnenen und dennoch kraftvollen Schlussstück "Authentic Phyrrhic Remission" folgt auf den Ausbruch die Reduktion, es nimmt sich mehr als 13 Minuten Zeit zur Entfaltung und ist auch für U-Boot-Fahrten geeignet.
Ganz anders rocken die Salzburger von Betty's Apartement: Auch wenn sie ihre CD "Silence In The Sound" nennen. Mal auf Deutsch, mal auf Englisch, auch mal denglisch blicken die Arrangements und Gitarrenwände dem Punkrock ins Gesicht, das hat Kraft und die Texte passen auch. Gut gemacht.
Die Abarbeitung von liegen gebliebenen CDs ist auch eine Befreiung, aber das nur nebenbei. Das Reduzieren des Stapels geht weiter mit: Joshua und ihrem Album "Choices", das sich in der Nähe von Betty's Apartement wiederfindet. Die Band aus dem Bundesstaat New York meldet sich nach rund 5 Jahre andauernder Pause mit kraftvollen Gitarren und wunderbaren Hooklines wieder zurück, die CD wird uns vom verdienstvollen deutschen Label Arctic Rode Recordings zugänglich gemacht. Anspieltipp: "Mean What You Say"
What next? Ah, endlich: Fargo aus Linz mit "Violations in E & A". Nicht erst mit ihrem fulminanten Auftritt im WUK 2013 haben sich die 4 aus OÖ zur Lieblingsband hochgespielt. Die Songauswahl ist exzellent und beweist exquisiten Musikgeschmack wie Geschichtsbewusstsein, sie reicht von Tom Waits und Paolo Conte bis zu Ray Davis. Die Lieder sind schön - auch mal mit Trompete und Toy-Piano arrangiert - nicht zu vergessen: Das Hank Williams-Cover des Klassikers "Ramblin' Man", das durch seine Schlichtheit besticht und das Herz anrührt. Die Band macht franko- und italophil angehauchte Indie-Bar-Americana-Musik, kurz: Eine wunderbare CD, einfach anhören und auch unbedingt mal live ansehen!
Das gilt auch für die US-Band Still Flyin', deren Album "On A Bedroom Wall" via staatsakt nach Europa gekommen ist. Die Presseinfo schreibt, die Band wäre 80er-Jahre retro und dennoch im Jetzt - und hat Recht. Freundliche Synthie-Sounds treffen auf freundliches Songwriting, das passt. Die Kalifornier um Bandleader und Songwriter Sean Rawls erinnern zuweilen an New Order oder Human League, produziert hat Hamia Marriott von Architecture in Helsinki. Absolute Empfehlung.
Ein in sich kompaktes Album hat die Hamburger Band Die Heiterkeit mit "Herz aus Gold" aufgenommen. In der HH ist DH bereits Kult, vielleicht liegt es an der lapidaren Art des Vortrags, den Stella Sommer in der Alt-Lage umsetzt. Cool ist die Selbstinszenierung dieser Band schon. Noch bevor es einen Song gab, wurden Bandfotos gemacht. So kommt das Album hingerotzt und ein bisschen schräg rüber, kurz: Es ist ein Debüt-Werk, dem man die Jugend anmerkt, bei dem auch die Instrumente nicht immer optimal bedient werden und das Schlagzeug auch mal ruckelt. Inhaltlich geht es oft ums Herz, siehe Titel, da heißt es z.B.: "Für den nächstbesten Dandy wirst du mich verlassen." Klar, Lassie-Singers, Hamburger Schule und die NDW sind keine neuen Nachrichten mehr - und irgendwo zwischen diesen Koordinaten bewegt sich diese Band, wenn auch zuweilen ein wenig dilettantisch.
Es ist noch ein weiter Weg zu gehen, bis Die Heiterkeit soweit sein werden wie die nächste Band, die in ihrem eigenen Universum agiert: Stereo Total sind tatsächlich Kult und stellen dies auch mit Album Nr. 11 "Cactus vs. Brezel" unter Beweis. Billige Synthies oder gar Heimorgeln, gegengeschnitten mit Disco-Rhythmen und lustigen Texten. "Cactus vs. Brezel" ist auch: Deutschland vs. Frankreich, Lied vs. Chanson, 70ies vs. 60ies. Und das sind natürlich keine Widersprüche, sondern einander ergänzende Gegensätze. Wie heißt es in der Presseinfo so schön: "Cactus vs. Brezel" ist ein Hit-Album für das metrosexuell-orientierte Landei in uns. Ah, qui!
Vom Land in die Stadt: Coy macht auf "All Spots On Me" gereifte Pop-Rockmusik, der man manchmal ein wenig mehr Verschnaufpausen gönnen möchte. Das Debüt-Album von Coy entfaltet seinen Zauber am besten, wenn es auf die ruhige Karte setzt. "I need silence to understand the music", heißt es im Schlussstück vielleicht schon programmatisch, das sich als Ohrwurm zeigt (dafür gibt es einen Extrapunkt) - mal hören wie es mit Coy weitergehen wird.
Auch "Rush For Second Place" von Protestant Work Ethic begeistert in aller Ruhe: Die CD beginnt recht traditionell, um sich immer mehr dem Alternative Country zu zu wenden und mit einem Schritt in Richtung Jazz zu gehen. Dazwischen ist auch mal Platz für einen Bläsersatz. Und dann holt die kongeniale Band bei "Racing In The Rapids" zu einem lupenreinen Country-Song aus. Dann gleich wieder Reduktion - so halten Protestant Work Ethic die Spannung bis zum Schluss. Alle Lieder stammen von Simon Usaty, der die Stücke auch gemischt hat und übrigens bei der aktuell vielleicht interessantesten österreichischen Band, bei Pabst, mitspielt. Kurzum: "Rush For Second Place" ist eine schöne CD für die ruhigen Momente des Lebens. (jpl)

Betty's Apartement: "Silence In The Sound" (7/10)
Coy: "All Spots On Me" (7/10)
Die Heiterkeit: "Herz aus Gold" (5/10)
Fargo: "Violations in E & A" (8/10)
Joshua: "Choices" (7/10)
Of Montreal: "Paralytic Stalks" (9/10)
Protestant Work Ethic: "Rush For Second Place" (8/10)
Stereo Total: "Cactus vs. Brezel" (7/10)
Still Flyin': "On A Bedroom Wall" (8/10)

03 Januar, 2014

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 01/2014

Man nehme als musikalischen Rahmen diverse Koordinaten auf der Nordhalbkugel: Eine Insel in der Karibik (St. Vincent?), eine Stadt im Süden der U.S.A. (New Orleans?), Wüsten im Grenzgebiet zwischen den Vereinigten Staaten von Mexiko und von Amerika. Bei New Orleans aber nicht den lauten Jazz heutiger Clubs in der Bourbon Street, sondern den fingerschnippenden Jazz von früher. Auch Blues ist von dieser Seite des Mississippi-River nicht mehr weit entfernt. Mit diesen Versatzstücken operieren JC and the Supernumararies und liefern Stücke ab, irgendwo zwischen Tejano, Harry Belafonte und Tom Waits. I like. Somit: Locker die CD des Monats August 2013 – wäre sie nicht liegen geblieben.
In eine ähnliche Richtung, aber mit anderem Ergebnis geht Shooter Jennings, wenngleich bei Jennings die Post in Richtung Country-Rock abgeht. Ein paar schöne Songs sind dabei: Durchaus akzeptabel.
Auf einem ganz anderen Mond sind luna*lab zu Hause: Das Projekt von Angela Tröndle und Wolfgang Zamastil featured eigene Songs der beiden, angesiedelt zwischen Jazz und Singer-Songwriting. Bei den WUK-Platzkonzerten konnte man sich live davon überzeugen, dass die beiden ihren eigenen Stil gefunden haben. Charmante Scheibe, klug produziert. Anspieltipp: Das raffinierte "More Than You Can."
Noch eine österreichische Band: Tschok. Fuzzman hat mit aufgenommen, herausgekommen ist vorläufig eine 4-Song-EP, die sich indie-mäßig versponnen gibt - aber durchaus in ihren Bann zu ziehen vermag. Man darf auf das hoffentlich geplante full-length-Album gespannt sein.
Ergänzend dazu könnte man zum Beispiel das neue Album von Siri Svegler hören: Insgesamt bewegen sich die Lieder zwischen Pop und Jazz und mit dem Titelstück "Lost & Found" ist Svegler ein formidabler Ohrwurm gelungen! Repeat, repeat, repeat...
Es gibt MusikerInnen, die konstant Qualitätsarbeit abliefern: Thea Gilmore ist so eine. Bei jedem Album fragt man sich, wann der weltweite Durchbruch a la Heather Nova gelingt. Vielleicht ist es mit "Regardless" soweit. Gilmore liefert glasklare Pop-Song, die Arrangements verwenden auch mal ein Akkordeon oder Streicher. Gilmores Stimme, die schöner ist als jene Heather Novas, trägt die Lieder mühelos.
Brauchbare Durchschnittsware, liefern Uncle Lucius mit "And You Are Me" ab. Ja, das rockt ordentlich, hinterlässt aber - im Gegensatz zu Gilmore - den Eindruck, dass hier einfach das gewisse Etwas fehlt, um die Scheibe interessant zu machen. Angesichts von "Alles Walzer" darf zum Abschluss getanzt werden: The Garifuna Collective liefert dafür den passenden Unterboden. Als Garifunas bezeichnet man jene Nachkommen der afrikanischen Sklaven, die heute in Mittelamerika an der Karibik-Küste leben - von Costa Rica bis Guatemala. "Ayó" bedeutet in deren Sprache "Auf Wiedersehen" und ist leider programmatisch zu nehmen - denn Andy Palacio, der Mastermind der Band, ist nach der Veröffentlichung des ersten Collective-Albums 2007 gestorben. Eine neue Generation von MusikerInnen trägt sein musikalisches Vermächtnis weiterhin in die Welt hinaus. (jpl)

The Garifuna Collective: "Ayó" (7/10)
Thea Gilmore: "Regardless" (9/10)
JC and the Supernumararies: "For What You Seek" (10/10)
Shooter Jennings: "The Other Life" (7/10)
luna*lab: "Calling" (7/10)
Siri Svegler: "Lost & Found" (7/10)
Tschok: "4-Song-EP" (7/10)
Uncle Lucius: "And You Are Me" (7/10)