23 September, 2013

Hot News September 2013

Schon wieder Neues aus Graz, Kalifornien: Die gefühlt dritte Platte in zwei Jahren von Son Of The Velvet Rat heißt schlicht "Firedancer" und gibt sich rockiger, bluesiger, dunkler als die Vorgänger-Alben. Wieder erzeugen Altziebler & Co. die ihnen eigene Magie. Die Tour läuft schon, wie der Feuertanz live umgesetzt wird, davon kann man sich am Mittwoch den 25. September im Wiener Porgy & Bess überzeugen und am 26.9. im Grazer ppc.
Durchaus mit Son Of The Velvet Rat vergleichbar: Glasklare Rocksongs liefert Todd Thibaud auf "Waterfall" ab. Beim abschließenden "Evermore" nimmt Thibaud sich etwas zurück und sorgt für ruhige Momente. Die ganze Platte überzeugt durch das wunderbare Songwriting und die stimmige Produktion. Bei fast jedem Lied überlegt man, gleich die Repeat-Taste zu drücken. Doch wozu die Anstrengung: Man kann ja gleich noch mal das ganze Album hören! All das sind nur andere Worte für: Album des Monats!
Überraschend düster ist das Album "LVOE" von Axel Wolph angelegt, die 13 Songs aus 13 Monaten zeigen wieder das songschreiberische Können des Österreichers, wollen sich aber nicht so recht in den Gehörgängen verfangen.
Ganz anders ist das bei Lord Mouse and the Calypso Katz: Der gibt auf "Go Calypsonian" den lockeren Crooner und hat dabei Melodien unterm Fell, die allerliebst sind. Wäre der passenden Soundtrack für jedes Hollywood-B-Gangster-Movie der 1960er. Miau!

Lord Mouse and the Calypso Katz: "Go Calypsonian" (piranha, 9/10)
Son Of The Velvet Rat: "Firedancer" (monkey, 8/10)
Todd Thibaud: "Waterfall" (Blue Rose, 10/10)
Axel Wolph: "LVOE" (monkey, 5/10)

30 Juli, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 07/2013

Mit Gelassenheit sitzt Elliott Murphy mit der E-Gitarre auf der Veranda und erzählt Rock'n'Roll-Geschichten von früher. Sehr fein, die Stimme kratzt entsprechend und das Songwriting flutscht nur so dahin und ist zum Teil großartig. Ja, John Wayne kommt gleich im Eröffnungsstück vor! Die Haltung ist ähnlich, aber während Dylan im Spätwerk dahinnäselt, singt Murphy mit etwas rauer Stimme, aber er singt noch - und ist daher die bessere Wahl. "You don't need to be more than yourself", singt Murphy - das ist ihm mit diesem Werk eindrucksvoll gelungen!
Liv Lombardi, die junge Singer-Songwriterin aus New Mexico, befindet sich gerade auf einer kleinen Welttournee, mit im Gepäck: Ihr 2012er Album "Self-Medicate", das 8 feine Songs aufbietet, u.a. angereichert mit Streichern. Am 19. August 2013 gastiert Lombardi zum zweiten Mal in Wien (Carina, 21h, U6 Josefstädter Str., support: The Wichita)
Die Österreicherin Julia Motz siedelt ihre Lieder zwischen Jazz und Singer-Songwriting an. Dank klarer Stimme und geradliniger Produktion könnte diese CD der Soundtrack für den ausklingenden Sommer sein - gut gemacht. (jpl)

Live-Tipp: Mo 19.8.2013: Liv Lombardi, support: The Wichita, Cafe Carina, 21h

Liv Lombardi: "Self-Medicate" (7/10)
Julia Motz: "So Close" (7/10)
Elliott Murphy: "s/t" (10/10)

18 Juli, 2013

Hot Juli News 2013

Im wahrsten Sinne heiß, sind die Neuheiten für dieses Monat: Sommerhits gesucht? Bitte sehr, aus dieser Suche entwickelt sich nebenbei eine muntere Weltreise! Kobo Town sind musikalisch in der Karibik verortet, aber agieren von Toronto, Kanada aus. Calypso, Merengue und Reggae werden zu einem bekömmlichen Cocktail gemixt, durchaus kritische Inhalte inklusive.
Wir bleiben in Nordamerika: Ganz anders gepolt sind freilich Turnpike Troubadours, die auf "Goodbye Normal Street" gerade das geben, wovon sie sich im Titel verabschieden - die US-Normalos, die boys next door. Da geht es um junge US-amerikanische Männer, die in Kriegs und Krisengebiete ziehen, Afghanistan und Somalia kommen explizit vor. Ums Küssen eines Mädchens namens Lorrie, Marke High-School-Sweetheart, irgendwann folgt das Eigenheim, mit Vor- und Hintergarten, ein Pick-Up aus Detroit davor. Das Artwork setzt diese Durchschnittlichkeit mittels Found-Footage-artigen Bildern um. Musikalisch ist das Ergebnis Country-Folk-Rock. Schöne Melodien gelingen dem hauptverantwortlichen Songwriter der Band Evan Felker allemal und so ist das Album durchaus akzeptabel.
Scott Matthew präsentiert uns mit "Unlearned" ein wunderbar reduziertes Coveralbum, mit Liedern die ihm wichtig sind und reduziert sie auf deren Essenz. Also: Ruhig, intensiv, eindringlich. Mit dabei: So unterschiedliche Songs wie der Joy Division-Klassiker "Love Will Tear Us Apart" oder Kris Kristoffersons "Help Me Make It Through The Night". Weiters: Neil Youngs "Harvest Moon", das Bündel an ungelernten Liedern schließt Matthew mit einem John-Denver-Stück ab: "Annie's Song". Wie gesagt: Lauter Klassiker - sie ergeben zusammen genommen beinahe das Album des Monats.
Endlich wieder neues vom großartigen The Idan Raichel Project aus Israel: Auf dem neuen Album wirkt die gewohnte Mischung aus schönen Melodien und traditionellen Einflüssen aus der Region, herauskommt zum Teil hit- und massentaugliche, aber immer außergewöhnliche Musik. Musikalisch gelingt die Brückenschlag in Richtung Lateinamerika, kurz: Der geeignete Soundtrack für eine Weltreise, zumindest für einen Sommer im Bad, schlicht die CD des Monats.
Den Abschluss bildet Südamerika: 3x Brasilien! Vielleicht wegen der sozialen Bewegungen, die dort im Zuge des Fußball-Confed-Cups und angesichts der drohenden Fußball-WM 2014 entstanden sind? Vielleicht ist es auch nur eine zufällige Häufung oder Brasilien bietet sich einfach an als Lieferant von Sommermusik. In der gewohnten Putumayo-Qualität wird "Brazilian Beat", "Brazilian Lounge" und "Women Of Brazil" aufgeboten. (jpl)

Kobo Town: "Jumbie In The Jukebox" (7/10)
Scott Matthew: "Unlearned" (9/10)
The Idan Raichel Project: "Quarter To Six" (10/10)
Turnpike Troubadours: "Goodbye Normal Street" (6/10)
VA: "Brazilian Beat" (8/10)
VA: "Brazilian Lounge" (7/10)
VA: "Women Of Brazil" (7/10)

04 Juli, 2013

Zweite CD von Pabst „Full Of Light“ (VÖ: 19.07.2013)

Zweite CD, Pabst. „Full Of Light“ ist auf den ersten Blick keine fröhliche CD. „Full Of Light“ ist tiefgründig. So geht es im titelgebenden Stück „um das Loslassen der liebsten Dinge, die man im Leben hat“, sagt der Gitarrist Daniel Pabst: Ein Grundthema der neuen Pabst-CD sind die „Schwierigkeiten mit dem Abschiednehmen.“  Ja, es geht auch ums Sterben. Auch Liebesbeziehungen kommen in den Liedern natürlich vor. „Manchmal weiß man aber gar nicht, ob es um Liebe oder um etwas anderes geht“, so Pabst. Wie geht man mit Abschieden um? „Vielleicht bin ich ein sentimentaler Typ und die Musik ist ein gutes Ventil, um mögliche Antworten zu formulieren“, sagt Pabst. Dennoch: Pessimismus macht sich nicht breit, Optimismus ist eine inhaltliche Konstante dieser CD. „I’m going to a room full of light“, heißt es im Titelstück.
Die erste Pabst-CD war freien, jazzigen Liedstrukturen zugetan, „Full Of Light“ orientiert sich an klassischem Songwriting. Pabst hat seine ästhetischen Vorstellungen von Musik unter Mithilfe der Multiinstrumentalisten Thomas Tannenberger und David Schweighart umgesetzt. So ist „Full Of Light“ eine hintergründige, raffinierte CD, auf der die mitwirkenden Musiker Freiräume bekommen haben. „Ich habe dieses Mal mein Songmaterial geöffnet“, sagt Daniel Pabst, die Handschrift der Mitmusiker ist klar zu hören – auf „Full Of Light“ gibt es auch Synthie-Flächen und ein Glockenspiel.
Die Stücke auf „Full Of Light“ liefern keine endgültigen Antworten. Aber sie nehmen den Hörer mit auf eine kleine Reise – und lassen ihn (vielleicht) verändert zurück.


>> www.danielpabst.at

18 Juni, 2013

Der grasgrüne Freddy (18.-21.6.2013)

Neonazi Freddy hat ein Problem. Alkohol schmeckt ihm nicht und aggressiv ist er nur aus Pflichtgefühl. Seine Schwester Henriette nervt ihn mit Jesus, den sie verzweifelt zu treffen versucht. Und seine Vertrauenslehrerin Frau Herzig glaubt notorisch an das Gute in ihm. Doch zum Glück wartet auf dem Dachboden sein kleines botanisches Idyll, von dem aber Niemand etwas wissen darf – Vorsicht: Hippie-Gewächs! Doch das grüne Zeug ist leider das beste Gras der Stadt ... und so etwas darf doch kein Geheimnis bleiben, oder?
Die Schauspielklasse der Broadway Connection setzt sich zusammen aus SchülerInnen von vierzehn bis achtzehn Jahren, aus dem Lycée Français de Vienne, dem AHS Heustadlgasse, dem Bertha-von-Suttner-Gymnasium (Schulschiff), der Hertha Firnberg Schule, der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt sowie dem Evangelischem Gymnasium und Werkschulheim Wien. Unterstützt wird die Klasse dieses Jahr durch die in der österreichischen und deutschen Szene bekannten SchauspielerInnen Maria Astl, Michaela Illetschko, Christina Piringer und Alexander E. Fennon, die gemeinsam mit den Jung-DarstellerInnen auf der Bühne stehen und sie in ihren ersten Auseinandersetzungen mit dem Schauspieler Dasein begleiten.
 Charlotte derStern will mit ihrer Serie "Jugendrelevante Themen für Jugendliche mit Jugendlichen“ eine Brücke schlagen zwischen typischem Jugend- und Erwachsenen-Theater. Diese Stücke gehen alle etwas an. Hier stehen sie gemeinsam auf der Bühne, Laien und Profis, junge und erwachsene Menschen, um sich mit aktuellen Thematiken auseinanderzusetzen und sie im gegenseitigen Spiel mit dem Publikum zu erörtern.
 Dies ist Charlotte derSterns vierte Arbeit mit der Schauspielklasse der Broadway Connection und ihre dritte Zusammenarbeit mit dem Theater Drachengasse zur Serie Jugendrelevante Themen für Jugendliche mit Jugendlichen.


Der grasgrüne Freddy
Ein Stück Pflanzenkunde by Charlotte derStern
Theater Drachengasse
18. – 21. Juni 2013 um 20 Uhr

Fleischmarkt 22 (Eingang Drachengasse 2)
1010 Wien Österreich

T: 512 13 54
F: 512 06 04
E:
theater(at)drachengasse.at

>> http://www.drachengasse.at/aktuelleproduktionen_detail.asp?ID=467

13 Mai, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 05/2013

Könnte bitte mal jemand herausfinden, wie viele Tonträger jeden Tag veröffentlicht werden? Weltweit? Gefühlt müssen es mehrere Tausend sein, anders ist es nicht erklärbar, warum so viele Tonträger zu Unrecht liegen bleiben! Die aktuelle Aufarbeitung ergibt Folgendes: Das deutsche Duo Hand in Hand bietet auf "Kuscheln mit dem Riesen" sympathische, jazzig angehauchte Stücke, die die beiden Damen live - so gesehen in Born am Darß 2012 - mit viel Verve darbieten. Live mit Schlagzeug, Klavier und Gesang. Die klugen Lieder thematisieren auch immer wieder das Unterwegssein, etwa "Reis aus Kathmandu" oder "Von Patan nach Lama Tar". Motto: Einfach mit den Riesen kuscheln.
Luke Roberts' Album klingt so: Einer zieht sich auf eine Hütte in den Bergen zurück und schreibt zwei Hände voll Songs. Es ist ein melancholisches Album, Roberts singt mit brüchiger, schwankender Stimme - aber in sich ist das alles sehr stimmig. Sehr reduziert, ab und an wird die Gitarre um Violinen und ein wenig Perkussion ergänzt. Ein Album zum Zurücklehnen und zum Sich- mal-wieder-Gedanken-über-die-Welt machen. Schlicht und schön - ab jetzt bleibt die Scheibe für längere Zeit im CD-Player liegen!
Nicht nur CDs können zu Unrecht liegen bleiben: Auch Bücher. Allemal für einen vergnüglichen Nachmittag vermag der Poet Christian Futscher zu sorgen: Seine Gedichte sind amüsante Miniaturen, genau auf den Punkt gebrachte Beobachtungen, Erlebnisse und Anekdoten. Futscher schreibt etwa ein Haiku: Als ich letztens Paris Hilton/ in Saint Tropez traf/ kaufte ich ihr ein Eis" Überhaupt scheint er - zumindest in der Imagination - ein Reisender zu sein, so ist vielleicht auch der Titel des Gedichtbandes zu erklären: "Marzipan aus Marseilles".
Ebenfalls unterhaltsam - wenngleich komplett anders angelegt - ist das Buch von Eugen Maria Schulak & Rahim Taghizadegan: In "Vom Systemtrottel zum Wutbürger" rollen die beiden Autoren anhand von Lebensbereichen wie "Bildung", "Beruf", "Umwelt", "Kultur" etc. auf, inwieweit jedeR einzelnE von uns Teil eines Systems - somit Systemtrottel - geworden ist, dass er vielleicht nicht immer aufrecht erhalten möchte. Herausgekommen ist ein satirisches Buch, das augenzwinkernd dazu aufruft, nicht länger SystemerhalterIn zu bleiben. In Bezug auf Geld schreiben sie: "Mehr Geld bekommen wir dadurch, dass es politisch für uns durchgesetzt wird: Jene, die uns bezahlen, sind politisch zu nötigen, uns mehr zu bezahlen; jene, die wir bezahlen, hingegen zu zwingen, immer billiger anzubieten. Woher dieses Geld kommt, darf man nicht fragen." (jpl)

Christian Futscher: "Marzipan aus Marseille" (Czernin Verlag: Wien: 2013, 8/10)
Hand in Hand: "Kuscheln mit dem Riesen" (8/10)
Luke Roberts: "The Iron Gates At Throop And Newport" (10/10)
Eugen Maria Schulak & Rahim Taghizadegan: "Vom Systemtrottel zum Wutbürger" (Ecowin: Salzburg: 2011, 7/10)

06 Mai, 2013

Hot Mai News 2013

Das erste Album des Monats liefert Natalie Maines ab: Normalerweise ist Maines die Leadstimme der sehr politischen US-Country-Rockband Dixie Chicks. Nebenbei die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten. Für ihr Solo-Album hat sie sich Ben Harper als Produzenten geholt und mit ihm gemeinsam auch einige der Lieder geschrieben. "Ich wollte, dass die Musik ganz anders ist als die der Dixie Chicks", sagt Maines und bedient sich bei illustren Kollegen wie Eddie Vedder, Pink Floyd, Roger Waters oder Jeff Buckley, dessen "Lover you should've come over" im Zentrum steht. An den besten beiden Liedern, die das Album abschließen, hat sie selbst mitgeschrieben: "Take It On Faith" und "I'd Run Away". Die Stücke kommen durchwegs im Downtempo daher und werden in einer Mischung aus Slow-Rock und Alt. Country interpretiert, man merkt Harpers Produzenten-Handschrift auf angenehme Weise. So handelt es sich bei "Mother" um eine rundum gelungene Veröffentlichung, die das nun schon 7 Jahre andauernde Warten auf eine neue Dixie Chicks-CD verkürzt.
Eine der Entdeckungen der letzten Jahre ist die Band Big Deal, die legt nun nach dem tollen Debüt "Lights Out" nach: "June Gloom" beginnt ähnlich wie das erste Album - in Zeitlupe, aber schon im ersten Song nimmt die Band mehr Fahrt auf. Das etwas schnellere Tempo wird beibehalten, herausgekommen ist ein tolles Rockalbum, das in zwei Wochen in einem Schiffswrack in Ost-London aufgenommen worden ist. Wieder großartig: Die kraftvollen E-Gitarren, hier hat eine Band ihre eigene Sprache gefunden und benutzt sie großartig. Somit: CD des Monats!
Mit dem Putumayo-Sampler "Vintage France" kann man auf entspannte Weise in das Frankreich der 1950er und 1960er-Jahre eintauchen. Juliette Greco eröffnet den bunten Reigen, daneben stehen aber auch SängerInnen von heute wie Madeleine Peyroux, die klassische französche Chansons interpretieren. Charmant und - tres bien!
Überaus charmant ist selbstverständlich auch Max Raabe mit seiner neuen Veröffentlichung "Für Frauen ist das kein Problem": Dabei wird die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Anette Humpe - ja, das ist die Autorin von DÖFs "Codo" - fortgesetzt. Schmunzeln erzeugen die beiden beim geneigten Hörer auch dieses Mal wieder, auch wenn eine geniale Zeile wie "Küssen kann man nicht alleine", dem titelgebenden Lied der letzten CD, dieses Mal nicht dabei ist. Trotzdem kommt das alles locker herüber, als wären Humpe & Raabe einfach auf einer Dachterrasse gesessen und hätten sich launig Anekdoten erzählt und dabei die Lieder entstehen lassen. Vielleicht war's ja genau so.
Oder die eine oder andere Zeile ist im Traum zugefallen. Dann wäre der Sampler "Latin Dreamland" der geeignete Soundtrack dafür. Bezaubernd beginnt die CD mit "Èste era un conejo", einem Schlaflied aus Argentinien, in dem die Kaninchen von Karotten träumen. Beiträge kommen u.a. von Márcio Faraco (Brasilien), Maruca (Mexiko) und Marta Gómez (Kolumbien). Süße Träume, vielleicht von Karotten! Die Antithese dazu liefert die österreichische Band Russkaja mit der neuen Scheibe: Die inzwischen gut etablierte High-Speed-Kraftmeierei in Richtung Ost-Block wird weitergeführt, aber dieses Mal wird noch mehr als Traditionalismen verwurstet - Hardrock und gar Operette klingen durch. Und Aliosha Biz ist bei ein paar Nummern an der Violine dabei. Woher die Spracheinsprengsel kommen, ist gar nicht immer zu erkennen, denn bei Russkaja verhält es sich so wie bei den SchlagersängerInnen der 1950er bis 1970er-Jahre: Auch sie haben mittels Akzent und Fremdsprachigkeit einen Exotikbonus zu erzielen versucht - da geht es mehr um die Pose als um den Inhalt. Live funktioniert die brachiale Gewalt des Sängers sicher und der Rhythmus fährt sowieso in die Beine.
Abschließend noch 2 Live-Tipps, am Montag den 6. Mai ist ein junger Mann von den Färöer-Inseln zu Gast in Wien: Teitur bespielt den Stadtsaal ab 20h. Bei Färöer denkt man natürlich an die Fußball-WM-Qualifikation, in Wien wurde heuer bereits 6:0 gewonnen, Schweden wartet als nächster Gegner. Spielen Länder mit einer guten Musikszene besseren Fußball? Wir werden sehen, The Leather Nun mochte ich jedenfalls immer. (jpl)

Big Deal: "June Gloom" (Mute, 10/10)
Natalie Maines: "Mother" (Sony, 9/10)
Max Raabe: "Für Frauen ist das kein Problem" (Decca, 8/10)
Russkaja: "Energia!" (6/10)
VA: "Latin Dreamland" (Putumayo, 8/10)
VA: "Vintage France" (Putumayo, 8/10)

Lindo Labelnight: NOVI SAD, freihaus, schleifmühlgasse 7, 1040 wien, 20:30h

24 April, 2013

Lindo Labelnight



sepp haT gesagT, wir müssen alles anzünden!!!!!! pauT bringT euch 100% geschminkTe verlogene popmusik!!

"er reimT den unmöglichen reim"
wo andere poeTen hilflos im trapez zappeln, schaukelT sich pauT spielerisch von zeile zu zeile.
am höhepunkT der dichTkunsT angekommen widersprichT er sich selbsT, um im nächsTen momenT sich selbsT zu widersprechen.

"bis an die grenzen der popmusik"
man muss schon ganz schön indie sein um richTig kommerz werden zu können.
bewaffneT miT jeder menge beaTs, konTrabass und klarineTTe, aber auch der obligaTorischen elekTrischen giTarren-abTeilung bringT pauT
100% geschminkTe verlogene popmusik

"wo gehTs hier nach hollywood?"
pauT isT und bleibT ein gnadenloser opTimisT, sein glas isT immer halbvoll, selbsT wenn es dem neuTralen beTrachTer bereiTs leer erscheinen mag.
pauT träumT vom jeTseT und davon eines tages der besTe tennis-spieler der welT zu sein...




café restaurant freihaus
schleifmühlgasse 7
1040 wien
25.04.2013, 20:30

18 April, 2013

Hot April News 2013

Ein Album im richtigen Moment: "I just want you to know/ it's almost spring", singt Agnès Milewski im titelgebenden Stück ihres neuen fein gearbeiteten Albums. Die Stücke funktionieren, die Stimmung ist gelassen, der Pop-Appeal passt auch - insgesamt ein Werk, mit dem man der Singer-Songwriterin nur viel Erfolg wünschen kann.
Gleiches stimmt für Adam Rubenstein, dem die Überraschung des Monats gelingt: Der Mann aus New York, von dem in Europa noch nicht viel zu hören war, liefert mit "Excavator" ein reifes Album ab. Warum man sich diesem so schwer entziehen kann? Es ist wie so oft die geglückte Kombination aus Songwriting und Produktion, die in diesem Fall Independent-Folk-Rock erzeugt, bei dem alles stimmt. Eines scheint sicher: Von diesem Mann wird man noch mehr Gutes hören.
Etwas unschlüssiger, aber nicht minder interessant treten Low anno 2013 auf: Das neue Album strahlt Ruhe aus bewegt sich gut im Alternative Folkbereich und strahlt eine eigene Magie aus.
Für Bescheidenheit steht Thos Henley in dieser Runde: Laut Presseinfo besitzt der Musiker aus Southampton außer ein paar Bücher nur wenige Dinge, und die würden in einer Kühlbox bei einem Mitarbeiter seines Label deponiert sein. Henley ist ein Reisender und agiert zurzeit von Dresden aus, er beginnt sein Debüt-Album "In Hearing Taste" erstaunlich sperrig, dann lichtet sich der Nebel und eine Gitarre legt los, bald kommt Händeklatschen dazu. In der Folge zeigt Henley sein Talent zum schönen Song, die Produktion unterstützt ihn mal mit Violinen, mal mit Orgeln und Bass. Der Album-Titel ist ein Querverweis auf den britischen Reiseschriftsteller Patrick Leigh Fermor, der viele seiner Briefe mit "In Hearing Taste" unterzeichnete. Das Lied "Jade Elizabeth" erinnert nicht an Adam Rubenstein, sondern an Adam Green.
Ihre neue Vinyl-Veröffentlichung (fürs Vinyl gibt es 1 Extrapunkt) präsentieren Ash My Love am 19. April in Wien (Grundsteingasse 19, Steakhouse). Die Band mit dem gut gewählten Namen versammelt 4 Lieder, die alles enthalten von Trash-Country bis zu Punk-Ansätzen. Das Artwork ist schnörkellos und kommt im DIY-Stil daher und will vermitteln: Legt die Scheibe einfach auf den Plattenspieler - wer diese device noch kennt - und lasst sie dort auf Dauerrotation!
Außerdem: Am Sonntag den 28.4. wird Sinead O'Connor Wien beehren, und zwar spielt sie im Rahmen der "The Crazy Baldhead Tour" ab 20h im Konzerthaus! Hingehen! (jpl)

Ash My Love: "Heart" (8/10)
Thos Henley: "In Hearing Taste" (7/10)
Low: "The Invisible Way" (7/10)
Agnès Milewski: "Almost spring" (8/10)
Adam Rubenstein: "Excavator" (9/10)

28 März, 2013

Lindo Labelnight

Ripoff Raskolnikov & Gottfried Gfrerer

Zwei der besten Bluesmusiker Österreichs treffen an diesem Abend aufeinander: Auf seinem elften Album "Lenin Street“ wendet sich Ripoff Raskolnikov verstärkt dem Singer-Songwriting zu, wenngleich die Grundhaltung dieser 12 Lieder dem Blues verpflichtet bleibt: Es sind Short Stories, erfunden wie selbst erlebt, die von Liebe, Abschied oder dem ‚Cold Cold Rain’ erzählen, oder eben von Begegnungen auf der ‚Lenin Street’, irgendwo im urbanen postkommunistischen Brachland.
Rootsmusiker wie Joseph Spence, Blind Willie Johnson, Blind Blake, Blind Boy Fuller und Big Bill Broonzy haben Gottfried Gfrerers Spiel geprägt, sowie die angloamerikanischen Fingerpickingvirtuosen der 60-er. Aber auch die junge Generation der internationalen Fingerstyleszene hat ihn - und umgekehrt er diese - beeinflusst. Die Liste der Größen, mit denen Gottfried gespielt hat, liest sich wie das "Who is Who“ der internationalen Gitarrenszene: Dakota Dave Hull, Bob Brozman, Jon Gomm, Haja Herivao Randrianaivomahefa, Michael Langer, Thomas Leeb, Woody Mann, Andy Manndorff, Eric Roche, Klaus Trabitsch, Stuart Ryan… und Ripoff Raskolnikov!

café restaurant freihaus
schleifmühlgasse 7
1040 wien
28.03.2013, 20:30

27 März, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 03/2013

Manche Veröffentlichungen sind nicht liegen Geblieben, sondern einfach mit Verzögerung im Abspielungsdevice gelandet: Der Blonde Engel ist so ein Fall, seine CD mit dem tollen Titel "Sympathy For The Angel" ist schon 2012 erschienen, darauf liefert Der Blonde Engel augenzwinkernde und oft treffende Kommentare zu alltäglichen Beobachtungen: Zu Brillen tragenden Bobos, über Kaffeeverkauf, über das Leben als Musiker und die üblichen Fragen, die einem als Musiker gestellt werden. Ein akustisches Album, das ganz auf die Texte setzt - und das völlig zu Recht, weil die Texte immer wieder ein Lächeln in Gesicht zaubern. Anspieltipp: "What else?", mit dem der Engel auch beim Protestsongcontest 2012 teilgenommen hat. Das Lied ist übrigens auch auf dem vor kurzem erschienenen Sampler "Protestsongcontest 2008 - 2012" enthalten.
Einen Trip auf die dunkle Seite des Herzens bescheren dem Hörer Wovenhand mit der Live-CD "Live at Roepaen" wird Schonkost in Sachen gute Laune geboten, das verlangt mitunter Geduld und gute Nerven. Wenn der Zugang zu dieser Gefühlslage gefunden wird, ergeben sich mit Sicherheit neue Einsichten, vielleicht Bescheidenheit und Demut.
Parallel zum Festival Wean Hean erscheint regelmäßig ein Sampler, der das Festival dokumentarisch abbildet: Vol. 12, die Kompilation zum Jahr 2012 enthält u.a. Beiträge von Trio Lepschi, den Strottern, Ernst Stankovski, Kollegium Kalksburg, Aliosha Biz und - überraschend - von Maria Kalaniemi (SF). Wean Hean 2014 startet am 18. April und dauert bis 16. Mai 2013.
Es gibt viele Bands, bei denen man sich als Rezensent fragt, warum der weltumspannende Erfolg eigentlich ausgeblieben sind: Mount Washington sind so eine Band. Die klingen wunderbar retro, 80ies-style, der Sänger ist im Falsett unterwegs, manchmal krachen die Gitarren so herrlich, dass sich jedes Stadion von Happel bis Maracana über diese Band freuen würde. Ein bisschen Elektronik ist auch dabei, als Vorgruppe von U2 könnte man sich Mount Washington gut vorstellen - aber eben nur als Vorgruppe. Liegt alles wie immer am Songwriting? Vermutlich. Dennoch: Eine gute Scheibe, die zu entdecken sich allemal lohnt.
Auf seinem gefühlten vierten Album in drei Jahren lässt Ernesty International die kleine Katze aus dem Sack: Er mag The Beatles. Dennoch: Seit Jahren arbeitet Ernesty International als Non-Profit-Organization im Musikbereich daran, gegen globale und individuelle Indifferenz zu kämpfen. Eine ehrenwerte Aufgabe, die dank der sorgsamen Produktion - an den Reglern saß bei den Aufnahmen wieder Bruder Martin Tiefenthaler - und der guten Songs sehr gut erfüllt wird. Und wie bisher auch, bastelt E.I. auch mit "Ernesty IV" an seiner eigenen Indie-Pop-Welt.
Durchaus ähnliche Ansätze verfolgt Tombeck, wenngleich mit gänzlich anderen Mitteln: Statt Indie-Pop bewegt sich Tombeck im Umfeld des Austropop, Vorgängerbands des Wieners waren als Nachfolge von Ambros & Co. angelegt. Die Lieder auf "Freude" haben inhaltlich sozial-politische Ansätze - wenn Ernesty eine internationale NPO ist, dann ist Tombeck eine lokale NPO, die man demnächst (3. Mai 2013, Schutzhaus Zukunft) mit Kollegen wie Günther Mokesch und Andy Baum live sehen kann. (jpl)

Der Blonde Engel: "Sympathy For The Angel" (8/10)
Ernesty International: "Ernesty IV" (8/10)
Mount Washington: "Mount Washington" (7/10)
Tombeck: "Freude" (8/10)
VA: "Protestsongcontest 2008 - 2012" (8/10)
VA: "Wean Hean Vol. 12" (8/10)
Wovenhand: "Live at Roepaen" (7/10)

22 März, 2013

Hot März News 2013

Auf dem steirischen Label pumpkin ist die Debüt-CD von Well erschienen - und diese CD überzeugt auf allen Linien: Songwriting und Arrangements bestechen mit einer Mischung aus Americana, Indie-Pop und 80ies-Synthies. Das funktioniert gut, somit: Well done!
Auf "Das ist Alkomerz" bietet Jeans Team 17 Tracks mit Minimal-Pop, die zuweilen an Kinderlieder erinnern. Das ist zum Teil lustig ("Haddu Zeit"), zum Teil aber auch kindisch ("Bomberjäeckchen") und dadurch insgesamt etwas anstrengend. Das Lied "Menschen" erinnert stark an das Lied "Keine Sterne in Athen", somit an Stefan Remmler und seine legendäre Band Trio. Da heisst es: "Menschen sind zum Träumen da, Trulali Trulala." Manchen könnten da lieber gleich zum Original greifen - Turaluraluralu!
Damit zur neuen CD von Ute Köbernick, die durch ihre gewohnt klugen und verspielten Texten überzeugt. Da gibt es dann Zeilen wie die folgende: "In Milchmädchenbüros da rührt man Rechnungen zu Quark." Köbernick hat in ihren Liedern zum Teil auch politische Ansätze, das letzte Stück heisst "Realpolitiker" und kulminiert in der Zeile: "Alles Verbrecher!". Trotz der Konzentration auf die Texte, hat sich Köbernick Gäste ins Studio geholt, die sie am 15. Oktober 2011, dem Tag der weltweiten Occupy Wallstreet_Bewegung vor der Stuttgarter Börse kennen gelernt hat. Diese Gäste bedienen Instrumente wie Akkordeon, diverse Blasinstrumente und Klanghölzer. Apropos Akkordeon: Letztes Jahr war Ute Köbernick gemeinsam mit Dota Kehr im Rahmen des Akkordeonfestivals in Wien zu sehen und wusste auch live zu überzeugen.
Coco Rosie legen mit "Tales Of A Grass Widow" eine verträumte neue CD vor, ruhiger Electro-Pop mit gehauchten Stimmen, zirpenden Synthies und blubbernden Beats. Gesanglich immer wieder auch mal am Kinderlied angelehnt, ist "Tales Of A Grass Widow" ein Werk für die besinnlichen Stunden des Lebens. Die Cocteau-Twins lassen grüssen und sagen: Gut, weiter machen.
Der in Österreich lebende, aber aus den Niederlanden stammende Bluesgitarrist Hans Theessink hat mit "Wishing Well" ein neues Album am Start: Theessink spielt auf seinem neuen Album neben eigenen Stücken auch Werke von Townes van Zandt, Bob Dylan und Brownie McGhee. Ziemlich relaxte Sache. "Wishing Well" wird am 4. April im Studio 44 in Wien präsentiert.
Ein Duett zu singen, ist immer eine gute Idee, denn jeder GesangspartnerIn bringt eine eigene musikalische Färbung ein. Das hat sich wohl auch Luis Pastor gedacht und SängerInnen wie Bebe, Luis Barberia, Pedro Guerra und Chico César zum Zweigesang gebeten: Die 13 canciones kommen als mal Kunstlied, mal im afrikanischen Stil, mal als Latino-Ballade daher und gleich die Eröffnungsnummer "Aguas Abril" - gesungen mit Bebe - macht Lust auf mehr und beeindruckt durch die abgründig tiefe Stimme der Sängerin. Muy bien!
Zum Abschluss des Akkordeonfestivals 2013: Am 24. März (13h) vertont Heidelinde Gratzl gemeinsam mit Jovica Torbica den deutschen Stummfilm „Die Büchse der Pandora“ aus dem Jahr 1929 im Filmcasino. Und Bratsch aus Frankreich bestreiten die Abschlussgala im Metropol - und damit beginnt das lange Warten auf das nächste Akkordeonfestival... (jpl)

Coco Rosie: "Tales Of A Grass Widow" (8/10)
Jeans Team: "Das ist Alkomerz" (6/10)
Ute Köbernick samt kritischer Begleitung: "Muss ja nicht gleich" (8/10)
Luis Pastor: "Duos" (8/10)
Hans Theessink: "Wishing Well" (7/10)
Well: "Done" (8/10)

21 März, 2013

Harlequin's Glance beim HDM Springbreak 2013 (23.3.2013)

In Kürze ist es soweit! Am Samstag, 23. März laden wir zum bereits dritten HDM-SpringBreak-Festival. Einen ganzen Abend gastieren auf der großen Bühne im glasüberdachten Innenhof eine Reihe hochkarätiger internationaler und nationaler Künstler– und das bei freiem Eintritt!
Das Haus der Musik wird einen Abend lang zur frühlingshaften Festival-Venue. In Kooperation mit der Vienna Songwriting Association haben wir wieder großartige Interpreten aus der nationalen und internationalen Singer-Songwriter-Szene eingeladen, die bei freiem Eintritt im glasüberdachten Innenhof auftreten werden. Eine gute Gelegenheit also, das Haus der Musik nicht nur als Klangmuseum sondern auch als Konzertbühne kennen zu lernen, auf der das ganze Jahr über ein spannendes Musikprogramm geboten wird.

Das LineUp:

Friska Viljor: Nach einer durchzechten Nacht in Stockholm finden sich die beiden Kumpels Daniel Johansson und Joakim Sveningsson standesgemäß berauscht im Aufnahmestudio wieder. Fazit: „Bravo!“:Die Songs jener Nacht werden kurzerhand auf Album gebannt und die Resonanz fällt schlicht überwältigend aus. Der gemeinsame Nenner der Texte ist der Rausch mit all seinen Begleiterscheinungen und Bewusstseinsverzerrung fungiert explizit als musikalisches Stilmittel. Nach der ersten erfolgreichen Singleauskopplung „Gold“ begeben sich Friska Viljor auf Konzerttour und erobern mit legendären Auftritten die Bühnen Europas. Das nunmehr fünfte Album "Remember Our Name" ist mittlerweile fertiggestellt und knüpft musikalisch und thematisch nahtlos an das bisherige Repertoire an. Na dann kurz nochmal den Biervorrat checken und raus mit den Gitarren. Skål!
Haight-Ashbury: Benannt nach dem Hippie-Mekka in Kalifornien begeistert das schottische Trio mit Ihrem Sound die Musikwelt. In ihrem psychedelischen Folk vereinen sie Retro mit modernen Klängen und ziehen Kirsty, Scott und Jennifer „Ashbury"mit hypnotischem Gesang jedermann in ihren Bann. Das Debütalbum, das den vielversprechenden Namen „Here In The Golden Rays" trägt und 2011 erschienen ist, klingt laut der BBC "like some forgotten acid-kissed classic from the darker side of the flower power era, both beauteous and beastly". Mit dem Nachfolgeralbum bestätigen Haight-Ashbury endgültig ihre stilistische Souveränität und überzeugen mit viel Charme und authentischem Auftreten.
Worth: Der charmante Folk-Musiker Chris Worth aus Portland, Oregon, entdeckt erst mit 20 Jahren sein Talent als Sänger. „It was almost like it came overnight“, kommentiert er seinen späten Start als Singer-Songwriter. Dass er sich in dieser Rolle derart Wohl fühlen sollte, konnte er selbst kaum erahnen. Seitdem musiziert er in den verschiedensten Formationen, aktuell mit dem grandiosen Bucket-Drummer Phil Bondy, der mit selbstgebasteltem Kübel-Drumset für Furore sorgt und seine Zuhörer in staunen versetzt.
Harlequin's Glance: Harlequin’s Glance sind nach Ansicht vieler Kritiker und Fans eine der bemerkenswertesten und wichtigsten Alt.-Country-Bands Österreichs. Mit schwerelosen Balladen und schrägen Uptempo-Songs, Einflüssen aus Folk, Cajun, Balkan, Bluegrass, Klezmer und Americana, sowie dem virtuosen Einsatz teils außergewöhnlicher Instrumente wie der schwedischen Nyckelharpa, der lap steel guitar und des Waschbretts, finden sie mittlerweile ein großes und enthusiastisches Festival- und Clubpublikum in ganz Mitteleuropa. Musik von großer emotionaler Tiefe und stilistischer Breite, die zugleich unbändige Lebensfreude, Zartheit und tänzerische Energie ausstrahlt. (Quelle: HdM)

Sa 23.3.2013: Beginn: 18:30 Uhr, Haus der Musik, Seilerstätte 30, A-1010 Wien

>> www.harlequinsglance.com

18 März, 2013

Färöer und retour

Für die Färöer-Inseln gilt ein Spruch, der ansonsten meist in Bezug auf heimische MusikerInnen verwendet wird: Weltberühmt in Österreich. Denn diese kleine Inselgruppe im Norden Europas ist seit der 0:1-Länderspielniederlage im Fußball am 12. September 1990 in ganz Österreich bekannt. Das Spiel hat Josef Hickersberger damals übrigens seinen Teamchef-Job gekostet.
In den nächsten Wochen und Monaten werden die Färöer-Inseln hierzulande noch berühmter werden. Das hat drei Gründe: Die beiden anstehenden WM-Qualifikationsspiele (22. März, Wien, 20:30h, Ernst Happel-Stadion) der Fußball-Nationalmannschaft und der am 6. Mai stattfindende Auftritt von Teitur im Stadtsaal in Wien. Teitur ist neben Gudrid Hansdottir der berühmteste Musikexport der Färöer. Live zu sehen ist er am 6. Mai im Stadtsaal zu Wien. Abgesehen von den beiden, lebt man dort vom Fischfang und in Zukunft von erhofften Erdölfunden unter dem Meeresgrund. Außer 1,3 Prozent der Bevölkerung haben übrigens alle BewohnerInnen der Färöer-Inseln Arbeit, das ist die beste Quote in ganz Europa!
Auf die zuvor angesprochenen drei Ereignisse darf man sich jedenfalls freuen. Hoffentlich.
Ob der Färöer-Tormann mit einer Zipfelmütze nach Wien anreisen wird? Die dazu passenden Temperaturen hätte Österreich zurzeit zu bieten. Falls die Fußballspiele für Österreich wieder verloren gehen, werden die Färöer-Inseln jedenfalls noch tiefer in das kollektive Gedächtnis eingebrannt - vergessen unmöglich. Dann gilt ein Zitat aus einem Teitur-Lied gleichsam als Trost: "All i remember from last night is you."
Ob die neue CD von Teitur in puncto Qualität an seine letzten Werke anschließen können wird? Ob in Österreich wegen der Färöer-Inseln bald wieder eine Fußballtrainer-Ära enden wird? Wenn es um Färöer geht, muss man mit allem rechnen. (jpl)>> www.stadtsaal.com

12 März, 2013

Laura Rafetseder & Katrin Navessi (15.3. / Amstetten)

Die aus Amstetten stammende Sängerin und Songwriterin Laura Rafetseder hat sich bereits mit Laura & the Comrats einen Namen gemacht. Die Alleinerzieherin setzt sich in ihren kritischen und nachdenklichen Liedern immer wieder auch mit Frauenunterdrückung auseinander.
2012 supportete sie u.a. Billy Bragg in Graz. Im November erschien ihr Solodebüt "The Minor Key Club", mit dem sie einiges an Presselob einheimsen konnte. Katrin Navessi kehrte nach ihrem gelungenen Ausflug in den Bereich des Pop als Frontfrau der Elektro-Formation Jellybeat zu ihren musikalischen Wurzeln, dem anspruchsvollen Singer/Songwritertum, zurück.
Die überaus talentierte Wienerin wurde von charismatischen KünstlerInnen wie Sinead O'Connor, Björk, Bob Dylan und einer PJ Harvey in ihrer musikalischen Sozialisation stark geprägt. Sie versteht es vortrefflich, berührende Musik mit Tiefgang und Atmosphäre entstehen zu lassen. (Quelle: http://www.amstetten.at/Rathaussaal.151.0.html)

Kartenpreise: VVK € 10,00 / AK € 12,00
Schüler, Studenten, Lehrlinge VVK € 5,00 / AK € 6,00

>> http://www.amstetten.at/Rathaussaal.151.0.html
>> 17-Shades-Of-Blue
>> The-Minor-Key-Club

11 März, 2013

14x Akkordeonfestival

In vollem Gang ist zurzeit das 14. Internationale Akkordeonfestival in Wien. Noch bis 23. März geben sich die besten AkkordeonistInnen der Welt die Backstage-Türklinken in die Hand – vom Theater Akzent bis zum Metropol.

Bereits gespielt hat zum Beispiel das großartige Motion Trio aus Polen. Das Konzert von Melingo aus Argentinien, am Donnerstag den 14. März in der Sargfabrik steht noch an: David Melingo gilt als ein Erneuerer des Tango und feiert an diesem Tag seine Wienpremiere.
Fast so lange wie das Akkordeonfestival besteht die Gruppe Dobrek Bistro, mehrfach hat die Band im Rahmen des Festivals aufgespielt, am Sonntag den 17. März ist es im Wiener Rabenhoftheater wieder so weit – hingehen! Weitere Höhepunkte: Bayantonic, gemeinsam mit Donauwellenreiter, am Dienstag den 19.3. im Theater Akzent. Schon am 11. März bespielt das David Orlowsky Trio aus Polen die stimmungsvolle Kirche am Gaußplatz. Mit dabei: Der österreichische Starakkordeonist Klaus Paier.
Wie in den letzten Jahren bespielt das Akkordeonfestival an den Sonntagen das Filmcasino im fünften Bezirk: Am 24. März (13h) vertont Heidelinde Gratzl gemeinsam mit Jovica Torbica den deutschen Stummfilm „Die Büchse der Pandora“ aus dem Jahr 1929. Schon eine Woche davor, am 17. März untermalen Lothar Lässer und Robert Lepenik den Mantel- und Degenfilm „The Three Musketeers“ aus dem Jahr 1921.
Johanna Ruhola Reaktori aus Finnland bespielt in der Abschlussgala 1 am 23. März den Reigen mit ihrer eigenen Mischung aus Tango und Elektronik. In einem zweiten Set wird sie sich an diesem Abend mit den französischen Suiten von Bach beschäftigen. Apropos Frankreich: Den Schlusspunkt setzt die französische Band Bratsch am 24. März im Metropol, Bratsch spielen seit 1976 und sind bereits mehrmals beim Akkordeonfestival zu Gast gewesen. Eine wilde Mischung aus Klezmermusik, Rembetiko und Chansons ist an diesem Abend zu erwarten! (jpl)

http://www.akkordeonfestival.at
Fotocredit: Felix Broede

08 März, 2013

Frauenfilmtage 2013 am Internationalen Frauentag

Am letzten Tag der Frauenfilmtage gibt es drei Filme: Eröffnet wird der Tag mit „Invisible War“ von Kirby Dick (17h, Filmhaus Spittelberg). Dieser Dokumentarfilm beschäftigt sich mit einem Tabuthema innerhalb der US-Armee: Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung durch Kameraden. „UFO in her eyes“ ist ein chinesischer Spielfilm (19h), der auf humorvolle Weise die gesellschaftlichen Umwälzungen im heutigen China zeigt. Abgeschlossen wird das heurige Festival mit "Prinzessin" (D, 2005).
Am 7. März waren gleich zwei tolle Filme zu sehen: „All is well“ ist die harte, genau erzählte Geschichte von zwei jungen angolanischen Migrantinnen in Portugal. Im großartigen Dokumentarfilm „Forbidden Voices“ portraitiert die Schweizer Regisseurin Barbara Miller drei Bloggerinnen aus Kuba, China und dem Iran. Ein sensibler, einfühlsamer Film, der diese mutigen Journalistinnen in ihrem Kampf für freie Meinungsäußerung zeigt. Yoani Sánchez aus Kuba durfte übrigens nach rund 20 erfolglosen Anträgen für 80 Tage aus Kuba ausreisen und befindet sich zurzeit in Europa, Barbara Miller hat sie vor kurzem in Prag getroffen. Zeng Jinyan hält sich nach Jahren des Hausarrests in Hongkong auf und Farnaz Seifi lebt im deutschen Exil. „Mich hat am meisten der Mut und das Durchhaltevermögen der Bloggerinnen beeindruckt“, sagt Barbara Miller nach mehr als 5 Jahren Arbeit an "Forbidden Voices". Das kann man ihnen zum internationalen Frauentag nur weiterhin wünschen!

Cuba Libre

Eine Bloggerin als Klassenfeindin: die Kubanerin Yoani Sánchez ist für das Time-Magazin eine der 100 wichtigsten Persönlichkeiten, für das Regime Fidel Castros ist sie unliebsame Opposition. Sanchez' Buch „Cuba Libre“ ist trotz der schwierigen und mitunter gefährlichen Lebensumstände ein klares politisches Statement. Zwar schonungslos aber dennoch mit Humor geschrieben, zeigt es auch Absurditäten, die das Leben auf der Karibikinsel mit sich bringt. Ein lesenswertes Buch, das natürlich Vieles über das Regime der Castro-Familie erzählt und andeutet, dass über kurz oder lang ein Wandel auf Kuba stattfinden muss.



Links:
Heyne Verlag
www.frauenfilmtage.at
www.forbiddenvoices.net
http://www.desdecuba.com/generaciony
www.forbiddenvoices.net
http://zengjinyan.wordpress.com
http://twitter.com/zengjinyan

04 März, 2013

Katrin Navessi live, Fr 8.3.2013

Es gibt Stimmen, die einen vom ersten Augenblick an faszinieren: Die Singer-Songwriterin Katrin Navessi hat so eine Stimme – die wird gerne mal mit Suzanne Vega verglichen. Ihr Debüt-Album 17 Shades Of Blue, das sie in diesem Abend präsentieren wird, enthält neben zehn eigenen Liedern auch das Stück My Man, das haben schon Billie Holiday und Barbra Streisand gesungen.

"Dass es im Titel des Debüts von Katrin Navessi nur Blautöne gibt, ist kein Zufall: Die Wiener Singer/Songwriterin pendelt meist zwischen Nachdenklichkeit und Melancholie; mit flockiger Unbeschwertheit hat sie nicht viel am Hut. Zum Lagerfeuergeraunze verkommen ihre Songs trotzdem nie. Navessi setzt auf klassische Liedermacherkunst. Im Zentrum steht ihre schöne und fast immer auch ein bisschen traurige Stimme, stimmungsvoll begleitet von der bei aller Reduktion doch abwechslungsreichen Musik, die die Sängerin gemeinsam mit dem Multiinstrumentalisten Stephan Steiner eingespielt hat." (falter)

Katrin Navessi live, Fr 8.3.2013: Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h

28 Februar, 2013

Zehn Jahre Frauenfilmtage (28.2. bis 8.3.2013)

Bereits zum zehnten Mal finden ab 28. Februar die Frauenfilmtage in Wien statt. In den letzten 10 Jahren hat dieses Festival konsequent Filme zu frauen- und gesellschaftspolitischen Themen gezeigt. Dabei wurden in Retrospektiven stets einzelne Regisseurinnen und deren Arbeit vorgestellt.
Mit der Personale, die seit 2010 einen fixen Bestandteil des Programmes bildet, werden dem Publikum weibliche Filmschaffende in Österreich aus den unterschiedlichsten Bereichen, etwa aus dem Bereich Schnitt, vorgestellt. Im Jahr 2013 ist diese Personale der Sounddesignerin Veronika Hlawatsch gewidmet. Am Samstag den 2.3. läuft beispielsweise der Film “Tag und Nacht” aus dem Jahr 2010 von Sabine Derflinger, an dem Veronika Hlawatsch mitgearbeitet hat. Der Inhalt: Lea und Hanna wollen an das schnelle Geld kommen. Und ein Schuss von Neugierde ist auch dabei. Zwei junge Frauen vom Land, Freundinnen seit Kindestagen an, die zum Studium nach Wien gekommen sind. Die große Stadt ist Abenteuer. Warum soll eine Studentin nicht als Callgirl arbeiten? Solange sie das freiwillig tut. Die Münze entscheidet: Sie werden als Escort-Girls arbeiten. "Und wenn's uns nicht taugt, gehen wir kellnern für acht Euro die Stunde.
Schauen Sie sich das an!(jpl)

Foto: © Film: „All is well“ (Frauenfilmtage 2013)

Programm: http://www.frauenfilmtage.at

18 Februar, 2013

Stefan Zweig: "Schachnovelle" (Diogenes)

Ein Passagierschiff auf dem Weg nach New York. An Bord befindet sich der Schachweltmeister Mirko Czentovic. Der namenlose bleibende Ich-Erzähler, der gemeinsam mit seiner Frau in die neue Welt übersetzt, fordert Czentovic herausfordern, er spielt gemeinsam mit anderen Passagieren und einige Partien gehen gegen den Weltmeister verloren. Plötzlich mischt sich ein weiterer Reisender ein, Dr. B. bringt Spielwitz ein, sodass sich der Weltmeister tatsächlich herausgefordert fühlt. Bevor es zum Showdown in einer Einzelpartie zwischen Dr. B. und Czentovic kommt, erzählt B. in einem langen Monolog seine Lebensgeschichte: Als Gefangener in nationalsozialistischer Isolationshaft hat er unter Reizdeprivation gelitten, erst ein Schachbuch hat Abwechslung für den Geist gebracht und Dr. B. wird autodidaktisch zum Schachgenie. Eine Partie gewinnt der Herausforderer, im Revanchespiel nutzt Czentovic die vereinbarten 10 Minuten Spielzeit pro Zug gekonnt aus und versetzt Dr. B. psychologisch in die Zeit der Gefangenschaft, die auch durch Warten bestimmt war - am Ende gewinnt somit der Weltmeister.
Stefan Zweig schreibt wunderbare Prosa, hier stimmt jeder Satz. Er zieht den Leser, Satz um Satz, Seite um Seite, um nicht zu sagen Zug und Zug in die Geschichte hinein und lässt ihn bis zum Showdown nicht mehr los. Der Plot um die Atlantiküberquerung ruft Assoziationen zu längst vergangenen Zeiten hervor, nur mehr wenige Passagierdampfer laufen heute von Europa kommend New York an. Die Novelle ist übrigens posthum erschienen und wird jetzt vom Diogenes-Verlag als Taschenbuch neu aufgelegt: Zweig hat sich 1942 im brasilianischen Exil 1942 wegen des Verlustes seiner 'geistigen Heimat Europa' das Leben genommen. (jpl)

Stefan Zweig: "Schachnovelle", 112 Seiten (Diogenes: Zürich: 2013)
>> http://www.diogenes.ch

05 Februar, 2013

Hot Februar News 2013

Die Schweizer Sängerin Fiona Daniel tritt mit einem neuen Album an: "Backyard" scheint nicht ganz so fragil wie der Vorgänger, betört aber wieder mit zarten Melodien und der schönen Stimme Daniels, dieses Mal ist auch ein Stück auf schweizer-deutsch dabei, das ohne Probleme in Daniels Universum integriert ist. Geschickt verknüpft Daniel elektronische Versatzstücke mit Singer-Songwriting. Wie das live klingt, kann man im Februar auf Österreich-Tour u.a. im Haus der Musik in Wien (19.2.2013, Seilerstätte 30 1010 Wien, 20h) überprüfen.
Ähnliche Ansätze verfolgt Irmie Vesselsky mit "The Key", das auf dem neuen Label Donauwalzer erscheint: Die Pianisten schreibt ihre ruhigen Lieder - mit einer Textausnahme - selbst, in der Produktion gesellen sich noch Streicher und ein wenig Elektronik dazu. Fast unvermeidbar ruft Vesselsky Assoziationen zu Tori Amos hervor - Unangenehmeres kann jeder Musikerin passieren, somit ist "The Key" ein gutes Werk und möglicherweise der Schlüssel zu weit reichendem Erfolg.
Hermes von FM4 hat alles, was swingt kompiliert und legt vor: "Sehrsupersampler Eins", mit dabei sind etwa Paul Anka, Ray Charles und Brian Ferry, aber auch Jonathan Richman, DelaDap und Götz Alsmann. Dieses Kraut und diese Rüben passen auf eine CD gebündelt gut zusammen, und so gibt Tom Jones mit "Delilah" die Schlussnummer, ein Stück, das auch Tony Wegas - kürzlich als Vorgruppe auf Tour mit Austrofred - solo im Karaoke-Modus zum Besten gab.
Überraschung: Chris Stamey, ja der von The db's, legt mit "Lovesick Blues" eine neue CD vor. Damit war nicht mehr zu rechnen, sensationeller war nur das Comeback von The Feelies im letzten Jahr. Gleich das Eröffnungsstück "Skin" ist ein Indie-Folk-Ohrwurm, dem noch weitere wie "I wrote this song for you" folgen. Das Album ist akustisch gehalten, Streicher inklusive. Die Chöre und die Melodieführung in "Astronomy" erinnern an The Beatles, während "Anyway" mehr bei den Beach Boys angesiedelt ist. Doch genug der Querverweise: "Lovesick Blues" ist das unaufgeregte, starke Statement eines wunderbaren Songwriters.
Nun zu den Jungs von Night Beds: Die ergänzen diesen Reigen der Winterplatten mit "Country Sleep" kongenial. Deren Country-Folk-Songs nehmen zwar manchmal Schwung auf, nur um im nächsten Moment wieder die Handbremse anzuziehen. Ein schönes, ein auf das Wesentliche konzentriertes Album, da weinen die Geigen und die Stimmen miteinander. Also: Ab ins Bettchen, und zwar in der Nacht, noch ein wenig Winterschlaf, bald ist ohnehin wieder Frühling.
Die in Rom lebende Singer-Songwriterin Sylvie Lewis hat vor kurzem Eleni Mandell auf deren Europa-Tour supported, das war ihr erster Auftritt in Österreich. Geboren wurde Lewis in England, sie hat aber ihr halbes Leben anderswo verbracht und in den U.S.A., in Südafrika und Spanien gelebt. Die sparsam gemeinsam mit Richard Swift von The Shins produzierten Lieder, bestechen genau dadurch. Ein guter Song braucht wenig Firlefanz. Zu "The fish and the bird" gibt es übrigens ein bezauberndes Video) wie ihr Musikmachen begonnen hat, erklärt Lewis mit Österreichbezug und britischem Understatement: "Als Kind habe ich den Film "The Sound Of Music" gesehen, mit Julie Andrews. und ich habe mir gedacht: Wenn das das Leben einer Nonne ist, möchte ich Nonne werden. Dann habe ich bemerkt, dass mich die Filmmusik interessiert und dass ich irgendwann Kapitän von Trapp treffen und mich in ihn verlieben möchte und so habe ich beschlossen, Musikerin werden zu wollen, als ich ungefähr zehn oder 11 Jahre alt war." Und das war eine gute Entscheidung!

Fiona Daniel: "Backyard" (7/10)
Sylvie Lewis: "It's all true" (8/10)
Night Beds: "Country Sleep" (7/10)
Chris Stamey: "Lovesick Blues" (8/10)
Irmie Vesselsky: "The Key" (7/10)
VA: "Sehrsupersampler Eins" (7/10)

28 Januar, 2013

Fr 1.2.13.: NILS (Singer/Songwriter)

Keine Macht für Niemand“ sangen Ton Steine Scherben. „Keine Nacht für Niemand“ prangt auf der gelben Badeente am Cover des gleichnamigen neuen Albums des Wiener Singer/Songwriters Nils.

Natürlich einerseits eine Verneigung vor den großen Scherben – verwies Nils erster Albumtitel „viel zu früh und immer wieder“ doch auf Blumfeld – andererseits die verbildlichte Anlehnung an eine Textstelle aus Funny van Dannens Song „Dias von Tibet“.

„Ich weiß noch, Mutter weinte, als er nach Berlin verschwand und das auf seiner Ente »Keine Macht für Niemand« stand“, sang der Deutsche und beschrieb damit die Aufbruchsstimmung einer Generation. Solche verspielten Querverweise auf die Pop-, Trash- und Hochkultur der letzten 200 Jahre ziehen sich durch alle 16 Songs des neuen Tonträgers „Keine Nacht für Niemand“ und verknüpfen sich mit poppig-eingängigen Melodien zu Geschichten über erhoffte, unerwiderte und verlorene Liebe.

Freihaus, Schleifmühlgasse 7, 1040 Wien
Beginn: 20:30h

21 Januar, 2013

Moskau - Petuški (23.1. - 25.1.2013)

Eine hochprozentige Irrfahrt in den Wahnsinn, in der es weder an politischen Intellekt, noch an ethisch-moralischem Kontext mangelt. Die Sauftour eines klugen Narrens, voll von Gedanken über die Sinnlosigkeit des Lebens, über die Grausamkeit der Welt - und den Schluckauf.

Ein Denker, der das Denken verneint. Eine Revolution, die keine ist.

"Ich brauche nur ein gutes Buch zu lesen und ich werde nicht daraus schlau, wer weshalb trinkt. Die Unteren, weil sie nach oben blicken und die Oberen, weil sie nach unten blicken."

Im Spannungsfeld aus Schauspiel und Musik inszeniert Hannan Ishay die Fahrt eines Säufers von Moskau in den zum Paradies verklärten Vorort Petuški. Dabei bedient er sich an Religion, Philosophen, Dichtern und Denkern, stellt sie auf Augenhöhe mit alltäglichen Lappalien und spannt den Bogen bis hin zur russischen Revolution, Shakespeare und Caesar.

Regie: Hannan Ishay, Darsteller: Nenad Smigoc, Mit: Maja Osojnik, Felix Dietinger, Laura Tille

Mi, 23. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio
Fr, 25. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio
Sa, 26. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio

Palais Kabelwerk, Kulturzentrum Kabelwerk GmbH, Oswaldgasse 35A, 1120 Wien
Karten: Tel: 01/8020650, e-Mail: tickets@palaiskabelwerk.at

>> http://www.facebook.com/anbetracht.dessen

>> http://www.palaiskabelwerk.at

09 Januar, 2013

Harlequin’s Glance (18.01.2013, brut)

Harlequin’s Glance sind nach Ansicht vieler Kritiker und Fans eine der bemerkenswertesten und wichtigsten Alt.-Country-Bands Österreichs. Mit schwerelosen Balladen und schrägen Uptempo-Songs, Einflüssen aus Folk, Cajun, Balkan, Bluegrass, Klezmer und Americana, sowie dem virtuosen Einsatz teils außergewöhnlicher Instrumente wie der schwedischen Nyckelharpa, der lap steel guitar und des Waschbretts, finden sie mittlerweile ein großes und enthusiastisches Festival- und Clubpublikum in ganz Mitteleuropa.
"„Marlise“ ist nicht nur ein toller Opener, sondern versprüht sofort diesen Touch von verschlafenen Saloons im Sonnenlicht. Sänger Gernot Feldner lässt seine Stimme knattern wie Tom Waits, und schnurren wie ein Kätzchen. Das Lied nimmt sanft Fahrt auf, und wankt zwischen Country-Ballade und Irish-Folk. Weiter geht es mit „Them Nights“, was sich wie „Banjo Ballad“ durch eine starke Geige auszeichnet, und mit den Stempel „tanzbar“ verdient. Hier trifft auch moderner Country Swing mit der melodischen Gitarre und dem Klavier auf geigenlastigen Gipsy-Rock." (mica)

Harlequin’s Glance
Freitag 18.01.2013: brut, Schottenfeldgasse 95, 1070 Wien, 20h
http://www.harlequinsglance.com

07 Januar, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (01/2013)

Am Beginn des Jahres passiert endlich wieder die Aufarbeitung der Vergangenheit, denn einige Bands sind einer Rezension bisher entgangen - zu Unrecht. Southerly aus Portland, Oregon etwa. Obwohl der Name rurales Liedgut vermuten lässt, gibt das Ein-Mann-Unternehmen Krist Krueger mit dem dritten Album entspannte Indie-Popmusik auf gutem Niveau. Dank der markanten Stimme Kruegers und der durchweg guten Songs, ergibt sich sofort ein wohlwollender Eindruck, Lieder irgendwo angesiedelt zwischen Lagerfeuerromantik und Stadiontauglichkeit. Anspieltipps: "Sacrifice", "Lust" bzw. "The End Of Adolescence", das sind immerhin drei von zwölf Liedern, die im Gedächtnis bleiben sollten und übrigens auch als Vinyl gekauft werden können.
Ebenfalls aus Portland, Oregon stammt Shelley Short, sie war in den vergangenen Jahren fleissig auf Tour in der ganzen Welt unterwegs. Short schreibt ihre Songs über eigenen Erfahrungen des Aufwachsens in einem kreativen Umfeld, umgeben von Büchern und Musik. Reduzierter Singer-Songwriter-Pop ist die auf CD gepresste Essenz, Shorts Stimme erinnert an Iris Dement. Als MitmusikerInnen hat sich Short u.a. Nate Query und Rachel Blumberg von The Decemberists ausgeborgt, herausgekommen ist ein schönes auf der ruhigen Seite des Lebens stehendes Album.
Ähnliches wie Southerly, wenn auch weniger spannend, bieten Joshua: Auf "Choices" rumpelt es ordentlich dahin, aber irgendwie fehlt die zwingende Melodie, die sich sofort in den Ohren oder im Herzen festsetzen könnte. Da nützt es auch nicht viel, die Stimmen durch ein Megaphon zu jagen - das ergibt unter dem Strich nur durchschnittliche Qualität, Jungs.
Viel interessanter: Buddy & The Huddle, die 2004 ihr letztes Album veröffentlicht haben. Das seit April 2011 liegen gebliebene Werk "Farrago" ist ein bescheidenes Teil, das auf Gesangsstimmen meist verzichtet und mit einer der Titelnummer loslegt, die als Filmmusik geeignet wäre: Autoverfolgungsjagd in Zeitlupe oder Rinder auf die Weide treiben in Cinemascope. Track 2 "The Girls At Jo's" verweist mit den Bläsern schon in Richtung Süden, und womöglich bis auf einen der traurigen Grenzorte, El Paso, Texas oder auf der anderen Seite Ciudad Juárez, México. Die Bläser weinen dahin und immer mehr schwingt sich die E-Gitarre ein, großartig. Als Inspiration für dieses Konzeptalbum - das beinahe zur Gänze instrumental bleibt - diente Buddy & The Huddle übrigens Yann Apperys Buch "Das zufällige Leben des Homer Idlewild" (2005, Berlin, Aufbau Verlag), das einen Anti-Helden abbildet. Einerseits ist es in diesem Fall Schade, dass das Album so lange liegen geblieben ist, andererseits macht das Entdecken umso mehr Freude! Ein Album, das mit ähnlicher Sturheit daherkommt wie man sie von The Handsome Family oder The Feelies kennt und das im CD-Regal bescheiden einen Platz zwischen den Calexico, Giant Sand und CDs der genannten einfordert.
So richtig die Sau lassen Feet Fall Heavy heraus: Hier wird alles verbraten, was Spaß macht. Geräusche werden in die Stücke eingebaut, es kracht und scheppert, die üblichen Popmusik-Hörgewohnheiten werden auf die Probe gestellt und zum Teil aufgelöst - das ist gut so. Insgesamt wirkt das Teil aber doch etwas zu zerfleddert, das ergibt in Summe nur eine Durchschnittswertung.


Buddy & The Huddle: "Farrago" (8/10)
Feet Fall Heavy: "Kill it Kid" (4/10)
Joshua: "Choices" (5/10)
Shelley Short: "Then Came The After" (7/10)
Southerly: "Youth" (8/10)