Ganz anders lässt sich die neue Scheibe von Reno an: Elektronik-Gezirpe, das sich ob seiner Beatlastigkeit in der Rave-Szene der 1990er-Jahre verorten lässt. Dass man dazu um 3 Uhr früh, unter Einsatz von kleinen Pillen, perfekt abtanzen kann, ist gut vorstellbar. Aus den Boxen des Rezensenten kommend, wird das leider schnell anstrengend, aber: Auf die richtige Umgebung kommt es an.
Auch das hat in dieser Kolumne Platz: Ein Sampler, der von irgendwoher kam und unter dem Titel "The Forbidden 80s" elektronische Musik in allen möglichen Variationen versammelt: Von Entspannungskasette bis verspielt, bis beatlastig oder anstrengend (der Beitrag von Steno), aber in jedem Fall interessanter als Reno - und mitten drin ein Track von Sergej Mohntau aus Österreich. Da die Stücke fast alle aus den Jahren 2003-2005 stammen, könnte dieses Teil Rekordhalter sein und schon lange liegen geblieben sein.
Das kleine Wiener Label Ernesty Music Group trumpft mit seinem ersten Release gleich ordentlich auf: Die Alleinunterhalterin Eloui - vormals eloui f - hat alle Stücke geschrieben und komplett selbst eingespielt: Von Ukulele bis Klarinette und allerhand Elektronik-Zeug. Herausgekommen sind durchaus einnehmende Elektro-Pop-Stücke, die man so nicht jeden Tag zu hören bekommt - bei aller Verspieltheit schimmern auch immer feine Melodien durch - somit ein spannendes Debüt.
Spannungen vermag auch der Gitarrist Martin Philadelphy aufzubauen: Ohne Rücksicht auf Moden oder Strömungen setzt er konsequent seine musikalischen Visionen um - die Tracks rumpeln rockig, legen dann wieder Pausen ein und zeigen einen Musiker, der seine Qualitäten voll ausspielen kann, featuring Chris Janka (Bass) und Gustavo Costa (Drums, Percussion). Tolles Teil mit stimmigem Artwork. (jpl)
Curfew meets Isgaard: "The Trip" (Art Of Music, 8/10)
Eloui: "Chasing Atoms" (EMG, 7/10)
Martin Philadelphy: "Trensch" Delphy (Entertainment Records, 8/10)
Reno: "s/t" (Fluxrecords, 4/10)
VA: "The Forbidden 80s" (Mr. Mutt Records, 5/10)