09 Dezember, 2022

Hot News 12/2022

Wie immer zum Jahresabschluss: Tipps für Weihnachten, mit einem besonderen Rückblick auf Veröffentlichungen, die uns begleitet und gestärkt haben und bestehen bleiben werden.
Es gibt es ein tolles Porträtfoto, das Annie Leibovitz einst in Asbury Park, NJ, von Bruce Springsteen gemacht hat. Springsteen im Mustang-Cabrio, in jedem Moment bereit, sich zum Lenkrad zu drehen und los zu preschen. Womit wir beim ersten Album des Monats sind, dessen Cover an dieses Bild anschließt: „Only The Strong Survive“ heißt das neue, einundzwanzigste Album von Bruce Springsteen, das der Boss locker in sein Spätwerk einreiht. Es ist ein Cover-Album mit Klassiker des R'n'B und des Soul – von "The Sun Ain't Gonna Shine Any More" und "What Becomes of the Brokenhearted", bis zum wunderbar gelingenden "Someday We'll Be Together" und dem balladesken "Nightshift". Toll: Bei zwei Songs ("Soul Days", "I Forgot To Be Your Lover") ist Sam Moore als Sänger dabei, einst Teil des Duos Sam & Dave. Die Grooves fließen locker dahin und der 73jährige Springsteen ist stimmlich noch immer auf der Höhe und macht diese Klassiker zu seinen Songs. Ein starkes Album des Monats, mit dem einem der Boss Mut und mit auf den Weg gibt – ja, es geht weiter.


Auch wenn es für manche ein kompliziertes Jahr war: the strong überstehen es sogar gestärkt und schauen begleitet von Menschen, Musik, Büchern und Filmen beruhigt in die Zukunft. Jahresabschluss-Tipps, die uns heuer beeindruckt haben; Film: „Mission Joy“, in dem der Dalai Lama und Desmond Tutu einander treffen, um eine Woche lang über Freude zu reden. Ein Dokument, das bestehen bleibt und uns weiterhin begleiten wird. Das dazu gehörige „Das Buch der Freude“ ist ebenfalls sehr zu empfehlen!


Der Film „Hallelujah. Leonard Cohen, a journey, a song“ zeichnet Cohens Leben entlang seines oft missverstandenen Liedes „Hallelujah“ nach und ist einer der besten Musikfilme der letzten Jahre: Cohen als 1 von 8 Milliarden, wie der Dalai Lama sagen würde, ein ewig Suchender zwischen Spiritualität und Kreativität.

Sturm Graz, aktuell Nr. 2 in der Ösi-Fußball-Bundesliga, hatte immer wieder große Spieler und Trainer: Ivica Osim, der ein Fußball-Philosoph war, lebt leider nicht mehr. Ein ehemaliger Sturm-Spieler, Jan-Pieter Martens, war auch früher schon Musiker, jetzt legt er bei pumpkin sein viertes Album „A better me“ vor: schönen Melodien folgendes Singer-Songwriting, das zwischen Pop- und Rock angelegt ist. Bläser sind hier ebenso zu vernehmen wie E-Gitarren-Soli. Schöne Songs sind das („Into my arms“, „There is love!“), als Kicker war Martens Teil der erfolgreichen Meistermannschaft der 1990er-Jahre, man kann ihm nur ähnliche musikalische Erfolge wünschen. Gut gemacht!

Crossing Strings nennt sich ein Duo, das aus den beiden GitarristInnen Carina Maria Linder und Markus Schlesinger besteht. Sie eröffnen ihr Album „Intersections“ mit einem Gershwin-Cover: „Summertime“, das Linder mit dunklem Timbre gekonnt intoniert. Fünf eigene Stücke und fünf Covers – außerdem noch etwa „Georgia on my mind“ oder ein Stück von Jimi Hendrix – ergeben ein schönes, ausgewogenes Album. Mit seiner kraftvollen Ruhe passt es perfekt in die Adventzeit und unter den Weihnachtsbaum.

In diese Zeit passt auch das „Album für die Jugend“ von Vienna Rest In Peace. Diese Kombo, in die Teile der famosen Band Aber das Leben lebt aufgegangen sind, hat die Fans mehrere Jahre lang auf dieses Album warten lassen. Der Titel „Album für die Jugend“ ist direkt bei Robert Schumann entlehnt – der gleichnamige Song ist ein Meisterwerk, das alleine schon den Kauf dieses Album rechtfertigt, das Lied enthält die großartige Zeile „wir waren doppelt so traurig wie Kurt Cobain“. Ein zweites Album des Monats, das in Ergänzung zu Springsteen gehört werden sollte.

Auf Indonesisch heißt bagus „super“ und genauso ist auch das neue Buch von Clara Maria Bagus „Der Klang von Licht“: es ist ein Buch über Menschen, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen, scheinbar am Ende ihrer Kräfte. Auch wenn die Lage schwierig erscheint, so geht es im Leben doch stets um Versöhnung und Vergeben – Mitgefühl wie der Dalai Lama sagen würde, siehe oben. Ein Buch zur Zeit, in der die Welt im Außen immer fragiler und brüchiger erscheint und das mit eindringlicher Sprache letztlich dafür spricht, sich selbst zu finden und sich für sich selbst, für das Licht, für die helle Seite, zu entscheiden. Absolute Empfehlung!


Neue Lieder von lindorec-Artists auf Spotify:

Herald K: "Circe" ANHÖREN
Alea Regnin: "The Night Is Falling" ANHÖREN (jpl)


Clara Maria Bagus: „Der Klang von Licht“ (Piper) (9/10)
Crossing Strings: „Intersections“ (8/10)
Jan-Pieter Martens: „A better me“ (8/10)
Bruce Springsteen: „Only The Strong Survive“ (10/10)
Vienna Rest In Peace: „Album für die Jugend“ (9/10)

Live:
Sa 10.12.2022: The Wichita, live im Rahmen der Langen Nacht der Menschenrechte, Benefiz, WUK Ausweichquartier, 19h, Baumgasse 79, 1030 Wien
Sa 10.12.2022: Christian Masser, Gerhard Steinrück, Robert Masser, Graz, ATELIER 12, Münzgrabenstr.24
So 11.12.2022: Christian Masser, Gerhard Steinrück, Robert Masser, ATELIER 12, Münzgrabenstr.24
Mo 12.12.2022: Alex Miksch, Cafe Margaretenstr. 32, 1030 Wien, 20h
So 18.12.2022: Martin Klein, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, 20h
27.01.2023: Alex Miksch, Radiokulturhaus, Argentinierstr. 30a, 1030 Wien, 20h
16.03.2023: Stimmgewitter Augustin, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1050 Wien, 20h, KARTEN

11 November, 2022

Spotify Playlists!

Hier gibt's die lindo rec. playlists no. 1:

lindo rec. playlists no. 2:

17 Oktober, 2022

Gigs, gigs, gigs!

Nach den tollen Konzerten der letzten Wochen – Lila Downs im Wiener Konzerthaus, Tini Trampler & Playbackdolls (Sargfabrik) und Angel Olsen (WUK) – geht es hochkarätig weiter: ein Ausblick.

Schon am Samstag den 22.10.2022 präsentiert Thomas Andreas Beck sein sechstes Album „Ernst“ im Theater an der Gumpendorfer Straße, los geht’s um 20h - „Ernst“ verweist auf den Wiener Sozialwissenschafter Ernst Gehmacher, dem Beck Inspiration, Freundschaft und Mentoring verdankt.

Ab ins Konzerthaus heißt es ebenfalls wieder: am 30. und 31. Oktober 2022 ist die großartige Sängerin Melody Gardot in Wien zu Gast, deren Werk sich gekonnt zwischen Jazz und Blues bewegt. Kein Wunder, auch ihre Geschichte als Musikerin ist durchaus bluesig: mit 19 Jahren wurde Gardot bei einem Unfall schwer verletzt, am Krankenbett sind erste eigene Lieder entstanden – der internationale Durchbruch sollte folgen. In Richtung Jazz geht es auch am 18. Oktober im Club Frau Mayer, wenn dort Martha Sanchia & Band auftreten.

Album-Release-Party: Who Cares? The Band

Am 5. November 2022 präsentieren Who Cares? The Band ihr vielschichtiges Debüt-Album im Club 1019. Hier ein Video zum Song „Abandoned place“, in dem es um die Faszination für verlassene Häuser geht, die manchmal ein wenig unheimlich sind:


Ebenfalls am 5. November 2022 beginnt in Wien das 19. KlezMORE Festival: einfach hingehen, das Programm ist wie immer hochkarätig, u.a. live zu hören sind: Ethel Merhaut, The Yiddish Princes meet the Orient (19.11. Porgy & Bess) und das Styrian Klezmore Orchestra am 12. November 2022 im Theater Akzent. (jpl, Foto: Melody Gardot © melodygardot.co.uk)


Di 18.10.2022: Martha Sanchia, 19:30h, Frau Mayer, Rudolfsplatz 12 1010 Wien
Sa 22.10.2022: Albumpräsentation Thomas Andreas Beck „Ernst“, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h, Tickets - www.dastag.at
So, Mo 30./31.10.2022: Melody Gardot, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, Konzerthaus - www.konzerthaus.at
Sa 05.11.2022: Who Cares? The Band, 20 Uhr, Album-Release-Party- Club 1019, Althanstraße 12, 1090 Wien, 20h
Sa 05.11. - 20.11.2022: 19. KlezMORE Festival Vienna 2022 - siehe: http://klezmore-vienna.at
Mo 07.11.2022: "So long, Leonard" - Tribute to Leonard Cohen. Mit: Steve Gander & Franz Haselsteiner (Musik), Wolfgang Pollanz, Verena Doublier (Talk), TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h - www.dastag.at
Di 08.11.2022: The Wichita @ Bücher Ortner, Tigergasse, 1080 Wien, 19h, http://thewichita.blogspot.com
Fr 11.11.2022: Dorota Barová Duo (CZ): Sargfabrik, Goldschlagstraße 149, 1150 Wien 19:30h, www.sargfabrik.at
Di. 22.11.2022: Nina Rosa (CZ), Sargfabrik, Goldschlagstraße 149, 1150 Wien 19:30h

08 Oktober, 2022

Hot News 10/2022

„Albedo“ heißt die aktuelle CD der österreichischen Gruppe Federspiel: moderne Blasmusik, die in Richtung Volksmusik verweist, aber diese auf ganz eigene Weise interpretiert. Schlägt man das Booklet auf, lernt man, was der Albumtitel bedeutet: das Rückstrahlungsvermögen von nicht selbstleuchtenden, diffus reflektierenden Oberflächen. Der Titel ist Programm, die Musiker nehmen Traditionen auf und werfen ihre Reflexion dazu als Musik in die Welt zurück. Mal kraftvoll wie bei Track 1, immer wieder auch zart, stets virtuos und zwischen gewohntem und völlig neuem Hörerlebnis wechselnd und so die Spannung aufrecht erhaltend. Andere Worte für: Album des Monats.

Leonard Cohen überall! Rund um dessen Todestag (7.11.) erscheint auf Bluenote der intensive Sampler „Here it is: A tribute to Leonard Cohen“. „Suzanne“ ist natürlich darauf enthalten, in einer jazzig-schwungvollen Version von Gregory Porter. Mit dabei ist auch Peter Gabriel, der für die Überraschung sorgt: sein „Here it is“ gelingt großartig, weil Gabriel alle Bässe aus seiner Stimme herausholt. Das gilt auch für Iggy Pops düster-schöne Version von „You want it darker“, bei der man vermeint Cohen selbst zu hören. Toll! Sarah McLachlans „Hallelujah“ gelingt ebenfalls wunderbar und verweist gleichzeitig auf den im November anlaufenden Cohen-Film „Hallelujah – A journey, a song“, der das Leben des Suchenden Cohen entlang des Liedes „Hallelujah“ erzählt und von allen, die Songs schreiben angeschaut werden sollte. Authentisch, berührend. Ab ins Kino!

Ergänzend dazu gibt es m 7. November 2022 diese Veranstaltung in Wien: "So long, Leonard" - Tribute to Leonard Cohen mit Steve Gander & Franz Haselsteiner (Musik), Wolfgang Pollanz, Verena Doublier (Talk) im TAG (Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien, 20h).

Jetzt zu anderem: dass Pete Astor ein Könner ist, wenn es um die Kategorie Pop-Rock-Song geht, war längst bekannt. Mit dem neuen Album „Time On Earth“ legt Astor nach und liefert mit dem Titelstück einen veritablen Ohrwurm, der in einer besseren Welt – auch wegen der gekonnt platzierten Orgel – ein Hit wäre. B-Seite: „Miracle On The High Street“ – geht ebenso ins Ohr. Fein arrangierte Gitarren-Pop-Lieder; klingen fast wie früher bei Bill Pritchard (der übrigens auf einem älteren Cohen-Tribute-Sampler vertreten war). Absolute Empfehlung!

Vor kurzem war im Theater am Spittelberg das tolle Fado-Konzert von Carla Pires & Ensemble zu sehen, bei dem Pires ihr aktuelles Album „Cartografado“ präsentiert hat. Ebenfalls aus Portugal stammt diese Sängerin und Gitarristin mit kapverdisch-kreolischen Wurzeln: Carmen Souza deutet mit dem Titel ihres neuen Albums „Interconnectedness“ wohl an, dass in dieser Welt alles zusammen hängt. Thematisch geht es um persönliche und weltweite Veränderungen der letzten Jahre. Souza ist zurzeit gemeinsam mit Bassist Theo Pascal unterwegs und präsentiert das Album live – Musik zwischen World und Jazz vom Feinsten, sozusagen.

Hier die aktuelle Single "Nightshift" zum Mitte November erscheinenden neuen Album von Bruce Springsteen:

Von 5. bis 20. November 2022 läuft in Wien das 19. KlezMORE Festival: einfach hingehen, das Programm ist wie immer hochkarätig: u.a.: Ethel Merhaut, The Yiddish Princes meet the Orient (19.11. Porgy & Bess) und das Styrian Klezmore Orchestra am 12. November im Theater Akzent. (jpl)


Pete Astor: „Time On Earth“ (8/10)
Federspiel: „Albedo“ (9/10)
Carmen Souza: „Interconnectedness“ (7/20)
VA: „Here it is: A tribute to Leonard Cohen“ (9/10)

Live:
So 09.10.2022: Indische Musik, Theater Drachengasse, 1010 Wien, 18h
Di 11.10. & 25.10.2022 (u. 8.11., 22.11., 13.12.): Frantisek; Kaffee-Jause mit Live-Musik, G'schamster Diener, Stumpergasse 19, 1060 Wien, 16-17 Uhr
Fr 14.10.2022: Herald K, @ Bücher Ortner, Tigergasse, 1080 Wien, 19h
Mi 19.10.2022: Albumpräsentation Saedi, das werk, Donaukanal, 19:00 Uhr
Do 20.10.2022: Albumpräsentation Federspiel, Wiener Konzerthaus, Mozart Saal
Sa 22.10.2022: Albumpräsentation Thomas Andreas Beck „Ernst“, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h, Tickets - www.dastag.at
Sa 05.11.2022: Who Cares? The Band, 20 Uhr, Album-Release-Party, Club 1019, Althanstraße 12, 1090 Wien, 20h
Sa 05.11. - 20.11.2022: 19. KlezMORE Festival Vienna 2022 - siehe: http://klezmore-vienna.at
Mo 07.11.2022: "So long, Leonard" - Tribute to Leonard Cohen. Mit: Steve Gander & Franz Haselsteiner (Musik), Wolfgang Pollanz, Verena Doublier (Talk), TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h - www.dastag.at
Di 08.11.2022: The Wichita @ Bücher Ortner, Tigergasse, 1080 Wien, 19h, http://thewichita.blogspot.com
Fr 11.11.2022: Dorota Barová Duo (CZ): Sargfabrik, Goldschlagstraße 149, 1150 Wien 19:30h, www.sargfabrik.at
Di. 22.11.2022: Nina Rosa (CZ), Sargfabrik, Goldschlagstraße 149, 1150 Wien 19:30h

29 September, 2022

„Nothing to regret“ von „Who Cares? The Band“

Roman Tröster hat im Jahr 1995 „Who Cares? The Band“ gegründet. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte erscheint am 4. November 2022 endlich das Debüt-Album: „Nothing to regret“ versammelt 12 Lieder aus der Feder von Roman Tröster, die im Bereich Singer-Songwriter, Americana angesiedelt werden können.

Das Lied „My mind is in Ferrara“ bezieht sich auf ein Straßenkunst-Festival, zu dem die Band einst eingeladen war und das nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. „Diese 8 Festival-Tage waren wie ein einziger Rausch, in unser normales Leben zurück zu kehren, war danach gar nicht so leicht. Genau davon handelt dieses Lied, von dieser Rückkehr und davon, dass man am liebsten noch in Italien auf der Straße stehen würde“, erzählt Roman Tröster.

Nichts bereuen

Ganz anders verhält es sich mit dem Song „Abandoned Place“, in dem es um verlassene Herrenhäuser und die mit ihnen verbundenen Geschichten geht:

Egal ob Ferrara oder ob verlassene Orte: Who Cares? The Band folgen dem Albumtitel, bereuen nichts und machen einfach weiter – auf das nächste Vierteljahrhundert! (jm)

Live:
Album-Release-Party
Sa 5. November 2022
Club 1019, Althanstraße 12, 1090 Wien
Beginn: 20 Uhr

>> www.whocares-theband.com

23 September, 2022

„Die Welt liebevoll umgestalten“

Am 22. Oktober 2022 präsentiert Thomas Andreas Beck sein sechstes Album „Ernst“ im TAG (Wien). Ein Gespräch über die aktuelle Single „Deponie“, das Nicht-Liebevolle, Narzissmus und den Dalai Lama.



Aus dem Album „Ernst“ wird die Nummer „Deponie“ ausgekoppelt, dazu gibt es auch ein Video. Was ist das für ein Song?
„Deponie“ ist wahrscheinlich das erstes Liebeslied an mich selbst. Die Metapher dahinter ist, dass die Welt voll ist mit Sondermüll, mit ungelösten Problemen und dass es wichtig ist, diese Altlasten zu sanieren, zu therapieren. Da geht es als Metapher um in mir deponierte Dinge, die ich gar nicht bin. Der Realitätsbezug ist, dass ich über meine Kindheit geschrieben habe. Meine Kindheit in Wien Favoriten, ein hartes Umfeld – auch mit Schlägertruppen. Daheim wie auf dem Spielplatz. Das Paradies war eine ehemalige Mülldeponie, wo wir alles Mögliche erlebt haben. Das hat meine Naturnähe von Anfang an ausgemacht.

Inwiefern?
Mir war als Kind weder bewusst noch wichtig, dass das eine Deponie ist. Das war für mich ein Freiraum. Ich erzähle in dem Lied sehr zart, warum ich so bin, wie ich bin: manche mögen das als schroff empfinden. In Wahrheit bin ich ein verletztes Pflänzchen, das sich entlang seiner Verletzungen und Narben entwickelt hat. Es ist auch eine Antwort auf die Frage, die mir oft gestellt wird: Tom, warum schreibst du immer so traurige Lieder. Das Lied endet mit den Worten: „Lieder sind niemals traurig, sie kratzen nur am Lack. Erinnern die Lebenden ans Leben und die Toten ans Grab.“ Musik und Lieder sind nicht das Traurige an sich, sondern sie sprechen das Traurige in uns an, damit es entsorgt werden kann. Damit wir frei werden und innen rein. Das führt uns zum Dalai Lama: dass wir frei werden von Dingen, die in uns abgelegt wurden. Erkenne dich selbst und sei es – die Inschrift von Delphi.

Apropos Deponie: in der Gesellschaft, um uns, im Berufsleben, in Beziehungen, ist man doch immer wieder mit nicht-wertschätzenden Haltungen konfrontiert. Oder wird durch Zwänge klein gehalten. Was tut man als gereifter Erwachsener, wenn man mit dem Nicht-Wertschätzenden, dem Nicht-Liebevollen konfrontiert wird?
Erstens stimmt das, wir leben in einer von narzisstischen, meist Männern, von alten weißen narzisstischen Männern geprägten Kultur. Die ist definitiv nicht liebevoll, sondern hat etwas mit Macht, mit Gewinnen und mit dem Unterdrücken zu tun. Mit einem schweren, kranken Egoismus. Das haben wir in der Politik, in der Wirtschaft, leider auch in der Bildung, befürchte ich. In diesen Rahmen werden wir hinein geboren. Es gibt ja nicht nur die kranken Narzissten, die sind halt an den Machtpositionen, weil sie so süchtig danach sind! Das haben wir zu tun: Wie können wir, Menschen wie du, wie ich, wie können wir uns aufbäumen? Wie können wir selbst ein Vorbild sein, so wie ein Dalai Lama ein liebevolles Vorbild sein will und ist. Wie können wir, die wir keine kranken, kaputten, schlägernden Narzissten sind, wie können wir die Welt liebevoll umgestalten?

Gute Frage, wie geht das?
Ich glaube nicht, dass es der Weg der Esoterik ist, auf dem alles sanft und weit ist. Sondern es ist schon auch ein gesunder Zugang zu Macht und Gestaltungsmöglichkeit. Macht heißt ja, dass ich etwas weiter bringen kann. Nur Macht ohne Ethik und Liebe ist gefährlich. Macht mit Liebe und ethisch wertvoll geprägt, ist etwas Wichtiges. Wir haben eine riesige Arbeit vor uns! Fangen wir bei uns selbst an und dann kümmern wir uns um die Kindern. Denn die Alten, wie Trump, sind eh verloren. Was willst du dem noch lernen? Trump oder Putin sind verloren, die sind entmenschlicht, das sind unkontrolliert abfahrende Ego-Raketen in einem Machtrausch. (jm)

Sa 22.10.2022
Albumpräsentation „Ernst“
TAG, Gumpendorfer Straße 67, 1060 Wien
Beginn: 20h
www.dastag.at

05 September, 2022

Hot News 09/2022

Schlicht „Ernst“ nennt der Singer-Songwriter Thomas Andreas Beck sein neues Album, das u.a. am 22. Oktober im TAG in Wien präsentiert wird. Nach den ruhigen, intimen Alben „Stille führt“ und „Alles brennt“ ist „Ernst“ ein kraftvolles, wohl Becks stärkstes Album, das auch laute E-Gitarren beinhaltet und eher – Achtung ein ganz großer Querverweis! – an Nick Caves „The Mercy Seat“ als an Ludwig Hirsch erinnert. Das Album ist inhaltlich nah an den Themen der Zeit, es geht etwa um Aleppo und die Frage der Erhaltung der Demokratie. Der Albumtitel ist auch als Hommage an Becks 2021 verstorbenen Mentor Ernst Gehmacher zu lesen. Kritisch und kämpferisch. Andere Worte für: Album des Monats!
Die Singer-Songwriterin Julia Costa hat schweizerisch-österreichische Wurzeln und hat auf „Novemberkind“ feines Liedgut versammelt – auch wenn man wegen des Schweizerdeutsch nicht alles verstehen kann, sind es Songs, die berühren und Costas Stimme überzeugt sowieso. Textzitat: „Ich will hören wie du meinen Namen sagst und wie dein Herz schlägt.“ Damit man mitlesen kann, liegen die Liedtexte zum Album als kleines Büchlein „Novemberkind Lyrics“ inklusive Glossar vor. Gut gemacht!

„Quamundos 2“ von Theo Pascal: sein Album featured u.a. die Sängerin Carmen Souza. Pascal ist hier nicht nur für alle Kompositionen zuständig, sondern hat auch gleich Aufnahme, Mix und Mastering übernommen und präsentiert als Pionier der lusophonen Jazz-Szene ein hochenergetisches Kollektiv portugiesischer MusikerInnen – da fließen gekonnt auch immer wieder Volksmusik-Ansätze ein.

„The Fighter“ betitelt der aus Belfast stammende Gitarrist Simon McBride sein kraftvolles zwischen Heavy Metal und Blues angesiedeltes Album, dem auch zwingende Melodien nicht fehlen. Über Jahre hindurch war McBride der verlässliche Gitarrist für Bands wie Sweet Savage. Seit 2008 veröffentlicht er Solo-Alben und seit heuer ersetzt er Steve Morse bei Deep Purple. Ian Gillian bezeichnet McBride als einen der allerbesten Gitarristen. Das zeigt er auf seiner aktuellen Platte mit mitreißenden Soli – wenn möglich, sollte man diese Musik live anhören!


Apropos live: der Herbst 2022 ist prall gefüllt mit tollen Konzerten, als ein Highlight ist der Auftritt von Lila Downs im Wiener Konzerthaus am 4. Oktober 2022 zu nennen.

Und ein Spezial-Tipp: jeden zweiten Dienstag im Monat spielt Frantisek im Wiener Kultlokal G'schamster Diener zur Kaffee-Jause auf: 16 bis 17 Uhr. Demnächst also: Di 13.09. & 27.09.2022. (jpl)

Thomas Andreas Beck: „Ernst“ (9/10)
Julia Costa: „Novemberkind“ (8/10)
Julia Costa: „Novemberkind Lyrics“ (8/10)
Theo Pascal: „Quamundos 2“ (8/10)
Simon McBride: „The Fighter“ (8/10)

Live:
Mi 07.09.2022: Anna Absolut, Albumpräsentation, Kramladen, Gürtelbogen, 1080 Wien, 20h
Sa 10.09.2022: Douglas Linton & The Plan Bs, Reindorfgassenfest
Di 13.09. & 27.09.2022: Frantisek; Kaffee-Jause mit Live-Musik, G'schamster Diener, Stumpergasse 19, 1060 Wien, 16-17 Uhr
Mi 14.09 - Sa 17.09.2022: onQ Festival für Jazz & Neue Musik > Porgy & Bess, Wien
Sa 17.09.2022: Harlequin's Glance 19.30 Uhr, Museum Gugging, Am Campus 2, 3400 Klosterneuburg, (VVK: € 20,-) Karten unter: loschy@gugging.org
So 18.09.2022: 13.30 Uhr: Schneida, Sundown Ramblers, Bobbo Byrnes/The Fallen Stars - Museum Gugging, Am Campus 2, 3400 Klosterneuburg; Eintritt frei
Mo 19.09.2022: Georg Kreisler lebt! TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, www.dastag.at, Beginn: 20h
Di 27.09.2022: Carla Pires & Ensemble: Mit emotionaler Stimmfülle zeichnet Carla Pires wie eine Reisende auf den Straßen der Welt ihre Fado-„Landkarte“. Fröhlich gibt sie sich tropischen Aromen der Chorinhos und Mornas hin, sehnsuchtsvoll mit Flamenco-Dramatik der Anziehungskraft. Mit dem Album „Cartografado“ verleiht die Star-Fadista der innig kraftvoll gesungenen Poesie ihrer Heimat aus vielen musikalischen Wurzeln Modernität. Theater am Spittelberg, Spittelberggasse 10, 1070 Wien, 19:30h - www.theateramspittelberg.at
Di 04.10.2022: Lila Downs, Konzerthaus Wien, 19:30h, www.konzerthaus.at
Mi 05.10.2022: Satuo, Radiokulturhaus, Studio 3
Do 06.10.2022: Katie Kern, Louisiana Blues Pub, Prinz Eugen Str. 4, 1040 Wien, 20h
Fr 07.10.2022: Tini Trampler & Playbackdolls, Album Release-Show, 19:30h, Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien
Di 11.10. & 25.10.2022 (u. 8.11., 22.11., 13.12.): Frantisek; Kaffee-Jause mit Live-Musik, G'schamster Diener, Stumpergasse 19, 1060 Wien, 16-17 Uhr
Di 11.10.2022: Marta Topferova & Milokraj: Mit ihrer jüngsten Formation Milokraj (dt. geliebtes Land) widmet sich Marta Topferova verstärkt tschechischer und slawischer Folklore. Musikalische Einflüsse hat sie in den 20 Jahren, die sie in den USA, Spanien, Kuba und Kolumbien verbrachte, aber sehr vielfältige aufgesaugt. In New York arbeitete sie mit einigen der besten Musiker*innen aus der Latin-, Jazz- und Weltmusikszene zusammen um schließlich in ihr Heimatland zurück zu kehren und eine famose osteuropäische All-Star Band zu gründen. Das Ergebnis ist ein völlig neuer Sound mit bunten Einsprengseln verschiedener Stile. Sargfabrik, Goldschlagstraße 149, 1150 Wien 19:30h
Sa 22.10.2022: Albumpräsentation Thomas Andreas Beck „Ernst“, TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h, Tickets - www.dastag.at
Sa 05.11.2022: Who Cares? The Band, Beginn: 20 Uhr, Album-Release-Party, Club 1019, Althanstraße 12, 1090 Wien
Sa 05.11. - 20.11.2022: 19. KlezMORE Festival Vienna 2022 - http://klezmore-vienna.at
Mo 07.11.2022: "So long, Leonard" - Tribute to Leonard Cohen. Mit: Steve Gander & Franz Haselsteiner (Musik), Wolfgang Pollanz, Verena Doublier (Talk), TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, Beginn: 20h - www.dastag.at
Di 08.11.2022: The Wichita @ Bücher Ortner, Tigergasse, 1080 Wien, 19h

10 Juli, 2022

„One Week Peace“ - Bertha von Suttner Friedensakademie 2022 (17. bis 21.8.2022)

Zum dritten Mal findet heuer in Gars am Kamp das Symposium „One Week Peace“ statt, auch Bertha von Suttner Friedensakademie genannt. Es ist eine Veranstaltung im Zeichen des Friedens – aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine ist „One Week Peace“ leider am Puls der Zeit.
Namensgeberin ist Bertha von Suttner, die im Jahr 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis bekommen hat. Sie hat in der Nähe von Gars am Kamp, auf Schloss Harmannsdorf, gelebt und gewirkt und dort ihren weltberühmten Roman „Die Waffen nieder“ geschrieben. „One Week Peace“ greift das Vermächtnis der Schriftstellerin, Friedensforscherin und Pazifistin auf und thematisiert Friede auf künstlerisch-sinnliche Weise.

3 Workshop-Angebote

Das Workshop-Angebot heuer reicht von Theaterarbeit mit Joschka Köck vom Theaer der Unterdrückten (Wien), Gesang mit Sabine Federspieler (Freischaffende Musikerin, Sängerin & Chorleiterin) und Radiokunst mit Wally Rettenbacher: Joschka Köck ist partizipativer Theatermacher und Sozialwissenschaftler beim Theater der Unterdrückten (TdU) Wien. Mit Theater der Unterdrückten und Lehrstücktheater nach Reiner Steinweg arbeitet er an der friedlichen Transformation unserer Gesellschaft mit Theatermethoden. Er schreibt zurzeit auch seine Dissertation über Theater der Unterdrückten als ästhetisch-politische Praxis in Zeiten des Anthropozän.

Gesang: Sabine Federspieler

In den vielfältigen musikalischen Projekten von Sabine Federspieler geht es in nahezu allen musikalischen Genres um die individuelle Ausdruckskraft und den schöpferischen Aspekt im Zusammenspiel verschiedener Musikrichtungen. Die Freude am Chorleiten ergänzt ihre solistische Ader. Federspieler:„Singen ist erlebtes und gefühltes Miteinander!“
Schon am 13.8.2022 gibt es in Gars die Vortragsreihe „study of resistance“ und ein Konzert unter dem Titel „Exodus“. Das Chorkonzert von „La Esperanza“ geht am 18. August 2022 unter der Leitung von Sabine Federspieler über die Bühne, Beginn: 18 Uhr. Zum Abschluss des Symposiums findet am Sonntag den 21. August 2022 ab 11 Uhr eine Matinée von „One Week Peace“ statt, gleichsam eine Werkschau der SymposiumsteilnehmerInnen!

>> www.oneweekpeace.at
Gars am Kamp (17.8.-21.8.2022)
18.8.2022: Chorkonzert „La Esperanza“ (18h)
(Foto: Erik Skoliber)

09 Juni, 2022

Yana's Adventurous Journey, and Calm Before the Storm...

'Calm Before the Storm' is the title of Czech songwriter Yana's second single, out of her debut album project, recorded in a Dublin studio, involving a number of prominent Irish musicians.

This particular track was created with the help of two Vienna-based musicians, Claudia Heidegger (violin), and Shane Ó Fearghail (bodhrán). It catches your attention from the very first moments, with its soft, brooding, ambient string arrangement, which is then further added to by Yana's subtly expressive vocal. Emotive, and pensive, are perhaps good adjectives to describe the song. It provides us with a sense of what is to come from Yana's more recent session in Dublin, which has provided more fresh recordings for her coming album.

The road to recording these songs has been a remarkable one: During previous visits to Ireland as a music fan, Yana came to know, and became good friends with, Fergus O’Farrell (of Interference fame, and writer of the song 'Gold' in the film 'Once' featuring Glen Hansard). Fergus finally gave up his long struggle with Muscular Dystrophy in 2016, but Yana and many others amongst his friends, have continued to contribute to his legacy. Having witnessed this man's creativity and courage up close, certainly has contributed strongly to Yana's musical motivations. Her most recent return to Ireland happened as a musician in her own right, with a mission to record an album... (photo: Dave Keegan)

>> www.yanamusic.eu
>> spotify
>> www.facebook.com/yanaceol
>> bandcamp

11 Mai, 2022

Theater: “Lüg mich an und spiel mit mir” (2.-8. Juni 2022)

“Lüg mich an und spiel mit mir” – so der Titel der aktuellen Theaterproduktuon des aktionstheater ensemble in Koproduktion mit dem Bregenzer Frühling der Landeshauptstadt Bregenz und dem Vorarlberger Landestheater. Und in Kooperation mit Werk X in Wien, wo am 2. Juni 2022 die Premiere stattfinden wird.

Ein Aggressor provoziert unsere Demokratie. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir wirklich eine sind. Und das ist gar nicht leicht. Martin Gruber, “Seismograph gesellschaftlicher Verschiebungen” (profil), und sein preisgekröntes aktionstheater ensemble beginnen in ihrer aktuellen Uraufführung „Lüg mich an und spiel mit mir“ also bei einer allgemeinen Verstörung über Corona, Klimakrise und Krieg. Bei der Frage, wie es denn weitergehen soll?

Ko-Produktion

In einer erstmaligen Ko-Produktion mit dem Vorarlberger Landestheater wird eine durchchoreografierte Theater- und Musik-Performance, mit AkteurInnen aus mehreren europäischen Staaten, gezeigt. Die Produktion, für die auch die Masterminds der Wiener Formationen „The Fictionplay“ und „Gewürztraminer“ gewonnen werden konnten, feiert ihre Premiere am Donnerstag den 2. Juni 19:30 Uhr im Werk X und läuft bis Mittwoch den 8. Juni 2022. (jpl)

“Lüg mich an und spiel mit mir”
Pension Europa 02. Uraufführung von Martin Gruber und aktionstheater ensemble
Do. 2. Juni 19:30 Uhr Premiere, Fr. 3., Sa. 4., So. 5., Di. 7., Mi. 8. Juni 2022, jeweils 19:30 Uhr
im Werk X, Oswaldgasse 35a, 1120 Wien

Karten: reservierung@werk-x.at, T +43 1 535 32 00-11, http://werk-x.at & www.aktionstheater.at

28 März, 2022

Hot News 04/2022

„Animal Sentimental“, die neue Platte von Mísia liefert 11 feine Fado-Stücke: zum Teil natürlich mit der traditionellen portugiesischen Gitarre oder auch mit Klavier eingespielt. Die Texte stammen von portugiesischen DichterInnen wie Lídia Jorge, Natália Correia oder Vasco Graca Moura, auch ein Text von Fernando Pessoa ist dabei. Die Platte besticht dadurch, dass Mísia zwar der Fado-Tradition verhaftet ist, aber ihre ganz eigene Interpretation des Fado versucht und die ZuhörerInnen so auf eine Reise zu neuen Ufern mitnimmt – andere Worte für: Album des Monats.
„Los Vientos“ nennt der Violinist Gerd Putscheff seine aktuelle CD-Veröffentlichung, die musikalische Reise geht hier in Richtung Flamenco und Jazz: Putscheff stellt die Streichinstrumente in den Mittelpunkt, diese werden flankiert von Tablas, Congas, Piano, E-Bass und Flamenco-Gitarren. Etwaige bestehende musikalische Grenzen spielen für Putscheff keine Rolle, sie werden einfach überwunden – so können auch mal kubanische Anklänge vorkommen. Eine schwungvolle Veröffentlichung, auf die man sich als HörerIn einlassen sollte.

Die tolle neue Single von Suki Waterhouse heißt "Wild Side" und erscheint als Vorbote des neuen Albums "I can't let go", das am 6. Mai erscheinen wird:

Auch von Joe Satriani gibt es bald ein neues Album: "The Elephants Of Mars", daraus eine Kostprobe:

Noch eine Vorab-Single zu einem neuen Album: von Arlo McKinley erscheint am 6. April die Single "Stealing Dark from the Night Sky". Sein neues Album "This Mess We're In" erscheint am 15. Juli bei Oh Boy Records. Arlo erzählt in dem Song die lebhafte Geschichte eines Zusammenbruchs und einer Sauftour, bei der er versucht, den Sonnenaufgang mit einer Liebschaft zu überstehen, die den Schmerz vielleicht ein wenig lindern kann. Beim offiziellen Video führte Matt Reynolds (Adult Swim) Regie:

Konzert-Kalender 2022

Wenn die Pandemie mit dem C nicht wieder Striche durch die Live-Kalender macht, darf man sich heuer auf zahlreiche tolle Konzerte freuen: ja, die Stones werden im Sommer auch in Wien sein. Schon im April treten die Tindersticks 3 Mal im Theater Akzent in Wien auf (22.4. und 23.4.2022) – Konzerte aus dem Jahr 2020, die nun endlich nachgeholt werden.
Noch bis 6. April 2022 läuft in Wien das tolle „Salam Orient“-Festival: neben Konzerte werden auch Lesungen und Filme geboten, freuen darf man sich auf spannende Konzertabende im Radiokulturhaus, wo am 4. April 2022 die international anerkannte Kanun-Virtuosin und Komponistin Sofia Labropoulou auftreten wird. Sie hat einen eigenständigen Klang aus der Verschmelzung von griechischer und mediterraner Volksmusik, klassischer osmanischer- und mittelalterlicher- sowie experimenteller und moderner Musik entwickelt. Special guest: Eleni Christou aus Griechenland.

Salam Orient gibt es auch im Theater Akzent: dort ist am 5. April 2022 die Gruppe Les Sahariennes zu hören, bestehend aus den vier außergewöhnlichen Sängerinnen Noura Mint Seymali, Malika Zarra, Souad Asla und Dighya Mohammad Salem. Das Projekt „Les Sahariennes“ ist im Jahr 2021 entstanden, um die besondere Kunstfertigkeit von Frauen aus den benachbarten Sahara-Ländern Algerien, Marokko und Mauretanien zu feiern. (Foto: Kevin Buy) Wer sich die Stones im Sommer nicht geben will: auch die Familie Lässig wird mit neuem Album im Gepäck auf Tour sein, u.a. in Baden bei Wien (7.7.), Regensburg (8.7.) bzw. Hall in Tirol (9.7.). Und im Herbst 2022 ist auch lindo-Rec.-Artist Herald K mit neuem Album verstärkt live unterwegs. Watch out! (jpl)

Mísia: „Animal Sentimal“ (9/10)
Gerd Putscheff: „Los Vientos“ (7/10)

Live:
Noch bis 6.4.2022: Salam Orient 2022, 4.4.: Sofia Labropoulou; 5.4.: Les Sahariennes, 6.4.: Bab L'Bluz (WUK), www.salam-orient.at
Fr 22.4.2022: Christian Masser: 17ten, Haslingergasse 4, 1170 Wien, Info & Reservierung: office@17ten.at
Mo 18.4.2022: Fischer-Z, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h, Kartenbestellung: https://www.wuk.at/programm/fischer-z/
Fr 22.4.- Sa 23.4.2022: Tindersticks, 3 Mal im Theater Akzent, Theresianumgasse 18, 1040 Wien, siehe: www.akzent.at – Karten: www.akzent.at
Fr 06.5.2022: littledogtown: Konzert @ little stage, 1050 Wien, 20h, Sibylle Kefer
Di 10.5.2022: TAG, Gumpendorferstr. 67, Ecke Esterhazygasse 1060 Wien 20h: "Fake Off!", mit Magda Leeb: https://www.dastag.at/fakeoff
Mi 18.5.2022: Diwan, CD-Präsentation, Studio 3, Radiokulturhaus, Argentinierstr. 30a, 1040 Wien, 19:30h
Di 24.5.2022: Herald K, The Wichita, Bezirksmuseum Landstraße, 1030 Wien, 19h
Mi 25.5.2022: Douglas Linton, Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1150 Wien, 20h
Fr 27.5.2022: Gschamster Diener, Herald K & Lina Louise, Stumpergasse, 1050 Wien, 19h Fr 27.5.2022: Liedermacher-Lounge, mit Andre Blau, Katie Kern, Nabil, Claudia Heidegger, Werkbank, Breitegasse 1, 19:30h
Do 02.06.2022: Laura Rafetseder @ Die Schweiger Hernals, Wien / Double Concert mit Katrin Navessi
Sa 4.6.2022: Leo Taschner solo auf der KULTURTERASSE WERK @ Das Werk - info:https://www.daswerk.org/programm/kulturterrasse-werk-2-3/ Fr 10.06.2022: Tribute to Bob Dylan - Benefiz für Ukraine, u.a. mit dog & Schwoaz, Thomas Andreas Beck, Katie Kern, littlestage, 1050 Wien, 20h
Sa 18.6.2022: Leo Taschner solo am KIK OPEN AIR 2022 @ Ried (OÖ) - info: https://www.kik-ried.com/taschner/
Di 21.06.2022: Satuo, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, 19:30 Uhr Theater am Spittelberg Spittelberggasse 10, 1070 Wien, Tel.: +43 1 526 13 85, Eintritt 25 – bit.ly/Satuo-Spittelberg – office@theateramspittelberg.at
25.6.2022: DUO Satuo, Kapuzinerkloster Solothurn Kapuzinerstrasse 18, 4500 Solothurn, Charity der Help and Hear Foundation
09.7.2022: Satuo Schrammelklang Festival, Schrammelpfad
10.7.2022: 11 Uhr Matinee am Kulturbahnhof Litschau / Schrammelklang Festival Infos: www.schrammelklang.at
26.7.2022: 20 Uhr Barn Session, TRA Kulturlogistik, Pirkenreith 3, 3911 Rappottenstein, gefilmtes Konzert, live recordings! NUR mit Anmeldung an tra@kulturlogistik.at
14.8.2022: 14:00 Uhr Art Brut Center Gugging, Am Campus 2, 3400 Klosterneuburg
05.10.2022: Satuo, Radiokulturhaus, Studio 3
Familie Lässig-Tour: 26.05.2022: Klagenfurtfestival, 27.05.2022: Praterbühne, Wien, 07.07.2022: Baden bei Wien, 08.07.2022: Regensburg, 09.07.2022: Hall in Tirol, alle Tourdaten: https://familielaessig.com/termine

15 März, 2022

Hot News 03/2022

Die Falco-Kompilation „The Sound Of Musik – The Greatest Hits“ macht genau das, was der Untertitel verspricht: durch das Zusammensammeln der größten Hits ruft sie in Erinnerung, wie erfolgreich Falco in den verschiedensten Phasen seiner Karriere war! Von den ersten Hits wie „Ganz Wien“ und „Der Kommissar“, die Robert Ponger produziert hat, bis zur Phase mit den Bolland-Brüdern aus den Niederlanden, die Falco die damals üblichen fetten Synthies verpasst haben. Retrospektiv spricht es für Falco, dass er sich nicht in den damaligen Einheitsbrei, der auch in Richtung Rick Astley gehen hätte können, einkochen hat lassen. Falco als weltweite Trademark: ich kann mich an eine Falco-Platte in einem Secondhand-Plattenladen in Mexico City erinnern. Eine Kompilation als Dokument, viele der Hits wie „Junge Römer“, „Jeanny“ und „Rock Me Amadeus“ werden bestehen bleiben, das gilt vielleicht nicht für „Titanic“ oder „Data de Groove“, aber wieder für die prophetische letzte Nummer der Kompilation, „Out Of The Dark“, in der es heißt: Muss ich denn sterben, um zu leben.

Der Gitarrist Severin Trogbacher hat die Corona-Zeit genutzt, um endlich – rund 15 Jahren nach ersten Ideen dazu – das spielfreudige Trio-Album „Perserverance“ (mit Jojo Lackner, b und Herbert Pirker, dr), irgendwo zwischen Jazz und Rock angesiedelt, zu veröffentlichen. Hubert von Goisern, mit dem Trogbacher sonst auf diversen Bühnen steht, ist im Track „Masterplan“ als Gast zu hören.

Madeleine Joel & The Hildeguards veröffentlichen mit „Alles oder nichts. Eine Hommage an Hildegard Knef“, ein Album, dass sich mit dem Werk der vor 20 Jahren verstorbenen Schauspielerin und Sängerin Hildegard Knef auseinander setzt. Knef hat viele Titel selbst getextet, zum Teil waren die Lyrics mit ihrem Leben verknüpft. Musikalisch legt Joel mit ihrer kongenialen Band die Lieder in Richtung Jazz aus. Das gilt auch für das wohl bekannteste Stück des Albums, „Für mich soll's rote Rosen regnen“. Insgesamt: Die Saxofonistin und Sängerin Madeleine Joel hat mit „Alles oder nichts“ eine überzeugende Hommage an die große, unvergessene Hildegard Knef vorgelegt.

Beim Akkordeonfestival 2022 ist am 7. März 2022 dieses Duo aufgetreten: Sinfonia de Carnaval! Deren CD „Sweeping Dragon“ ist eine weltmusikalische Reise, die – wie man im Booklet nachlesen kann – Drachen als Phänomen aufgreift: vom Sujet des bösen Drachens bis hin zu den gutmütigen chinesischen Drachen. Schaut man auf die Titel der Stücke geht die Reise gar bis zum Mond: „Mondmantel“ bzw. „Der Mond kommt auch Eiswürfel essen“ heißt es da poetisch. Neben einem Akkordeon sind hier u.a. auch ein Cello (Anna Lang), elektronische Versatzstücke und ab und an die Stimme von Alois Eberl im Einsatz – ach ja, und ein Mal ist auch der gemeinsame Sohn der beiden zu hören.
Apropos: das Akkordeonfestival läuft noch bis 20. März 2022 in Wien, den Abschluss bestreitet an diesem Tag Ricardo Tesi im Metropol. Davor gibt es u.a. am 9. März ein Doppelkonzert mit Klöng und Wiener Brut im Ehrbar-Saal, die Wiener Tschuschenkapelle (12.3.), Otto Lechner und Bratko Bibic (15.3.) sowie Attwenger (18.3.). An den Sonntagen gibt es jeweils um 13h Stummfilm-Matineen im Filmcasino. Auch Akkordeon-Workshops werden noch angeboten, alle Informationen findet man auf der Festival-Website. Hingehen!

Tindersticks im Akzenttheater: 22. und 23. April 2022

Ebenfalls hingehen gilt für die am 22. und 23. April 2022 nachzuholenden Konzerte von den Tindersticks im Wiener Theater Akzent: Nach der abgesagten Tour 2020 und nachdem so lange keine Konzerte möglich waren, kommen die Tindersticks nun endlich zum Auftakt ihrer Jubiläumstour nach Wien: 2022 feiert die Kultband um Sänger und Mastermind Stuart Staples ihr 30-jähriges Bestehen! Dafür haben die Tindersticks eine ganz besondere Show entwickelt, die zwei Sets pro Abend beinhaltet: das erste als 5-köpfiges Ensemble und das zweite gemeinsam mit einigen der MusikerInnen, die über die Jahre Teil ihrer musikalischen Familie wurden, kombiniert mit einem Streichquartett. Zudem ist ein neuer karriereübergreifender Tonträger auf City Slang geplant. (jpl)

>> www.akkordeonfestival.at

Falco: „The Sound Of Musik – The Greatest Hits“ (9/10)
Madeleine Joel & The Hildeguards: „Alles oder nichts. Eine Hommage an Hildegard Knef“ (7/10)
Sinfonia de Carnaval: „Sweeping Dragon“ (8/10)
Severin Trogbacher: „Perserverance“ (6/10)

Live:
Sa 19.3.2022, 19h, Mani Leik, Escape, Neustiftgasse 116-118, 1070 Wien
Mi 23.3.2022; Ramona Kasheer CD-Präsentation: "Herzhandteller", TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, 20h
Sa 26.3.2022, 19:30h, little stage, ramperstorffergasse 66, 1050 wien, live: Tom Stöckl & Fred Eisler
Di 12.4. - Fr 15.4.2022: Alois & Euridyke, www.kabinetttheater.at, Porzellangasse 49, 1090 Wien, 20h
Fr 22.4. - Sa 23.4.2022: Tindersticks, Theater Akzent, 1040 Wien, 22.4.: 20h, 23.4.: 15h, 23.4.: 20h, KARTEN
Sa 14.5.2022: Hania Rani, WUK, 20h, KARTEN
Di 24.5.2022: Herald K, The Wichita, Bezirksmuseum 1030, Ungargasse 33, 19h

20 Februar, 2022

Akkordeonfestival 2022

Heuer findet das Akkordeonfestival von 19. Februar bis 20. März 2022 an verschiedenen Locations in Wien statt: von Metropol und Porgy & Bess bis Stadtsaal und Dschungel Wien. Wie immer versorgt uns das von Friedl Preisl und Franziska Hatz kuratierte Festival mit einem reichhaltigen Angebot: so wird etwa der 101. Geburtstag von Astor Piazzolla begangen.







Pandemiebedingt hat sich ein Österreich-Schwerpunkt ergeben: neben heimischen Größen wie Attwenger, denen das Festival auch in den vergangenen Jahren Platz gegeben hat, treten weitere Gruppen ins Rampenlicht: Sinfonia De Carnaval errichten ihre Klangwelten am 7. März im Schutzhaus Zukunft, unterstützt von Quetsch'n'Vibes. Teglich Alois aus dem Burgenland bespielen am Tag danach die Wiener Sargfabrik (8.3.).

Von Swing bis Piazzolla

Aus dem nahen Bayern anreisend werden Freddie's Trio am 3. März in der Sargfabrik aufspielen, mit einer musikalischen Zeitreise, zwischen 1930er-Jahren, Swing und Gipsy Jazz. An diesem Abend ist auch das Duo Desustu zu hören, eine Kombination von Klavier und Akkordeon, die sich u.a. mit Astor Piazzolla beschäftigen wird. Ebenfalls mit Piazzolla setzen sich bereits am 24. Februar Groovin' Tango Quintett aus Tirol im Ehrbar Saal auseinander.
Am Montag den 28. Februar wird auch eine Ukulele beim Akkordeon-Festival zu hören sein, wenn nämlich Alicia Edelweiss gemeinsam mit Lukas Lauermann (Cello) und Matthias Frey (Geige, Stimme) den Abend eröffnet, nach ihr erkundet das Dobrek Quartett – neben Krzystof Dobrek u.a. Matthias Loibner an der Drehleier – Klangwelten.

Ukulele & Stummfilme

Wieder gibt es im Filmcasino Stummfilm-Matineen, bei denen die bewegten Bilder wie einst mit Live-Musik begleitet werden: am 27. Februar untermalen zum Beispiel Walther Soyka und Karl Stirner Filme von George Méliès, unter anderem den relativ bekannten Streifen „A Trip To The Moon“ aus dem Jahr 1902.
Die Abschlußgala am 20. März bestreitet im Metropol mit Ricardo Tesi ein gerne gesehener Gast des Akkordeon-Festivals. Hingehen! (jpl, Foto: Andrej Grilc)

>> www.akkordeonfestival.at

14 Februar, 2022

15.2.2022 - live im TAG: Bernhard Eder

In der fein kuratierten Konzertreihe im TAG ist am 15. Februar der österreichische Singer-Songwriter Bernhard Eder zu Gast: er ist einer der bemerkenswertesten, aktivsten, und konsequentesten Singer/Songwriter des Landes. Und als solcher ein Fixstern und fast schon ein Veteran der lokalen alternativen Szene – mit einem Wirkungskreis über die Grenzen Österreichs hinaus.

Im harten Lockdown des letzten Jahres ist „unterirdisch“ in den eigenen vier Wänden sein neues Album „Subterranean Echoes“ entstanden – ein Werk, das intimer nicht sein könnte. Die Echos der musikalischen Vergangenheit von Bernhard Eder treffen auf die gegenwärtige Gefühlslage einer Gesellschaft, deren Welt auf den Kopf gestellt worden ist. Im Gepäck hat Eder Songs aus dem aktuellen neuen Album „Subterranean Echoes“, es ist ein ehrliches Album, textlich wie musikalisch. In seinen persönlichen Geschichten finden sich auch politische Statements, nachdem die Politik mittlerweile unseren eingeschränkten Alltag bestimmt. Im Untergrund brodelt es an Gefühlen, an unerfüllten Bedürfnissen und einer allgemeinen Verunsicherung, in welche Richtung wir als Menschheit uns weiterentwickeln werden. Es ist ein Album, das zwar die Isolation thematisiert, uns allerdings durch seine Intimität, die Zartheit und Direktheit miteinander zu verbinden und zu trösten weiß.

>> https://www.dastag.at/bernhardeder22
>> Ticket

Di, 15.2.2022: TAG, Gumpendorferstr. 67, 1060 Wien, 20h

09 Februar, 2022

Fantasy-Autor Andreas Schodterer über seinen Roman "Tjanuk"

Eben hat der Autor Andreas Schodterer seinen Fantasy-Roman "Tjanuk" veröffentlicht - ein Roman über Wirksamkeit und Resilienz.

Du schreibst insbesondere Fantasy-Literatur. Was interessiert dich an diesem Genre sowohl als Lesender als auch als Schreibender?
Ich mag Geschichten, welche einen vom Alltag entführen und es einem ermöglichen, sich mühelos in einer separaten Welt Gedanken zu machen um so die eigene besser verstehen zu können. Ich lerne durch diese Art der Reflexion recht viel. Daher finde ich auch das Schreiben von Fantasiegeschichten sehr spannend, weil es mir ermöglicht, Ideen anzustoßen, ohne sie als fertige abgeschlossene Philosophien erklären zu müssen. Das eröffnet Denkräume, in denen Neues Kreatives geschehen kann. Und es macht unglaublich viel Spaß! Sachbücher sind mir, was das betrifft, zu abgeschlossen, erwecken den Eindruck, etwas fertig gedacht zu haben. Im Fantasyroman muss die Reise der Protagonisten zu einem Abschluss kommen, die Ideen aber und die Gedankenanstöße können sich im Leser frei weiter entwickeln und wachsen.

Eben ist dein Debüt-Roman „Tjanuk“ erschienen. Wie kam es zur Veröffentlichung und wie sind die Rückmeldungen bisher?
Ich wollte mal ein Buch schreiben, so schwer könne das doch wohl nicht sein, dachte ich. Also habe ich mich hingesetzt und angefangen. Als meine Co-Leser, die den Prozess begleiteten, es gut fanden, machte ich weiter bis zur Veröffentlichung. Ein Jahr schreiben, ein Jahr über das Schreiben lernen, ein Jahr gelähmt vor dem Verlagsdschungel stehen, eineinhalb Jahre korrigieren, eineinhalb Jahre ein Hörbuch aufnehmen, weiter korrigieren, den Weg des Selfpublishing finden. Das Buch muss sich seinen Leserkreis erst finden. Ohne großen Verlag ist es auf Mundpropaganda, Klatsch und Tratsch angewiesen. Einige Bücher aber sind schon verkauft. Die fantasygewohnten LeserInnen sind euphorisch, habe schon einen Fanpostordner. Diejenigen, die das Buch lesen, weil sie mich kennen, aber mit Fantasy eigentlich nichts anfangen können, tun sich da schon schwerer. Beauty is in the eye of the beholder!

Wie passiert dein Schreibprozess? Ziehst du dich zurück und schreibst in Ruhe oder ist das Schreiben z.B. Teil deines Alltags?
Ich schrieb jeden Abend in die Nacht hinein, statt einen Film anzuschauen oder was zu lesen. Das Schreiben fand ich auch wesentlich spannender. Dies besonders, weil dieses erste Buch eigentlich ohne Plan entstand. Ich schrieb einfach und ließ die Geschichte mich lehren, wie sie werden wollte. Der Anfang entwickelt sich aus einem alten Gedichtzyklus ("Tropfen") von mir, den ich durch einen Computerabsturz verloren habe und dem ich immer noch nachtrauere. Da die Geschichte aber dann doch auch zu einer spannenden Reise wird und sich auf einen Höhepunkt hinarbeitet, brauchte sie auch einen Schluss. So lernte ich, wie man überhaupt ein Buch schreibt, das auch gelesen werden will. Freunde halfen mir dabei. Im Prozess verstand ich die tieferen Bedeutungen der Geschichte, der philosophischen Betrachtungen und was mir diese Zeit eigentlich zu sagen hatte. So wurde deutlich, dass es eigentlich um Wirksamkeit und Resilienz geht. Wie geht es bei dir weiter? Arbeitest du schon an neuen Geschichten bzw. Ideen? Es gibt Ideen zu einer weiteren Folge, Fragmente liegen bereits in der Schublade. Momentan aber schreibe ich doch an einem Sachbuch, in dem es auch um Freiheit geht.

Wenn du auf eine einsame Insel nur 5 Bücher oder Platten mitnehmen dürftest: was würdest du mitnehmen?
Eine unlösbare Aufgabe. Kommt man in eine solche Situation, schnappt man sich wahrscheinlich das erstbeste, was im Wohnzimmer so herumliegt. Platten - Schallplatten? Gibt es da Strom? - kann ich also meinen völlig überladenen E-Book Reader mitnehmen? Na, ich nehme an, es ist eine fiktive Frage. Also: Zuerst das Buch der Bücher - die Bibel - weil die Erzählungen in diesem Buch ohne Ende vielschichtig sind, da wirst Du mit dem Denken nicht fertig und die spirituelle Ebene ist lebenswichtig. Dann die gesammelten Werke von Ringelnatz, um das Lachen nicht zu verlernen und die gesammelten Werke von Stefan Zweig, weil der so gescheit ist, und ich vielleicht dann endlich meine Zeit verstehe. Dazu zwei Platten: eine von Django Reinhardt mit Stephane Capelli und eine mit Ella Fitzgerald und Luis Amstrong (oder doch lieber die Kunst der Fuge von Bach?). Falls das mit dem Strom nichts wird, dann kommt statt den Schallplatten der Herr der Ringe (Sammelband mit dem Hobbit und dem Silmarillion) mit, da sind auch Lieder drin. Dann hätte ich noch einen Wunsch frei: Ein leeres Buch mit 2000 Seiten zum reinschreiben. (jm)

>> https://www.andreasschodterer.at/tjanuk/

10 Januar, 2022

Live im Theater Drachengasse: Ernst Tiefenthaler & das kleine Herzkammerorchester (15.1.2022)

Ernst Tiefenthaler ist einer der fleißigsten Singer-Songwriter dieses Landes – egal ob als Ernesty International oder mit Bands wie Hotel Prestige: Tiefenthaler veröffentlicht ein Album (siehe lindorec-blog) nach dem anderen und ist auch live oft zu sehen. Am 15. Jänner 2022 spielt Tiefenthaler im Theater Drachengasse.

"Bekannt im Sinne von "populär", dafür hat es bei Ernst Tiefenthaler nie gereicht, obwohl der aus Oberösterreich stammende Wiener Musiker auf ein umfangreiches und durchwegs hörenswertes Œuvre zurückblicken kann, unter dem Pseudonym Ernesty International und mit Bands wie Bell Etage oder Hotel Prestige. Wer ihn aber kennt, für den ist Tiefenthaler als traditionsbewusster und zugleich doch aufgeweckter Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist mit Americana-Neigung bekannt, der seine Lieder voll ruhiger Alltagsbeobachtungen und kluger Lebensreflexionen für gewöhnlich auf Englisch intoniert. Nun ist plötzlich nicht alles, aber doch so einiges anders: Tiefenthaler veröffentlicht mit "Welt" erstmals ein Album unter seinem eigenen Namen - und er singt darauf muttersprachlich im Dialekt, ohne je Austropop-Klischees zu bemühen. Schön und berührend war seine Musik auch in der Vergangenheit schon, hier aber rückt sie den entscheidenden Schritt näher und wird noch persönlicher, noch direkter." (FALTER)


Ernst Tiefenthaler: Gesang, Gitarre, Xenia Kopf: Ziehharmonika, Gesang, El Schwarzlmüller: Gitarre, Ziehharmonika, Gesang Jakob Puttinger: Schlagzeug

Live am 15. Jänner 2022: Ernst Tiefenthaler & das kleine Herzkammerorchester
Theater Drachengasse, Fleischmarkt 22, Eingang Drachengasse 2, 1010 Wien
19:30h

>> Karten
>> http://www.drachengasse.at