09 Februar, 2022

Fantasy-Autor Andreas Schodterer über seinen Roman "Tjanuk"

Eben hat der Autor Andreas Schodterer seinen Fantasy-Roman "Tjanuk" veröffentlicht - ein Roman über Wirksamkeit und Resilienz.

Du schreibst insbesondere Fantasy-Literatur. Was interessiert dich an diesem Genre sowohl als Lesender als auch als Schreibender?
Ich mag Geschichten, welche einen vom Alltag entführen und es einem ermöglichen, sich mühelos in einer separaten Welt Gedanken zu machen um so die eigene besser verstehen zu können. Ich lerne durch diese Art der Reflexion recht viel. Daher finde ich auch das Schreiben von Fantasiegeschichten sehr spannend, weil es mir ermöglicht, Ideen anzustoßen, ohne sie als fertige abgeschlossene Philosophien erklären zu müssen. Das eröffnet Denkräume, in denen Neues Kreatives geschehen kann. Und es macht unglaublich viel Spaß! Sachbücher sind mir, was das betrifft, zu abgeschlossen, erwecken den Eindruck, etwas fertig gedacht zu haben. Im Fantasyroman muss die Reise der Protagonisten zu einem Abschluss kommen, die Ideen aber und die Gedankenanstöße können sich im Leser frei weiter entwickeln und wachsen.

Eben ist dein Debüt-Roman „Tjanuk“ erschienen. Wie kam es zur Veröffentlichung und wie sind die Rückmeldungen bisher?
Ich wollte mal ein Buch schreiben, so schwer könne das doch wohl nicht sein, dachte ich. Also habe ich mich hingesetzt und angefangen. Als meine Co-Leser, die den Prozess begleiteten, es gut fanden, machte ich weiter bis zur Veröffentlichung. Ein Jahr schreiben, ein Jahr über das Schreiben lernen, ein Jahr gelähmt vor dem Verlagsdschungel stehen, eineinhalb Jahre korrigieren, eineinhalb Jahre ein Hörbuch aufnehmen, weiter korrigieren, den Weg des Selfpublishing finden. Das Buch muss sich seinen Leserkreis erst finden. Ohne großen Verlag ist es auf Mundpropaganda, Klatsch und Tratsch angewiesen. Einige Bücher aber sind schon verkauft. Die fantasygewohnten LeserInnen sind euphorisch, habe schon einen Fanpostordner. Diejenigen, die das Buch lesen, weil sie mich kennen, aber mit Fantasy eigentlich nichts anfangen können, tun sich da schon schwerer. Beauty is in the eye of the beholder!

Wie passiert dein Schreibprozess? Ziehst du dich zurück und schreibst in Ruhe oder ist das Schreiben z.B. Teil deines Alltags?
Ich schrieb jeden Abend in die Nacht hinein, statt einen Film anzuschauen oder was zu lesen. Das Schreiben fand ich auch wesentlich spannender. Dies besonders, weil dieses erste Buch eigentlich ohne Plan entstand. Ich schrieb einfach und ließ die Geschichte mich lehren, wie sie werden wollte. Der Anfang entwickelt sich aus einem alten Gedichtzyklus ("Tropfen") von mir, den ich durch einen Computerabsturz verloren habe und dem ich immer noch nachtrauere. Da die Geschichte aber dann doch auch zu einer spannenden Reise wird und sich auf einen Höhepunkt hinarbeitet, brauchte sie auch einen Schluss. So lernte ich, wie man überhaupt ein Buch schreibt, das auch gelesen werden will. Freunde halfen mir dabei. Im Prozess verstand ich die tieferen Bedeutungen der Geschichte, der philosophischen Betrachtungen und was mir diese Zeit eigentlich zu sagen hatte. So wurde deutlich, dass es eigentlich um Wirksamkeit und Resilienz geht. Wie geht es bei dir weiter? Arbeitest du schon an neuen Geschichten bzw. Ideen? Es gibt Ideen zu einer weiteren Folge, Fragmente liegen bereits in der Schublade. Momentan aber schreibe ich doch an einem Sachbuch, in dem es auch um Freiheit geht.

Wenn du auf eine einsame Insel nur 5 Bücher oder Platten mitnehmen dürftest: was würdest du mitnehmen?
Eine unlösbare Aufgabe. Kommt man in eine solche Situation, schnappt man sich wahrscheinlich das erstbeste, was im Wohnzimmer so herumliegt. Platten - Schallplatten? Gibt es da Strom? - kann ich also meinen völlig überladenen E-Book Reader mitnehmen? Na, ich nehme an, es ist eine fiktive Frage. Also: Zuerst das Buch der Bücher - die Bibel - weil die Erzählungen in diesem Buch ohne Ende vielschichtig sind, da wirst Du mit dem Denken nicht fertig und die spirituelle Ebene ist lebenswichtig. Dann die gesammelten Werke von Ringelnatz, um das Lachen nicht zu verlernen und die gesammelten Werke von Stefan Zweig, weil der so gescheit ist, und ich vielleicht dann endlich meine Zeit verstehe. Dazu zwei Platten: eine von Django Reinhardt mit Stephane Capelli und eine mit Ella Fitzgerald und Luis Amstrong (oder doch lieber die Kunst der Fuge von Bach?). Falls das mit dem Strom nichts wird, dann kommt statt den Schallplatten der Herr der Ringe (Sammelband mit dem Hobbit und dem Silmarillion) mit, da sind auch Lieder drin. Dann hätte ich noch einen Wunsch frei: Ein leeres Buch mit 2000 Seiten zum reinschreiben. (jm)

>> https://www.andreasschodterer.at/tjanuk/