03 Januar, 2014

Zu Unrecht liegen Gebliebenes 01/2014

Man nehme als musikalischen Rahmen diverse Koordinaten auf der Nordhalbkugel: Eine Insel in der Karibik (St. Vincent?), eine Stadt im Süden der U.S.A. (New Orleans?), Wüsten im Grenzgebiet zwischen den Vereinigten Staaten von Mexiko und von Amerika. Bei New Orleans aber nicht den lauten Jazz heutiger Clubs in der Bourbon Street, sondern den fingerschnippenden Jazz von früher. Auch Blues ist von dieser Seite des Mississippi-River nicht mehr weit entfernt. Mit diesen Versatzstücken operieren JC and the Supernumararies und liefern Stücke ab, irgendwo zwischen Tejano, Harry Belafonte und Tom Waits. I like. Somit: Locker die CD des Monats August 2013 – wäre sie nicht liegen geblieben.
In eine ähnliche Richtung, aber mit anderem Ergebnis geht Shooter Jennings, wenngleich bei Jennings die Post in Richtung Country-Rock abgeht. Ein paar schöne Songs sind dabei: Durchaus akzeptabel.
Auf einem ganz anderen Mond sind luna*lab zu Hause: Das Projekt von Angela Tröndle und Wolfgang Zamastil featured eigene Songs der beiden, angesiedelt zwischen Jazz und Singer-Songwriting. Bei den WUK-Platzkonzerten konnte man sich live davon überzeugen, dass die beiden ihren eigenen Stil gefunden haben. Charmante Scheibe, klug produziert. Anspieltipp: Das raffinierte "More Than You Can."
Noch eine österreichische Band: Tschok. Fuzzman hat mit aufgenommen, herausgekommen ist vorläufig eine 4-Song-EP, die sich indie-mäßig versponnen gibt - aber durchaus in ihren Bann zu ziehen vermag. Man darf auf das hoffentlich geplante full-length-Album gespannt sein.
Ergänzend dazu könnte man zum Beispiel das neue Album von Siri Svegler hören: Insgesamt bewegen sich die Lieder zwischen Pop und Jazz und mit dem Titelstück "Lost & Found" ist Svegler ein formidabler Ohrwurm gelungen! Repeat, repeat, repeat...
Es gibt MusikerInnen, die konstant Qualitätsarbeit abliefern: Thea Gilmore ist so eine. Bei jedem Album fragt man sich, wann der weltweite Durchbruch a la Heather Nova gelingt. Vielleicht ist es mit "Regardless" soweit. Gilmore liefert glasklare Pop-Song, die Arrangements verwenden auch mal ein Akkordeon oder Streicher. Gilmores Stimme, die schöner ist als jene Heather Novas, trägt die Lieder mühelos.
Brauchbare Durchschnittsware, liefern Uncle Lucius mit "And You Are Me" ab. Ja, das rockt ordentlich, hinterlässt aber - im Gegensatz zu Gilmore - den Eindruck, dass hier einfach das gewisse Etwas fehlt, um die Scheibe interessant zu machen. Angesichts von "Alles Walzer" darf zum Abschluss getanzt werden: The Garifuna Collective liefert dafür den passenden Unterboden. Als Garifunas bezeichnet man jene Nachkommen der afrikanischen Sklaven, die heute in Mittelamerika an der Karibik-Küste leben - von Costa Rica bis Guatemala. "Ayó" bedeutet in deren Sprache "Auf Wiedersehen" und ist leider programmatisch zu nehmen - denn Andy Palacio, der Mastermind der Band, ist nach der Veröffentlichung des ersten Collective-Albums 2007 gestorben. Eine neue Generation von MusikerInnen trägt sein musikalisches Vermächtnis weiterhin in die Welt hinaus. (jpl)

The Garifuna Collective: "Ayó" (7/10)
Thea Gilmore: "Regardless" (9/10)
JC and the Supernumararies: "For What You Seek" (10/10)
Shooter Jennings: "The Other Life" (7/10)
luna*lab: "Calling" (7/10)
Siri Svegler: "Lost & Found" (7/10)
Tschok: "4-Song-EP" (7/10)
Uncle Lucius: "And You Are Me" (7/10)