28 Februar, 2013

Zehn Jahre Frauenfilmtage (28.2. bis 8.3.2013)

Bereits zum zehnten Mal finden ab 28. Februar die Frauenfilmtage in Wien statt. In den letzten 10 Jahren hat dieses Festival konsequent Filme zu frauen- und gesellschaftspolitischen Themen gezeigt. Dabei wurden in Retrospektiven stets einzelne Regisseurinnen und deren Arbeit vorgestellt.
Mit der Personale, die seit 2010 einen fixen Bestandteil des Programmes bildet, werden dem Publikum weibliche Filmschaffende in Österreich aus den unterschiedlichsten Bereichen, etwa aus dem Bereich Schnitt, vorgestellt. Im Jahr 2013 ist diese Personale der Sounddesignerin Veronika Hlawatsch gewidmet. Am Samstag den 2.3. läuft beispielsweise der Film “Tag und Nacht” aus dem Jahr 2010 von Sabine Derflinger, an dem Veronika Hlawatsch mitgearbeitet hat. Der Inhalt: Lea und Hanna wollen an das schnelle Geld kommen. Und ein Schuss von Neugierde ist auch dabei. Zwei junge Frauen vom Land, Freundinnen seit Kindestagen an, die zum Studium nach Wien gekommen sind. Die große Stadt ist Abenteuer. Warum soll eine Studentin nicht als Callgirl arbeiten? Solange sie das freiwillig tut. Die Münze entscheidet: Sie werden als Escort-Girls arbeiten. "Und wenn's uns nicht taugt, gehen wir kellnern für acht Euro die Stunde.
Schauen Sie sich das an!(jpl)

Foto: © Film: „All is well“ (Frauenfilmtage 2013)

Programm: http://www.frauenfilmtage.at

18 Februar, 2013

Stefan Zweig: "Schachnovelle" (Diogenes)

Ein Passagierschiff auf dem Weg nach New York. An Bord befindet sich der Schachweltmeister Mirko Czentovic. Der namenlose bleibende Ich-Erzähler, der gemeinsam mit seiner Frau in die neue Welt übersetzt, fordert Czentovic herausfordern, er spielt gemeinsam mit anderen Passagieren und einige Partien gehen gegen den Weltmeister verloren. Plötzlich mischt sich ein weiterer Reisender ein, Dr. B. bringt Spielwitz ein, sodass sich der Weltmeister tatsächlich herausgefordert fühlt. Bevor es zum Showdown in einer Einzelpartie zwischen Dr. B. und Czentovic kommt, erzählt B. in einem langen Monolog seine Lebensgeschichte: Als Gefangener in nationalsozialistischer Isolationshaft hat er unter Reizdeprivation gelitten, erst ein Schachbuch hat Abwechslung für den Geist gebracht und Dr. B. wird autodidaktisch zum Schachgenie. Eine Partie gewinnt der Herausforderer, im Revanchespiel nutzt Czentovic die vereinbarten 10 Minuten Spielzeit pro Zug gekonnt aus und versetzt Dr. B. psychologisch in die Zeit der Gefangenschaft, die auch durch Warten bestimmt war - am Ende gewinnt somit der Weltmeister.
Stefan Zweig schreibt wunderbare Prosa, hier stimmt jeder Satz. Er zieht den Leser, Satz um Satz, Seite um Seite, um nicht zu sagen Zug und Zug in die Geschichte hinein und lässt ihn bis zum Showdown nicht mehr los. Der Plot um die Atlantiküberquerung ruft Assoziationen zu längst vergangenen Zeiten hervor, nur mehr wenige Passagierdampfer laufen heute von Europa kommend New York an. Die Novelle ist übrigens posthum erschienen und wird jetzt vom Diogenes-Verlag als Taschenbuch neu aufgelegt: Zweig hat sich 1942 im brasilianischen Exil 1942 wegen des Verlustes seiner 'geistigen Heimat Europa' das Leben genommen. (jpl)

Stefan Zweig: "Schachnovelle", 112 Seiten (Diogenes: Zürich: 2013)
>> http://www.diogenes.ch

05 Februar, 2013

Hot Februar News 2013

Die Schweizer Sängerin Fiona Daniel tritt mit einem neuen Album an: "Backyard" scheint nicht ganz so fragil wie der Vorgänger, betört aber wieder mit zarten Melodien und der schönen Stimme Daniels, dieses Mal ist auch ein Stück auf schweizer-deutsch dabei, das ohne Probleme in Daniels Universum integriert ist. Geschickt verknüpft Daniel elektronische Versatzstücke mit Singer-Songwriting. Wie das live klingt, kann man im Februar auf Österreich-Tour u.a. im Haus der Musik in Wien (19.2.2013, Seilerstätte 30 1010 Wien, 20h) überprüfen.
Ähnliche Ansätze verfolgt Irmie Vesselsky mit "The Key", das auf dem neuen Label Donauwalzer erscheint: Die Pianisten schreibt ihre ruhigen Lieder - mit einer Textausnahme - selbst, in der Produktion gesellen sich noch Streicher und ein wenig Elektronik dazu. Fast unvermeidbar ruft Vesselsky Assoziationen zu Tori Amos hervor - Unangenehmeres kann jeder Musikerin passieren, somit ist "The Key" ein gutes Werk und möglicherweise der Schlüssel zu weit reichendem Erfolg.
Hermes von FM4 hat alles, was swingt kompiliert und legt vor: "Sehrsupersampler Eins", mit dabei sind etwa Paul Anka, Ray Charles und Brian Ferry, aber auch Jonathan Richman, DelaDap und Götz Alsmann. Dieses Kraut und diese Rüben passen auf eine CD gebündelt gut zusammen, und so gibt Tom Jones mit "Delilah" die Schlussnummer, ein Stück, das auch Tony Wegas - kürzlich als Vorgruppe auf Tour mit Austrofred - solo im Karaoke-Modus zum Besten gab.
Überraschung: Chris Stamey, ja der von The db's, legt mit "Lovesick Blues" eine neue CD vor. Damit war nicht mehr zu rechnen, sensationeller war nur das Comeback von The Feelies im letzten Jahr. Gleich das Eröffnungsstück "Skin" ist ein Indie-Folk-Ohrwurm, dem noch weitere wie "I wrote this song for you" folgen. Das Album ist akustisch gehalten, Streicher inklusive. Die Chöre und die Melodieführung in "Astronomy" erinnern an The Beatles, während "Anyway" mehr bei den Beach Boys angesiedelt ist. Doch genug der Querverweise: "Lovesick Blues" ist das unaufgeregte, starke Statement eines wunderbaren Songwriters.
Nun zu den Jungs von Night Beds: Die ergänzen diesen Reigen der Winterplatten mit "Country Sleep" kongenial. Deren Country-Folk-Songs nehmen zwar manchmal Schwung auf, nur um im nächsten Moment wieder die Handbremse anzuziehen. Ein schönes, ein auf das Wesentliche konzentriertes Album, da weinen die Geigen und die Stimmen miteinander. Also: Ab ins Bettchen, und zwar in der Nacht, noch ein wenig Winterschlaf, bald ist ohnehin wieder Frühling.
Die in Rom lebende Singer-Songwriterin Sylvie Lewis hat vor kurzem Eleni Mandell auf deren Europa-Tour supported, das war ihr erster Auftritt in Österreich. Geboren wurde Lewis in England, sie hat aber ihr halbes Leben anderswo verbracht und in den U.S.A., in Südafrika und Spanien gelebt. Die sparsam gemeinsam mit Richard Swift von The Shins produzierten Lieder, bestechen genau dadurch. Ein guter Song braucht wenig Firlefanz. Zu "The fish and the bird" gibt es übrigens ein bezauberndes Video) wie ihr Musikmachen begonnen hat, erklärt Lewis mit Österreichbezug und britischem Understatement: "Als Kind habe ich den Film "The Sound Of Music" gesehen, mit Julie Andrews. und ich habe mir gedacht: Wenn das das Leben einer Nonne ist, möchte ich Nonne werden. Dann habe ich bemerkt, dass mich die Filmmusik interessiert und dass ich irgendwann Kapitän von Trapp treffen und mich in ihn verlieben möchte und so habe ich beschlossen, Musikerin werden zu wollen, als ich ungefähr zehn oder 11 Jahre alt war." Und das war eine gute Entscheidung!

Fiona Daniel: "Backyard" (7/10)
Sylvie Lewis: "It's all true" (8/10)
Night Beds: "Country Sleep" (7/10)
Chris Stamey: "Lovesick Blues" (8/10)
Irmie Vesselsky: "The Key" (7/10)
VA: "Sehrsupersampler Eins" (7/10)