06 Dezember, 2016

Hot Dezember 2016

Schon wieder Geschenke ausdenken, erfinden, einkaufen, verschenken. Wie immer gilt zu Weihnachten: Einfach Musik verschenken. Um dem vorweihnachtlichen Stress entgegen zu wirken, greift man zum Beispiel zum erneut aufgelegten Putumayo-Sampler "Instrumental Dreamland", der versammelt Schlaflieder aus der ganzen Welt, mit einem Schwerpunkt in Richtung U.S.A., von dort stammen 8 der 11 versammelten Stücke: Damien Erwin eröffnet den Schnarch-Reigen mit einem behutsamen Cover von "What a Wonderful World". Zwei der US-Lullabies verweisen in Richtung Hawaii, daneben finden noch Schlaflieder aus Brasilien, Japan und Mali Platz. Alle Stücke eignen sich dazu, etwas Ruhe zu finden, somit unsere erste Weihnachtsempfehlung.
Für mehr Spannung sorgt die Wiener Stadtforscherin Gabriele Lukacs mit ihrem neuen Buch: "Wien. Geheimnisse einer Stadt. Rätselhafte Zeichen, verschlüsselte Botschaften." Im Vorwort gibt die Reiseführerin, die Richtung vor: "Wer mit offenen Augen durch Wien spaziert, der wird mancherorts seltsame Zeichen, rätselhafte Symbole oder gar unlesbare Inschriften finden. Verborgen hinter glanzvollen Fassaden hütet Wien seine Geheimnisse." Von wem stammen diese geheimen Zeichen und was bedeuten sie? Lukacs nimmt - auch den Wienkenner - mit auf eine lehrreiche Reise durch die Stadt an der Donau, die man nach der Lektüre sicherlich mit anderen Augen wahrnimmt; sie befasst sich mit Runen am Kanzleramt und mit dem Voynich Manuskript. Spannend.

Gelungenes Debüt von Vesselsky & Kühn

Dann wieder unterhaltsame Entspannung: Eine gelungene Debüt-CD liefern Irmi Vesselsky und Wolfgang Kühn mit "wauns amoi so aufaungt" ab. Getragen von den klaren Piano-Kompositionen Vesselskys und den klugen oft unterhaltsamen Liedtexten Kühns schaffen die beiden etwas, was nicht allen Erstlings-Werken gelingt: Man legt die Scheibe immer wieder ein und jedes Mal erschließt sie sich ein wenig anders - und das ist meistens, so auch in diesem Fall, ein Qualitätsmerkmal. Mal geht es um ein imaginiertes Waldviertel am Meer, mal beziehen sich die beiden auf das aktuelle Flüchtlingsthema.

Neue CD der österreichischen Band Well, auf „rearrange“ gibt sich die Formation um Sängerin und Textschreiberin Susanne Canji mehr als 60 Minuten lang Zeit ihre Version von Indie-Pop zu entwickeln: E-Gitarrenlastige Stücke mit charmanten Riffs – retro ist weiterhin chic – sind dabei entstanden, die sich angenehm den Lauschlöffeln nähern. Das Titelstück erweist sich schnell als Ohrwurm und wird am Ende als Radio Edit nochmal angeboten. Aber auch für Balladen wie „Desire“ ist hier Platz, die Arrangements funktionieren wunderbar. Aufgenommen wurde im Proberaum, gemischt hat Thomas Pronai im Burgenland, veröffentlicht hat pumpkin rec. in der Steiermark. Eine weitere Empfehlung.

Musikalischer Adventkalender und Design Weihnachtsmarkt

Weiters passiert in Wien wie immer im Advent der musikalische Adventkalender: Am 1.12. im 1. Bezirk, am 2.12. im 2. Bezirk usw., bald ist die Josefstadt an der Reihe und dort spielen dann Martin Spengler und Gottfried Gfrerer miteinander. Am 16.12. bespielen weiters Ernst Molden und Walther Soyka das Weinhaus Sittl.
Wer Weihnachtsgeschenke sucht, könnte diese Woche beim Indoor-Weihnachtsmarkt in der Bunkerei fündig werden, ebenso im Atelier der Dekorationsmalschule von Beate Wagner (Design Weihnachtsmarkt, Ecke Zentagasse / Margaretenstraße, 1050 Wien), siehe www.erlebnisagentur.at. Wer es wegen Weihnachtsstress zu keinem Konzert und zu keinem Weihnachtsmarkt schafft, kann auch hier mit Musik versorgt werden: Lindo-CDs. Auch die neue CD von Anne Dromeda gibt es dort, hier daraus das Stück "Cinema Noir" (jpl):

Irmi Vesselsky & Wolfgang Kühn: "wauns amoi so aufaungt" (8/10)
Gabriele Lukacs: "Wien. Geheimnisse einer Stadt. Rätselhafte Zeichen, verschlüsselte Botschaften." (8/10)
VA: "Instrumental Dreamland" (7/10)
Well: "rearrange" (8/10)

Live:
Do 08.12.2016: Gottfried Gfrerer & Martin Spengler, 1080 Wien, Fromme Helene, Josefstädter Str., 19:30h, Musikalischer Adventkalender, zum gesamten Programm
Sa 10.12. + So 11.12.: Design Weihnachtsmarkt, Zentagasse 51 / Ecke Margaretenstraße, 1050 Wien, jew. 14-20h
Bis So 11.12.: This Human World-Filmfestival, Programm
Mi 14.12.2016: Leo Taschner, Werk, Donaukanal, 22h, Single-Präsentation: "Herz auf da Strossn" (VÖ: 16.12.2016)
Do 15.12.2016: Lassos Mariachis, Weinbar Gemischter Satz, Cobenzlgasse 4, 1190 Wien, 20h
Do 15.12.2016: Katrin Navessi, 19:30h, supersense, Praterstr. 70, 1020 Wien
Sa 17.12. + So 18.12.: Design Weihnachtsmarkt, Zentagasse 51 / Ecke Margaretenstraße, 1050 Wien, jew. 14-20h
Mi 21.12.2016: Die Goas, Birner, 1210 Wien, 19:30h, Musikalischer Adventkalender, zum gesamten Programm
Di 03.01.2017: Max Nagl, Porgy & Bess, 1010 Wien, 20:30h, CD-Präsentation

01 November, 2016

Collision with the Milky Way von Anne Dromeda

„Collision with the Milky Way“ – psychedelische Chansons auf dem Debüt-Album von Anne Dromeda In ferner Zukunft, genauer in 4 Milliarden Jahren, wird die Galaxie Andromeda mit der Milchstraße, in der sich auch unsere Erde befindet, zusammenkrachen. Ein stellarer Supergau, doch Andromeda scheint ihren Kurs trotzdem nicht zu ändern.






Diese Kollision bildet 2016 den Anstoß für Anne Dromedas Debüt-Album: „Im gleichnamigen Song ‚Collision with the Milky Way’ geht es darum, dass Andromeda wohl schwer in die Milchstraße verliebt sein muss.“, sagt die Sängerin und Gitarristin Anne Dromeda, benennt sich nach dieser Galaxie und erfindet für sich ein neues Genre: „Ich bezeichne meine Musik als ‚Psychedelic Chanson.’“ Inhaltlich geht es in Anne Dromedas Liedern um Entschleunigung, Anziehung und auch ums Abtauchen – vielleicht ja ins Weltall? Oder einfach in die Musik, so wie es die junge Songwriterin tut. Die Texte sowie die Musik der CD stammen alle von Anne Dromeda.

Tanz- und Schauspielausbildung

Anne Dromeda hat in Wien eine Gesangs- Tanz- und Schauspielausbildung im Zuge eines Musical- und Operettenstudiums erhalten. „Mich faszinieren besonders die Darstellerinnen des alten film noir“, sagt Anne Dromeda – und produzierte ein entsprechendes Musikvideo zum Song „Cinema Noir“, gedreht zum Teil im Wiener Nobelhotel Sans Souci. Mit „Collision with the Milky Way“ wird das Warten auf das Ende der Welt auf angenehme Weise verkürzt – Musik für eine mögliche Ewigkeit. (jpl)


Anne Dromeda: "Collision with the Milky Way" (VÖ: 4.11.2016)
CD-Präsentation: Fr 4.11.2016: Kramladen (Gürtelbogen 39-40, 1080 Wien, 21h)

>> CD im Shop bestellen

26 Oktober, 2016

Seasick Steve hat den Blues auch in Wien

Am 27. Oktober ist es soweit: Am Tag nach dem Nationalfeiertag darf man in Wien gleich weiterfeiern, denn Seasick Steve ist wieder in town und bespielt dieses Mal den Gasometer. Im Gepäck hat er seinen neue CD "Keepin' the horse between me and the ground".

Nur nichts anbrennen lassen, könnte man zu diesem CD-Titel sagen: das macht Seasick Steve musikalisch allemal und bietet geradlinige Blues-Rock-Folkmusik. Auf CD Nummer 1 der aktuellen Doppel-CD geht es härter zur Sache, während CD Nummer 2 akustisch gehalten ist und mittels Ruhe an Stärke gewinnt. Hier findet sich eine überzeugende Version von "Gentle on my mind", das man bisher als Crooner-Stück von Dean Martin kannte.

Bluesthemen

Apropos Härte: Seasick Steve aka Steve Wold wuchs in zerrütteten Familienverhältnissen auf, als der kleine Steve vier Jahre alt ist, trennen sich seine Eltern. Im Alter von 14 Jahren reißt er von zu Hause aus und zieht als Hobo durchs Land - Gelegenheitsjobs und Aufenthalte im Gefängnis inklusive. Das sind die Themen aus denen Blues geschaffen wird. Inzwischen ist Steve 74 und zieht wie der - telefonisch selbst für das Nobelpreiskomitee - unerreichbare Dylan noch immer umher und spielt und spielt und spielt. Am 27. Oktober macht Seasick Steve im Wiener Gasometer Station; einfach hingehen und anschauen. (jpl)

http://seasicksteve.com
Seasick Steve @ Gasometer
CD: "Keepin' the horse between me and the ground" (8/10)
Do 27.10.2016: Seasick Steve, Gasometer, Wien, 20h

04 Oktober, 2016

Hot Oktober 2016

Ein Film wie ein Schlag in die Magengrube: Die etwas zu lange ausgewalzte Doku "One More Time With Feeling" zeigt in stilvollen Schwarz-Weiss-Bildern einerseits eine komplexe Phase der Trauerarbeit im Leben der Familie von Nick Cave, nachdem dessen Sohn gestorben ist. Parallel dazu passieren die Aufnahmen zur nun vorliegenden CD "Skeleton Tree": Die entwickelt einen Sog, der einen vom ersten Song "Let us go now, my darling" nicht mehr los lässt und ist insgesamt überraschenderweise weniger düster als zu erwarten war. Kongenial mit Warren Ellis eingespielt, von der ursprünglichen Bad Seeds-Crew ist übrigens noch Thomas Wydler dabei. Ein wenig Elektronik und Sythie-Klang durchsetzt die 8 Stücke, insgesamt vermittelt "Skeleton Tree" so etwas wie das Licht am Ende des Tunnels. Ein Meisterwerk. CD des Monats.

Kjellvander und Schroeder

Als Ergänzung dazu bietet sich die neue Scheibe von Christian Kjellvander an: "A Village: Natural Light" ist auf die düstere Seite des Lebens gefallen, das natürliche Licht hat maximal die Stärke der Mitternachtssonne um 3 Uhr früh. Kjellvander besticht wie immer durch seine markante Stimme und schafft ein ruhiges, melancholisches und dennoch kraftvolles Meisterstück.
Stimmlich und atmosphärisch passt "Void", das neue Album von Andrea Schroeder zu den eben Genannten: Schroeder weiß in jeder Sekunde, dass sie diese 11 Lieder mit ihrer wunderbaren Alt-Stimme tragen kann und dockt musikalisch bei Cave und beim Black Rider-Album von Tom Waits an. In einer Zeit, in der Musik aus allen Ecken quillt und beständig einströmt, ist "Void" der großartige Gegenpunkt: Auflegen, hinsetzen und einfach zuhören. Schroeder hat fast alle Texte vefasst und die Musik größtenteils mit Jesper Lehmkuhl komponiert, als Gast tritt etwa Kristof Hahn (Swans) in Erscheinung. Nach dem letzten deutsch- und englischsprachigen Album "Where the wild ocean ends" scheint es egal, in welcher Sprache sie singt - Schroeder ist eine Ausnahmekönnerin, Magie entsteht jedenfalls. Ex aequo: Platte des Monats.

Bakken in Bangkok

Apropos Skandinavien: Die Best-Of-CD einer Jazz-Sängerin, deren CDs ich einst gar in einem Plattenladen in Bangkok gesehen habe. Dort die einzige Veröffentlichung mit Österreich-Bezug: Rebekka Bakken. Die in Österreich lebende Norwegerin hält seit Jahren ihr Spitzenniveau und hat ihren eigenen Stil gefunden, das dokumentiert die nun vorliegende Best-Of-CD eindrucksvoll: Auf der Doppel-CD finden sich außerdem 5 neue Lieder, für Fans ein stilvolles Muss.
Ein toller Herbst, was Veröffentlichungen betrifft und diese Band ordnet sich in den Reigen ein: Ende September haben Freakwater das Wiener WUK bespielt, im Gepäck die neue CD "Scheherazade". Die um Catherine Irwin und Janet Bean gruppierte Band aus Kentucky überzeugt live wie auf CD durch hervorragende Songs und durch eine lockere Spielfreude. Die war auf der Bühne mit launigen Zwischenansagen kombiniert und so zogen Freakwater das Publikum sofort auf ihre Seite. Zudem erinnern die beiden Frontfrauen in ihrer Polarität an die Indigo Girls - und das ist schließlich eine gute Referenz und in einem Lied klingt kurz ein Pattern aus Morricones "Spiel mir das Lied vom Tod"-Soundtrack an. Raffiniert.
Der Mann, der einst als Produzent berühmt wurde (U2, Ron Sexsmith, Emmylou Harris u.v.a.) wird nun wieder vorstellig: 27 Jahre nach seinem tollen Album "Acadie" legt Daniel Lanois nun mit "Goodbye To Language" eine neue Scheibe vor. Die CD kommt wie ein eigener Klangkosmos daher. Lanois gibt einen Überblick über seine Karriere, wirft die Musikstile zusammen und erschafft etwas Neues daraus. Ab und an werden Steel-Guitars hier verfremdet, elektronische Country-Music wäre aber eine Übertreibung. Lanois experimentiert - wie einst mit Brian Eno - nimmt den Hörer mit auf eine Reise, zu Klängen, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Oder so. Eine Scheibe, die sich langsam entfaltet, immer ein wenig sperrig bleibt und nachhaltig wirkt - am besten selbst probieren.
Eine ganz andere Welt eröffnet der Putumayo-Sampler "Native American", der aktuelle MusikerInnen mit native american backgrounds präsentiert: Gott sei dank wird dabei auf die standardmäßige Trommel weitgehend verzichtet. Nordamerikas SängerInnen mit indigenen Wurzeln zeigen sich als Singer-Songwriter, die sich aber inhaltlich und zum Teil auch sprachlich auf ihre Herkunft besinnen: Sei es Navajo, Cherokee, Apache oder Innu. Anspieltipp: "Shine For You" von Brianna Lea Pruett, die Cherokee und Choctaw-Wurzeln hat. Das Stück treibt beständig vorwärts und verweist musikalisch dezent - mittels Rhythmus und Gesang - auf native american music.

„Langsam dreht´s dich“ von Leo Taschner

Leo Taschner, Singer-Songwriter aus Wien, hat sein Solo-Debut „Weniger is nix“ aufgenommen. Die erste Single „Langsam dreht´s dich“ wird am 18. Oktober 2016 im Wiener Fluc mit einem Live-Konzert präsentiert und auf Lindo Records veröffentlicht. Mit Gitarre, Tanzschuhen und frisch geputzten Zähnen möchte Taschner sein Glück lieber nicht zu fest in die Hand nehmen, stattdessen noch eine Runde auf der Tanzfläche drehen. Twist & Brush!

"Obacht! Musik aus Bayern" - dieser Sampler ist bei Galileo erschienen: Es ist die vierte Veröffentlichung in dieser Reihe, eine wunderbare Sammlung von Stücken mit Bayern-Bezug. Die Biermösl Blosn eröffnen die CD mit ihrem "Che Guevara Landler" und geben gleich die Richtung vor. Wohltuend ist, dass die versammelten Gruppen neue Zugänge zu traditioneller Volksmusik versuchen und dabei launig und sehr unterhaltsam agieren. 75 Minuten, die wie um Flug vergehen, wer mehr Bayern möchte, kann auf die CDs Nummer 1 bis 3 zurück greifen. (jpl)

Rebekka Bakken: "Most Personal" (8/10)
Nick Cave: "Skeleton Tree" (10/10)
Freakwater: "Scheherazade" (7/10)
Christian Kjellvander: "A Village: Natural Light" (7/10)
Daniel Lanois: "Goodbye To Language" (6/10)
Andrea Schroeder: "Void" (10/10)
VA: "Native America" (8/10)
VA: "Obacht! Musik aus Bayern" (9/10)

Live:
Mi 5.10.2016: Thad Beckman, Local, 1190 Wien, 20h
Mi 5.10.2016: Duo Rittmannsberger Soyka, Morawa, Wollzeile, 1010 Wien, 19:30h
Fr 14.10.2016: Novi Sad, CD-Präsentation, Rote Bar Volkstheater, 22h, Neustiftgasse 1, 1070 Wien
Mo 17.10.2016: Katrin Navessi, Café Amadeus, Märzstr. 4, 1150 Wien, 19:30h
Di 18.10.2016: Live: Leo Taschner, Katie Kern. Single-Präsentation, anschließend DJ Rob71 und DJ Kerido, fluc, Praterstern, 21h
Fr 21.10.2016: Laura Rafetseder, CD-Präsentation und Vernissage Angela Dorrer, AU, Brunnengasse 76, 1160 Wien, 20h
Do 27.10.2016: Seasick Steve, Gasometer, Wien, 20h
Fr 04.11.2016: Anne Dromeda, Kramladen (Gürtelbogen 39-40, 1080 Wien, 20h), CD-Präsentation

06 September, 2016

CD-Präsentationen von Novi Sad und Laura Rafetseder - Single von Leo Taschner

Im Oktober 2016 erscheinen auf Lindo Rec. zwei neue Alben: "himmel and hölle" von Novi Sad und "Swimmers in the Arctic Sea" von Laura Rafetseder. Am 14. Oktober präsentieren Novi Sad ihr zehntes Album in der Roten Bar im Volkstheater, eine Woche später am 21. Oktober legt Laura Rafetseder im AU (Brunnengasse 76) nach.


Faulheit sieht anders aus: 10 Alben in 27 Jahren, so lautet die Bilanz der österreichischen Band Novi Sad von Wien aus und hat dabei ihren eigenen Stil entwickelt: die Art-Rock-Band um Sängerin Evelyn Blumenau verschränkt Folk, Ethno- und Rockeinflüsse und auf dem neuen Album „himmel and hölle“ auch Elektronik miteinander. Hier gibt es jazzige Tunes, hymnische Balladen und rhythmische Durchstarter mit innovativen Arrangements zu entdecken. Die Lieder changieren zwischen Kunstlied, Rock, Chanson und hypnotischen Rhythmen. Musikalische Elemente wie Samba, perkussiv-suggestive Begleitungen und lyrische Melodiebögen komplettieren das Klangbild.

CD-Präsentation und Vernissage am 21.10.2016


Mitten in der Karasee, einem Seitenmeer des Nordpolarmeers, liegt die Insel Einsamkeit (russisch остров Уединения, norwegisch Ensomheden). Sie ist Schauplatz des zweiten Soloalbums von Laura Rafetseder, Swimmers in the Arctic Sea, das am 21. Oktober im AU (Brunnengasse 76) präsentiert wird. Themen des Albums sind Getrenntsein und Einheit auf einer persönlichen Ebene, Entsolidarisierung und Solidarisierung auf einer gesellschaftlichen Ebene.
Das Cover, auf dem die Insel zu sehen ist, gestaltete die Künstlerin Angela Dorrer, die sich seit Jahren zeichnerisch und performativ mit Kartografie beschäftigt und sich mit ihren "Handscapes" einen Namen gemacht hat. Exklusiv zum Album-Launch gestaltet sie künstlerische Unikate in einer limitierten Sammlerauflage von 33 Stück, nummeriert und handsigniert, die gemeinsam mit der CD zu erwerben sind. Sie sind im Rahmen einer einwöchigen Ausstellung im AU zu sehen.

Jack Grunsky in Wiener Sargfabrik

Als Solokünstler und Songwriter arbeitete er mit österreichischen Künstlern, wie Andre Heller, Udo Jürgens, Reinhard Mey, Schmetterlinge, und Milestones. Nach zehn Jahren in Österreich zog es ihn wieder zurück zu seinen musikalischen Wurzeln, der amerikanisch-kanadischen Musik-Szene. Bei seinem raren Auftritt in der Wiener Sargfabrik wird Jack neben Songs aus der aktuellen CD „Stirring up the Dust“ auch viele seiner bekanntesten Lieder aus den 1960er und 1970er Jahren spielen. Not to be missed!

>> http://www.novisad.at
>> http://www.laurarafetseder.com

Single "Beating Hearts" von Laura Rafetseder: beating hearts @ iTunes

Fr 14.10.2016: Novi Sad, Volkstheater, Neustiftgasse 1, 1070 Wien, 22h
Di 18.10.2016: Single-Release Show: Leo Taschner, guest: Katie Kern, fluc, Praterstern, 20:30h, DJ Rob71, DJ Kerido
Fr 21.10.2016: Laura Rafetseder, AU, Brunneng. 76, 1160 Wien, 20h
Di 06.09.2016: Jack Grunsky, Sargfabrik, Goldschlagstr. 169, 1140 Wien, 20h

12 August, 2016

Hot News August 2016

Vor kurzem war der irische Gitarrist Mickey Murphy in Wien zu Gast, ungewöhnlich: Murphy spielt fast ausschließlich Instrumentalstücke. Seine eigenen Kompositionen führen u.a. in die "Sahara". Live würzt Murphy seine Konzerte mit einigen wenigen Coverversionen, etwa von den Dire Straits. Wer das letzte Wien-Konzert verpasst hat, kann Murphys auf seiner schönen aktuellen CD "Heartstrings" nachhören.
Das Buch "Typisch Welt - 111 Geschichten Zum Weiter Reisen" von Martin Amanshauser ist im Picus-Verlag erschienen und versammelt Texte über Länder von Albanien bis Zypern. Der Autor berichtet weiters u.a. aus Kirgistan, Libyen, Burma, Ghana und Togo. Wie Amanshauser im Vorwort selbst schreibt: "Aufgrund der beruflichen Vorgaben, sind mir manchmal nur kurze Einsichten möglich - ganz so wie konventionellen Urlaubern, denen immer die Zeit für dies und das fehlt." Ein- bis zweiwöchige Pressereisen schicken heute zwar JournalistInnen um die Welt, auf dass sie über die Welt berichten mögen - doch mit einer Reise, wie ich sie verstehe, hat das eigentlich nichts zu tun. Diese Art unterwegs zu sein, ist eher mit einem Hop-On-Hop-Off-Bus respektive Flugzeug zu vergleichen - genauso flüchtig sind die Begegnungen. Dass die 111 Geschichten oft unterhaltsam sind, liegt am Können des Autors Martin Amanshauser, dessen Gedichtband "100.000 verkaufte Exemplare" noch immer gilt. "Typisch Welt - 111 Geschichten Zum Weiter Reisen" kann als vergnügliche Sommer- bzw. Reiselektüre empfohlen werden.

Der Sampler "World Sing-Along" von Putumayo versammelt Mitsing-Klassiker wie "La Cucaracha" - hier interpretiert von Jorge Anaya aus El Salvador - oder den tollen Song "Jamaica Farewell" - hier in der Interpretation von Dan Zanes feat. Angelique Kidjo. Die beste Version von "Jamaica Farewell" hat freilich noch immer der Karibik-Crooner Harry Belafonte vorgelegt. Trotzdem, ob mit oder ohne Kinder, einfach mitsingen!
Konzerttipp: Freakwater im WUK
„Sie waren schon Alternative Country, als Jeff Tweedy noch als Bassist im Frauenkleid in Belleville mit den Primitives ‚Gloria’ raushaute“, berichtet Jörg Feyer im „Rolling Stone“ und verweist auf die dreißigjährige Geschichte dieser Band von Janet Bean und Catherine Irwin, um festzustellen: „Doch immer noch stehen sie einzigartig da, unverkennbar gerade nach einer längeren Pause.“ Und als einzigartig galten Freakwater spätestens seit ihrem unvergessenen Album „Feels Like The Third Time“ (mit „My Old Drunk Friend“) von 1993.
Es spricht für ihren künstlerischen Anspruch, wenn Musiker*innen sich Verwertungszyklen verweigern, das ewige „Album-­‐Tournee zum Album-­‐neues Album-­‐neue Tournee zum neuen Album“-­‐Spiel der Kulturindustrie nicht mitmachen und genau dann neue Musik einspielen und auf Tour gehen, wenn diese Musik fertig ist, sozusagen gereift. Das kann dann schon mal sieben Jahre dauern wie im Falle von Tortoise, und das mag auch mal zehn Jahre dauern wie bei Freakwater, deren Protagonistinnen eben auch noch etwas anderes zu tun haben, vor allem: auch noch leben müssen und wollen, ein Leben leben, von dem sie dann umso spannender in neuen Songs zu erzählen haben. Sollte Musik nicht genau so betrieben werden? (jpl)

Martin Amanshauser: "Typisch Welt - 111 Geschichten Zum Weiter Reisen" (8/10)
Mickey Murphy: "Heartstrings" (7/10)
VA: "World Sing-Along" (8/10)

Live:
Sa 13.08.2016: Brain Drain, WUK, 20h
Fr 19.08.2016: Novi Sad: Szene Wien, 19h
Fr 19.08.2016: Laura Rafetseder: double concert with Gabriel Denk @ beatles singer songnighter / Cafe Concerto, 21h
Di 06.09.2016: Jack Grunsky, Sargfabrik, Goldschlagstr. 169, 1140 Wien, 20h
Sa 10.09.2016: The Wichita, Cafe Mocca, S-Bahnstation Gersthof, 21h
Mo 26.09.2016: Freakwater, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Fr 14.10.2016: Novi Sad: CD-Präsentation, Rote Bar, Volkstheater, Neustiftgasse 1, 1070 Wien, 22h
Di 18.10.2016: Leo Taschner, Single-Präsentation, support: Katie Kern. fluc, Praterstern, 1020 Wien, 20:30h, Anschl.: DJ Kerido, DJ Rob71
Fr 21.10.2016: Laura Rafetseder: CD-Präsentation, Au, Brunnengasse 76, 1160 Wien, 20h
Do 27.10.2016: Seasick Steve, Gasometer, Wien, 20h

04 Juli, 2016

Hot News Juli 2016

Mit Verzögerung ist "Whispers", die aktuelle CD von Tina Dico, bei uns eingetroffen - hat hier der Paketdienst etwa schlampig agiert? Wie auch immer: Dico schafft es mit ihrer zauberhaften Alt-Stimme und mit spärlicher Instrumentierung eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen, die einen vom ersten Moment an einnimmt. Tolle Songs, die dem Singer-Songwriting zzu gewandt sind. Tolle Scheibe, die Bestand hat, daher ist es völlig egal, wann sie ankommt, Hauptsache sie ist da! Anders gesagt: CD des Monats!
Die Scheibe "Lade Auf" von Jana & Die Piraten ist eine kompakte 7-Song-CD, mit viel Schwung und gewitzten Texten - Lagerfeuer- und Zirkusstimmung kommt zuweilen auf, in die Tasten des Akkordeon wird auch gegriffen. Wer z.B. Gefallen an Les Negresses Vertes findet - oder näher: an der letzten CD von Nikolai Effendi - wird hier ebenfalls gut bedient. Einer der Piraten heißt Leo Taschner, sein Lindo-Solo-Debüt ist gerade in Vorbereitung.
Alberto Acosta stammt aus Ekuador und ist Ökonom, früher war er mal Energieminister seines Landes und hat damals mit der Idee aufhorchen lassen, nicht alles Erdöl in Ekuador zu fördern, um die Naturzerstörung zu verhindern und im Gegenzug einen internationalen Solidarbeitrag zu erhalten. Die Idee hat sich zwar nicht durchgesetzt, basiert aber auf einem indigenen Konzept aus dem Andenraum: Buen Vivir - dazu hat Acosta vor kurzem ein lesenswertes Buch im oekom-Verlag veröffentlicht, das hoffentlich auch im Westen Menschen zu einem nachhaltigen Leben, in Harmonie mit der Natur inspirieren kann.
Wenn sich 3 Könner zusammentun, ist das Ergebnis üblicherweise herausragend: So verhält es sich auch im Falle des Albums case/lang/veirs - alle Beteiligten bringen sich auf ihre Weise ein, das Zusammenspiel von Singer-Songwriterin Laura Veirs, Rock-Ikone Neko Case und k.d. lang, die schon (fast) alles gemacht hat gelingt auf diesem wunderbaren Album. Begonnen hat das Projekt mit einem e-mail von lang, sie schrieb einfach: "I think we should make a record together". Weil alle dafür waren, wurden in der Folge in wechselnden Konstellationen, zum Teil sogar zu dritt, Lieder miteinander geschrieben, insgesamt klingt alles so, als wäre irgendwo auf der Welt noch Anfang der 1990er-Jahre. Retro ist chic, klar, hier passiert retro ohne Anbiederung.
Eine 6-Song-CD legt nun die österreichische Sängerin Juliane Blinzer mit ihrer Band fin vor: Auf "Tales Never Told" vermischt sie geschickt jazzige Ansätze mit Singer-Songwriting, die Melodien gelingen und fließen schön dahin und auch Blinzers Stimme groovt ganz locker dahin. Kommt bald mehr davon? Die Fanbase für weitere Werke ist schon da, denn die Finanzierung der EP ist durch ein Crowdfunding-Projekt zustande gekommen. Die Lieder erzählen wahre Geschichten, sagt Sängerin Juliane Blinzer: „Ich bin manchmal selbst beeindruckt, was mein Leben für mich bereit hält, das ist manchmal hollywoodreif.“
Ebenfalls aus Österreich, aber sehr irophil zeigen sich Tóg Bog É, die Band um die Multiinstrumentalisten Antonia Wernig (Uilleann Pipes, Whistle, Fiddle), Christian Troger (Git., Mandoline, Bouzouki) und Paul Dangl (Fiddle) versammelt auf ihrer Debüt-CD "Slow Down" irische Traditionals aus diversen Epochen. Gut gespielt und gut gesungen, eine Verbeugung vor Traditionen, ganz ohne Verbiegungen.
Mit einem Song meldet sich die Jazzerin Isabel Santol: "What's Your Story, What's Your Jive" ist ein Lied von Fletcher Henderson und J.C. Johnson aus dem Jahr 1937. Santol hat den Song selbst in traditionellem Jive-Style produziert und sich als Mitstreiter Oliver Kent (Piano), Martin Spitzer (Gitarre), Joschi Schneeberger (Bass) und Paul Clarvis (Drums) gesucht.


Sommerzeit ist auch immer Festivalzeit: Noch bis 11. Juli läuft in Wien das Jazzfest Wien, zu Gast sind u.a. Beth Hart (4.7.) und John McLaughlin & 4th Dimension (8.7.), im Musikverein wird Keith Jarrett am 9. Juli ein Solo-Konzert geben.
Ab 16. Juli wird im WUK an jedem Samstag das Nomadenkulturzelt bespielt, u.a. mit Salah Addin, Brain Drain und Lassos Mariachis und ab 19.7. starten im WUK die Platzkonzerte 2016: 2 internationale Acts, insgesamt 16 Konzerte in vier Wochen – der Innenhof des WUK lädt im Juli und August 2016 wieder zum Verweilen und Zuhören ein: Live-Musik sorgt jeweils von Dienstag bis Freitag für angenehme Sommerabende. Das Platzkonzerte-Programm 2016 präsentiert MusikerInnen aus allen Richtungen, von Pop und Folk bis Alt. Country und Jazz. Eröffnet wird die Reihe von Katie Kern & Angel Creek am Dienstag den 19. Juli (Beginn ausnahmsweise: 19:30h). Am Tag darauf kommt Harlequin’s Glance ins WUK, über diese Band schreibt die Kleine Zeitung: „... ein Fixpunkt der österreichischen Folkszene.“ Am Donnerstag den 28. Juli spielt die Schweizer Gruppe Songs From Utopia auf, ihr Eklektizismus aus Jazz, Punk und Rock wird musikalisch für einen intensiven Abend sorgen. (jpl)

Alberto Acosta: "Buen Vivir" (8/10)
Neko Case, k.d. lang, Laura Veirs: "case/lang/veirs" (9/10)
Tina Dico: "Whispers" (10/10)
fin: "Tales Never Told" (7/10)
Jana & Die Piraten: "Lade Auf" (7/10)
Isabel Santol: "What's Your Story, What's Your Jive" (7/10)
Tóg Bog É: "Slow Down" (8/10)

Live:
Fr 1.7. - So 31.7.: Glatt & Verkehrt, www.glattundverkehrt.at
Di 5.7. - Mi 3.8.2016: Satuo-Europatournee, www.satuo.at
Mi 6.7.: fin, B72, Gürtelbogen 72, 1080 Wien, 21h
Jazzfest Wien, noch bis 11.7.2016: Mo 4.7.: Beth Hart, Fr 8.7.: John McLaughlin & 4th Dimension, Sa 9.7.2016: Keith Jarrett (solo)
Fr 08.07.2016: Element Of Crime, Marx-Halle, 20h
Mi 13.7.-So 17.7.: Kasumama Festival, Moorbad Harbach, NÖ
Di 19.7. - Fr 12.8.: WUK Platzkonzerte, Währinger Str. 59, 1090 Wien, jew.: 20:30h, u.a. mit Katie Kern & Angel Creek, Martin Philadelphy Trio, Mira Lu Kovacs & Manu Mayr, Blinded By Stardust, Programm: www.wuk.at
Fr 22.7.-So 24.7.: Wackelstein-Festival, Amaliendorf (NÖ), www.wackelsteinfestival.at
Do 28.7.: Songs From Utopia, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20:30h
Fr 29.7.: Songs From Utopia, Concerto, Lerchenfelder Gürtel 53, 1160 Wien, 21h, support: tba
Sa 30.7.: Salah Addin, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Sa 6.8.: Lassos Mariachis, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Sa 13.8.: Brain Drain, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h

20 Juni, 2016

Satuo auf Europa-Tournee (5.7.- 3.8.2016)

18 Konzerte in 8 Ländern, in knapp einem Monat: Satuo gehen ab 5. Juli 2016 auf Europa-Tournee. Von Polen über Estland und Finnland nach Schweden und Dänemark, zurück geht es schließlich über Tschechien und Deutschland, die Tour wird mit 2 Konzerten in Österreich abgeschlossen.

Satuo haben ihren eigenen Sound gefunden, die ungewöhnliche Instrumentierung verknüpft etwa Banjo mit Melodika und einer singenden Säge. Die Texte sind tiefgründig und humorvoll, die Liedauswahl mitunter politisch. So findet sich auch das Stück „Moorsoldaten“ auf der aktuellen CD und im Live-Repertoire, das von KZ-Häftlingen komponiert worden ist. Dieses historische Lied ist gleichzeitig hochaktuell: „Es gibt in der Welt noch immer Arbeitslager und vielleicht ist es deshalb auch nicht schwierig das Lied wirklich zu verstehen“, sagt Sängerin Laura Korhonen und ergänzt: „Ich habe das Gefühl, dass immer jemand weint, wenn wir das Lied live spielen.“

8 Länder, 18 Konzerte

„Mother“ ist das synthetischste Stück des Albums, der zeitgenössische Komponist und Computermusiker Julian Siffert hat sich hier dezent eingebracht und einen Kontrapunkt zu den Satuo-Stücken gesetzt. „Wir möchten viel live spielen - auch international - und musikalisch möchte wir offen für neue Einflüsse bleiben“, sagt Laura Korhonen über die Ziele, die mit dem Debüt-Album erreicht werden sollen. Das ist in Kürze geschafft, in diesem Sinne: Gute Reise!

Satuo Europa-Tournee 2016:
Di 5. Juli: CKN Centrala, Gorzów Wielkopolski (PL)
Mi 6. Juli: Piesniarce, Wroclav (Breslau, PL)
Do 7. Juli: Galeria Inny Slask, Tarnovskie Gory (PL)
Fri 8. Juli: Hotel Folwark Stara Winiarnia, Mszana Dolna (PL)
Sa 9. Juli: Chicago Jazz Club (Krakow, PL)
Mo 11. Juli: Kultuuriklubi Kelm (Tallin, EST)
Di 12. Juli: Luova Puu (Lapinlahti, FIN)
Mi 13. Juli: Kaustinen Folk Music Festival (Kaustinen, FIN)
Do 1. Juli: Espan Lava Open Air Stage (Helsinki, FIN)
Fri 15. Juli: Tervaholvi (Soini, FIN)
So 17. Juli: Grand Öl & Mat (Malmö, SWE)
Mo 18. Juli: Tjili Pop (Copenhagen, DK)
Di 19. Juli: tba
Mi 20. Juli: Galatea Wine and Music Bar (Berlin, D)
Do 21. Juli: Kino im Kasten (Dresden, D)
Fri 22. Juli: Cafe Jericho (Prag, CZ)
Fri 29. Juli: Burg Rappottenstein (Rappottenstein, A)
Mi 3. August (Festspiele Stockerau, A)
>> www.satuo.at
>> www.lindo.at

09 Juni, 2016

Hot News Juni 2016

Per definitionem Weltmusik liefert Mor Karbasi mit "Ojos De Novia": Dominieren zunächst orientalische Klänge, so wird ab der Hälfte der CD ein Wechsel in Richtung Lateinamerika vollzogen. Leicht dahin fließende Lieder, die von Karbasis klarer Stimme schön in Szene gesetzt werden. Jazzige Einflüsse gibt es auch mal, wunderbar gelingen die ruhigen Stücke, kurzum: ein rundum gelungenes Werk - somit CD des Monats.
Eindeutig orientalisch geht es auch auf der CD "Stage Cuts" von Jalilah's Raks Sharki zu: Die 16 Stücke wurden von Jalilah selbst kompiliert und liefern die Vorlage für Tanz, für eine neue Generation von TänzerInnen und Performern, wie es auf der CD heißt - ein Werk für absolute Spezialisten.
Im Pop-Mainstream ist die Debüt-CD des austro-isländischen Sängers Thorsteinn Einarsson angesiedelt. Ja, professionell gemacht, ja Gesang passt auch, ein glattes Mainstream-Album eben, der Funke will nicht so recht überspringen. "Jetzt habe ich auch mein Konzert", freute sich Einarsson und tanzte bei der Album-Präsentation heftig auf der Bühne des WUK.
Dass sich Experten auch irren können, wurde in den letzten Monaten bei politischen Wahlen und bei einer weiteren Gelegenheit klar gemacht: Leicester City wurde englischer Fußballmeister. Der Underdog, für den Wettbüros eine Meisterquote von 5000:1 veranschlagt hatten. Dem tatsächlichen und vermeintlichen Expertentum ist nun ein ganzes Buch gewidmet, das sich mit Fragen wie "Wer oder was ist ein Experte?" beschäftigt: "Auf dem Markt der Experten. Zwischen Überforderung und Vielfalt" wurde von Ruben Pfizenmaier herausgegeben. Amüsant ist etwa der Beitrag von Armin Himmelrath, der unter der Überschrift 'Mein Expertendilemma' beschreibt, welche Zuschreibungen er selbst als Experte erfahren hat, eine Internetabfrage weist ihn als 'Experte für falsche Doktoren und Plagiats-Experte', 'Computerspiel-Experte', 'Experte für Amokläufe', 'Schul-Experte' etc. aus und zeigt, dass die rascheste Zuschreibung des Expertenstatus über Medien erfolgt. Ein schön gestaltetes Buch, das in der Edition Büchergilde erschienen ist und in dem man wie in einem Lexikon lesen kann. Es ist übrigens ein Projekt der Freien Universität Berlin und wurde von StudentInnen und Professoren gemeinsam im Rahmen eines Seminars betreut - auch so geht Uni.
Der deutsche Liedermacher Bastian Wadenpohl erschafft mit etwas rauer Stimme seinen eigenen Kosmos, genannt "Griesgramgrüße aus dem Gartencafé". Ein wenig verweisen die Stücke musikalisch auf Protestsänger früherer Jahre wie Hannes Wader, inhaltlich gelingen einige Bilder okay. "Toastbrot" und "Rentnergang" heißen zwei Stücke, und automatisch denkt man an Funny van Dannen, der die Latte bereits höher gelegt hat.
Ebenfalls aus Deutschland, aber ganz anders unterwegs sind Lotta Sleeps aus Dresden: Die Band war vor kurzem im Rahmen einer Europa-Tournee im Wiener local zu Gast und hat dabei als kongenialer support für Satuo ihre neue CD und u.a. die 5-Song-EP "Well" präsentiert. Satuo werden übrigens demnächst ebenfalls in Europa unterwegs sein, dazu demnächst mehr hier. Zurück zu Lotta Sleeps: Ruhige Balladen, hinter denen man eher skandinavische MusikerInnen vermuten würden, sind die Stärke der Band, dass es live auch mit Kraft zur Sache gehen kann, haben Lotta Sleeps im local bewiesen. Like them!

Jetzt zur allmonatlichen Boxer John-Review: "The Great Folk Heist" ist der Titel von einem der vier Alben, die der in Wien lebende Brite vor einigen Monaten auf einen Schlag veröffentlicht hat. Das Cover zeigt ihn mit Mistgabel in der Hand, als wäre er "The Grapes Of Wrath" oder wenigstens einem Südstaaten-B-Movie aus den 1950er-Jahren entsprungen. "The Great Folk Heist" versammelt hauptsächlich klassische Traditionals, um einen großen Vergleich zu strapazieren: Man ist auch versucht an das The House Carpenter’s Daughter-Album von Natalie Merchant zu denken. Boxer John zeigt sich als wunderbarer Interpret, die Songs sind nicht aus der Zeit gefallen, sondern bestechen durch ihre Klarheit und Einfachheit und funktionieren auch heute. Sie werden von Wien aus agierenden MusikerInnen wie Stephan "Stoney" Steiner (von Hotel Palindrone), Patrizia Sieweck, Tino Mixan und Michael Kapfinger kongenial mitgetragen, Cat Dowle hat Wien inzwischen wieder verlassen und singt hier aber backing vocals. Die dazu passende von Boxer John gestaltete Radio-Sendung The Vintage Underground kann man natürlich auch nach hören. Drei von The Vintage Underground gestaltete Konzertabende finden übrigens am 30. Juli, 4. und 5. August im WUK (Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20:30h) statt - Empfehlung.
Für einen großartigen Auftritt haben Rodney Lancashire und Séamus Hernon als Catmelodeon im Werk X, dem ehemaligen Kabelwerk, im Rahmen von Wean Hean 2016 gesorgt. Auf ihrer CD "Extended Play" kann man irischen traditionals lauschen und die Live-Atmosphäre durchaus nachempfinden. Unterstützt wurden die beiden an diesem Abend von der aus der Steiermark stammenden Fiddlerin Claudia Schwab. Sie lebt zurzeit in Irland, ihre CD "Amber Sands" spannt den Bogen von Jodlern hin zu irischen und frei assoziierbaren Einflüssen bis hinüber nach Lateinamerika. Das Album einer Könnerin, Weltmusik im besten Sinn.
Aktuell ist der Kalifornier Joe "City" Garcia mit seinem Urban Desert Cabaret noch in Europa unterwegs, nach Auftritten in Österreich und der Slowakei, geht es bald nach Polen. Produziert hat Garcia das neue Album gemeinsam mit Gar Robertson, der Lap Steel- und andere Gitarren beisteuert und vor kurzem als Teil von Ocotillo (siehe --> Hot News April 2016) ebenfalls in Wien zu Gast war. Und siehe da: Die zweite Hälfte von Ocotillo, Kirsty McGee hat bei zwei Tracks backing vocals beigesteuert. Geister geben den inhaltlichen roten Faden durch diese Desert-Folk-Geschichten. Zu einem Stück, dem "Vienna Vampire Waltz" wurde Joe "City" Garcia bei seinem Wien-Aufenthalt im Jahr 2015 inspiriert. "Dieses Album ist in nur 9 Tagen entstanden", erzählt Garcia, beim Vorgänger "Sometimes The Angels" - für uns CD des Monats Juli 2015
- war es rund ein Jahr Produktionszeit gewesen. Robertson & Garcia setzen diese gut geschriebenen desert songs behutsam in Szene. Mit "Shadow Of A Ghost" ist ein großer, ein leichter Wurf gelungen.

Ab 28. Juni steigt in Wien wieder das Jazz Fest, bis 11. Juli sind Acts wie Burt Bacharach (1.7.), Beth Hart (4.7.) oder Jamie Cullum (6.7.) zu hören. Als weitere Highlights sind Keith Jarrett, der am 9. Juli solo auftreten wird und Snarky Puppy/Marc Ribot & The Young Philadelphians (11.7.) auszumachen. (jpl)

Boxer John: "The Great Folk Heist" (8/10)
Catmelodeon: "Extended Play" (8/10)
Thorsteinn Einarsson: "s/t" (3/10)
Urban Desert Cabaret: "Shadow Of A Ghost" (9/10)
Jalilah's Raks Sharki: "Stage Cuts" (6/10)
Mor Karbasi: "Ojos De Novia" (10/10)
Ruben Pfizenmaier (Hrsg.): "Auf dem Markt der Experten. Zwischen Überforderung und Vielfalt" (7/10)
Claudia Schwab: "Amber Sands" (8/10)
Lotta Sleeps: "Well" (8/10)
Bastian Wadenpohl: "Griesgramgrüße aus dem Gartencafé" (5/10)

Live:
Do 02.06.2016: Son Of The Velvet Rat, support: Joe "City" Garcia, Sargfabrik, 1150 Wien, 20h
Sa 11.06.2016: Skodagassenfest, u.a. mit Maqama, Hotel Palindrone etc., 14-22h
Fr 17.6.2016: Tribute-Abend für Georg Danzer, Live: PauT, Die Feinen Leute + Überraschungsgäste, Eintritt: Spende, 19:30h, Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien
Do 23.06.2016: Christian Masser, Gemischter Satz, 1190 Wien, 20h
Jazz Fest Wien, 28.6.-11.7.2016: u.a. Joey Alexander Trio (7.7.), Programm: www.jazzfest.wien
Satuo-Tour im Juli 2016, siehe www.satuo.at
Fr 08.07.2016: Element Of Crime, Marx-Halle, 20h
Di 19.07.-Fr 12.08.2016: WUK Platzkonzerte 2016, www.wuk.at

04 Mai, 2016

Hot News Mai 2016

Am 7. April 2016 war Tanita Tikaram im Wiener Akzenttheater zu Gast und hat mit ungekünsteltem Charme gepunktet und indem sie die Band in den Mittelpunkt stellte - und selbst mit dem Rücken zum Publikum, meist am Klavier sitzend, agierte. Die Songs des neuen Albums "Closer To The People" überzeugen zwar nicht alle, sind aber für Fans Pflicht, Tikarams Stimme ist noch immer aussergewöhnlich. Live durfte "Twist In My Sobriety" - ihr One-Hit-Wonder - nicht fehlen; nach all den Jahren schlicht ein sehr guter Song.
Nikolaj Efendi hat im Herbst 2015 eine Solo-Platte vorgelegt: "Red Wine Conspiracy". Eine intime Platte ist es geworden; Songs, zuhause im Schlafzimmer komponiert und abseits des Lärms seiner Hauptband Roy De Roy - die Bandkollegen haben bei Efendis Solo-Projekt aber brav mitgemacht, dafür ist Efendi dankbar, wie er sagt. Für alle, die differenziertes, schwungvolles Songwriting mögen ist "Red Wine Conspiracy" eine absolute Empfehlung.
Ganz neu ist "Tambddee Roza", die Scheibe von Marialena Fernandes & Hotel Palindrone: Die Weltmusiker aus Niederösterreich/Wien und die klassische Pianistin, die aus Indien stammt und portugiesische Wurzeln hat, begeben sich hier musikalisch wie physisch auf eine Reise - 2015 gab es Auftritte und Workshops in Indien, die dazu bestärkt haben, die vorliegende CD einzuspielen. Gut so! Herausgekommen ist ein Eklektizismus aus Klassik und Volksmusik, für den die fünf Musiker auf klassische 'Weltmusiker' wie Scarlatti und Bartok zurückgreifen - und auf Haydn, der einst walisische und englische Volkslieder bearbeitet hat. Genauso haben auf "Tambddee Roza" europäische Volksmusiktraditionen ihren Platz, all das fügt sich wunderbar zusammen und ergibt ein einzigartiges Hörerlebnis. Kurz gesagt: CD des Monats! Übrigens: Ideen für weitere Stücke gibt es bereits und ein zweiter Aufenthalt in Indien steht ebenfalls im Raum.
Damit zu Clemens Wengers neuen CD "Neapel" - der mit der Jazzwerkstatt Wien verbundene Musiker begibt sich auf seiner musikalischen Reise vom Jazz in Richtung Elektronik und schafft es durchaus zwingende Motive zu bündeln und zu loopen - Leerläufe gibt es freilich auch und so stellt man die CD am besten zu denen ins Regal, die sich erst nach mehreren Durchläufen erschließen - dann dafür aber umso intensiver.
Der Gitarrist Andreas Arnold, der auf "Ojos Cerrados" weitere Saiteninstrumente wie Bouzouki und Mandoline bedient, ist ein Latino-Aficionado: Die CD versammelt hauptsächlich Kompositionen von Arnold, die sich diversen Latino-Stilen zuwenden, von Rumba bis Fandango und Tango. Aufgenommen wurde in Spanien, gemischt und gemastered in New York. Ein leichtfüßiges Album, das Lust darauf macht, 'Barcelona' auf ein Stück Pappendeckel zu schreiben und sich an die Westausfahrt von Wien zu stellen - und dem die kämpferische Note Lateinamerikas auch nicht fehlt, in den Danksagungen heißt es: 'I want to express my admiration for the people out there standing up against injustice, in small and in big ways. Thank you Edward Snowden for being a badass.'
Der Sampler "Every Song Has Its End - Sonic Dispatches From Traditional Mali" versammelt traditionelle Stücke aus Mali und ist gleichsam eine ethno-musikalische Reise in ein Land, dass auch hier bekanntere Musiker wie Habib Koité, Issa Bagayogo, Tinariwen und Boubacar Traoré hervorgebracht hat. Der CD-Titel "Every Song Has Its End" ist durchaus programmatisch zu verstehen - denn durch die Monotonie der Rhythmen und Melodien scheint es manchmal tatsächlich kein Ende zu geben. Angesichts der hypnotischen Wirkung, die diese Lieder entfalten, braucht man vielleicht auch kein Ende und 6 Minuten durchschnittliche Spieldauer pro Stück sind zu kurz. Replay!
Ganz anders: Longriver, vor kurzem als support für Rewolfinger in Wien zu Gast: Der US-Sänger kommt in 8 Stücken und 29 Minuten auf den musikalischen Punkt, und der heißt: Alternative-Country. Gitarre, Stimme und Mundharmonika, ein paar O-Töne - mehr braucht es nicht, um countryesken Charme zu erzeugen. Und 1, 2. Ein Ohrwurm ist auch dabei, "Kuke Ree" - und das selbst gebastelte Thin-Sleeve hat Vintage-Charme.

Eine ganz andere Welt eröffnet Uwe Wagners Buch "Die Berufsausbildung zum Trader", das detaillierte Einblicke in die Welt des Handelns an Börsen gibt und insbesondere charttechnische Analysen mit zahlreichen Illustrationen aufbereitet. Wagner ist ein Wissender, hat er doch viele Jahre lang - an verschiedenen Börsen, etwa in Wien, Madrid und Berlin - in der Finanzindustrie gearbeitet und sich insbesondere mit technischer Analyse befasst. Sein aktuelles Buch gibt sogar Tipps, wie man sich seinen Arbeitsplatz als Daytrader einrichten könnte - ein Werk für absolute Spezialisten und alle, die es werden wollen, das im Finanzbuchverlag erschienen ist. (jpl)





Andreas Arnold: "Ojos Cerrados" (7/10)
Nikolaj Efendi: "Red Wine Conspiracy" (7/10)
Marialena Fernandes & Hotel Palindrone: "Tambdde Roza" (9/10)
Longriver: "s/t" (7/10)
Tanita Tikaram: "Closer To The People" (6/10)
VA: "Every Song Has Its End - Sonic Dispatches From Traditional Mali" (8/10)
Uwe Wagner: "Die Berufsausbildung zum Trader" (8/10)
Clemens Wenger: "Neapel" (6/10)

L i v e:
Mi 04.05.2016: Katie Kern, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, im Rahmen von FrauenMusik, 19:30h
Mo 09.05.2016: Satuo, local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20h, support: Lotta Sleeps
Fr 13.05.2016: Lassos Mariachis, Concerto, Lerchenfelder Gürtel 53, 1160 Wien, support: tba, 21h
Noch bis 13.05.2016: Wean Hean 2016, : www.weanhean.at
Fr 13.05.2016: Christian Masser, Headquarter, 1150
Do 26.05.2016: Eleanor Friedberger, B72, Gürtelbogen 72, 1080 Wien, 20h
Mi 01.06.2016: DAvid Olney, Andino, Münzwardeingasse, 1050 Wien, 20h
Fr 08.07.2016: Element Of Crime, Marx-Halle, 20h

01 April, 2016

Hot News April 2016

Eine 4-Song-EP bekommt man von etablierten Bands eher selten, so ist die jüngste Veröffentlichung von Element Of Crime als Rarität zu sehen: Die Band um Sänger Sven Regener zitiert sich hier mit Genuss selbst und liefert neben Neuaufnahmen alter EoC-Songs ("Damals Hinterm Mond") mit "Immer Noch Liebe In Mir" einen neuen Song, der Ohrwurm-Qualität aufweist - diese Ausbeute fällt mit 25% somit gut aus! Am 9. April geht eine große Tour durch Deutschland und Österreich los, von Mannheim und Rostock bis Wien (8.7.2016) und Hamburg.
Statt einer 4-Song-EP hat der in Wien lebende britische Singer-Songwriter Boxer John vor kurzem 4 CDs veröffentlicht, hier also die allmonatliche Boxer John-Review: Das Cover von "Blighty And Beyond" bildet England als eine nach allen Richtung ausgreifende Krake ab und die CD scheint eine Auseinandersetzung von Boxer John mit seinem Heimatland zu sein; wenn er davon singt, das Land zu retten, ist das aber weit entfernt von Trumps Rülpsern, Amerika wieder groß zu machen. Schöne Folk-Song, behutsam in Szene gesetzt.
Was als Ein-Mann-Projekt im Homercording begonnen hat, ist inzwischen zum Bandprojekt geworden: "Are Wading In The Shallows", die vierte Veröffentlichung von Songwriter Simon Usaty aka Protestant Work Ethic kombiniert Versatzstücke aus Indie-Folk und Bluegrass zu einer ganz eigenen Mischung. Toll: Das Duett mit Werner Kitzmüller ("Lots Of Luck"), mit dem sich Protestant Work Ethic in eine Reihe mit Nick Cave & Kylie Minogue stellen. Eine rundum gelungene Platte, die es dem Trend der Zeit entsprechend auf Vinyl mit beigelegter CD gibt - Platte des Monats.
Knapp geschlagen aber auch großartig ist die Scheibe "Those Old Demons" von Kirsty McGee and The Hobopop Collective. McGee hat vor kurzem als Ocotillo die Vorband für Son Of The Velvet Rat im Schwarzberg gegeben. Auf ihrer aktuellen CD ist auch Marc Ribot als Gitarrist dabei. "Ich habe Ribot immer bewundert, insofern kann ich es noch immer kaum glauben, dass er auf meiner Platte mitgespielt hat", sagt McGee irgendwann im Laufe dieses Abends. Man kann sich leicht vorstellen, was Ribot überzeugt hat: Schließlich gibt es bei den auf CD versammelten Songs durchaus Anknüpfungspunkte in Richtung Tom Waits. Folk kommt auch nicht zu kurz und so liegt ein kompaktes, überzeugendes Werk vor.
Ein brisantes, leider noch immer hoch aktuelles Buch liefert Navid Kermani, der im Herbst 2015 quer durch Europa gereist ist, von Mitteleuropa in die Türkei: Entstanden ist nach dieser Recherche-Reise das Buch "Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa." Es ist ein gut geschriebenes, beklemmendes Buch, das dorthin schaut, wo es weh tut und von fiebernden, frierenden Flüchtlingen in Europa berichtet - in deren Mitte in Belgrad: Ein Roma-Jugendlicher, ebenso sich selbst überlassen wie die Flüchtlinge, in einem Park in der serbischen Hauptstadt. Kermani berichtet von der Untätigkeit der Behörden und zeigt ganz konkrete Menschen, die sich auf der Flucht befinden: Etwa drei junge Afghanen, die in der Nähe der türkischen Stadt Assos in einem Waldstück festsitzen, nachdem sie Schleppern ihr Geld gegeben haben, aber um die Überfahrt nach Griechenland betrogen worden sind. Der Fotograf Moises Saman hat die Bilder dazu geliefert, Buch des Monats; einfach kaufen, lesen und jenen weitererzählen, die gegen die Aufnahme von Flüchtlingen agitieren.
Dazu ergänzend kann der Sammelband "Schleppen Schleusen Helfen" gelesen werden, der die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Tagung aus dem Jahr 2015 zum Thema versammelt. Der Untertitel spannt die Bandbreite der Darstellungen auf: "Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung." Das im Mandelbaum-Verlag erschienene Buch setzt sich neben aktuellen Zugängen auch mit historischen Aspekten auseinander, etwa mit FluchthelferInnen für jüdische Flüchtlinge nach Buenos Aires. Ungewöhnlich: Simon Usaty, der als Musiker ("Protestant Work Ethic") die CD des Monats liefert, fungiert hier in seinem Brotberuf als Historiker gemeinsam mit Gabriele Anderl als Herausgeber.
Ebenso lesenswert ist die Biographie "Eva Perón. Leben und Sterben einer Legende", die von der Lateinamerika-Expertin Ursula Prutsch im C.H. Beck-Verlag veröffentlicht worden ist: Detailliert und kundig zeichnet Prutsch den Lebensweg der drittklassigen Schauspielerin Eva Duarte zur mächtigsten Frau - obwohl ohne Amt - Argentiniens nach und erzählt dabei auch die Geschichte des südamerikanischen Landes. Als Frau des Diktators Perón setzt sie sich für die Unterprivilegierten der argentinischen Gesellschaft ein und stirbt schließlich im Alter von 33 Jahren an Krebs. Auch ihr Sterben wird inszeniert und so ist es nur ein kleiner Schritt hin zur heiligengleichen Verehrung von "Santa Evita", von der nach ihrem Tod Heiligenbildchen wie es sie von der Mutter Gottes gibt, produziert werden. Eine erstaunliche Biographie, der mittels Musical und Hollywood - und nun auch durch dieses Buch - bereits Denkmäler gesetzt worden sind.
Rund 150 Menschen, die miteinander "Birth. School. Work. Death" grölen - würdiger kann man einen Ostermontag nicht begehen. Nach dem großartigen, eineinhalb-stündigen Konzert-Kraftakt von The Godfathers im Wiener Chelsea geht es nächste Woche hochkarätig weiter: Am Donnerstag den 7. April tritt Tanita Tikaram im Akzenttheater auf. Und wie beim Godfathers-Gig könnte es auch in diesem Fall so sein, dass Artist und Band miteinander gealtert sind - das ist schön.
„Deine Lieder lösen bei mir etwas aus“ – diesen Satz hat der Liedermacher Thomas Andreas Beck nach Konzerten schon oft gehört. Deshalb heißt sein neues Musikprogramm ‚Kopfkino’ – an erster Stelle stehen die Lieder und deren Dialekttexte. Den Abend hindurch bedient Beck eine weitere Textebene: Er liest Auszüge aus seinem Reisetagebuch, Ziel: Wien – Antarktis und retour.


An diesem Abend im Schutzhaus Zukunft wird Beck kongenial von Bernhard Krinner (git.) und Florian Paul Ebner (synth.) unterstützt. Wie im Film schlüpfen die drei Musiker in Figuren und entsprechende Kostüme und erzeugen archetypische Bilder: Krinner ist der Wendehals, Beck der Waldmensch, der in die Stadt gezwungen wird, zwischen Kapitalismus und Natur. Ebner gibt den listigen Pinguin – womit sich der Kreis zur Antarktis wieder schließt. Auch neue Lieder wie „Freude für Momo“ – 2015 mit Der Nino aus Wien, Ulli Bäer, Wilfried, Virginia Ernst u.v.m. aufgenommen – nähern sich live an Filmmusik an. Eben ‚Kopfkino.’ (jpl)


Gabriele Anderl, Simon Usaty (Hrsg.): "Schleppen Schleusen Helfen. Flucht zwischen Rettung und Ausbeutung" (8/10)
Boxer John: "Blighty And Beyond" (7/10)
Element Of Crime: "Wenn der Wolf schläft müssen alle Schafe ruhen" (7/10)
Kirsty McGee and The Hobopop Collective: "Those Old Demons" (9/10)
Navid Kermani: "Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa." (10/10)
Protestant Work Ethic: "Are Wading In The Shallows" (9/10)
Ursula Prutsch: "Eva Perón. Leben und Sterben einer Legende" (9/10)

Live:
Fr 01.04.16: Christian Masser, Am Berner, Bad Waltersdorf/STMK
Do 07.04.2016: Tanita Tikaram, Akzenttheater, Wien, 20h
Fr 08.04.2016: FrauenMusik: Raisa Kocacki/Beate Schwarzinger, Arenabar, 19:30h, Margaretenstr. 117, 1050 Wien
Sa 09.04.2016: DJ Kerido, Saal der Pfarre am Akkonplatz, Oeverseestraße 2c, 1150 Wien Fr 15.04.2016: ‚Kopfkino’ von Thomas Andreas Beck, Schutzhaus Schmelz, Verlängerte Guntherstraße, 1150 Wien, 20h
„Dead Letter Office“ - frei nach Herman Melvilles „Bartleby“-Erzählung, von Bernd Watzka: Di 12. 4. 2016 / Galerie VOTE (20h), 1060 Wien, Stumpergasse 34; Mi 13.04.2016: Simmeringer Bier- und Kulturschmankerl (20h) 1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 152; Do 15.4.2016 / Bezirksmuseum Josefstadt (20h) 1080 Wien, Schmidgasse 18; Eintritt: pay as you wish; Fr 16.4.2016 / Rampenlicht Theater (20h), 1180 Wien, Mitterberggasse 15; Mo 19.4.2016 / Jazzclub Mio (20h), 16., Schellhammergasse 22/Ecke Yppenplatz
Mi 20.04.2016: Nada Surf, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Do 21.04.2016: Thorsteinn Einarsson, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Von 21.4.-13.5.2016: Wean Hean 2016, Programm: www.weanhean.at
Do 28.04.2016: Lesung C. Schwetz, Musik: Novi Sad - 19h, WERKL IM GOETHEHOF, Schüttaustraße 1-39/6/R02, 1220 Wien
So. 01.05.2016: Birdy, Konzerthaus, Wien, 20h
Mo 09.05.2016: Satuo, local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20h
Fr 08.07.2016: Element Of Crime, Marx-Halle, 20h

29 Februar, 2016

Hot News März 2016

Ganz von selbst hat sich der Frauenschwerpunkt in diesem Monat ergeben, hier wird es in weiterer Folge unter anderem um neue Alben von Eloui und Sarah Lesch gehen. Dark Folk nennt sich die Richtung, in der Joanna Gemma Auguri unterwegs ist, ihre EP "Green Water" ist vor kurzem erschienen und liefert wohlig-dunkle Töne zum Innehalten. Im April ist Auguri mit Poems For Laila in Deutschland auf Tour - hingehen.
"Früher habe ich mir vorgenommen, politisch zu sein, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das Quatsch ist, weil alles politisch ist", sagt Sarah Lesch nach ihrem Sieg beim Protestsongcontest 2016 im Wiener Rabenhof. Ihr Siegerlied "Testament" ist ein Plädoyer dafür, Kindern ihre Freiheit zu lassen und nicht nur mit dem System, das sich gegen den einzelnen wendet, sondern besser mal gleich gegen den Strom zu schwimmen. Im Herbst 2015 ist Leschs Album "Von Musen und Matrosen" erschienen: Ein leichtfüßiges Album ist es geworden, das PSC-Siegerlied "Testament" ist deshalb nicht ganz repräsentativ für die Liedermacherin, die Franz Josef Degenhardt und Gerhard Schöne zu ihren Vorbildern zählt. Angenehme Sonntagnachmittagmusik, die Akkordwechsel flutschen, sind vielleicht manchmal etwas zu vorhersehbar, gehen dafür umso besser ins Ohr und die Texte entfalten durchaus charmante Momente - wir gratulieren zum PSC-Sieg.
Eines von vier (!) neuen Alben des Singer-Songwriters Boxer John sei an dieser Stelle vorgestellt: "Delirium Tremens", ein Album als Aufarbeitung, auf das Feiern folgt der Entzug und anscheinend auch der Arbeitsschub – schöne Songs versammelt der in Wien lebende britischen Songwriter auf "Delirium Tremens", Folk-Balladen, getragen von diversen Folkinstrumenten wie Fiddle, Banjo, Ukulele und Mandoline. Ein Album, das irgendwie aus der Zeit gefallen ist und langsam seinen Charme entfaltet – zeitlos könnte man auch sagen, zeitlos gut.
'Tanzmusik auf Bestellung' - so lautete der Titel einer etwas verschrobenen Tanzmusiksendung des Regionalradios. Zu Bixica 70 kommt einem diese Sendung sofort in den Sinn, macht die Combo doch instrumentale Stücke, die sich auf ihrer aktuellen CD als Tanzmusik der gehobenen Mittelklasse zeigen – nein, nicht Polka und Walzer, sondern DJ-Beats und Bläsersätze mit kühler Eleganz, zwischen denen doch ab und an eine Disco-Kugel glitzert.
"Tangles And Loose Ends" heisst das aktuelle Album der Wiener Elektronikerin Eloui, das bei EMG erschienen ist. Brutzel-Elektronik wie sie in den 00er-Jahren stapelweise – und oft belanglos – CDs füllte, ist nicht Elouis Sache. Gut so, sie schafft verspielt-minimalistische Stücke - bezaubernd.
Am 27. Februar 2016 war die portugiesische Sängerin Dona Rosa im Rahmen des Akkordeonfestivals in Wien zu Gast und gab im Trio mit Akkordeon, portugiesischer Gitarre und Triangel einen Querschnitt aus ihren bisherigen Alben: Mit ihrer markanten Stimme wusste die blinde Sängerin – während des ersten Sets war die Bühne im Vindobona abgedunkelt – live zu überzeugen. Ebenso gelingt ihr das mit der aktuellen CD "Sou Luz", die wunderschöne Traditionals von Portugal bis Brasilien und Stücke aus ihrem eigenen Umfeld versammelt – Konzert und CD des Monats!
Noch eine Frau zum Abschluss: Die Besteller-Autorin Cecilia Ahern schickt in ihrer fein komponierten Novelle "Der Ghostwriter" den US-Millionär Herman Banks in die englische Provinz, um dort – in aller Ruhe, so ist es geplant – einen Roman zu schreiben. Eine Verstrickung dabei: Das Haus hat früher einem Schriftsteller gehört, den der Millionär verehrt. Während sich das Haus langsam verändert, wächst auf geheimnisvolle Weise das Manuskript zu Banks' Roman, den Cecilia Ahern als eine Erzählebene ausgestaltet. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, ein gelungenes, zum Teil auch spannendes Buch, das Lust auf englisches Landleben macht – und ein Pint im Pub, please! (jpl)



Cecilia Ahern: "Der Ghostwriter" (7/10)
Bixica 70: "s/t" (6/10)
Boxer John: "Delirium Tremens" (8/10)
Dona Rosa: "Sou Luz" (10/10)
Joanna Gemma Auguri: "Green Water" (8/10)
Eloui: "Tangles And Loose Ends" (7/10)
Sarah Lesch: "Von Musen und Matrosen" (7/10)

Live:

Do 03.3.2016: CD-Präsentation, Katie Kern & Angel Creek (with special guests), local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20:30h, alle Termine auf www.katie-kern.net
Fr 04.3.2016: Frauenmusik: Mael Bleiz Trio/Helahoop. Arenabar, Margaretenstraße 117. 1050 Wien, 19:30h
Bis 04.3.2016: Frauenfilmtage 2016, Programm: www.frauenfilmtage.at
Di 08.03.2016: Guro von Germeten, Akzenttheater, 1040 Wien, 20h
Fr 11.3.2016: The Incredible Ramblers, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Do 17.3.2016: Lassos Mariachis, Gschupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien, 20h
Sa 19.3.2016: Son Of The Velvet Rat/ Ocotillo, Schwarzberg, Schwarzenbergplatz 10, 1040 Wien, 20h, https://www.facebook.com/events/1711845095698266/#sthash.VvC4vRFf.dpuf Bis 20.3.2016: 17. Akkordeonfestival, an verschiedenen Locations, Programm: www.akkordeonfestival.at
Mo 28.3.2016: The Godfathers, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 1080 Wien, 21h, www.chelsea.co.at
Do 31.3.2016: Hexvessel, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 1080 Wien, 21h, www.chelsea.co.at

15 Februar, 2016

Hot Februar News 2016

Ein neues Album von Bill Pritchard, damit war nicht unbedingt zu rechnen, aber Pritchard überzeugt mit tollen Songs und einer geradlinigen Produktion in Richtung Singer-Songwriter-Pop. Ich erinnere mich an ein gutes Album aus den 1990er-Jahren, entweder war Pritchard damals seiner Zeit voraus oder er ist seinem Stil einfach treu geblieben. Gut gemacht, Sir, (fast) Album des Monats!
Das liefern nämlich A Life, A Song, A Cigarette ab: "All That Glitters Is Not Gold" beginnt ein wenig wie das Monster-Album von R.E.M., nur um dann die E-Gitarrenwände doch nach und nach abzutragen und in wunderbar kuratierte Indie-Pop-Musik überzuwechseln. Gegen Ende gibt es sogar ein Instrumentalstück, das Klavier wird hier heftig gehämmert und wird überhaupt oft zum zentralen Element der 11 Stücke. Insgesamt ein tolles Album, weniger folkig als früher, mehr indie - sehr gut so. Schlicht: Album des Monats!
Ein Sampler voll mit Musik aus Wien, aufgelegt in Bayern, ist schon mal grundsätzlich lobenswert: Das Eröffnungsstück von "Radio Vienna - Sounds From The 21st Century" geben Worried Man & Worried Boy feat. Der Nino aus Wien, mit "Der schönste Mann von Wien", einem Stück, das einst von der Worried Men Skiffle Group gespielt wurde. Der Text war ein Fundstück und wurde von der legendären Band mit Musik versehen. Fein, dass auch Martin Klein, der sein Debüt auf Lindo Rec. gab, mit zwei Stücken vertreten ist - auch wenn das Booklet mit der Aussage, Klein hätte erst mit den auf das Debüt folgenden Alben Aufmerksamkeit erhalten, nicht ganz richtig ist. Weiters dabei: Willi Landl mit seiner gewohnt jazzigen Version von Pop, 5/8erl in Ehr'n, Schmieds Puls und Fatima Spar, um nur einige zu nennen. So sind die Bands dem Füllhorn der letzten 5 bis 10 Jahren entnommen und der Überblick über diese Phase gelingt als Ausschnitt. Das Cover, auf dem Städtenamen wie Glasgow, Zürich und Rom zu lesen sind, deutet eine Fortsetzung der Serie an - auf St. Petersburg darf man gespannt sein.
Wildfire, das sind Matthew Lowe und Julia Lowe; die beiden bespielen auf kunstvolle Weise das Genre 'Popmusik mit Tiefgang' - versponnene Melodien, die sich so geheimnisvoll geben, wie das puppenhafte Gesicht am Cover. Zweistimmiger Gesang ist Programm, und auch wenn ein Lied mal ein wenig durchstartet, so bleibt es stets auf der ruhigen Seite der Welt, wenn auch nicht ganz so reduziert wie einst Azure Ray - file under 'very good'.
Ein Buch, das Fragen zum wahrscheinlich wichtigsten Thema der heutigen Zeit beantwortet: Flucht. "Einwanderung und Asyl. Die 101 wichtigsten Fragen" von Karl-Heinz Meier-Braun geht etwa der folgenden Frage nach: Kann man den Zahlen zu Einwanderung und Asyl trauen? Die Antwort, Zitat: "Die Migrationszahlen für Deutschland müssen insgesamt relativiert werden. Grundlage sind die Angaben der Meldebehörden. Auch Studenten und Saisonarbeiter tauchen darin auf, was zu Verzerrungen führt." Ein aktuelles Buch, das in keinem Bücherregal fehlen sollte.

Akkordeonfestival & Frauenfilmtage 2016

Nach dem großartigen Solo-Konzert von Howe Gelb letzte Woche im Haus der Musik, bei dem Gelb ganz locker plauderte und in die Bösendorfer-Tasten griff und dabei den crooner gab, geht es live auch im Februar heiß weiter: Ab dem 20. Februar läuft in Wien das 17. Akkordeonfestival, an dieser Stelle wird noch mehrmals darüber berichtet werden, ein thematischer Schwerpunkt ist heuer der Steiermark gewidmet. Tipp: Nach der Eröffnungsgala am 20. März - mit Belfour und Soulmotion feat. Marko Zivadinovic im Porgy & Bess - spielen z.B. am 23. Februar das Motion Trio im Theater Akzent auf, das Dona Rosa Trio am 27. Februar im Vindobona und Birds Of Vienna am 2. März in der Sargfabrik auf.

Und die Frauenfilmtage beginnen am 25. Februar, eröffnet wird mit dem Streifen "Kaum öffne ich die Augen" im Filmcasino, danach wird das Kino am Spittelberg bespielt - einfach überall hingehen! (pic by cveblar)(jpl)

Live:
Akkordeonfestival 2016: 20. Februar - 20. März 2016, Programm
Frauenfilmtage 2016: 25. Februar - 4. März 2016, www.frauenfilmtage.at
Do 03.03.2016: Katie Kern & Angel Creek: CD-Präsentation: local, Heiligenstädter Str. 31, 1190 Wien, 20:30h
Fr 11.03.2016: The Incredible Ramlers, "Funny Songs", Heureka, Skodagasse 17, 20h
Do 17.03.2016: Lassos Mariachis, G'schupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien

A Life A Song A Cigarette: "All That Glitters Is Not Gold" (10/10)
Karl-Heinz Meier-Braun: "Einwanderung und Asyl. Die 101 wichtigsten Fragen" (8/10)
Bill Pritchard: "Mother Town Hall" (9/10)
VA: "Radio Vienna - Sounds From The 21st Century" (7/10)
Wildfire: "Keston Cobblers Club" (7/10)

09 Februar, 2016

Howe Gelb & Protestsongcontest in Wien (11.2 & 12.2.2016)

Singer/Songwriter und Multitalent Howe Gelb, Chef von Giant Sand, ist solo zu Gast auf der Bühne im Haus der Musik! Eine Kooperation mit der Vienna Songwriting Association. Das Vorzeigeprojekt von Howe Gelb namens Giant Sand ging über die Jahre hinweg bereits über viele Transformationen und musikalische Variationen, gemeinsam mit den unterschiedlichsten MusikerInnen. Dieses Konzept eines lockeren Kollektivs hatte der Singer/Songwriter auch genau so vorgesehen: “I just liked the idea of having this kind of removed world, this brotherhood—the idea of a band being something more than a front person or dealing with the throes of fame”, berichtet er dem Guardian.


Im Haus der Musik gibt der großartige Howe Gelb einen weitreichenden Auszug aus seinem musikalischen Schaffen - solo, akustisch, unmittelbar und reduziert auf das Wesentliche. Not to be missed!

Protestsongcontest 2016 am 12.2.2016

Am nächsten Tag geht im Wiener Rabenhof das Finale des Protestsongcontests 2016 über die Bühne, mit im Finale dabei ist Laura Rafetseder mit ihrem neuen Song "Beating Hearts" über den sie selbst sagt: "'Beating Hearts' ist ein Song über Solidarisierung in Zeiten der Entsolidarisierung".
Der Song ist ab 12.2. als digitale Single verfügbar und ein Vorgeschmack auf Laura Rafetseders neues Album "swimmers in the arctic sea", das im Herbst 2016 auf Lindo Rec. erscheinen wird.
Am 20. Februar beginnt in Wien das 17. Akkordeonfestival, eröffnet wird mit einer Gala im Porgy & Bess, bei der live zu hören sind: BELOFOUR (AT/RS) und SOULMOTION feat. MARKO ZIVADINOVIC (BA/RS). Schon am Nachmittag des Eröffnungstages gibt es im Österreichisches Volksliedwerk in der Operngasse 6 einen Workshop mit Christian Hartl.

Do 11.2.2016: Howe Gelb (Haus der Musik), 20h, http://www.wien-ticket.at/de/ticket/32634/howe-gelb-haus-der-musik-wien
Fr 12.2.2016: Protestsongcontest (Rabenhof), 20h
Ab 20.2.2016: 17. Akkordeonfestival, Programm: www.akkordeonfestival.at

19 Januar, 2016

Hot News Januar 2016

Rund 50 Prozent aller Weihnachtsgeschenke werden wieder umgetauscht, wir geben Tipps für Ihren Umtausch: Wer schon wieder ein Kochbuch bekommen hat, sich aber eigentlich für Musik interessiert, wird beim Verlag avant fündig: Die Zeichnerin Carolin Löbbert und der Autor Marcus Lucas haben ein amüsantes Buch zum Thema One-Hit-Wonders erarbeitet - "Ice Ice Baby. One-Hit Wonders 1955-2015". Das Besondere daran ist, dass das Buch wie ein Comic aufbereitet ist und für jeden One-Hit zwei Seite eingeplant wurden: Auf einer Seite werden die Künstler dargestellt, daneben gibt es 3 bis 4 Absätze zum Song und zur Biographie, in deutscher wie in englischer Sprache. So stösst man hier wieder auf den Ketchup-Song, auf Mungo Jerrys "In The Summertime", auf "Video Killed The Radio Star" von The Buggles (1979) und auf Bobby McFerrins "Don't Worry Be Happy" (1988). Interessant ist, wie unterschiedlich die Karrieren der Hitlieferanten in der Folge verliefen: Während McFerrin fast 30 Jahre später das Wiener Konzerthaus füllt und Edwyn Collins vor "A Girl Like You" bereits eine veritable Indie-Karriere mit der Band Orange Juice hinter sich hatte, ist von anderen (Peter Schilling, Stéphanie, Vanilla Ice etc.) längst nichts mehr zu hören. Und Nena lässt ihre Karriere seit "99 Luftballons" einfach etwas länger ausklingen - auch okay, ich mochte den Song!

Das Buch von Freddy Langer spricht fast jeden an: “Frauen, die wir lieben“ beschäftigt sich mit – wie der Untertitel sagt – Filmdiven und ihren heimlichen Verehrern. Das Buch ist ein buntes Kaleidoskop des 20. Jahrhunderts: Beiträge über Filmdiven, in die sie verliebt waren oder sind, liefern Autoren wie Ilja Trojanow (Faye Dunaway), Harry Rowohlt (Eleanor Bron) und Bodo Kirchhoff (Alida Valli). Aber auch Journalisten wie Markus Kavka (Sophie Marceau) oder der Sänger und Schauspieler Klaus Hoffmann, der als einer der wenigen seiner Liebe Hildegard Knef auch begegnet ist. Es ist ein amüsantes Buch, in dem die üblichen Verdächtigen – Romy Schneider, Gina Lollobrigida und Brigit Bardot werden natürlich genannt, doch auch May Whitty, Myléne Demongeot und Kristy Nichol wussten einst zu bezaubern. Dem Komiker Otto Waalkes bleibt es vorbehalten über Marylin Monroe zu schreiben, Zitat: „Das erste Mal sah ich ihr Bild auf einem Sammelbildchen. ...()... Sie lächelte und ihre Schultern waren nackt. Deswegen habe ich zeichnen gelernt, bei dem Versuch, diese nackten Schultern zu ergänzen, nach unten natürlich. Die Ergebnisse sind nicht der Rede wert, sie waren komisch, aber nicht schön. Doch immerhin habe ich dabei gelernt Ottifanten zu zeichnen.“ So hat Waalkes’ Schwärmen immerhin seiner eigenen Karriere genützt! Hellmuth Karasak war in Kim Novak verknallt, aber warum war eigentlich niemand in Lauren Bacall verliebt?

Alastair Bonnett ist Professor für Social Geography an der Universität Newcastle. Für sein jüngstes Buch hat er ein interessantes Thema gewählt: „Die seltsamsten Orte der Welt.“ Denn obwohl die Welt bis in den letzten Winkel vermessen und bekannt scheint, gibt es doch geographisch und damit einhergehende soziale Anomalien: Er beschreibt Orte wie Bir Tawil, der sich keinem Nationalstaat zuordnen lässt oder die Inseln im Gangesdelta, die zu Bangladesh bzw. Indien gehörende Enklaven sind, zwischen denen die BewohnerInnen sich nicht einfach bewegen können, müssten sie dafür doch Landesgrenzen überschreiten. Oder die Aralkum-Wüste, die sich dort immer weiter ausbreitet, wo einst der Aral-See war. Oder den verlassenen Ort Prypjat, ganz in der Nähe von Tschernobyl, in dem nun Tiere leben und Menschen nur als Katastrophentouristen auftauchen. Ein tolles Buch, das einen an der Hand nimmt und vor Augen führt, dass die Welt entdeckenswert ist.

Schlicht „Debut“ nennt die Sängerin ZOË ihr erstes Album, auf dem sie sich als Chanson-Pop-Sängerin erster Güte zeigt: Aufgenommen wurde in Wien, gesungen wird in französischer Sprache. Die Lieder kommen glaubwürdig rüber und so ist insgesamt ein sehr gelungenes Album entstanden.
Für einen erstklassigen Boogie-Abend haben Mitte Jänner die Mannen um Styx-Mastermind Peter Müller in Wien Liesing gesorgt: Nachhören kann man jetzt auf der neuen CD “Pretty Baby...“, die an diesem Abend auf mitreißende Weise präsentiert worden ist. Die special guests Walter Baumgartner (harp) und der tolle Gitarrist Hannes Kasehs sind auf der CD auch als Songwriter vertreten.
Neu aufgelegt wurde die empfehlenswerte Putumayo-Kompilation „Dreamland“, die Wiegenlieder aus der ganzen Welt versammelt, Angélique Kidjo nimmt sich etwa gemeinsam mit Carlos Santana ein Lied ihres Heimatlandes Benin vor und Claudia Martinez interpretiert das berührende „Arriba Del Cielo“ aus Mexiko: Im Himmel gibt es tamales, Mahlzeit und gute Nacht! (jpl)

Live:
Do 11.2.2016: Howe Gelb (Haus der Musik), 20h
Fr 12.2.2016: Protestsongcontest (Rabenhof), 20h
Sa 13.02.2016: 20. Flüchtlingsball, Rathaus Wien, Details: http://www.stadt-wien.at/veranstaltungen/baelle/fluechtlingsball.html
Fr 11.3.16: The Incredible Ramblers, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Do 17.3.16: Lassos Mariachis, G'schupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien, 20h

4 some blues: „Pretty Baby...“ (7/10)
Alastair Bonnett: „Die seltsamsten Orte der Welt“ (10/10)
Freddy Langer: "Frauen, die wir lieben" (8/10)
Carolin Löbbert & Marcus Lucas: "Ice Ice Baby. One-Hit Wonders 1955-2015" (9/10)
VA: „Dreamland“ (8/10)
ZOË: „Debut“ (8/10)