Kjellvander und Schroeder
Als Ergänzung dazu bietet sich die neue Scheibe von Christian Kjellvander an: "A Village: Natural Light" ist auf die düstere Seite des Lebens gefallen, das natürliche Licht hat maximal die Stärke der Mitternachtssonne um 3 Uhr früh. Kjellvander besticht wie immer durch seine markante Stimme und schafft ein ruhiges, melancholisches und dennoch kraftvolles Meisterstück.
Stimmlich und atmosphärisch passt "Void", das neue Album von Andrea Schroeder zu den eben Genannten: Schroeder weiß in jeder Sekunde, dass sie diese 11 Lieder mit ihrer wunderbaren Alt-Stimme tragen kann und dockt musikalisch bei Cave und beim Black Rider-Album von Tom Waits an. In einer Zeit, in der Musik aus allen Ecken quillt und beständig einströmt, ist "Void" der großartige Gegenpunkt: Auflegen, hinsetzen und einfach zuhören. Schroeder hat fast alle Texte vefasst und die Musik größtenteils mit Jesper Lehmkuhl komponiert, als Gast tritt etwa Kristof Hahn (Swans) in Erscheinung. Nach dem letzten deutsch- und englischsprachigen Album "Where the wild ocean ends" scheint es egal, in welcher Sprache sie singt - Schroeder ist eine Ausnahmekönnerin, Magie entsteht jedenfalls. Ex aequo: Platte des Monats.
Bakken in Bangkok
Apropos Skandinavien: Die Best-Of-CD einer Jazz-Sängerin, deren CDs ich einst gar in einem Plattenladen in Bangkok gesehen habe. Dort die einzige Veröffentlichung mit Österreich-Bezug: Rebekka Bakken. Die in Österreich lebende Norwegerin hält seit Jahren ihr Spitzenniveau und hat ihren eigenen Stil gefunden, das dokumentiert die nun vorliegende Best-Of-CD eindrucksvoll: Auf der Doppel-CD finden sich außerdem 5 neue Lieder, für Fans ein stilvolles Muss.
Ein toller Herbst, was Veröffentlichungen betrifft und diese Band ordnet sich in den Reigen ein: Ende September haben Freakwater das Wiener WUK bespielt, im Gepäck die neue CD "Scheherazade". Die um Catherine Irwin und Janet Bean gruppierte Band aus Kentucky überzeugt live wie auf CD durch hervorragende Songs und durch eine lockere Spielfreude. Die war auf der Bühne mit launigen Zwischenansagen kombiniert und so zogen Freakwater das Publikum sofort auf ihre Seite. Zudem erinnern die beiden Frontfrauen in ihrer Polarität an die Indigo Girls - und das ist schließlich eine gute Referenz und in einem Lied klingt kurz ein Pattern aus Morricones "Spiel mir das Lied vom Tod"-Soundtrack an. Raffiniert.
Der Mann, der einst als Produzent berühmt wurde (U2, Ron Sexsmith, Emmylou Harris u.v.a.) wird nun wieder vorstellig: 27 Jahre nach seinem tollen Album "Acadie" legt Daniel Lanois nun mit "Goodbye To Language" eine neue Scheibe vor. Die CD kommt wie ein eigener Klangkosmos daher. Lanois gibt einen Überblick über seine Karriere, wirft die Musikstile zusammen und erschafft etwas Neues daraus. Ab und an werden Steel-Guitars hier verfremdet, elektronische Country-Music wäre aber eine Übertreibung. Lanois experimentiert - wie einst mit Brian Eno - nimmt den Hörer mit auf eine Reise, zu Klängen, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Oder so. Eine Scheibe, die sich langsam entfaltet, immer ein wenig sperrig bleibt und nachhaltig wirkt - am besten selbst probieren.
Eine ganz andere Welt eröffnet der Putumayo-Sampler "Native American", der aktuelle MusikerInnen mit native american backgrounds präsentiert: Gott sei dank wird dabei auf die standardmäßige Trommel weitgehend verzichtet. Nordamerikas SängerInnen mit indigenen Wurzeln zeigen sich als Singer-Songwriter, die sich aber inhaltlich und zum Teil auch sprachlich auf ihre Herkunft besinnen: Sei es Navajo, Cherokee, Apache oder Innu. Anspieltipp: "Shine For You" von Brianna Lea Pruett, die Cherokee und Choctaw-Wurzeln hat. Das Stück treibt beständig vorwärts und verweist musikalisch dezent - mittels Rhythmus und Gesang - auf native american music.
„Langsam dreht´s dich“ von Leo Taschner
Leo Taschner, Singer-Songwriter aus Wien, hat sein Solo-Debut „Weniger is nix“ aufgenommen. Die erste Single „Langsam dreht´s dich“ wird am 18. Oktober 2016 im Wiener Fluc mit einem Live-Konzert präsentiert und auf Lindo Records veröffentlicht. Mit Gitarre, Tanzschuhen und frisch geputzten Zähnen möchte Taschner sein Glück lieber nicht zu fest in die Hand nehmen, stattdessen noch eine Runde auf der Tanzfläche drehen. Twist & Brush!
Rebekka Bakken: "Most Personal" (8/10)
Nick Cave: "Skeleton Tree" (10/10)
Freakwater: "Scheherazade" (7/10)
Christian Kjellvander: "A Village: Natural Light" (7/10)
Daniel Lanois: "Goodbye To Language" (6/10)
Andrea Schroeder: "Void" (10/10)
VA: "Native America" (8/10)
VA: "Obacht! Musik aus Bayern" (9/10)
Live:
Mi 5.10.2016: Thad Beckman, Local, 1190 Wien, 20h
Mi 5.10.2016: Duo Rittmannsberger Soyka, Morawa, Wollzeile, 1010 Wien, 19:30h
Fr 14.10.2016: Novi Sad, CD-Präsentation, Rote Bar Volkstheater, 22h, Neustiftgasse 1, 1070 Wien
Mo 17.10.2016: Katrin Navessi, Café Amadeus, Märzstr. 4, 1150 Wien, 19:30h
Di 18.10.2016: Live: Leo Taschner, Katie Kern. Single-Präsentation, anschließend DJ Rob71 und DJ Kerido, fluc, Praterstern, 21h
Fr 21.10.2016: Laura Rafetseder, CD-Präsentation und Vernissage Angela Dorrer, AU, Brunnengasse 76, 1160 Wien, 20h
Do 27.10.2016: Seasick Steve, Gasometer, Wien, 20h
Fr 04.11.2016: Anne Dromeda, Kramladen (Gürtelbogen 39-40, 1080 Wien, 20h), CD-Präsentation