Die ruhigste Zeit des Jahres? Von wegen! Und so ist der musikalische Veröffentlichungs-Gabentisch auch in diesem Dezember wieder reich gedeckt. Nach einer längeren Pause Jahren gibt es ein neues Album von Andre Heller: „Spätes Leuchten“ ist ein kraftvoll-poetisches Werk, das sich auch ruhige Momente gönnt („Es gibt“). Dennoch holt Heller mit einer jungen Musikerschar aus der (noch) zweiten Reihe ordentlich Schwung: Lukas Lauermann, Martin Klein, Shahyar Golnar und bei den Backing Vocals ist auch die Nino aus Wien-Band inklusive pauT zu hören. Allein diese Auswahl zeigt Hellers Gespür für Qualität. Toll wie Herbert Pixner mit wenigen Takten seinen unverkennbaren Sound einbringt („Papirossi“). „Ich bin in meinem Element“, rezitiert Heller in „Marrakesch“, einem Weltmusik-Stück, das nahtlos in ein Lied über Wien („Heldenplatz“) übergeht – und das kann man jedenfalls über „Spätes Leuchten“ sagen – ein Album, in dem Heller in seinem Element ist: poetisch, nachdenklich, mit überraschenden sprachlichen Bildern. Am besten: sich darauf einlassen, immer wieder auflegen und mit dem noch immer gültigen Heller-Qualtinger-Album quer hören!
Auch Max Raabe hat sich für sein neues Album „MTV unplugged“ einige Gäste auf die Bühne geholt: Die unplugged-Doppel-CD bietet etwa Herbert Grönemeyer, Samy Deluxe,
Namika, Herbert Grönemeyer, LEA, Lordi und Lars Eidinger auf. Die Aufzeichnung mit dem Palastorchester wurde in Clärchens Ballhaus gemacht, die kauzig-humorvollen Lieder von Raabe funktionieren auch im unplugged-Format wunderbar und eignen sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk. Es gilt: „Küssen kann man nicht alleine“ – im Jahr 2020 ist Raabe auf großer Europatournee, die ihn am 8. Mai 2020 auch nach Wien (Stadthalle) führen wird.
Weihnachten ohne Bing Crosby ist völlig unvorstellbar – ich erinnere mich allerdings auch eine Freddy Quinn-Platte im elterlichen Plattenschrank: „Weihnachten auf hoher See“ (!). Die Crosby-CD „At Christmas“ mit dem London Symphony Orchestra ist eine kompakte Sammlung auf dem Klassiker wie „White Christmas“, „It's beginning to look a lot like Christmas“ oder „I'll be home for Christmas“ ebenso wenig fehlen wie der „Little Drummer Boy“, den Crosby einst mit David Bowie eingesungen hat. Die Zartheit von Crosbys Stimme wird höchstens von Dean Martin überboten – zu Weihnachten gilt in Bezug auf Crosbys Weihnachtslieder: immer wieder gerne! Andere Worte für: CD des Monats! (jpl)
Bing Crosby: „At Christmas“ (10/10)
Andre Heller: „Spätes Leuchten“ (8/10)
Max Raabe und Palastorchester: „MTV unplugged“ (9/10)
Live:
09.12.: Katrin Navessi, Lange Nacht der Menschenrechte, WUK, Projektraum, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 18h
11.12.: Erstes Wiener Heimorgelorchester, TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien, 20h
bis 24.12.: Musikalischer Adventkalender, Wien, diverse locations
Auf Tour ist in diesen Tagen die US-Sängerin Erisy Watt: wer sie in Österreichs sehen will, muss sich auf den Weg nach Klagenfurt machen. Oder man greift zur Debüt-CD „Paints in the sky“, die 11 glasklare Folk-Songs versammelt – Watts tolle Stimme kommt gut zur Geltung, ein Album als die Stimmung aufhellender Wegbegleiter durch dunkler und grauer werdende Tage. Watt könnte eine Karriere á la Eleni Mandell gelingen, wenn Sie in der Nähe wohnen, sollten sie sich ein Konzert ansehen, österreichische Fans reisen auch nach München: Album des Monats.
Weihnachten rückt näher – auch anhand der Musikveröffentlichungen ist das ersichtlich: “Weihnukka“ nennt Andrea Pancur ihre CD, die eine Brücke zwischen jiddischer Musik und Weihnachtsliedern wie „Es wird scho glei dumpa“ schlägt. Neben „Kommet, ihr Hirten“ steht hier wie selbstverständlich die „Hirten-Doyna“ - eine schöne CD, die angenehm aufs Feiern einstimmt.
Im Frühjahr 2020 werden The Ocelots auf Tour in Europa sein, darüber werden wir rechtzeitig informieren, hier schon mal ein Video:
Humorvoll zeigen sich Steve Gander & the Dangers of... auf ihrer neuen CD „The Book Of Wasted Love Songs“. Oft geht es um Liebe und Verwirrungen dazu: um Mütter, die sicher keinen mittellosen Partner für ihre Töchter wollen; oder darum - wie immer - mit all den falschen Leuten zu schlafen. All das wird von Steve Gander beiläufig, mit seiner an Lee Marvin erinnernden Bass-Stimme vorgetragen und the Dangers of... geben die kongeniale Band, die für einen Folk-Sound mit Wienerlied-Andeutungen sorgt. Empfehlung.
Abschließend ein Theatertipp: "Frühere Verhältnisse" von Johann Nestroy (Regie: Hubsi Kramar), die Premiere war am 6.11.2019 im Theater Akzent in der Theresianumgasse 18 im vierten Wiener Gemeindebezirk, Folgevorstellungen gibt es an diesen Tagen: am 14., 23., 29. 11., 3. und 6. 12. 2019.
Und hier ein empfehlenswertes Video der Band Great Red Silence:
Noch bis 24. November läuft in Wien das Klezmore-Festival, es wird ab 1. Dezember vom musikalischen Adventkalender abgelöst – der Winter kann kommen! (jpl)
Andrea Pancur: „Weihnukka“ (8/10)
Steve Gander & the Dangers of...: „The Book Of Wasted Love Songs“ (8/10)
Erisy Watt: „Paints in the sky“ (9/10)
„Man kann eine glücklich lebende Menschheit zustande kriegen“, sagt der Glücksforscher Prof. Ernst Gehmacher.
Eigentlich war er Agraringenieur, dann wechselt Gehmacher zu den Sozialwissenschaften und beschäftigt sich fortan mit der Frage: Wie können wir glücklich leben?
Fit, Friends, Fun – diese Formel ist für Ernst Gehmacher ein Weg zum Glück, er meint damit: ein gesundes Leben, in einem erfüllten Alltag, in gelingenden Beziehungen.
Im Video-Interview von Lukas Beck spricht Gehmacher über das Erreichen von persönlichen Glücksmomenten. Zudem sieht er die Menschheit an einer Zeitenwende: mit beständig wachsendem kollektivem Wissen und einer zunehmenden Technisierung und Digitalisierung. Der Klimawandel ist für den Glücksforscher ein wichtiges Thema: „Die Natur ist noch immer eine gewaltige Macht“. Gehmacher gibt auch Einblicke in sein eigenes Leben während des Zweiten Weltkrieges und verrät mit welchen Tricks er sich in den inneren Widerstand begeben hat.
Das Video wurde von Thomas Andreas Beck (Utopische Realisierung) produziert und ist das erste einer Reihe von Gesprächen mit markanten Persönlichkeiten unserer Zeit.
Wer unsere alte Lieblingsband New Model Army schon mal live gesehen hat, darf sich freuen: denn im Oktober kommt die Band mit dem neuem Album "From here" im Gepäck wieder nach Wien (20.10., Arena). Es ist ein - wenn man das zu dieser stets kraftvollen Band sagen kann - eher ruhiges Album, das dennoch Intensität ausstrahlt. Denn die Lieder bewegen sich wie gewohnt zwischen Indie und Gothic. Erstaunlich: seit 39 (!) Jahren auf einem tollen Niveau, gleichsam in einer eigenen Liga spielend. Wie in einer Dokumentation über die Band kürzlich zu sehen war, sind auch die Toten Hosen Fans und gehen zu Army-Konzerten. Der Song "Never Arriving" ragt auf diesem Album des Monats heraus:
Die österreichische Band :aexattack legt mit "Level 7" ein neues Album vor: wieder krachen die Gitarren und die Musik fährt ordentlich, wie Austrofred wahrscheinlich sagen würde. Man kann sich gut vorstellen, welche Kraft diese Musik live zu entfalten vermag - demnächst auf Tour.
Ihre zweite CD mit dem Titel "a stockerl a sessl a leiter" präsentieren Pfeffer & Konsorten am 30. Oktober im Weinhaus Sittl: es ist das passende Ambiente für Musik, die sich am Wienerlied orientiert. Wie auf der Debüt-CD sind die Lieder mit einer Prise Humor versetzt, das Stück "augnoazt" etwa erzählt von einem Arztbesuch, der sympathisch aus dem Ruder läuft. So wünscht man sich die Weiterentwicklung von Traditionen.
Die Band Anna Katt liefert mit „Skymning“ ein kompaktes, wohl dosiertes Album: etwas düster legt das Trio mit dem tollen Song „Hello“ los, bis zum letzten Lied „Goodbye“ gibt es ruhige aber auch rockige Songs – insgesamt schönes, ausgewogenes Singer-Songwriting, das bestimmt auch live gut umgesetzt werden und durch die klare, helle Stimme von Kristina Lindberg getragen wird – die Tour geht am 8. November in Salzburg los und führt Anna Katt am 15. November ins TAG in Wien – hingehen!
Ein Pop-Lesebuch – das ist “Noch mehr Lärm“, das von Heimo Mürzl und Wolfgang Pollanz herausgegeben und im Literaturhaus Wien präsentiert worden ist. Das Buch schließt an eine ähnliche Publikation („Lauter Lärm“) von vor 25 Jahren an, dieses Mal machen sich Autoren wie Austrofred, Andreas Rauschal, Daniel Wisser, Bruno Jaschke und Mieze Medusa Gedanken über Pop-Musik, Liedtexte, Fotos und Zeichnungen ergänzen das Buch – Günther „Bus“ Schweiger schreibt etwa über das eigene Älterwerden mit Pop-Musik und Wolfgang Pollanz macht sich dem Kinky Friedman-Song "Proud To Be An Asshole From El Paso" folgend Gedanken darüber, wer wohl das größte A....loch der Popgeschichte sein könnte; das Ergebnis ist überraschend. Lesenswert.
Live am 18.10. in Wien: Leo Taschner
(jpl)
:aexattack: "Level 7" (8/10)
Anna Katt: „Skymning“ (8/10)
New Model Army: "From here" (10/10)
Pfeffer & Konsorten: "a stockerl a sessl a leiter" (8/10)
Wolfgang Pollanz, Heimo Mürzl (Hg.): "Noch mehr Lärm. Ein Pop-Lesebuch" (8/10) - www.kuerbis.at
Live:
04.10.2019: Liedermacher/innen Lounge Rudolfsheim Fünfhaus: mit Katrin Navessi,
Alex Miksch, 20h, froff, Reindorfgasse 10, 1150 Wien
10.10.2019: Erstes Wiener Heimorgelorchester, Kabinett-Theater, Wien, 20h
11.10.2019 :aex attack, ((stereo)) / Klagenfurt
15.10.2019 :aex attack, Live at Rhiz :aexattack | Level7 Release Show / Wien
18.10.2019: Leo Taschner, Weberknecht, Lerchenfelder Gürtel 47, 1160 Wien, 21h
23.10.2019: Laura Rafetseder Album Releaseparty "Driven Creatures" @ Kramladen, 1080 Wien, 20:30h
24.10.2019: Devet, Kaisersaal der Klaviergalerie, Kaiserstr. 10, 1070 Wien
30.10.2019: Pfeffer & Konsorten, Weinhaus Sittl, 1160 Wien, 20h
08.11.19: Frauen:Musik: Beate Reiermann & Jessica Slavik/Buch, Fink & Nachtigall
08.11.2019: Anna Katt, Salzburg, Rockhaus, 20h
08.11.2019: Laura Rafetseder Album Releaseparty "Driven Creatures" @ Mozartkino, Amstetten, 20
15.11.2019: Anna Katt, TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien, 20h
Unter dem Namen Ella Deer präsentiert Raphaela Hirschmann ihre eigenen Lieder: die vorliegende 4-Song-EP kann als erste Talentprobe angesehen werden – sofort fällt dabei Hirschmanns außergewöhnliche Stimme auf: eher in Richtung Alt statt Sopran und keinesfalls schrill. Die Songs gelingen und sind im Popformat gehalten, file under Singer-Songwriter. Selbst rockige Anklänge sind im Titelstück „Liquid Sun“ möglich; gut gemacht, wir warten gespannt aufs Album!
Eine Häufung, denn das großartige Album von Elva trägt im Titel ebenfalls die Sonne: „Winter Sun“ bereitet uns mit zarten Klängen auf die kühlere Jahreszeit vor – das Songwriting ist filigran und erinnert auf kluge Weise an Azure Ray oder Orange Juice, freilich ohne zu kopieren. Elva haben ihre eigene musikalische Sprache im Universum Singer-Songwriting gefunden – und die ist verträumt, tendiert in Richtung Moll, wird von akustischen Gitarren getragen und ist gleichzeitig so freundlich produziert wie die frühen 10.000 Maniacs. Auch Steel Guitars wimmern da durch einen Song („Don't be afraid“), und mal geht es um Monster unterm Bett – die werden jedenfalls verjagt. „Dreaming with our feet“ ist sowieso ein Ohrwurm erster Güte – repeat, repeat, repeat. Andere Worte für: Album des Monats.
10 Jahre Popfest
Das Buch „Ein Deka Pop“, herausgegeben vom einstigen Popfest-Kurator Robert Rotifer, versammelt insbesondere Texte Rotifers über die Bands, die im Rahmen der ersten 10 Jahre beim Popfest am Karlsplatz aufgetreten sind: neben zu erwartenden Namen (Naked Lunch, Nino, pauT, Violetta Parisini usw.) finden sich im Rückblick lesend zu entdeckende Bands wie The Gore Gore Boys, Namby Pamby Boy oder Ritornell & Mimu. Das Buch ordnet die Artist wie ein Lexikon von A bis Z, angesichts der Fülle verblüfft dennoch wer in diesem als Verzeichnis österreichischer Popmusik zu lesendem Buch fehlt und somit noch nie bzw. wer x-Mal aufgetreten ist – weitere 10 Jahre sollten problemlos zu füllen sein.
Eine stimmige Blues-CD legen Mundharmonika-Spieler Walter Baumgartner und der Gitarrist Hannes Kahses vor: “Vienna Sessions“ - eröffnet wird mit Samuel Hopkins „Blues in the bottle“ und neben eigenen Stücken spielen die beiden auch Arthur Blakes „Early Morning Blues“ und Ray Charles „I got a woman“. Eine feine Songauswahl, die durch kongeniales Musizieren getragen wird.
Jazz & Kapverdische Inseln
Abschließend brechen wir zu den Kapverdischen Inseln auf: ungewohnte Klänge abseits von traditioneller Musik der Region liefert Carmen Souza. Auf „The Silver Messengers“ schlägt Souza mit ihren kongenialen MitmusikerInnen die Brücke in Richtung Jazz, denn das Album ist eine Hommage an Horace Silver und versammelt Lieder dieses 2014 verstorbenen Jazzpianisten und Komponisten. „Was ist Jazz anderes als eine weitere Sprache?“, hat Silver ein Mal gesagt. Souzas neuntes Album ist so entstanden: die Sängerin entdeckt Silvers Musik und fühlt sich davon sofort angesprochen, sieht Querverbindungen zu ihrer eigenen Sozialisierung und befasst sich intensiv mit seiner Musik. Sie findet auf einem Silver-Album aus dem Jahr das Stück „Cape Verdean Blues“, das sie nun ebenfalls covered. Souza macht die Stücke durch die Interpretation zu ihren eigenen, das Endergebnis ist das vorliegende Album – wer eine der tollen kapverdischen Stimmen in einem ungewöhnlichen Kontext entdecken möchte, wird hier fündig. (jpl)
Baumgartner & Kahses: "Vienna Sessions" (8/10)
Ella Deer: „Liquid Sun“ (7/10)
Elva: „Winter Sun“ (9/10)
Robert Rotifer (Hrsg.): „Ein Deka Pop. Alle Artist. Popfest Wen 2010 - 2019“ (Falter Verlag)(8/10)
Carmen Souza: „The Silver Messengers“ (8/10)
Live:
06.09.2019: Hannes Kahses, CD-Präsentation, Gemischter Satz, 1190 Wien
06.09.2019: Jürgen Posch, Alberts Bücherlager, 19h
07.09.2019: La Fons, Skulturenpark Lindabrunn
11.09.2019: Delany Davidson, Chelsea, 1080 Wien, 21h
13.09.2019: Katie Kern, s'Baumgarten, Linzerstr. 297, 1140 Wien
14.09.2019: Blinded By Stardust, Grabern Musikfestival (15:30, Festwiese A-2042 Ober-Steinabrunn)
14.09.2019: :aex attack, Sturm und Klang Mödling / Mödling
19.09.2019: Alpine Dweller, TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien, 20h
19.09.2019: Rucki Zucki Palmencombo, Chelsea, Gürtelbogen, 1080 Wien, 21h
20.09.2019: Laura Rafetseder, Mikes Werkstatt: Gig mit Batom/Nadia Baha/Changeover
21.09.2019: Katrin Navessi, Cafe Mocca, 20h
23.09.2019: „So long, Leonard....“ Tribute Leonard Cohen, TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien, 20h, mit: Steve Gander Band, Thomas Mießgang, Barbara Zeman & Überraschungsgast
24.09.2019: The Wichita, Bezirksmuseum, 1030 Wien, 19h
24.09.2019: Laura @ Pass Egal Wahl / Heldenplatz
04.10.2019: Liedermacher/innen Lounge Rudolfsheim Fünfhaus: mit Katrin Navessi,
Alex Miksch, 20h, froff, Reindorfgasse 10, 1150 Wien
11.10.2019 :aex attack, ((stereo)) / Klagenfurt
15.10.2019 :aex attack, Live at Rhiz :aexattack | Level7 Release Show / Wien
18.10.2019: Leo Taschner, Weberknecht, Lerchenfelder Gürtel 47, 1160 Wien, 21h
23.10.2019: Laura Rafetseder Album Releaseparty "Driven Creatures" @ Kramladen, 1080 Wien, 20:30h
Am 7. November 2016 ist der große kanadische Songwriter und Poet Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren verstorben. Kurz davor hatte er mit dem Album “You Want It Darker” noch ein Meisterwerk abgeliefert. Textzeilen wie “I'm ready to leave the table” lassen vermuten, dass Cohen bewusst war, dass dies sein letztes Album und ein krönender Abschluss seiner Karriere sein würde.
Rund um seinen Geburtstag findet dieser Tribute-Abend am 23. September 2019 im TAG statt.
1934 geboren und aufgewachsen in Montreal, debütiert der Sohn einer einflussreichen jüdischen Unternehmerfamilie zum Jahreswechsel 1967/68 mit dem schlicht betitelten Album “Songs Of Leonard Cohen”. Zuvor hat sich Cohen als Schriftsteller versucht und zwei Romane und mehrere Gedichtbände publiziert. Es folgen 13 weitere LPs, Alben wie “Songs Of Love And Hate” (1971) und “Death Of A Ladies‘ Man” (1977) beeinflussen ganze Generationen von Musikern, Song-Klassiker wie “Suzanne”, “Bird On The Wire”, “Sisters Of Mercy”, “So Long, Marianne”, “Hallelujah” oder “Dance Me To The End Of Love” werden ewigen Bestand haben.
“Cohen schuf Folk-Chansons für die Ewigkeit und bildmächtige Lieder über die Liebe und den Schmerz, das Hoffen und das Versagen”, schrieb der FALTER in seinem Nachruf. Dieser Tribute-Abend im TAG findet mit Talk-Gästen und Live-Musik in Erinnerung an Leonard Cohen statt.
Talk-Gäste: Dr. Thomas Mießgang (Publizist und Kurator), Barbara Zeman (Autorin), Der Nino aus Wien (Liedermacher und Literat) Live-Musik: Steve Gander & Band: Steve Gander, Adula Ibn Quadr, Franz Haselsteiner, Joe Schirl, Gernot Feldner, Daniel Klemmer
Konzept & Moderation: Robert Fischer
Montag 23.9.2019
TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien
Beginn: 20h
Karten VVK 14 Euro / AK 18 Euro
Mit klarer, herzerwärmender Stimme trägt Lucy Kitt ihre Lieder vor und es gelingt ihr mit „Stand By“ ein überzeugendes Werk. File under Singer-Songwriter und Americana, die Sängerin aus Essex hat live schon Länder wie Finnland, Schweiz und Deutschland bespielt. Auch nach Kalifornien hat es sie bereits verschlagen, mit dem neuen wunderschönen Album sollte Kitts Karriere einen ordentlichen Anschub bekommen.
Genau das sollte auch dem Sänger Peter Gow passieren, denn der schießt mit seinem Album Here There's No Sirens in diesem Monat den Vogel ab – anders ausgedrückt: CD des Monats! Gow gelingt es erst beim zweiten Hinhören zu überzeugen, zu spröde scheint seine Stimme auf den ersten Blick, doch je mehr man sich hineinhört, desto klarer ist zu erkennen, dass hier ein Meister am Werk ist – ein Lied („Strip For Me“) mischt sich auf ungewöhnliche Weise in die US-Politik ein: 'Strip for me like Stormy Daniels', singt Gow und spätestens jetzt hat man einen eigenartigen blonden Haarschopf vor Augen. Gows Lieder sind sparsam arrangiert, aber hier weiß einer genau, was benötigt wird, um den Song in den Mittelpunkt zu stellen: mal ein Piano, mal doch Schlagzeug. Gut gemacht!
Ein ehrenhaftes Anliegen in Kombination mit toller Musik: was will man mehr! Das ist auf dem Putumayo-Sampler „World Peace“ gebündelt. Inspiriert wurde die CD von politischen Leadern der 1960er-Jahre wie Martin Luther King und John F. Kennedy, die Schritte in Richtung Frieden gesetzt haben: JFK konkret mit der Etablierung der Peace Corps, einer Organisation, die sich für soziale Entwicklungsprojekte auf der ganzen Welt einsetzt. Inspirierende Musik von India.Arie oder Nina Simone ist hier zu hören, abschließend nehmen sich Playing for Change John Lennons Hymne „Imagine“ vor. Nina Simone war in den 1960er-Jahren in enger Verbindung mit Bewegungen, die sich für Gleichberechtigung in den USA eingesetzt haben – damals ging es um das Recht der Schwarzen an Wahlen teil zu nehmen. Eine CD, die alle schon deshalb ins CD-Regal stellen sollten, weil 2 Prozent des Reinerlöses den Peace Corps zugute kommt.
Und: am 20. Oktober spielen New Model Army wieder in Wien (Arena), im Zuge der Tour zum im September erscheinden neuen Album, hier schon ein Video dazu, zu "Never Arriving":
Schon wieder Neues von Hugo Race: der fleissige Australier legt mit Hugo Race Fatalists das düstere, tolle Album "Taken By The Dream" vor - wie es sich für Fatalisten gehört, ist es in Molltönen gehalten, manchmal glitzert musikalisch die Hoffnung in Dur durch. Schöne Songs, Race hat auch mit 56 Jahren den Bogen raus, einfach ein Album zum Genießen! Hier ein 28-Minuten-special für euch blogger, Hugo Race live in Torino - damit ihr wisst, was ihr versäumt habt:
Eine kompakte Sammlung toller Frauenstimmen bietet der Putumayo-Sampler "Acoustic Women": auch die musikalische Bandbreite umfasst gleichsam die ganze Welt und reicht von brasilianischen Samba-Rhythmen von Elle & Elles bis zu dänischem Singer-Songwriting von Stine Michel ("Frejas Indblik") und der in Deutschland geborenen aber in türkischer Sprache singenden Canan Uzerli - 10 Lieder mit viel Abwechslung, not to be missed.
Peter Gow: „Here There's No Sirens“ (10/10)
Lucy Kitt: „Stand By“ (9/10)
Hugo Race Fatalists: "Taken By The Dream" (8/10)
VA: "Acoustic Women" (9/10)
VA: „World Peace“ (8/10)
Live:
09.08.2019: Thomas Andreas Beck / Sir Tralala (21:15), Seebad Breitenbrunn, 7091 Breitenbrunn, 20h
09.08.2019: Blinded By Stardust, KlangPlatz Festival (Marktplatz A-4210 Gallneukirchen)
16.08.2019: Laura Rafetseder: 18h: 50 Jahre Woodstock Open Mic / Laaerbergpark
16.08.2019: Laura Rafetseder: 21h: Beatles Birthday Bash / Concerto, 16., Lerchenfelder Gürtel 53
17.08.-25.08.2019: Weinsommer Gumpoldskirchen, Schrannenplatz, 2352 Gumpoldskirchen, u.a. mit Cafe Drechsler, Skolka, Ernst Molden, Felix Kramer; Beginn jeweils: 20h: Programm Weinsommer 2019
31.08.2019: Novi Sad, Volksstimmefest, Prater, 1020 Wien, 17h
13.09.2019: Katie Kern, s'Baumgarten, Linzerstr. 297, 1140 Wien
14.09.2019: Blinded By Stardust, Grabern Musikfestival (15:30, Festwiese A-2042 Ober-Steinabrunn)
23.09.2019: So long, Leonard... Tribute to Leonard Cohen, TAG, Theater auf der Gumpendorfer Str. 1060 Wien, 20h, mit THomas Mießgang, Steve Gander u.a.
24.09.2019: The Wichita, Bezirksmuseum 1030 Wien, Sechskrügelgasse 11, Beginn: 19h
Der Boss ist zurück: Bruce Springsteen legt mit „Western Stars“ ein ruhiges Album vor, das wohl den Beginn des formidablen Alterswerkes markiert. Dort wo früher E-Gitarren für wuchtige Einsätze sorgten, sind jetzt eher mal die Streicher im Einsatz. Steel-Guitars weinen in diesen 13 neuen Liedern – zum Heulen schön. So schließt „Western Stars“ trotz der Reduktion mehr an die Balladen von früher als an Alben wie „Nebraska“ oder „The Ghost Of Tom Joad“ an. Die Getriebenheit vermitteln noch immer die Booklet-Bilder: Springsteen – wie einst von Annie Leibovitz fotografiert – im Auto sitzend, vor dem Auto stehend; jedenfalls bereit in die Karre zu springen und los zu brausen; einer ungewissen Sehnsucht folgend, die geblieben ist. Springsteens Stimme ist herausragend, ein Album, das für Fans ohnehin ein Muss ist und dank sorgfältiger Produktion – Ron Aniello und der Boss – musikalisch keine Wünsche offen lässt, anders ausgedrückt: ein Meisterwerk, Album des Monats!
Eine ganz andere Welt: Kurdophone haben sich in Wien zu einer Band formiert, bestehend aus drei iranischen und zwei österreichischen MusikerInnen interessiert sich diese interkulturelle Formation für kurdische Musiktraditionen. Und schlägt bei aller Traditionspflege die Brücke hin zu Jazz und eigenen Arrangements. Einer der verwendeten Texte stammt gar aus dem 11. Jahrhundert und ist dem epischen „Buch der Könige“ entnommen. Eine interessante Mischung, die zuvor hierzulande selten zu hören war.
Ein Sampler mit Lieder von Jacques Brel ist „Ces Gens La“: zu Brels neunzigstem Geburtstag interpretieren hier MusikerInnen wie Carla Bruni, Thomas Dutronc oder Madeleine Peyroux auf einfühlsame Weise Stücke, die der große Chanteur selbst geschrieben hat. Mit dabei auch Marianne Faithful mit ihrer kratzigen Interpretation von "Port Of Amsterdam" und Bernard Lavilliers singt ein Lied, das man früher auch bei Marc Almond gehört hat: "La Chanson De Jacky". Ein im positiven Sinne sentimentaler Sampler zur Erinnerung an einen der ganz Großen, der ohnehin unvergessen ist.
Heuer veröffentlicht auch die Band New Model Army ein neues Album, wer beim letzten Wien-Konzert im WUK dabei war, spitzt bereits die Ohren, hier die erste Single "End Of Days", das Album kommt dann im August. Live in Wien ist die Band am 20. Oktober in der Arena zu sehen - wir werden berichten:
Ein sommerlich-freches Video haben Christina Kosik & die Gang Band gedreht, viel Spaß mit "Lang schon weg"! (jpl)
Live:
04.07.2019: Mísia: Theater am Spittelberg, 1070 Wien, 19:30h
17.07.2019: Vienna - Union Berlin (Stadion Hohe Warte, 19h)
20.07.2019: Blinded By Stardust, Wackelsteinfestival (Schremser Wald A-3872 Amaliendorf)
27.07.2019: Christian Masser, Kabane 21, Bad Vöslau, 20h
09.08.2019: Thomas Andreas Beck, Seebad Breitenbrunn, 7091 Breitenbrunn, 20h; Sir Tralala (21:15h)
17.08.-25.08.2019: Weinsommer Gumpoldskirchen, Schrannenplatz, 2352 Gumpoldskirchen, Beginn jeweils: 20h: Programm Weinsommer 2019
31.08.2019: Novi Sad, Volksstimmefest, Prater, 1020 Wien
13.09.2019: Katie Kern, s'Baumgarten, Linzerstr. 297, 1140 Wien
23.09.2019: "So long, Leonard... Tribute Leonard Cohen, mit: Steve Gander & Band, Thomas Mießgang, Barbara Zeman, TAG, Gumpendorfer Str. 67, 1060 Wien, 20h
24.09.2019: The Wichita (tba)
18.10.2019: Laura Rafetseder, Album-Release-Show (tba)
23.11.2019: Tribute to Joni Mitchell (u.a. mit Laura Rafetseder), @ Arena Bar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Von 17. bis 25. August 2019 findet der Weinsommer Gumpoldskirchen statt – im malerischen Ambiente, Open Air am Schrannenplatz in Gumpoldskirchen, vor den Toren von Wien. Und wie jedes Jahr mit einem hochkarätigen Musikprogramm: von Voodoo Jürgens und Café Drechsler (siehe Bild: archiv band) bis Felix Kramer und Skolka.
Los geht es am 17. August mit der Band Tanz anders – da ist der Name Programm und es darf in chilliger Atmosphäre getanzt werden. Dafür steht auch die Gruppe Skolka (18.8.), die mit ihrer Verbindung aus Ska und Polka schon im Jahr 2018 das Publikum mit guter Laune überzeugt hat. Für ruhigere Momente wird hingegen Felix Kramer mit Band (21.8.) sorgen – der ist zurzeit everybody's darling und kommt mit seinem Debüt-Album „Wahrnehmungssache“ auf den Schrannenplatz.
Live: Café Drechsler (22.8.)
Gespannt darf man auch auf den Auftritt von Café Drechsler sein: die drei Herren haben vor kurzem ein Comeback gegeben und werden für einen besonderen Abend sorgen. Kuratiert wurde das Programm wie jedes Jahr von Thomas Andreas Beck, der ist selbst Musiker ("Stille führt") und es könnte sein, dass er mal spontan im Rahmen des Weinsommers zur Gitarre greift und ein paar Lieder spielt. Nichts verpassen, dabei sein, alle Konzerte finden bei freiem Eintritt statt - und für kulinarische Feinheiten wird ebenfalls gesorgt. (frin)
Schrannenplatz, 2352 Gumpoldskirchen
Beginn jeweils: 20h
Mit „Pura Vida“ legt Mísia ein tolles neues Album vor: denn die portugiesische Sängerin agiert zwar in einer Fado-Tradition, wagt sich aber gleichzeitig auf neues Terrain. Neben der gitarra portuguesa, mit ihrem zitherartigen Klang, kommen immer wieder Saiteninstrumente mit mehr Kraft zum Einsatz: E-Gitarren. Überraschend: das Stück „Corazon y hueso“ wird in spanischer Sprache vorgetragen, aber mit einer angedeuteten Flamenco-Gitarre im Fado-Gewand präsentiert. All diese eklektizistischen Neubewertung von Fado gelingen aufgrund der richtigen Dosierung wunderbar und machen „Pura Vida“ zum Album des Monats Juni! Übrigens im Duo live in Wien zu erleben - am 4. Juli 2019 im Theater am Spittelberg.
Nein, dieser Mann verballhornt nicht schon wieder Udo Jürgens. Er heißt wirklich Stefan Jürgens: der Schauspieler („Soko Donau“) legt mit „Was zählt“ eine pop-rockige Platte vor, überraschenderweise hat Jürgens alle Texte selbst geschrieben und zu den meisten Stücken auch die Musik komponiert. So ist es ein persönliches Album geworden, das für Fans ein Muss ist.
And to something completely different: aus New York erreicht uns das Album „The Projector“ von Simone Felice. Brilliant, fand schon der Guardian. Felices Musik spielt in der Liga Dark Indie, Moll überwiegt, doch die Auflösung in Richtung Dur ist immer möglich. Felice schafft es Dringlichkeit zu entwickeln, das sind Songs, die genau so sein müssen. Mit jedem Durchlauf entdeckt man Neues, das ist meist ein gutes Zeichen! Ein kleines Meisterwerk.
„Reset“ nennt Bernhard Eder sein neues Album: dieses Mal ist Eder auf der elektronischen Seite gelandet, seine Songs funktionieren auch in dieser Gewandung gut, weil sie ohnehin von seiner tollen Stimme getragen werden. Für alle, die neu dazu kommen: unbedingt auch die älteren Singer-Songwriting-Alben von Bernhard Eder hören.
Neues Springsteen-Album!
Am 14. Juni 2019 erscheint nach 5 Jahren wieder ein neues Album von Bruce Springsteen: „Western Stars“ – und ja, die Single „Hello Sunshine“ deutet Country-Americana-Anklänge an. Man darf gespannt sein!
Bernhard Eder: „Reset“ (8/10)
Simone Felice: „The Projector“ (9/10)
Stefan Jürgens: „Was zählt“ (7/10)
Mísia: „Pura Vida“ (10/10)
Live:
07.06.2019: Katrin Navessi, Katie Kern @ frauen:musik, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
14.06.2019: Katie Kern, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
14.06.2019: "Erinnya", www.schauspielhaus-graz.com von Clemens J. Setz, Schauspielhaus Graz, 20h
14.06.2019: Erstes Wiener Heimorgelorchester, Schauspielhaus Graz, mit Clemens J. Setz, 21.30h
20.06.2019: Herald K, Frau Hopf im Schloßcafe, Tübingen (D), 20h
21.06.2019: The Wichita, Silke Stadlhofer @ Georg Danzer Tribute, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
23.06.2019: Caetano Veloso
24.06.2019 – 10.07.2019: Jazzfest Wien, verschiedene Locations in Wien, Programm:
www.jazzfest.wien
28.06.2019: Batom, Laura Rafetseder, Nadia Baha, Cafe Schopenhauer, Staudg. 1, 19:30h, 1180 Wien
29.06.2019: nordegg jazzfest (summerstage)
04.07.2019: Mísia: Theater am Spittelberg, 1070 Wien, 19:30h
Ab 24. Juni findet in Wien das Jazzfest statt – wie immer mit hochkarätigen Gästen, die so illustre Konzertlocations wie die Oper, das Porgy & Bess, das Jazzland oder den Reigen bespielen werden. Gleichzeitig wird auch die Wien Energie Welt am 29.6. genutzt, dort sind die alten UB40 zu sehen, unglaublich!
„Mit dem „Globe“ haben wir einen neuen Jazzfestival-Schauplatz für bis zu 1.200 Besucherinnen und Besucher“, sagt Festival Organisator Fritz Thom, „das Theater wurde nach dem Brand neu aufgebaut und hat die besten Voraussetzungen für Konzerte.“ Ein Highlight wird sicherlich das Konzert von Gilberto Gil am 5.7. in der Staatsoper. Als Stammgast in Wien kann man Bobby McFerrin bezeichnen, der alljährlich unbesorgt („Don't worry, be happy“) eine Bühne (8.7. Oper) bei uns besteigt und sein Publikum zu begeistern versteht. Hingehen und die 88jährige kubanische Sängerin Omara Portuondo bewundern heißt es für alle Cuba-Aficionados am 5. Juli, dann wird die Staatsoper zur Pilgerstätte, vor inzwischen 8 Jahren ist Portuondo hier zum letzten Mal in Wien aufgetreten, damals gemeinsam mit dem tollen Pianisten Chucho Valdes.
Zu entdecken gibt es am 1. Juli im Porgy & Bess die Sängerin Sarah McCoy, der nach jahrelangem Tingeln nun doch eine größere Karriere gelingen könnte - dank Chilly Gonzales, der sie entdeckt und seinem Label angetragen hat. Jetzt ist McCoy zum ersten Mal in Wien, Entdecker Chilly ist übrigens am 6. Juli auch beim Jazzfest dabei (Staatsoper).
Das Alte Rathaus wird ebenfalls vom Jazzfest bespielt und dort ist Martin Klein am 28. Juni zu hören, dessen Debüt-Album bei Lindo Rec erschienen ist. An diesem Ort spielt auch Alex Deutsch einige Tage davor. Ergänzt wird das Programm durch Jazzmatineen am Rathausplatz, die bei freiem Eintritt stattfinden – bei diesem umfangreichen Angebot sollte für jeden etwas dabei sein! (jpl)
Ein programmatischer Titel: “Begin Again“ nennt Norah Jones ihre aktuelle CD-Veröffentlichung, es ist ihr siebentes Album. Ich erinnere mich an ihre erste CD „Come Away With Me“ (2002), die ich besprechen sollte; damals vom Chefredakteur mit den Worten überreicht: „die ist noch so wichtig“. Fünf Grammies später war klar, wer recht hatte – mir gefiel die CD sofort und bald lief dieser blog vom Stapel! Die neue Scheibe ist eine schmale 7-Stücke-Kompilation, bei der sich Jones zum Teil neu positioniert, wenngleich die grundsätzliche Jazz-Pop-Ausrichtung bleibt: beim Eröffnungsstück „My Heart Is Full“ ist ihre so unglaublich warme Stimme kaum wieder zu erkennen, das ändert sich aber mit Fortdauer. Eindringliche Stücke („It Was You“, „Wintertime“) gelingen jedenfalls, bei zwei Stücken hat sich die Tochter von Ravi Shankar von Jeff Tweedy (Wilco) helfen lassen. Ein Album, das bei jedem Durchlauf Neues entdecken lässt, anders gesagt: Album des Monats.
Irgendwann landen (fast) alle bei Country-Music ;-) - Bruce Springsteen, von dem im Juni ein neues Album erscheinen wird, war trotz Stadionrock Folk und Country ja nie abgeneigt, man denke nur an "Nebraska" oder "The Ghost Of Tom Joad". Mit der ersten Single aus dem neuen Album belegt er die eingangs genannte These, denn die Steel-Guitars heulen wunderschön:
"American Love" - das könnte ein Springsteen-Albumtitel sein, ist aber von den Fast Romantics und die sind nicht mal aus Amerika. Schöne Pop-Rock-Songs liefert die Band aus Toronto da, der Hinweis auf Springsteen ist gar nicht so weit hergeholt, die Stimme des Leadsängers hat nicht die Dringlichkeit Springsteens, aber dennoch vermag die Band indie-rockig zu überzeugen. Mit "Radio Waves" hat die Band auch einen Ohrwurm auf ihr Album gegeben, der - wie auch das Stück "Julia" - mit 60ies-Chören punktet.
Diese Dame habe ich schon mal live gesehen: vor ca. 15 Leutchen in Wien. In Barcelona, wo die Amerikanerin Tori Sparks lebt, bekommt sie mehr Zuspruch - das belegt ein Live-Doppel-Album, aufgenommen im Luz de Gas, eindrucksvoll. Sparks ist eine tolle Sängerin und bietet neben eigenen zwischen Jazz und Folk angelegten Liedern auch einige Klassiker auf: "La Llorona" etwa oder "Quizas, quizas, quizas" und ein überraschendes Cover: Leonard Cohens "Everybody Knows" wird hier mit Cajon und akustischer und E-Gitarre in Richtung España aufgelöst. Tori Sparks ist - die Katalanen mögen es nachsehen - einfach hispanophil und liebt es in spanischer Sprache zu singen; das konnte man auch beim intimen Wienauftritt beobachten und es kann auf dem vorliegenden 2fach-Live-Album nachgehört werden. Gut gemacht, beim nächsten Wien-Gig mögen mehr als 15 Menschen anwesend sein! Apropos Cohen: am 23. September 2019 findet im Wiener TAG ein Cohen-Tribute statt!
Ein solides Album legen Chili & the Whalekillers vor: dieser Pop-Rock ist gut gemacht, aber so recht will der Funke nicht überspringen. Einen tollen Song als Anspieltipp gibt's dennoch - und das könnte in Zeiten von Streamingdiensten genügen, um viral zu gehen: Track 3 "Sex in London".
Neues gibt es auch von Aldous Harding, der Song ist schön und der Hut ist außergewöhnlich(!):
Und schon zum Vormerken: von 23. Juni bis 10. Juli findet das Jazz Fest Wien statt - es featured unter anderem für Wien alte Bekannte wie Bobbie McFerrin, aber auch MusikerInnen wie Omara Portuondo und Jamie Cullum werden in der Hauptstadt zu Gast sein - not to be missed! (jpl)
Chili & the Whalekillers: "Are you happy" (5/10)
Fast Romantics: "American Love" (7/10)
Norah Jones: “Begin Again“ (9/10)
Tori Sparks: "Wait No More - The Live Album" (7/10)
10.5.2019: Robert Forster, Akzent Theater, Theresianumgasse 18, 1040 Wien, 19:30h
Karten: hier
14.5.2019: Releaseparty @ Fluc: Vorabsingle "Running Wild" mit Laura Rafetseder, Batom und Nadia Baha / Changeover, 20:30h
14.5.2019: Vesselsky/Kühn: Sargfabrik
16.5.2019: Christian Masser, St. Andrä-Wördern
17.5.2019: Herald K, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
07.6.2019: Katie Kern, Katrin Navessi: frauen:musik, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
14.06.2019: Katie Kern, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Jazz Fest Wien (23.06.–10.07.2019): u.a. mit Bobby McFerrin, Jamie Cullum, Omara Portuondo. Programm: www.viennajazz.org
23.09.2019: Leonard Cohen-Tribute (TAG), Gumpendorfer Str., 1060 Wien, 20h
Dancas Ocultas aus Portugal nehmen einen mit auf eine akustische Reise, „Dentro Esse Mar“, in diesem Meer, heißt das Album und in den Linernotes schreibt die Band: Ein Ozean ist auch ein Meer an Klängen. Dancas Ocultas setzen dieses Motto gekonnt in die Tat um, denn dieses Mal haben sich die vier Akkordeonisten Unterstützung von Perkussion, Cello und Piano geholt. Sogar E-Gitarre und Gesang bietet dieses Klangmeer auf, aufgenommen wurde übrigens auf der anderen Seite des Atlantik, in Brasilien. Bei diesem Mehr an musikalischen Möglichkeiten schwingt auch Brasilien mit, all das ist nicht auf Kosten der schönen Melodie und des klugen Arrangements gegangen; ein glänzendes Album, mit wunderschönen, verträumten Melodien, die einen sofort in ihren Bann ziehen. Kurzum: CD des Monats.
Philip Bradatsch ist ein Könner, das beweist er mit seinem Album „Ghost on a string“ nachhaltig: los geht es mit einer klavierlastigen Ballade, dann kommen die auf Gitarren gespannten strings zum Einsatz und ab Track 2, dem Titelstück, verweisen die Songs in Richtung Americana – Bradatsch hat die passende, ausdrucksstarke Stimme und die nötige Gelassenheit, um schönes Songwriting zu entfalten. Stets fein arrangiert und instrumentiert, auch mal mit Orgel. So dreht das Titelstück im zweiten Teil richtig auf, hin zu einem Chris Rea-artigen Schluss; und „Shadowland“ wabbert schön im Moll dahin. Mit Klasse gemacht.
Das Cover der CD „Tales of America“ von J.S. Ondara gibt die Richtung vor: es zeigt den Musiker mit zum Anschlag bereiter Gitarre, im Anzug, irgendwo am Straßenrand. Wer auch aufgrund des CD-Titels an das große Songbook und an Country- oder zumindest Blues denkt, liegt richtig: denn Ondara spielt seine eigene Variante dieser Musik und da hat auch mal ein a-capella-Stück mit dem Titel „Turkish Bandana“ Platz. Und wer sich an Ondaras Sopranstimme gewöhnt hat, bekommt hier ein Album, das zu entdecken sich lohnt.
Als der Autor und Verleger Gerald Ganglbauer im Alter von 48 Jahren die Diagnose Parkinson erhält, verweigert er zunächst, diese anzuerkennen. Inzwischen ist er 60 Jahre alt und hat nun den Sampler "Parkinsongduets" (ATS Records) veröffentlicht. Motto: people with Parkinson can be rockstars. Der Erlös aus dem CD-Verkauf und den Tantiemen kommt der Parkinson Selbsthilfe zu Gute. Der 11.4. ist der "World Parkinson Day" - an diesem Tag soll man sich weltweit bei Radiosendern Lieder dieser CD wünschen, damit viele Tantiemen fliessen. Tolles Projekt!
Und wie hier schon angekündigt, gibt es nun auch Neues von Bill Pritchard: „Midland Lullabies“ macht eines sofort klar; Pritchard hat seine markante Stimme erhalten und bespielt nach wie vor die Liga 'eigenständiges Songwriting'. Meist laid back am Klavier, aber ab und an auch gerne mit den aus den 80er und 90er-Jahren bereits praktizierten uptempo-Popsongs mit Gitarreunterstützung. Die Pritchardschen Akkordwechsel funktionieren noch immer und so ist es ein Album für alte wie für neu zu gewinnende Fans. Der CD-Titel ist keine Übertreibung, die meisten Stücke wirken vermutlich auch als Lullabies.
Ihr aktuelles Album "Wia Waun" präsentieren Irmi Vesselsky und Wolfgang Kühn in diesen Tage live in concert: das Album verbindet die raffinierten Texte des Poeten und das schöne Songwriting der Pianistin. Die Texte sind ums Eck gedacht und die Musik ist eingängig wie der Ohrwurm "des lebm" belegt, das Piano wird von Fabian Hainzl mit Perkussion, Gitarre und Soundscapes ergänzt. Live zu hören am 5. April in Langenlois.
Noch bis 4. April läuft im Filmcasino das Cine Latino, das insgesamt 17 Filme aus oder mit Bezug zu Lateinamerika präsentiert. Zum Abschluss ist u.a. der mexikanische Filmklassiker "Cabeza der vaca" zu sehen. Als Nachtrag wird wegen der großen Nachfrage am 14.4. am Nachmittag noch ein Mal "Winter in Havanna" laufen und der tolle Film "El Ángel" wird bald regulär ins Filmcasino kommen.
Gleich zwei CD-Präsentationen stehen für Lindo Rec. im April an: am 26. April präsentiert Herald K seine Debüt-CD "Strange Delights" in der Arena Bar (1050) und schon zwei Tage davor präsentieren La Fons ihr Album "II" im Club Chelsea.
Ellison beim Vienna Blues Spring im Reigen
Und noch ein Live-Tipp: noch bis 30 April findet in Wien das Festival "Vienna Blues Spring" statt: am Donnerstag den 25.4. ist Ulrich Ellison zu sehen, der vor rund zehn Jahren Österreich in Richtung Austin, Texas verlassen hat. Allein im Großraum Austin gibt es Hunderte, wenn nicht Tausende Bands; sich dort durchzusetzen und ausgezeichnet zu werden, heißt also schon etwas: Ulrich und Tribe gewannen drei Austin Music Awards, darunter zwei für "Best Funk / Soul / Blues Live Act" und einen für "Best Guitarist" - Ellison war erste Europäer, der je einen solchen Preis erhielt. Ein Highlight des Vienna Blues Spring 2019. Be there! (jpl)
Philip Bradatsch: "Ghost on a string" (8/10)
Dancas Ocultas: "Dentro desse mar" (10/10)
J.S. Ondara: "Tales of America" (7/10)
Bill Pritchard: "Midland Lullabies" (8/10)
VA: "Parkinsongduets" (10/10)
Vesselsky/Kühn: "Wia Waun" (8/10)
05.4.2019: BartolomeyBittmann, EMI Musicstore, 17h
05.4.2019: frauen:musik: Sibylle Kefer, Wendepunkt, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
05.4.2019: Vesselsky/Kühn, Arkadensaal, Rudolfstraße 1, 3550 Langenlois, 19h
11.4.2019: Lesung Max Goldt, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
11.4.2019: Christian Kjellvander, Chelsea, Gürtelbogen, 1080 Wien, 21h
19.4.2019: Lambchop, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
24.4.2019: La Fons, Album-Präsentation, Chelsea, Gürtelbogen 38, 1080 Wien, 20:30h
25.4.2019: Ulrich Ellison, Reigen, 20:30h, Vienna Blues Spring, www.viennabluesspring.org
26.4.2019: Herald K, CD-Präsentation, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Ab 27. April 2019: Festival Wean Hean,
www.weanhean.at
01.5.2019: Blinded By Stardust, 1.Mai Open-Air Cafe7Stern (Siebensternplatz; 1070 Wien)
14.5.2019: Releaseparty @ Fluc: Vorabsingle "Running Wild" mit Laura Rafetseder, Batom und Nadia Baha / Changeover, 20:30h
Eben ist deine CD „Desert Skies“ erschienen, wie kam es dazu?
Juleah:
Im Jahr 2011 habe ich die Gitarre wieder aus dem Keller geholt, nach
einer langen Musikpause, in der der Freund und anderes wichtiger war.
Damals wollte ich Coverversionen machen, bei denen ich alle
Instrumente selbst spiele, als Herausforderung an mich selbst. Das
hat mich gereizt und das habe ich dann gemacht. Das hat relativ gut
funktioniert und irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich begonnen
habe, eigene Lieder zu schrieben. Ich war lange sehr kritisch und
habe mir das nicht zugetraut, aber mit dem ersten Lied war ich gleich
zufrieden und danach war das ein Selbstläufer und ich habe
eigentlich am Fließband Songs geschrieben. Ende 2011 hat das Projekt
Juleah begonnen.
Außer
dem verflossenen Freund: gab es weitere UnterstützerInnen?
Juleah:
Nach der Trennung, war das Musikmachen eine Art Therapie. Personen
haben mich sonst keine unterstützt, eher die MusikerInnen, die ich
mochte, die Vorbilder, die ich hatte. Insbesondere Songwriter sind
meine Vorbilder, ich habe immer versucht auf jedes Instrument einzeln
zu hören und die Kunst des Songwritings hat mich immer fasziniert.
Wer
zum Beispiel?
Juleah:
Noel Gallagher von Oasis ist
jemand, der mich sehr inspiriert hat. Brit-Pop habe ich als
Jugendliche viel gehört, das war mein Einstieg in das Fan-Sein und
in das intensive Musikhören. Oasis geht natürlich auf die Beatles
zurück und die sind die Meister dieses Faches und von denen kann man
sich viel abschauen und lernen. In den 2000er-Jahre haben mich außerdem noch
psychedelische Bands wie die Black Angels oder Black Rebel Motorcycle
Club inspiriert.
Hast
du bei „Desert Skies“ alle Instrumente selbst eingespielt oder
waren andere MusikerInnen beteiligt?
Juleah:
Da war es auch so, aber ich hatte beim Schlagzeug Hilfe. Ein
befreundeter Schlagzeuger aus Paris hat das Schlagzeug beim Lied "Black Vanilla" eingespielt.
Das Aufnehmen des Schlagzeugs ist ziemlich schwierig und deswegen war
ich froh, dass ich da Hilfe hatte. Alles andere habe ich selbst
eingespielt. In der Live-Umsetzung habe ich sowieso meine
MusikerInnen, die die einzelnen Teile übernehmen.
Was
hat sich seit dem letzten Album 2015 getan?
Juleah:
Nach dem Album habe ich die richtigen MitmusikerInnen für die
Live-Umsetzung gefunden. Lange Zeit habe ich mich das aus
Schüchternheit nicht getraut. Ich hatte davor nicht das
Selbstvertrauen, um auf die Bühne zu gehen. Nachdem ich die
richtigen MitmusikerInnen gefunden habe, haben sich viele Konzerte
ergeben. Das Projekt und die Menge an Leuten, die meine Musik gerne
hört, ist gewachsen.
Das Cover des neuen Albums zeigt Berge in einer wüstenartigen
Landschaft. Ist das Vorarlberg mit wegretuschierten Bergen?
Juleah: Das ist wirklich eine Wüste. Am letzten Cover war Vorarlberg am
Cover, da habe ich versucht Österreich zu psychedelisieren. Aber die
Landschaften, die mich faszinieren sind die Wüste und das Meer. Die
Fotos, die beim neuen Album verwendet wurden, habe ich auf den
Kanarischen Inseln gemacht.
Was
für dich das Besondere am Lied „Analogue“?
Juleah:
Ich wollte einen Song machen, bei dem jedes Mitglied in der Band
einen Part hat, der ihm richtig Spaß macht. Ich wollte auch, dass
der Bass und die Drums ein bisschen im Vordergrund stehen, um den
beiden einen Song zu geben, der so richtig Spaß macht, das war die
Herausforderung bei diesem Lied. Thematisch geht es darum, dass wir
alle nur noch vor den Bildschirmen hängen und das Lied ist ein
Plädoyer dafür, wieder mehr in die Natur zu gehen und analoge
Erlebnisse schätzen zu lernen. Ich wollte auch, dass sich das im
Sound wider spiegelt, das Lied ist ein bisschen
vintage-mäßig-verwaschen produziert. Die Stimmen gehen durch einen
Megaphon-Effekt, um an analoge Zeiten zu erinnern, in denen wir noch
nicht mit der digitalen Flut überschwemmt wurden.
Wann
ist ein Lied fertig und du bist damit zufrieden?
Juleah:
Ich brauche eine Spannungskurve, ich bin da schon bei der klassischen
Abfolge von Vers und Bridge und Chorus. Es braucht einen Höhepunkt,
das ist wie eine Reise. Ein Song ist für mich auch dann gelungen,
wenn er die Dinge auf den Punkt bringt. Ich mag es nicht, wenn eine
halbgute Idee auf sechs Minuten gestreckt wird. Das versuche ich zu
vermeiden, ich warte bis ich eine wirklich gute Idee habe und
probiere dann auch, in vier Minuten alles zu erzählen. Ich möchte,
dass sich die HörerIn denkt: das ist spannend, das ist eine coole
Abwechslung im Song.
Du
hast das aktuelle Album in einem Theater in Feldkirch präsentiert.
Warum?
Juleah:
Ich wollte einen besonderen Ort für die Album-Präsentation und habe
mir schon überlegt, wie man diesen Ort für eine Album-Präsentation
gestalten kann. Dort gibt es Sitzplätze und das ist somit
ungewöhnlich für ein Rockkonzert. Ein Freund hat Visuals für uns
zusammengestellt, die atmosphärisch dazu gepasst haben. Wir hatten
auch noch ein zweites Release-Konzert, bei dem wir viel näher am
Publikum dran waren, in einer Konzertsituation, bei der das Publikum
gestanden ist.(jpl)
Ein raffiniertes Album legt die Sängerin Kacey Johansing vor: nach 9 Tracks und 35 Minuten ist man gefangen und drückt auf Replay – oder klickt auf Wiedergabe, je nachdem. Zarte Melodien, allerlei Synthesizer und Gitarren werden hier im Verein mit Piano und Schlagzeug sanft eingesetzt und erzeugen eine stille Dringlichkeit. Johansing schafft es, dass die Musik trotzdem nie zu versponnen daher kommt, sondern durchaus Pop-Appeal hat, getragen von ihrer klarer Stimme – Album des Monats.
Eine EP hat der Singer-Songwriter Tim Snider am Start, damit war er vor kurzem in Europa auf Tour: Snider mischt hier Elektronik und Singer-Songwriting und macht mit den 5 Liedern von Vol. 1 geschickt neugierig auf Vol. 2.; sympathische EP. Die Rhythmen, die Snider verwendet, verweisen zum Teil in Richtung Karibik und leiten damit zu unserem nächsten Release über.
Auf gewohnt sorgfältige Putumayo-Weise wurde das Album “Cuban Playground“ kompiliert, im Glossar werden die wichtigsten Instrumente der kubanischen Musik vorgestellt und im Booklet gibt es eine kurze Einführung zur Geschichte der Karibik-Insel. Die Musik erzählt vom Leben auf Kuba, in einem Lied etwa von einem Empanadas-Verkäufer, das Stück wird passenderweise von der La Familia Valera Miranda gespielt. Einer der populärsten Songs Kubas ist hier ebenso vertreten: Laritza Bacallao spielen „El Buey Cansao“, dabei geht es darum, sich beim Tanz vom Gang eines müden Ochsen inspirieren zu lassen. Inspiration schafft diese CD locker, nicht nur für Kinder.
Musikalisch-historisch nahe bei Kuba liegen auch diese beiden Putumayo-Veröffentlichungen: „African Café“ und „New Orleans Party“ können gleichsam als Ergänzung zur Kuba-CD gehört werden – im afrikanischen Kaffeehaus haben es sich neben Takeifa (Senegal) auch Rokia Traore aus Mali und Jaja Bashengezi (Congo) bequem gemacht. Und die Entspanntheit, mit der hier gegroovt wird, lässt karibische Trägheit schon erahnen. Die New Orleans Party wird mit Einflüssen aus Europa wie aus Afrika gestaltet, unter anderem von Dr. John („Goin' Back To New Orleans“) und Grandpa Elliott („Baby, What You Want Me To Do“). Übrigens: das Label Putumayo selbst hat einen starken Bezug zu New Orleans: für mehrere Jahre hatte man dort sein Hauptbüro.
Herald K mit „Strange Delights“
Noch bis 24.3.2019 läuft in Wien das 20. Akkordeonfestival. Ende April 2019 erscheinen zwei neue CDs auf lindo rec.: Herald K legt mit „Strange Delights“ sein Debüt-Album vor, das live am 26. April in der Arena Bar (1050 Wien) präsentiert wird. La Fons sind keine Newcomer mehr und präsentieren ihr neues Album am 24. April im Chelsea. Und schon zum vormerken; am 14. Mai präsentiert Laura Rafetseder mit "Running Wild" ihre neue Single im fluc.
Vienna Blues Spring im Reigen
Und noch ein Live-Tipp: Von 20. März bis 30 April findet in Wien das Festival "Vienna Blues Spring": "Blues & Grass Supersession 5" heißt es in diesem Rahmen wieder am Freitag den 22. März 2019. Traditionellerweise ist die Blues & Grass Supersession natürlich Teil des Vienna Blues Spring. Wie gewohnt verschmelzen an diesem Abend wieder Klänge aus Blues, Bluegrass, Country, Soul und Western Swing zu einer abwechslungsreichen Melange für alle Liebhaber handgemachter Musik. Seit längerem unverändert ist das bewährte Team aus namhaften Vertretern der heimischen Blues & Country Szene. Neu sind allerdings viele der Songs. Einige davon werden exklusiv für die Blues & Grass Supersession zum ersten Mal präsentiert. Garniert mit einer gesunden Prise Humor und einer stets gut gelaunten Band steht wieder ein Highlight des Vienna Blues Spring am Programm. Be there!
Und von 28. März bis 4. April läuft in Wien das 13. Cine Latino Festival 2019: gezeigt werden 27 Dokumentar- und Spielfilme, Schwerpunktland ist heuer Mexiko. Deswegen ist auch der mit dem Oscar ausgezeichnete Film "Roma" im Rahmen des Festivals im Filmcasino zu sehen. Eröffnungsfilm ist "Pájaros de verano", zum Abschluss wird am 4.4. der klassische mexikanische Film "Cabeza de vaca" gezeigt. An diesem Tag ist auch die kubanische Tanzfilm "Yuli" (16:15) zu sehen, der vom Aufstieg eines Tänzers aus einfachsten Verhältnissen erzählt. Vamos y baila! Das Programm: CINE LATINO
(jpl)
Von 28. Februar bis 7. März 2019 finden die Frauenfilmtage in Wien statt. Wie alljährlich bringt das Festival internationale Filme nach Wien, die sich insbesondere mit dem Leben von Frauen beschäftigen.
Ungewöhnlich ist gleich der Beginn: eröffnet werden die FrauenFilmTage 2019 mit dem vietnamesischen Film THE THIRD WIFE von Ash Mayfair. Die atemberaubenden Landschaftsaufnahmen (Kamera: Chananun Chotrungroj) in Kombination mit sphärischen Klängen (Musik: An Ton That) sind pure Poesie. Im ländlichen Vietnam des 19.Jahrhunderts wird die 14-jährige May (Nguyen Phuong Tra My) als dritte Frau an den wohlhabenden Landbesitzer Hung (Long Le Vu) verheiratet. Durch eine Schwangerschaft scheint ihr Status innerhalb der Familie gesichert, doch schon bald erkennt sie, dass ihre Möglichkeiten innerhalb der patriarchalen Strukturen sehr eingeschränkt sind.
Personale: Licht
Die Personale 2019 ist der Lichtmeisterin Kimber Lee Jerrett gewidmet, deren größter Erfolg bisher die Lichtgestaltung für "Das weiße Band" von Michael Haneke war - dabei hat Jerrett mit Kameramann Christian Berger zusammen gearbeitet. Das komplette Programm der Frauenfilmtage 2019 gibt es hier:
>> http://www.frauenfilmtage.at
Begonnen hat diese Geschichte so: zwei im positiven Sinn verschrobene JapanerInnen in Bayern covern auf reduzierte Weise bevorzugt The Ramones und machen aus Punk kleine Pop-Miniaturen. Man beschränkt sich oft auf Stimmen und den Klang der Ukulele – so habe ich Coconami vor rund zehn Jahren im Spielboden Dornbirn gesehen. Ihren Humor haben sich Nami Kamata und Miyaji seitdem bewahrt und so spielen sie auf der neuen CD “Saikai“ (Trikont) Stücke von Funny van Dannen, natürlich von The Ramones, aber auch ein Stück von Adriano Celentano. Und sie liefern einen weiteren Beleg dafür, dass sich gute Bands irgendwann jedenfalls der Countrymusic zuwenden: hier mit zwei auf das Nötigste reduzierte Covers von Hank Williams („I saw the light“) und eine ins Deutsche übertragene Nummer von Johnny Cash – eine herrlich unprätentiöse und eigenwillige CD des Monats!
Verwandtschaft dürfte über ein paar Ecken wohl bestehen: Dotschy Reinhardt blickt mit großen Augen vom CD-Cover als könnte sie es selbst nicht glauben, das „Chaplin’s Secret“ (Galileo) nun da ist: es ist ein Album, das mit Wonne rückwärts gewandt ist. Der Überbau: im Jahr 1991 findet Charlie Chaplins Tochter Victoria einen Brief, dessen Autor ausführt, ihr Vater wäre nicht in London geboren worden, sondern in Black Patch in Smethwick. Im Jahr von Chaplins Geburt war Black Patch ein Lagerplatz von Roma und Sinti. Für Dotschy Reinhardt war der von Victoria Chaplin gefundene Brief der Ausgangspunkt für ihre CD, die sie eben „Chaplin’s Secret“ nennt. Die Musik verweist Richtung Swing, gleich Stück 1 stammt übrigens von Django Reinhardt himself – eine schöne, nostalgisch anmutende Veröffentlichung.
Bei einem neuen Album von Robert Forster imaginiert so mancher Fan wohl, was daraus im The Go-Betweens-Kontext geworden wäre. Denn Forster macht seit dem Tod von Grant McLennan solo weiter und hat mit „Inferno (Tapete) nun ein neues, schönes Album am Start: es zeigt, dass auch alte Profis stets neu Schwung holen und sich noch weiter entwickeln können, denn Forster hat sich merklich um einen frischen Sound und etwas andere Wendungen beim Songwriting bemüht – der Plan geht auf und so ist „Inferno“ bestens geeignet, um zwischen Klassikern wie „16 Lovers Lane“ und „Spring Rain“ platziert zu werden. Buchtipp: „Grant & I“ (http://lindorec.blogspot.com/2017/11/?m=0). Robert Forster spielt am 10. Mai 2019 im Akzent Theater in Wien.
Hier die erste Single aus "Inferno":
Vor kurzem ist Dota Kehr mit Band im WUK in Wien aufgetreten und hat live ihr schönes neues Album "Die Freiheit" präsentiert: die Texte sind, wie immer bei Dota, angenehm ums Eck gedacht: so ist "Prinz" ein Liebeslied, in dem einem 'Übergangsfreund' nett aber bestimmt erklärt wird, dass er eben nur ein Übergangsfreund ist. Ein Stück bezieht sich auf einen Text von Kafka und auch gesellschaftskritische Zwischentöne haben auf dem Album mühelos Platz - produziert wie live umgesetzt in voller Bandbesetzung ist "Die Freiheit" ein tolles Album, das einen über Monate begleiten kann; oder länger. Als Doppel-CD veröffentlicht, bekommt man 21 Lieder - Zeit nehmen und anhören!
Was für ein Beginn für das gleichnamige Album: „Big Heads Small Minds“ von Joe Carnwath nimmt einen sofort mit auf eine Reise, die irgendwo in den 1980er Jahren bei Orange Juice und Wall Of Voodoo beginnt und bei Bill Pritchard 2019 endet. In dieser Tonart – Indie-Rock mit schneidigen E-Gitarren und einigen Moll-Akkorden – geht es großartig weiter und die Geschichte hinter Carnwath ist gleichsam kitschig: der Amerikaner wurde – so wird kolportiert – als Straßenmusiker von Bono (U2) in London 'entdeckt'. Ob's stimmt ist egal, sein Album belegt, dass Carnwath den Bogen raus hat, hier das Video zu „What are you laughing at?“ – klare Empfehlung!
(jpl)
Joe Carnwath: „Big Heads Small Minds“ (8/10)
Coconami: “Saikai“ (9/10)
Dota: "Die Freiheit" (9/10)
Robert Forster: „Inferno“ (9/10)
Dotschy Reinhardt: „Chaplin’s Secret“ (8/10)
Live:
09.02.2019: The Nonprophets Orchestra, Nachtasyl, 21h
12.02.2019: Protestsongcontest 2019, Rabenhof, 20h
14.02.2019: Satuo, Sargfabrik, Goldschlagstraße 169, 1140 Wien, 19:30h
15.02.2019: Ernst Tiefenthaler & das Kleine Herzkammerorchester, 22h, Kabarett Niedermair,
1080 Wien, Lenaugasse 1A
22.02.2019: Christian Masser, 19 Uhr, Solokonzert, Location:17ten, Haslingergasse 4, 1170 Wien
28.02.2019: Edi Mayr Band, Fania Live, Gürtelbogen 13, 1080 Wien, 21h
07.03.2019: Harlequin's Glance, Babü, Wolkersdorf, 20h
09.03.2019: Townes van Zandt-Tribute, u.a. mit Herald K, Weinbar Gemischter Satz, 1190 Wien, 19:30h
26.04.2019: Herald K: Arena-Bar, Album-Release-Show, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
10.05.2019: Robert Forster, Akzent Theater, Argentinierstraße 37, 1040 Wien, 20h, Karten und Informationen: http://www.akzent.at