Ebenfalls mit Tradition beschäftigt sich das österreichische Duo Ramsch & Rosen: Auf der CD „Bergen“ stellen Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer insbesondere österreichische traditionelle Musik ins Zentrum. Da wird gejodelt, dass einem das Herz aufgeht, gleichzeitig zeigen die beiden keinerlei Berührungsängste mit anderen Musiktraditionen: Schon der Titel eröffnet bereits mehrere Assoziationen, verweist er doch einerseits auf das Aufspüren von Musikstücken und auf die gleichnamige norwegische Stadt: Andererseits ist für das Album immer wieder Skandinavien eine Inspirationsquelle, zudem komponieren die beiden eigene Stücke. Folgerichtig wird auch Bela Bartók interpretiert, der in seinem Schaffen immer wieder eine Brücke zwischen Volks- und E-Musik gebaut hat. Mit „Bergen“ legen Ramsch und Rosen ein rundum gelungenes, vielfältiges Werk vor. Juhui!
Traditionen der ganz anderen Art: Die Gruppe Tamikrest stammt aus Mali, die MusikerInnen sind alle aus der Ethnie der Tuareg. Tamikrest widmet sich auf der neuen CD „Kidal“ dem, was auch bei uns so beliebt ist: Dem so genannten afrikanischen Wüstenblues. Die Stücke mäandern um musikalische Motive und erzeugen so eine Sogwirkung. Monoton wird das trotzdem nie, ein kraftvolles Werk, dem man sich nicht entziehen kann und möchte. Die Kollegen von Tinariwen, die demnächst auch eine neue CD vorlegen, lassen grüßen.
Ebenfalls mit neuer CD ist ein Europa demnächst
Oumou Sangaré unterwegs. Die Promo ist noch nicht bei uns eingetroffen, als Vorbote für die Rezension hier ein Video von Sangaré:
Ihr ganz eigenes Ding drehen die Mannen von DeSoto: Mit ihrer Auslegung von Americana trifft die Band voll ins Schwarze. Geht man es die längte Zeit trotz E-Gitarren eher ruhig an, so nimmt das Album gegen Ende doch Fahrt auf. Eine Scheibe voll mit tollen Songs, denen man sich von Anfang an nicht entziehen will, weil sie sich mit überzeugend in die Ohren zwängen. Der Soundtrack für die gemächliche Cabriofahrt aufs Land hinaus. Schwere Empfehlung!
Dasselbe gilt für diesen Mann: Chuck Prophet! Es gibt nahezu schon alljährlich BesucherInnen, die das Chelsea nach einem seiner Konzerte mit leuchtenden Augen verlassen und schon im ersten Quartal vom Konzert des Jahres sprechen. Am 26. Februar ist Prophet nun zum sechsten Mal im Chelsea und hat das neues Album „Bobby Fuller Died For Your Sins“ im Gepäck. Glitterhouse schreibt: „Gitarrenbetonter Rock im besten Sinne, ob mit 60s-Garage-Anklängen, einer kleinen Prise Psychedelia versetzt, voll 70s-retro/wunderbar old-fashioned im Stil der späten 60er/frühen 70er, in sattem feinem Rock-Groove, oder balladesk (ebenfalls 70s-like). Oder auch klassischer Guitar Pop bis Power Pop. Gar ein Stück, daß mich an ein wenig an frühen Alan Vega in rockig-treibend erinnert. Ansonsten dachte ich an die Kinks, Big Star, Tom Petty, daneben frühen Nick Lowe, T.Rex trifft die Stones, Link Wray, Replacements, mal ein Hauch Springsteen. Packende Musik, mehrfach toll abziehend und/oder catchy im alten Sinne, richtig mitreißende Sachen!“ Ein Pflichttermin. (jpl)
Bonga: „Recados De Fora“ (10/10)
DeSoto: "4" (9/10)
Ramsch & Rosen: "Bergen" (8/10)
Tamikrest: "Kidal" (8/10)
So 26.02.2017: Chuck Prophet, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 20h, 1080 Wien, support: Max Gomez, www.chelsea.co.at
Di 28.02.2017: Novi Sad: "Hegel, Sex and Rock'n'Roll": NOVI SAD und Christian Schwetz, Universitätsbibliothek der Akademie der Bildenden Künste,Schillerplatz 3, 1010 Wien, 19h
Tipp: Akkordeonfestival 2017 (25.2. – 26.3.2017), Programm: www.akkordeonfestival.at
Do 02.03.2017: Album Release Party: Leo Taschner WENIGER IS NIX @ Werk (Wien), support: Shipwrecked Marcie, anschl. DJ Rob71, DJ Kerido
(foto: archiv konzerthaus)
Mo 27.03.2017: Chris Thile, 19:30, Mozart-Saal, Konzerthaus: In schwindelerregendem Tempo fliegen Chris Thiles Finger über die Saiten seiner Mandoline. Mit seinem unverwechselbaren Charme sorgt der Singer-Songwriter für Begeisterungsstürme: Wo auch immer der 36-jährige Amerikaner die Bühne betritt, steckt er das Publikum mit seinem unglaublichen Drive an. Eigentlich entstammt er musikalisch dem Bluegrass und Folk, jedoch hat er sich über solche Genregrenzen längst leichtfüßig erhoben. Auf dem «Menüplan» des vierfachen Grammygewinners finden sich daher Bachs Partiten ebenso wie selbst komponierte Songs. Nun gibt er – nach einem Gastspiel mit Brad Mehldau 2014 – sein sehnsüchtig erwartetes Solodebüt im Wiener Konzerthaus. Nicht verpassen!
Sa 08.04.2017: Claudia Heidegger, Video-Präsentation, GRIND (Nordbergstrasse 12, 1090), 20h