12 Dezember, 2017

Hot News 12/2017

Wie immer am Jahresende bemühen wir uns um last minute-Weihnachtstipps: Zum Beispiel: "How I Remember Now I Remember How", die tolle neue CD von Lukas Lauermann, die der Cellist heuer am Label col legno veröffentlicht hat. Bei der Präsentation im TAG hat Lauermann sein Cello nicht nur gestrichen und gezupft sondern auch mal geklopft und mit zwei Bögen gleichzeitig bearbeitet. In Kombination mit einem Loop-Gerät hat er die ZuhörerInnen auf eine intensive einstündige Klangreise mitgenommen - hier hat jede Nuance gestimmt, wurde mit Lust experimentiert und Musik gemacht. Auf der vorliegenden CD kann man das auf wunderbare Weise nachhören. Meisterwerk, CD des Monats.
Positive Voreingenommenheit, zugegeben. Sunna Gunnlaugs nennt ihr Album "Cielito Lindo", die Pianistin aus Island legt das Titelstück jazzig-verspielt an und hält den selbst gesetzten Standard anschließend mühelos.
Something completely different: Musik aus der südlichen Hemisphäre dieser Welt, die Gruppe Tamikrest aus Mali liefert auf "Mawarniha Tartit" ihre Auseinandersetzung mit Musiktraditionen der Region. Das Ergebnis sind meditative, zuweilen melancholische Stücke, die im Westen gerne als Wüstenblues bezeichnet werden. Die Mitglieder der Band gehören alle zur indigenen Gruppe der Tuareg und der Titel der CD verweist auf Kidal, die gleichnamige Herkunftsregion der Band im Nordosten Malis. Empfehlung.
Eine Weihnachts-CD darf im Dezember natürlich nicht fehlen: 40 Jahre nach Elvis Presleys Tod erscheint "Christmas", auf der sich der King von seiner ganz sanften Seite zeigt und sich vom Royal Philharmonic Orchestra begleiten lässt. Elvis' Stimme verzaubert weiterhin und ist insofern für Weihnachtslieder bestens geeignet. Klassiker sind hier versammelt: "I'll be home for christmas", "White Christmas" und Franz Xaver Grubers "Stille Nacht", das auf Englisch "Silent Night" heißt. Hier ein Elvis-Song, der zwar nicht auf der vorliegenden CD enthalten ist, aber immer eines meiner Lieblingslieder war:

Ein Buch, das gerade zur Weihnachtszeit passt, weil es zur Mäßigung und zu einem weniger Ressourcen verbrauchenden Lebensstil anregen kann, haben Giacomo D’Alisa und Federico Demaria im oekom Verlag veröffentlicht: „Degrowth“ ist ein Nachschlagewerk für alle, die an der Postwachstums-Debatte interessiert sind und die anstehende gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit - siehe die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO - mitgestalten möchten. „Degrowth“ ist ein Handbuch, das zum Beispiel das aus Lateinamerika stammende Konzept des Buen Vivir diskutiert - ein wichtiges Buch.

Und noch ein Lesetipp: Der Journalist Wolfgang Kos hat im Brandstätter Verlag ein Buch veröffentlicht, das man MusikfreundInnen ans Herz legen kann: „99 Songs. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts“ ist ein musikalisches Abbild der genannten Epoche, die Zeitreise beginnt mit „Ich bin eine anständige Frau“ aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ aus dem Jahr 1900 - interpretiert von Anneliese Rothenberger und Rudolf Schock - und endet mit „Birima“ von Youssou N'Dour im Jahr 1999. Von Cohen über R.E.M., Lindenberg und Nena sind hier viele MusikerInnen vertreten, die wohl den Lebenssoundtrack von uns allen geprägt haben - ich habe z.B. „Losing my religion“ von R.E.M. zum ersten Mal in San Antonio, Texas gehört. „Es bleibt ein Rest“, räumt der Autor ein und liefert eine Liste weiterer Lieder mit, die es ins Buch schaffen hätten können. Denn während ABBAs „Dancing Queen“ und Nena („99 Luftballons“) vertreten sind und man erfährt, dass es auch eine englische Version von Nenas Hit gegeben hat, haben es „My Way“ von Paul Anka, „The Universal Soldier“ von Buffy Sainte-Marie oder Neil Youngs („Heart Of Gold“) und der „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash nur auf die Watchlist geschafft. Wolfgang Kos hat ein lesenswertes Standardwerk geschrieben. Das Buch ist aufwändig und schön, mit historischen Farbfotos, gestaltet. „99 Songs“ ist bestens zum Schmöckern geeignet – und gleichzeitig ein Vorschlag für eine interessante Playlist, die man hier nachhören kann:
(jpl)


Giacomo D’Alisa & Federico Demaria: „Degrowth“ (8/10, oekom, www.oekom.de)
Sunna Gunnlaugs: "Cielito Lindo" (7/10)
Wolfgang Kos: „99 Songs. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts“ (8/10, Brandstätter, www.brandstaetterverlag.com)
Lukas Lauermann: "How I Remember Now I Remember How" (9/10)
Elvis Presley: "Christmas" (8/10)
Tamikrest: "Kidal" (8/10)

Live:
Mi 13.12.2017: Leo Taschner w/ RAMBO RAMBO RAMBO „Jahresabschluß Treffpunkt Werk“ @ Werk (Wien)
Do 14.12.2017: Thomas Andreas Beck & Band, Local, 1190 Wien, 20h
Fr 15.12.2017: Lassos Mariachis, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Sa 16.12.2017: Harlequin's Glance, Brandstetter, Hernalser Hauptstrasse 134, 1170 Wien, 19:30h
Fr 22.12.2017: "Christian Masser & Freunde", Volkshaus, Lagergasse 98a, 8020 Graz, Info &Karten: 0316/712959 u. 0316/712479 und Zentralkartenbüro, 19.30 Uhr
Fr 16.02.2018: Katie Kern: Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h

21 November, 2017

Hot News 11/2017

Begonnen haben Schneida mit Übertragungen von Todd Snider-Songs, nun legt das Trio eine streng limitierte CD mit eigenen Stücken vor: "Anglahnt" bewegt sich gekonnt in einem Teich, der Austropop heißt. Retro ist angesagt und so beziehen sich Schneida auf Größen wie Danzer, Ambros, Ostbahn-Kurti - es gibt schlechtere Anknüpfungspunkte. Und weil die limitierte CD bald ausverkauft sein wird: zum Download und Stream gibt's "Anglahnt" auch.
Der 71jährige Boris Bukowski legt mit „Gibt's ein Leben vor dem Tod?“ ebenfalls eine neue CD vor. Für die Produktion der Stücke hat er sich unter anderem Wolfgang Schlögl ins Studio geholt und sich bei einem Text mit Thomas Spitzer von der EAV zusammengetan. Das Ergebnis klingt überhaupt nicht angestaubt oder nach altem Austropop, sondern am Puls der Zeit. Eine neue Version von „Kokain“ ist auch dabei. Inhaltlich geht es oft um religiöse Fragen und um den Tod. „Ich habe gute Gene“, sagt Bukowski im Gespräch mit lindorec und verweist auf seine Mutter, die fast 100 Jahre alt geworden ist. Somit könnte die neue CD noch nicht der Beginn des Alterswerkes sein, sondern aus der mittleren Karrierephase.
Eine wunderschöne CD legt die Sängerin Anna Katt vor: die von Linz aus agierende Musikerin hat auch Wurzeln in Skandinavien und singt drei der zehn Lieder in schwedischer Sprache. Die Songs - getragen von Gitarre und Stimme, dazu ein wenig Bass und ab und an Drums - nehmen einen sofort für sich ein, die sorgsamen Arrangements tun ihr Übriges und machen "Till en vän" zu einem Meisterstück. Erinnert manchmal an Bic Runga aus Neuseeland - einfach anhören und hineinkippen! Mit anderen Worten: CD des Monats.
Noch mehr aus Österreich, wenngleich bei dieser CD ein internationaler Hintergrund gegeben ist: die Band Black Market Tune ist nicht nur international besetzt, sondern liefert auf "Drifters & Vagabonds" auch Folkmusik aus verschiedensten Ländern - da gibt es schottische Trinklieder genauso wie schwedische Sterbelieder und österreichische Jodler. Europäische Musiktraditionen werden hier gekonnt mit Jazz und Blues zu einer feinen Symbiose verschnitten.
Gefühlt seit immer schon gibt es die finnische Band Sväng: "Hauptbahnhof", die aktuelle CD der Skandinavier wäre hier schon längst besprochen worden, wäre sie nicht von allen CD-Playern wieder ausgespuckt worden. Im x-ten Versuch hat sich nun doch ein williger Player gefunden! Was zu vermuten war, ist hiermit bestätigt: Sväng spielen virtuos in ihrer eigenen Liga - file under 'Mundharmonika-Orchester' – übrigens: erstmals wird auf einer Sväng-CD gesungen!

Am Mittwoch den 29. November wird im Akzent Theater in Wien das Buch „Grant & Ich“ von Robert Forster vorgestellt. Untertitel: The Go-Betweens und die Geschichte einer aussergewöhnlichen Freundschaft. Im Buch erzählt Robert Forster aus dreißig Jahren Bandgeschichte und insbesondere über seinen kongenialen Bandkollegen Grant McLennan, der im Alter von 48 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist. Man darf gespannt sein, welche Schnurren Robert Forster im Akzent live im Gespräch mit Karl Fluch erzählen wird. Robert Forster, geboren 1957 in Brisbane, hat die Band The Go-Betweens im Jahr 1977 gemeinsam mit Grant McLennan gründet. 1989 aufgelöst, gab es im Jahr 2000 ein erfolgreiches Comeback der Go-Betweens, das 2006 durch den überraschenden Tod von Grant McLennan beendet wurde. Lesetipp und Veranstaltungstipp des Monats! (jpl)

Black Market Tune: "Drifters & Vagabonds" (8/10)
Boris Bukowski: „Gibt's ein Leben vor dem Tod“ (8/10)
Robert Forster: „Grant & Ich“ (10/10)
Anna Katt: "Till en vän" (9/10)
Schneida: "Anglahnt" (8/10)
Sväng: "Hauptbahnhof" (7/10)

Live:

Do 24.11.2017: Laura Rafetseder @ SongwriterNight / Roobar, Hegelgasse
Di 28.11.2017: Diskogrind #1: Leo Taschner + Späschl Gäst @ GRIND (Wien)
Mi 29.11.2017: Buchpräsentation Robert Forster, Akzent Theater, 1040 Wien, Argentinierstraße 37, 19:30h, Karten: HIER
Do 14.12.2017: Thomas Andreas Beck & Band, Gast: Niddl, Local, Heiligenstädterstr. 31/Bogen 217, 1190 Wien, 20:30h
Fr 15.12.2017: Lassos Mariachis, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Fr 22.12.2017: "Christian Masser & Freunde", Volkshaus, Lagergasse 98a, 8020 Graz, Info &Karten: 0316/712959 u. 0316/712479 und Zentralkartenbüro, 19.30 Uhr
Fr 16.02.2018: Katie Kern, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h

26 September, 2017

Hot News 09/2017

The National, eine der Lieblingsbands von Barack Obama, liefern mit ihrem neuen Album „Sleep well beast“ ein Standardwerk für die Zukunft ab: immer dann, wenn es um meditativ-mäandernde Indiepop-Musik gehen soll, wird man dieses Album aus dem Regal nehmen können. „Sleep well beast“ zieht einen sofort in seinen Bann, nach einigen Durchläufen ist man angefixt und will es wieder hören. Und wieder. Obwohl sich keines der 12 Lieder als Ohrwurm festgesetzt hat – seltsam-großartiges Teil. Ps: Donald Trump mag übrigens Queen, The Rolling Stones und Neil Young – die Genannten seien getröstet: man kann nichts für seine Fans!
Tori Amos mit einem neuen Album: mit viel Hall und sehr atmosphärisch legt „Native Invaders“ mit einem entspannten 7-Minüter los und so ist von Anfang an klar, dass hier auf die große Geste gesetzt wird. Die Sogwirkung setzt sofort ein, ein wenig Elektronik und Gitarren sind Mal auch dabei, Amos-typische Wendungen im Songwriting funktionieren aber in jedem Gewand. Nach dem programmatischen Meisterwerk „Night Of Hunters“ und dessen toller Live-Umsetzung in der Wiener Stadthalle F, darf man gespannt sein, wie Amos am 1. Oktober 2017 im Wiener Konzerthaus – 1 oder 2 Bösendorfer? - auftreten wird. „Native Invaders“ ist eine Spur zwingender als das neue The National-Album, somit CD des Monats!
Pure Spielfreude verbreiten Mames Babeganush vom ersten Stück an: Aufgezeichnet wurde live in Kopenhagen, die dänische Band verbindet den Norden und den Süden Europas – Gypsy und Klezmerweisen gespielt von skandinavischen Musikern. Das Konzept, bei dem Klezmer eindeutig überwiegt, ist eine überraschende Querverbindung und geht sich in 13 instrumentalen Stücke wunderbar aus. Einfach eintauchen und sich treiben lassen.
Die österreichische Band Love God Chaos hat die deutschsprachige Popmusik der letzten 20 Jahre reflektiert und macht auf „Die Unmöglichkeit des Nichtscheiterns“ ihren eigenen Aufguss: der gelingt durchaus bekömmlich, aber angesichts der großen Tocotronic und Madsen-Fußstapfen hat man sich die Latte selbst etwas hoch gelegt. Denn wer soll solche Fußstapfen wie ausfüllen? Eben. Dennoch: Love God Chaos machen eine gute Figur und wenn sie so lange durchhalten wie z.B. The Base, dann sprechen wir uns in 25 Jahren gerne wieder und schauen, was aus der Band geworden ist.
The Base spielen längst in ihrer eigenen Liga: „Disco Bazaar“ ist erneut Beleg für eine Band, die den Bogen einfach raus hat und im Falle des vorliegenden Album gekonnt Disco-Einflüsse und Balkan-Rhythmen miteinander zu einem schlüssigen Album verknüpft. Zur Präsentation in der Grazer Postgarage gab es einen Basar, auf dem die Band die Fans zum Live-Karaoke eingeladen hat und Krims-Krams aus mehr als 2 Jahrzehnten Bandgeschichte feilgeboten hat – coole Idee.
Etwas ganz Anderes: Das Projekt “Shakespeare For Dreamers“ hat für den Musiker Nicola Segatta mit dem Auftrag begonnen, zwei Shakespeare-Texte zu vertonen. Er nimmt sich weiterer Texte an und vermischt dabei alles, was ihm gefällt: traditionelle italienische Volksmusik, Nino Rota, Monty Pythons, Monteverdi u.a. zu einer ganz eigenen Mischung. “Shakespeare For Dreamers“ klingt manchmal nach Michael Nyman, manchmal nach Chopin, aber Segatta gelingt es eine eigene musikalische Sprache zu entwickeln – kein leicht zugängliches Werk aber interessant, weil ungewöhnlich und aufwändig verpackt, das Cover hat ein armenischer Maler gestaltet.
Kompositionen und Improvisationen finden sich auf dem Album „Beyond“ von Raoul Björkenheim Triad verlegt: der in Los Angeles geborene E-Gitarrist hat sich vor ziemlich genau einem Jahr, Anfang Oktober 2016, den Bassisten Ville Rauhala und den Schlagzeuger und Perkussionisten Ilmari Heikinheimo ins Studio geholt. An drei Tagen wurden in Helsinki 9 Stücke eingespielt. 5 Improvisationen stehen 4 Kompositionen Björkenheims zur Seite. Einen schwer zu verdauenden Brocken legen die drei den HörerInnen vor die Füsse, man kann sich gut vorstellen, dass diese Musik in Saalfelden oder bei einer Studio-Session dank dieser ungezügelten Live-Power zu begeistern vermag. Auf CD gepresst ist es freilich schwere Kost und wohl nur etwas für SpezialistInnen. (jpl)

Tori Amos: „Native Invaders“ (9/10)
Love God Chaos: „Die Unmöglichkeit des Nichtscheiterns“ (6/10)
Mames Babeganush: „With strings“ (7/10)
The Base: „Disco Bazaar“ (8/10)
The National: „Sleep well beast“ (9/10)
Raoul Björkenheim Triad: „Beyond“ (6/10)
Nicola Segatta: “Shakespeare For Dreamers“ (7/10)


Live-Tipps:
Mi 27.09.2017: Ramsch & Rosen, Theater am Spittelberg, 1070 Wien, 20h
Fr 29.09.2017: My Darling Clementine, Schwarzberg, Schwarzenbergplatz 10, 1040 WIen, 20h
Sa 30.09.2017: Harlequin's Glance, Reigen, Hadikgasse 62, 1140 Wien, 19:30
So 1.10.2017: Tori Amos, Wiener Konzerthaus, 20h
So 1.10.2017: Thomas Andreas Beck, Theaterclub Heppel + Ettlich, Feilitzschstr. 12, 80802 München, Deutschland
Mo 2.10.2017: Thomas Andreas Beck, Cafe Konnex, Am Marktplatz (ehemalige "Mohren-Apotheke") Memmingen, 87700 Deutschland

“es geht doch heute nicht mehr darum etwas zu tun, sondern etwas nicht zu tun, verstehst du? es wird zuviel getan. überall. daher kommen unsere probleme. nur begreift das keiner.” So 1.10. und Di 3.10.2017: "Freiheit", Theater, Blumenhof, Blumauergasse 6, 1020 Wien (U2 Taborstraße), karten@newspacecompany.at | T. 0699-10013120
http://53522551.swh.strato-hosting.eu/wp_newscompany/

Do 5.10.2017: 5K HD, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Fr 6.10.2017: Frauenmusik, Arenabar, Margaretenstr. 117, 1050 Wien, 19:30h
Di 17.10.2017: THEATER:GIG, Lukas Lauermann, Album-Release-Konzert, dasTAG, Gumpendorfer Str. 67, 20h
Fr 20.10.2017: Laura Rafetseder @ Zu Gast bei Eva D. / 7stern, 1070 Wien
Fr 3.11.2017: Katrin Navessi, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Sa 4.11.2017: Blinded By Stardust, EP releaseshow, Schwarzberg, Schwarzenbergplatz 10; 1040 Wien Support: Brendan Doran (IRL), Bärenheld (AUT), 20h

25 September, 2017

Tori Amos am 1.10. im Wiener Konzerthaus

Tori Amos am 1.10.2017 in Wien! Mit dem neuen Album "Native Invaders" im Gepäck, das mit viel Hall und sehr atmosphärisch beginnt. Von Anfang an ist klar, dass Amos weiterhin auf die große Geste setzt. Die Sogwirkung ihrer Musik funktioniert sogleich, neben dem obligaten Piano sind dieses Mal auch dezente Elektronik und Gitarren dabei. Amos-typische Moll-Wendungen im Songwriting beeindrucken aber in jedem Gewand und ihre Stimme ist genauso überzeugend wie zu „Little Earthquakes“-Zeiten. Mit Lieder wie „Breakaway“ und dem Eröffnungsstück „Reindeer King“ sind auch die zu erwartenden Balladen vertreten. Einfach schön. Nach dem programmatischen Meisterwerk „Night of Hunters“ aus dem Jahre 2011 gelingt Tori Amos ein beachtlicher Wurf. Live ist sie am 1. Oktober 2017 im Wiener Konzerthaus zu sehen. Hingehen. Pflichttermin. (jpl)

So 01.10.2017: Tori Amos, Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, 20h
>> www.konzerthaus.at

11 September, 2017

Das Donauweibchen von Bernd Watzka

Das legendäre Donauweibchen erwacht im gleichnamigen Stück von WIENDRAMA aus den Fluten der Wiener Sagenwelt. Unter den Menschen am Festland sucht die Nixe Asyl, Freundschaft und Liebe. Doch das Fantasiewesen wird angefeindet, und auch das Donauweibchen selbst sorgt für erheblichen Wirbel und (Liebes-)Wirren – bis sich ein Unwetter über dem Kopf der Nixe zusammenbraut.

15 Mal in Wien

Das Drei-Personen-Stück das donauweibchen wird von 14. September bis 12. Oktober in einer Stadt-Tournee fünfzehn Mal in Wien zu sehen sein.
Im Stück das donauweibchen werden historische Meerjungfrau-Geschichten von Andersen bis Bachmann zu einer halluzinatorisch-fantastischen Neudeutung verdichtet. Es geht um Fantasie und den Umgang der Gesellschaft mit dem Märchenhaften, Unvorstellbaren. Fantasie wird aber auch gesehen als das Andere, das ungefragt Eindringende. So wird die Donaunixe als Fremde Opfer von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Vor dem Hintergrund einer modernen Märchengeschichte trifft das Stück Aussagen zu den Themen Flucht, Vertreibung und Integration.

Realität und Fantasie

Die zeitlose Grundkonstellation der alten Fabeln bleibt erhalten: Ein Sinn suchender Künstler im zerstörerischen Liebeskonflikt zwischen zwei Frauen, eine davon seine Partnerin, die andere eine verführerische „Fremde“. Diese unheilvolle Dreiecksbeziehung ist Sinnbild und Parabel für die unvereinbaren Gegenpole Mann und Frau, Kunst und Natur, Realität und Fantasie.

Do 14.09.2017: Amtshaus Brigittenau, 20., Brigittaplatz 10, alle Termine: https://wiendrama.wordpress.com

Regie: Alexander Medem
Spiel: Selina Ströbele, Liliane Zillner, Boris Popovic
Reservierungen: wiendrama@chello.at
Weitere Infos: www.facebook.com/wiendrama

28 August, 2017

Paul Weller live in Österreich

The „Modfather“ is back! Paul Weller ist zweifellos einer der profiliertesten und pophistorisch bedeutendsten Figuren der britischen Musikszene. Der 1958 in Surrey als John William Weller geborene Sänger, Komponist und Gitarrist hat bereits mehrere in sich geschlossene Kreativ-Phasen durchlaufen. Vor kurzem hat er mit "A Kind Revolution" ein neues Album vorgelegt.

Von 1976 bis 1982 war er der Kopf von The Jam, der Band rund um die britische Mod-Kultur, die eine neue Eleganz in die Rockmusik brachte. Hier wurde die Attitüde des Punk vermählt mit der dunklen Schönheit des New Wave – The Jam gelten damit als Wegbereiter für Genres, die sich bis heute weiter ausformulieren. Anschließend gründete er mit dem Jazz-Pianisten Mick Talbot die Band The Style Council, die zwischen 1983 und 1989 die wohl edelste aller Pop-Darstellungen umsetzte und ihre extrem eleganten Songs stets mit einer Prise Jazz würzten. Ihr finales Album mit dem programmatischen Titel „Confessions of a Pop Group“ gilt zugleich als Höhepunkt und Fanal für die besondere Pop-Ästhetik der 80er-Jahre.

13 Soloalben seit 1992. Seit den beginnenden 90er-Jahren arbeitet Paul Weller solo – und hat sich auch in dieser Zeit immer wieder neu erfunden. Mal widmete er sich dem klassischen Folk, dann wieder nahm er eine raue Rockplatte auf oder widmete sich auf Albumlänge ausgefeilten Coverversionen seiner persönlichen Lieblingssongs. Mit jedem Album – exakt ein Dutzend Soloalben entstanden seit 1992 – fächerte sich sein Stil wie auch seine Fanbasis weiter auf. Unverkennbar blieb dabei jedoch jederzeit diese besondere Stimme, die selbst der Zufallshörer unmittelbar als ein selten markantes und eindringliches Organ identifizieren kann. Weltweit sind seine Konzerte stets ausverkauft, und ebenso konsequent überrascht Weller seine Hörer auf jeder Tour mit einer neuen Soundästhetik. Mit dem Thema 'Sound' hat sich Paul Weller nun jüngst auch noch einmal in ganz neuer Weise beschäftigt: Er schrieb den Filmscore zu dem Drama „Jawbone“ rund um einen alternden Boxer, der in diesem Sommer in die deutschen Kinos kommt.

A Kind Revolution

Doch dies ist beileibe nicht die einzige neue Musik des umtriebigen 58-Jährigen: Im Mai erschien mit „A Kind Revolution“ sein 13. Soloalbum, auf dem sich Weller ein weiteres Mal neu erfunden hat und nun mit traditionellen Genres wie Gospel, Funk und Blues jongliert. Damit dürfte man auch für die anstehenden Tourdaten wieder einmal einen völlig neuen Paul Weller erwarten, der sein Wirkungsfeld erneut um viele zusätzliche Facetten erweitert hat. Im Rahmen der kleinen Tour von München (4.9.) bis Linz (8.9.) gibt es 3 Gelegenheiten Paul Weller nicht zu verpassen!

Mo 4. September 2017, München, Technikum, Beginn: 20:30h
Do 7. September 2017, Wien, MQ/Halle E, Beginn 20.00 Uhr
Fr 8. September 2017, Linz, Posthof, Beginn 20.00 Uhr
Vorverkauf exklusiv über oeticket: http://www.oeticket.com und Tel. 01/96 0 96

23 August, 2017

Thomas Andreas Beck live im Herbst 2017

Der Auftrittsreigen beginnt am 26. August mit einem Konzerttalk: Glück und Liebe machen. Darum geht's im Konzerttalk mit Prof. Ernst Gehmacher, konkret ist die Seestadt als neu gebauter Lebensraum im Fokus des Konzerttalks. Wodurch ist ein glückliches Leben möglich, wieso ist die Krise ein grosser Helfer am Weg dorthin und warum ist es gar nicht so gut, zu viele gute Freunde zu haben!? Beck bringt sein neues Album mit, Ernst sein neues Buch. Kommt's näher.



Weinsommer Gumpoldskirchen: Nino aus Wien, Attwenger, Beck

Am 27. August geht es in Gumpoldskirchen im Rahmen des Weinsommers 2017 weiter: Der Weinsommer ist nicht nur ein Fest der gehobenen Küche und bester Weine - sondern auch ein Festival der gegenwärtigen Dialektmusik. Mit grossartigem, aufmerksam - kritischem Publikum. So wie schon vergangenes Jahr stammt das Musikprogramm auch 2017 wieder von Thomas Beck, es spielen: Attwenger, Der Nino aus Wien.

Von Niederösterreich zurück nach Wien heißt es ab Anfang September: Beck ganz und allein im 7Stern heißt es am 8. September 2017, Motto: unverstärkt ist stärker... und nach dem Gastspiel in München am 1. Oktober steigt am 13. Oktober das Konzert von Thomas Andreas Beck im Offtheater in Wien Neubau. Dazu verlosen wir 2 Karten, einfach diesen Link auf facebook oder twitter teilen und screenshot schicken: lindorecords ( at ) gmail ( dot ) com. (jpl)

Sa 26. August 2017: Seeseiten Aspern, Janis Joplin-Promenade 6/5/EG/Top 1, 1220 Wien
So 27. August 2017: Weinsommer, Schrannerplatz, 2532 Gumpoldskirchen, NÖ
Fr 8. September 2017: 19:30 - 22:00, Kulturzentrum 7*Stern, Siebensterngasse 31, 1070 Wien
So 1. Oktober 2017: Beck im Theater. Stille führt. Theaterclub Heppel + Ettlich, München (D), 19:30 - 22h Theaterclub Heppel + Ettlich, Feilitzschstr. 12, München, 80802 Deutschland
Fr 13. Oktober 2017: Beck im Theater. Stille führt. Das off Theater, Wien, Burggasse 28-32/2, 20h
TICKET HIER
Alle Termine: www.thomasandreasbeck.at

17 Juli, 2017

Satuo mit neuem Album!

Neues Album der österreichisch-finnisch-italienischen Band! Die Band SATUO, die sich mit ihrer Debüt-CD „s/t“ 2015 vorgestellt hat, legt nun ihr zweites Album nach: „Earned“ wird ab 10. August 2017 live präsentiert. „Das neue Album ist eingängiger, runder und rockiger“, sagt Gitarrist und Sänger Aron Saringer, der die meisten Lieder getextet und komponiert hat.




Die Arrangements wurden in Bandbesetzung gefunden, teilweise ist die Stammbesetzung um Trompete, Cello und Violine erweitert. „Uns ist wichtig, zu aktuellen Themen Stellung zu beziehen“, sagt Aron Saringer in Bezug auf das erste deutschsprachige Lied „Mein Land“.

Jazz, Folk, Pop und Rock

„Musikalisch ist Satuo offen für finnische wie für österreichische Traditionals und verknüpft diese mit Jazz, Folk, Pop und Rock zu einer ganz eigenen Mischung. „Uns geht es dabei nicht um Exotik, wir suchen das Verbindende“, ergänzt Banjo-Spieler Fabian Baumgartner. Inspirationen finden Satuo auf der ganzen Welt: so wird etwa ein Stück aus Kanada mit dem Waldviertel („Arbesbacher“) verbunden. Typisch Satuo. Mit dieser künstlerischen Eigenständigkeit hat es Satuo bereits zu Airplay auf Ö1 (Diagonals Feiner Musiksalon), FM4 und auf finnischen Sendern gebracht. In Fachzeitschriften (Concerto Magazin), Blogs oder auf Balcony TV ist man vertreten.

Polen, Estland, Schweden, Finnland

Im Jahr 2016 hat die Band auf einer umfassenden Europa-Tournee ihr Publikum begeistert; in Polen, Estland, Schweden und beim bekannten Folk-Festival in Kaustinen (Finnland). 19 Konzerte in 8 Ländern, 7030km on the road! Mit der CD „Earned“ geht diese wunderbare Reise weiter!

>> http://www.lindo.at

Live: Do 10.8.17: WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h, Fr 11.8.17: Black Horse Inn (Wels), Sa 23.9.17: Syrnau, Zwettl, alle Termine: www.satuo.at

31 Mai, 2017

Hot News 06/2017

Ein Best-Of-Album eines all-time-favourites: Nick Cave mit "Lovely Creatures". Anspruchsvoll verpackt kommen die beiden CDs im Digi-Sleeve daher und versammeln 21 Lieder aus verschiedenen Phasen: Von alten Stücken wie "Tupelo" und "The Mercy Seat" bis hin zu neueren Werken wie "Dig, Lazarus, Dig!" und dem Überraschungshit "Where The Wild Roses Grow". Die gute Kompilationsarbeit zeigt sich darin, dass die CDs wie aus einem Guss sind und skippen nicht erforderlich ist. Und selbst für Fans sollte die eine oder andere Überraschung dabei sein. Schön: im Artwork ist auch Platz für Fotos aller bisherigen Bandmitglieder, inklusive der Info, wie lange sie dabei waren. Von Anita Lane (1984) bis Blixa Bargeld (1984-2003) und Mick Harvey (1984-2008), Cave-Weggefährten der ersten Stunde. Klare Sache: CD des Monats!
Ein Sampler mit historischen Bezügen: "Khmer Rouge Survivors" bezieht sich auf eine von Europa aus selten beleuchtete Region der Welt - auf Kambodscha. Die CD beleuchtet die Zeit des Genozids durch die Schärgen der Roten Khmer, denen in den 1970er-Jahren Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Pol Pot, Bruder Nummer 1, wollte aus Kambodscha einen gleichgeschalteten Agrarstaat machen, in dem individuelle Kleidung verboten war und das Tragen von Brillen - weil ein vermeintlicher Hinweis auf Bildung und Intellektualität - verdächtig gemacht hat. Ian Brennan hat Musik in Kambodscha aufgenommen und kompiliert. Ein Artist ist der Sänger Thom Seyna, dessen Vater war ebenfalls ein Opfer der Roten Khmer. Eine CD als historisches Dokument - wichtig.
Noch ein Mal eine historische CD: The McIntosh County Shouters führen auf unnachgiebig-mitreissende Weise afro-amerikanische Musiktraditionen vor. "Spirituals & Shout Songs From The Georgia Coast" zeigt im Wechselgesang direkt den Bezug zur präkolonialen west-afrikanischen Musik. In Georgia hat in den 1950er-Jahren der legendäre Musikethnologe Alan Lomax bereits ähnliche Aufnahmen gemacht. Die hier vorliegende CD ist Teil der Serie "African American Legacy", das 40 Seiten starke Booklet erlärt alle Zusammenhänge. Musik, die live sicher zu begeisterten Tänzen führt.

"Unter den Wolken"

Auch die Toten Hosen haben ein neues Album am Start, hier ein Video dazu, zum Lied "Unter den Wolken":

Die Toten Hosen „Unter den Wolken” [Offizielles Musikvideo]

Die Original Stiefelbein Bluhs Bänd hat vor kurzem ihr Zwanzig-Jahresjubiläum gefeiert und die dazu passende CD präsentiert: "Z'wanzg" liefert eine gelungene Mischung aus Blues, Cajun und Folk mit Dialekttexten. Als geographische Referenzen werden Wien bzw. die Steiermark hergenommen. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte sich unbedingt ein Konzert der Original Stiefelbein Bluhs Bänd anschauen. Wir gratulieren zum Geburtstag!
Der Gitarrist Nikos Tsiachiris legt mit "Alcance" ein entspanntes Flamenco-Album vor. Gerne lauscht man den sanften Gitarreklängen, die Musik weht durchs Zimmer wie eine Frühlingsbrise, gleichsam als Begleiterin - ein Album, das sich nie aufdrängen möchte und gerade deswegen musikalische Dringlichkeit erzeugt - eindrucksvoll.

Konzert-Tipp: Am Mittwoch den 26.7.2017: The Mekons im Chelsea (Gürtelbogen 29-30, 1080 Wien) 21h
The Mekons besteiten ihr 40jähriges Bandjubiläum mit MEKONS EXISTENTIALISM, einem Album mit neuen Songs auf Bloodshot Records und einer Europa-Tour im Sommer. Das Lineup besteht aus Jon Langford und Tom Greenhalgh (beides Gründungsmitglieder), Sängerin Sally Timms, Rico Bell am Akkordeon, Multi-Instrumentalist Lu Edmonds (P.I.L., Billy Bragg and the Blokes, Shriekback, The Damned), Steve Goulding am Schlagzeug (Graham parker & The Rumour, Gang of Four), Violinistin Susie Honeyman und Baron Von Trumfio an der Bassgitarre.

(jpl)

Nick Cave: "Lovely Creatures" (10/10)
Original Stiefelbein Bluhs Bänd: "Z'wanzg" (7/10)
Nikos Tsiachiris: "Alcance" (7/10)
The McIntosh County Shouters: "Spirituals & Shout Songs From The Georgia Coast" (7/10)
VA: "Khmer Rouge Survivors - they will kill you, if you cry" (9/10)

Live:
Fr 02.6.: Frauen:Musik: Juju, Laut Fragen, Arenabar, Margaretenstr. 111, 1050 Wien, 19:30h
Do 08.6.: Christian Masser, Pierre´s Bar, Graz
Sa 10.6.: Kiefer Sutherland, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Di 13.6.: Thomas Andreas Beck, CD-Präsentation, 7stern, 9:30h-11h, Siebensterngasse, 1070 Wien
Fr 16.6.: Laura Rafetseder @ Froff, Wien
Fr 23.6.: Tribute to Georg Danzer, mit u.a.: Bernhard Eder, Margaretenstr. 111, 1050 Wien, 19:30h
Sa 30.6.: The Base, Postgarage, Graz
Do 13.7.: Anne Dromeda, WUK, 19h
Mo 24.7. - Fr 11.8.: WUK Platzkonzerte 2017 (u.a. Son Of The Velvet Rat, Bernhard Eder, Sibylle Kefer, Leo Taschner, Fräulein Hona u.a., Beginn: jeweils 19h), Währinger Str. 59, 1090 Wien
Do 10.8.: Satuo, CD-Präsentation, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h
Sa 12.8.: Lassos Mariachis, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 19h
Sa 12.8.: Billy Bragg, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h

13 Mai, 2017

Cinquecento bei wean hean 2017

Am 11. Mai ist es unter der Überschrift „Und wenn die Welt voll Teufel wär. Martin Luther und der Volksgesang“ zu einem besonderen Abend gekommen: In der Lutherkirche haben sich im Rahmen von wean hean 2017 Cinquecento, Matthias Loibner, David Bergmüller und Chris Pichler mit Martin Luther auseinandergesetzt.






Herausragend war an diesem Abend die imposante Vokalkunst des Ensemble Cinquecento: dessen Mitglieder stammen aus 5 verschiedenen Ländern, die aktuelle CD „Jean Guyot“ des 2004 gegründeten Männerquintetts ist in England erschienen. Namensgeber dafür ist der 1588 verstorbenen Priester, Autor, Lehrer und Komponist Jean Guyot, dessen Werke interpretiert werden. Die CD vermittelt eindrücklich die gesanglichen Qualitäten von Cinquecento, das zu Recht bei Auftritten in halb Europa und in Übersee – von Nordamerika bis Asien – bejubelt wird.

Weltpremiere x 2

Kongenial unterstützt von Matthias Loibner an der Drehleier und von David Bergmüller an diversen Saiteninstrumenten gab man am 11. Mai etwa das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Das Highlight das Abends war eine Weltpremiere: Helmut Jasbars Neuvertonung des Psalm 130. Für alle, die diesen Abend versäumt haben: Am 28. Mai 2017 wird in der Lutherkirche (Dorotheergasse 18, 1010 Wien, 19:30h) ein Oratorium Jasbars uraufgeführt: „Am Rande des Himmels.“ (jpl)

www.weanhean.at
www.hyperion-records.co.uk
www.musikam12ten.info

03 April, 2017

Hot & New 04/2017

Die deutsche Journalistin Andrea Diener begibt sich für ihre Reisereportagen insbesondere in die Provinz: Dort könnte man ein Land und seine Kultur wirklich kennen lernen. So begibt sie sich in die – offenbar wenig reizvolle – chinesische Provinz Henan, wo Diener und die anderen ReisejournalistInnen von Millionendorf zu Sehenswürdigkeit gekarrt werden; zwischendurch abgefüllt mit schwerem Essen und viel Alkohol. Auf amüsante Weise schildert Diener ihre Reiseziele mit zum Teil bissigem Humor, u.a. verschlägt es sie nach Japan, Sibirien und in den Thüringer Wald. Ein lesenswertes, unterhaltsames Reisebuch, das Lust aufs Unterwegssein macht. Veröffentlichung des Monats!

Musik zur Entspannung in hektischen Zeiten, das bietet der Sampler „Acoustic Yoga“, mehr als eine Stunde lang lauscht man etwa Tina Malia, Acoustic Mandala Project, Saggio und The Hanumen – ein relaxter Sampler, der auch Yoga-Stunden wunderbar begleiten kann.
Auf seiner neuen CD „Wach“ kann sich Der Nino aus Wien wieder auf seine kongeniale Band rund um Bassis pauT verlassen: Die neue CD klingt oft nach Austropop von vor 20 Jahren, einige gute Songs sind dabei und so reiht sich das neue Album gut in das nun schon zehn Alben umfassende Gesamtwerk von Nino ein, aus dem „Schwunder“ wie ein Stern heraus leuchtet.

Selten bekommt man in Österreich katalanische Musik zu hören: mit Els 3 Peus Del Gat hat sich am 23. März 2017 die Gelegenheit dazu im Rahmen des 18. Akkordeonfestivals ergeben. Das Trio um die Akkordeonistin Cati Plana, die vor vielen Jahren bereits beim Festival zu Gast gewesen ist, hat mit einer stillen Show beeindruckt, die ihre Sogwirkung langsam, aber vom ersten Stück an erzeugt hat. Am Schluss des Konzertes gab es Zugabenwünsche, aber keine Stücke mehr und so wurden 2 der bereits gespielten wiederholt. Auf CD kann man Versäumtes nachholen, die 3 spielen live ähnlich brilliant wie im Studio. Ihre Stücke haben sich Els 3 Peus Del Gat von zeitgenössischen Kollegen komponieren lassen. Die vorliegende CD ist ein schlichtes Meisterwerk, bei dem insbesondere das Instrument dolcinea herausragt, eine Mischung aus Fagott und Flöte, oder so.
Weil wir gerade bei Weltmusik sind, hier ein neues Video von Elida Almeida - Bersu d'Oru:


Ein spannendes Wirtschaftsbuch hat der Wirtschaftsjournalist Gerald Reischl im Linde-Verlag veröffentlicht: „Die AT&S Story“ erzählt die Geschichte und Entwicklung des steirischen Vorzeigeunternehmens AT&S. Einst aus einem Konglomerat von verstaatlichten Unternehmen wie Eumig entstanden, hat sich das Unternehmen längst zum Worldplayer im Bereich Leiterplatte aufgeschwungen. Reischl berichtet von wichtigen strategischen Entscheidungen wie zunächst die Expansion nach Indien und jüngst nach China. Probleme der verstaatlichten Vorgängerbetriebe wie mäßige Identifikation mit dem Arbeitgeber und mangelnde Qualität in der Produktion – es gab zum Teil Ausschuss zwischen 20 und 60 Prozent – wurden längst abgestellt und AT&S zeigt sich bereit für die Zukunft, die vom Internet der Dinge geprägt sein könnte. Ein kompetent recherchiertes, gut aufbereitetes Buch, das eindrucksvoll zeigt, wie wichtig – auch in einem international agierenden Unternehmen – der Mensch bei aller Technisierung bleibt. Sowohl in der Produktion als auch im Management. (jpl)

Der Nino aus Wien: „Wach“ (8/10)
Els 3 Peus Del Gat: „s/t“ (7/10)
Andrea Diener: „Ab vom Schuss. Reisen in die internationale Provinz“ (10/10)
Gerald Reischl: „Die AT&S Story“ (8/10)
VA: „Acoustic Yoga“ (8/10)


05.4.2017: Mühlbacher USW, „20 Jahre 5.4.“ - Porgy & Bess, Riemergasse, 1010 Wien, 20h
07.4.2017: Der Nino aus Wien, Arena, 1030 Wien, 20h, CD-Präsentation
07.4.2017: Soyka & Rittmannsberger, Arena Bar, Margareten Str. 111, 1050 Wien
08.4.2017: Christian Masser: Glanzgraben/Bruck Mur
08.4.2017: Claudia Heidegger, Video-Präsentation, GRIND (Nordbergstrasse 12, 1090), 20h  10.4.2017: Erstes Wiener Heimorgelorchester, rhiz, 1080 Wien
15.4.2017: Leo Taschner, Cafe Mocca, Wien
18.4.2017: Mariza, Konzerthaus, Großer Saal, Wien, 19:30h
22.4.2017: Jana & Die Piraten @ Mike´s Werkstatt (Wien)
04.5.2017: Satuo, Sargfabrik, Goldschlagstr. 149, 1140 Wien, 20h
05.5.2017: Anne Dromeda, Arena Bar, Margareten Str. 111, 1050 Wien, 19:30h
10.5.2017: Novi Sad, Sargfabrik, Goldschlagstr. 149, 1140 Wien, 20h
13.5.2017: Son Of The Velvet Rat, CD-Präsentation, support: Laura Rafetseder
29.5.2017: Soley, WUK, 20h
08.6.2017: Christian Masser, Pierre´s Bar, Graz
16.6.2017: Laura Rafetseder, Froff, Vienna
30.6.2017: The Base, Postgarage, Graz

02 April, 2017

Chris Thile in Wien

Der Amerikaner Chris Thile gilt als einer der besten Mandolinen-Spieler der Welt, am 27. März war er solo im Mozartsaal des Konzerthauses zu Gast.






Irgendwann kommt eine augenzwinkernde Entschuldigung. Klar, für Trump. Chris Thile hat sich seinen Frust über die Wahl des Reality-TV-Stars The Donald bereits im Jänner 2017 mit einem Lied von der Seele geschrieben. Außer diesem Song hat er den fast ausverkauften Saal mit virtuosem Spiel und sympathischem Humor zu unterhalten gewusst.

Bach mit Punch

Neben einigen Stücken seiner Band Punch Brothers hat er mit vollem Körper- und Mimik-Einsatz auch Bach unnachahmlich und virtuos interpretiert. Ein Lied von Radiohead, gleichsam als Fingerübung eingestreut, ergänzte das kurzweilige Programm. Ein toller Abend, der mit standing ovations, mehreren Zugaben – u.a. das Folk-Traditional „Bury me beneath the willow“) – und der Ansage bald wieder zu kommen endete. Danke Chris und: Entschuldigung angenommen. (jpl)

Tipp: Di 18.4.2017: Mariza, Konzerthaus, Großer Saal, 19:30h

21 März, 2017

Hot News 03/2017

Boxer John hat seinen ganz persönlichen Brexit bereits vollzogen: Der Brite lebt seit langerer Zeit in Wien und ist in den letzten zwei, drei Jahren immer umtriebiger geworden; allein im Jänner 2016 hat er gleichzeitig 4 (!) CDs released und betreibt - neben fleissigen Live-Aktivitäten - die Musiksendung The Vintage Underground auf Radio Orange. Diese Sendung ist auch der Namensgeber für die aktuelle CD, deren Vol. 1 deutet an, dass Boxer John schon mehr in Vorbereitung hat. Boxer John ist ein Traditionalist, er spielt hier mit Gästen wie Mickey Murphy, Critical Jim, Wanjo Banjo, Markus Brandstetter, Patrizia Sieweck und anderen alte Folksongs auf minimalistische Weise, somit auf das Nötigste reduziert. Eine Scheibe, die genau den Nerv dieser Retro-Zeiten treffen könnte. Oder anders gesagt: CD des Monats!
Live umgesetzte Tanzbarkeit haben Spitting Ibex bei der Präsentation ihrer Debüt-CD "Move Something" im Schwarzberg gezeigt. Im Club groovt die soulig-jazzig-poppige Musik ordentlich dahin, auf CD entsteht beim Zuhören vielleicht nur deshalb ein wenig Ratlosigkeit, weil das zuhause im Wohnzimmer nicht so recht zünden will. Schade, denn die Ambition ist vorhanden und gut, Tipp: auf ein Konzert gehen und einfach abtanzen!
Noch ein Release aus Österreich: Dog & Schwoaz präsentieren auf ihrer Debüt-CD einerseits Dialektlieder, die in Richtung Austro-Pop verweisen, andererseits sind auch ein paar englischsprachige Lieder darunter. Nobelpreisträger Dylan klingt dann als möglicher Referenzpunkt an und die Texte lassen sich auch von Franz Kafka inspirieren.

Am Puls der Zeit ist die ehemalige Kurier-Redakteurin Livia Klingl mit ihrem neuen Buch "Lauter Fremde! Wie der gesellschaftliche Zusammenhalt zerbricht", das bei Kremayer & Scheriau erschienen ist. Nach einem einleitenden Essay, der die Entsolidarisierung erklärt, porträtiert Klingl 21 Menschen, ihre grundsätzliche Frage dabei: Deren Zugang zu Fremdheit und Fremdsein. Neben Lojze Wieser und Silvana Meixner sind auch drei Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien unter den Portraitierten, Klingl zieht aus ihrer Arbeit am Buch das positive Resümee, dass Fremdheit - mit Ausnahme einer KZ-Insassin - von allen Portraitierten nicht als Bedrohung sondern als Bereicherung wahrgenommen wird. Ein wichtiges Buch, in Zeiten von fake news und alternativen Fakten.
Noch bis Ende März 2017 läuft das 18. Akkordeonfestival in Wien, am 20. März hat die portugiesische Akkordeonistin Celina de Piedade ihr Wien-Debüt gegeben und dabei charmant das Publikum in der Kirche am Gaussplatz auf ihre Seite gezogen. Während auch de Piedade beim Solo-Auftritt das Publikum mittels Klatschen mitzureißen wusste, gelingt dies auf ihrer aktuellen CD in Bandbesetzung mühelos. Inspirierend lassen sich de Piedade und ihre Mitmusiker bei ihren Liedern von musikalischen Traditionen, insbesondere aus der Region Alentejo. Schon bald ist Selina de Piedade, die übrigens schon den Eurovisions-Songcontest gewonnen hat (!), wieder in Wien zu Gast - Empfehlung. (jpl)

Boxer John: "Vintage Underground Sessions Vol. 1" (8/10)
Dog & Schwoaz: "s/t" (6/10)
Livia Klingl: "Lauter Fremde! Wie der gesellschaftliche Zusammenhalt zerbricht" (8/10)
Celina de Piedade: "Sol" (8/10)
Spitting Ibex: "Move Something" (5/10)

Live:
Fr 24.03.2017: Harlequin's Glance, Little Stage, 20h, 1050 Wien
Do 30.03.2017: Dog & Schwoaz, Dezentral, 20:30h, 1020 Wien
Fr 07.04.2017: Nino aus Wien, CD-Präsentation, Arena, 20h, Baumgasse, 1030 Wien
Fr 07.04.2017: Frauenmusik, Arena-Bar, Soyka/Rittmannsberger, 19:30h, Margaretenstraße 111, 1050 Wien
Sa 08.04.2017: Christian Masser: Glanzgraben/Bruck Mur
Sa 15.04.2017: Leo Taschner, Cafe Mocca, Gersthof, S-Bahnstation Gersthof, 20h

01 März, 2017

FrauenFilmTage 2017

Von 2. bis 9.März finden in Wien die FrauenFilmTage 2017 statt. Seit 2004 wird in Wien die erste Märzwoche rund um den internationalen Frauentag, den 8. März, alljährlich mit den FrauenFilmTagen bespielt.

Eröffnet werden die FrauenFilmTage mit der isländischen Liebeskomödie „L'effet aquatique“ von Solveig Anspach, in der sich Samir als Nichtschwimmer ausgibt, um seiner Angebeteten, einer Schwimmlehrerin, näher zu kommen. Dieser Film wird am 2. März im Filmcasino gezeigt – einer inzwischen traditionellen Spielstätte dieses Festivals. Weil das Filmhaus am Spittelberg, wo stets der Großteil des Festivals gezeigt wurde, inzwischen leider zugesperrt hat, übersiedeln die FrauenFilmTage ins barrierefreie, stimmungsvolle Metro-Kino.

Island - Nordamerika

Ein Schwerpunkt heuer liegt beim nordamerikanischen Kino, so ist etwa „The Edge Of Seventeen“ am 4. März zu sehen, der auch für den Golden Globe nominiert war. Die Personale der FrauenFilmTage 2017 ist der Kostümbildnerin Monika Büttner gewidmet, die u.a. bei Filmen wie „Was hat uns bloß so ruiniert“ (5.3.) oder „Der Vampir auf der Couch“ (7.3.) mitgearbeitet hat.

Die spanische Regisseurin Isabel Coixet wird in Wien zu Gast sein, weil im Rahmen des Festivals u.a. ihre Filme „Nobody wants the night“ (4.3.) und „Mein Leben ohne mich“ (7.3.) laufen: „Nobody wants the night“ beruht auf der wahren Geschichte der Ehefrau des Polarforschers Robert Peary, die ihrem Mann in Richtung Südpol Anfang des 20. Jahrhunderts nachgereist ist und als erste weiße Frau in der Arktis überwintert hat.

Tunesien - Nepal

Unbedingt zu empfehlen ist der nepalesisch-deutsche Dokumentarfilm „Urmila – für die Freiheit“ (8.3.) von Susanne Gluth, der den Kampf der Nepalesin Urmila Chaudhary gegen die Ausbeutung von Mädchen als Haushaltsskalvinnen zeigt. Am 9. März enden die Frauenfilmtage mit einer Dokumentation über das politische Engagement zweier Frauen für ein demokratisches Tunesien: „A Revolution in four seasons“. Ich bin im Kino. (jpl)

Programm: www.frauenfilmtage.at
Buchtipp: Urmila Chaudhary: „Sklavenkind“ (Knaur)

Fotos: Zik Zak Filmworks/polyfilm; MetroFilms

21 Februar, 2017

Akkordeonfestival 2017

Unglaublich: Heuer findet das Akkordeonfestival in Wien bereits zum 18. Mal statt – und wie jedes Jahr haben es Friedl Preisl und sein Team geschafft ein hochkarätiges Programm zusammenzustellen. „Schwerpunkte setzt das Festival 2017 im Spielerisch-Ironischen, im Märchenhaften und dem Grenzüberschreitenden, dem Ausloten und Imaginieren neuer musikalischer Räume wird breiter (Spiel-)Platz eingeräumt“, heißt es im Programmheft.










Der Träumereigen beginnt bei der Eröffnungsgala am 25. Februar im Stadtsaal mit Karat Apart, sowie Großmütterchen Hatz & Klok. Die zweite Eröffnungsgala am 26. Februar im Theater Akzent bestreitet – und das hat schon Tradition – local hero Otto Lechner; dieses Jahr als Otto Lechner & Die Zieharmoniker. An internationalen Acts fehlt es natürlich nicht, gleich in der ersten Festivalwoche geht es großartig weiter: Unter dem Motto ‚Musikalische Brücken’ treten am 27.2. Filippo Gambetta und Emilyn Stam im Porgy & Bess auf, unterstützt von Flamenco Experience 6, die sich mit dem Werk von Paco de Lucia auseinandersetzen.

Viva Espana & Vienna

Zu den lokalen Größen sind wiederum Walther Soyka und Karl Stirner (1.3. Vindobona) zu zählen, die einen Abend gemeinsam mit Natalie Ofenböck & Der Nino aus Wien bestreiten. Ein internationaler Schwerpunkt heißt Viva Espana und bringt etwa am 4.3. La Bandada Mancini aus Spanien nach Wien: Der Bandname ist Programm und so wird an diesem Abend insbesondere Filmmusik („The Pink Panther) von Henry Mancini serviert.

Polen & Schottland










Die stimmungsvolle Kirche am Gaußplatz gibt den Rahmen für ein weiteres Highlight am Rahmen des Akkordeonfestivals 2017: Celina de Piedade aus Portugal bringt ihre zeitgenössische Version portugiesischer Folklore auf die Bühne, gefolgt von Black Market Tune; das ist die Formation um den österreichischen Violinisten Paul Dangl, bei der Colin Nicholson am Akkordeon agiert: Hier wird Jazz mit Blues und Elektronik verknüpft.
Stummfilm-Matinees im Filmcasino, bei denen an den Sonntagen live zu Stummfilmen gespielt wird und die Festival Lounge im Café Mocca in Gersthof ergänzen das umfangreiche Programm bis zum 26. März 2017. Hingehen! (jpl)

Akkordeonfestival 2017 (25.2. – 26.3.2017), Programm: www.akkordeonfestival.at

(fotos: archiv akkordeonfestival)

12 Februar, 2017

Hot & New Music 02/2017

Mit rauchiger Stimme liefert der Sänger Bonga Worldmusic in bester Qualität. Musik, die historisch und kulturell bestehende Verbindung zwischen Afrika und Lateinamerika eindrucksvoll belegt. Andere mögliche Ergebnisse solcher Querverbindungen sind etwa Blues – oder moderner Rap. Meist klingt bei Bonga Brasilien am stärksten durch, etwa in Form eines Forro, manchmal blitzt kapverdische Musik – gleichsam als Brückenkopf zwischen Afrika und der neuen Welt auf. Immer sind die Stücke von wunderschönen Melodien getragen und dieser außergewöhnlichen Stimme, die einen von der ersten Sekunde an durch ihre Präsenz überzeugt. Bonga stammt aus Angola, „Recados De Fora“ ist seine neue CD, die dank dem französischen Label Lusafrica hoffentlich einem breiten Publikum bekannt werden wird. CD des Monats!

Ebenfalls mit Tradition beschäftigt sich das österreichische Duo Ramsch & Rosen: Auf der CD „Bergen“ stellen Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer insbesondere österreichische traditionelle Musik ins Zentrum. Da wird gejodelt, dass einem das Herz aufgeht, gleichzeitig zeigen die beiden keinerlei Berührungsängste mit anderen Musiktraditionen: Schon der Titel eröffnet bereits mehrere Assoziationen, verweist er doch einerseits auf das Aufspüren von Musikstücken und auf die gleichnamige norwegische Stadt: Andererseits ist für das Album immer wieder Skandinavien eine Inspirationsquelle, zudem komponieren die beiden eigene Stücke. Folgerichtig wird auch Bela Bartók interpretiert, der in seinem Schaffen immer wieder eine Brücke zwischen Volks- und E-Musik gebaut hat. Mit „Bergen“ legen Ramsch und Rosen ein rundum gelungenes, vielfältiges Werk vor. Juhui!

Traditionen der ganz anderen Art: Die Gruppe Tamikrest stammt aus Mali, die MusikerInnen sind alle aus der Ethnie der Tuareg. Tamikrest widmet sich auf der neuen CD „Kidal“ dem, was auch bei uns so beliebt ist: Dem so genannten afrikanischen Wüstenblues. Die Stücke mäandern um musikalische Motive und erzeugen so eine Sogwirkung. Monoton wird das trotzdem nie, ein kraftvolles Werk, dem man sich nicht entziehen kann und möchte. Die Kollegen von Tinariwen, die demnächst auch eine neue CD vorlegen, lassen grüßen.
Ebenfalls mit neuer CD ist ein Europa demnächst Oumou Sangaré unterwegs. Die Promo ist noch nicht bei uns eingetroffen, als Vorbote für die Rezension hier ein Video von Sangaré:
Ihr ganz eigenes Ding drehen die Mannen von DeSoto: Mit ihrer Auslegung von Americana trifft die Band voll ins Schwarze. Geht man es die längte Zeit trotz E-Gitarren eher ruhig an, so nimmt das Album gegen Ende doch Fahrt auf. Eine Scheibe voll mit tollen Songs, denen man sich von Anfang an nicht entziehen will, weil sie sich mit überzeugend in die Ohren zwängen. Der Soundtrack für die gemächliche Cabriofahrt aufs Land hinaus. Schwere Empfehlung!

Dasselbe gilt für diesen Mann: Chuck Prophet! Es gibt nahezu schon alljährlich BesucherInnen, die das Chelsea nach einem seiner Konzerte mit leuchtenden Augen verlassen und schon im ersten Quartal vom Konzert des Jahres sprechen. Am 26. Februar ist Prophet nun zum sechsten Mal im Chelsea und hat das neues Album „Bobby Fuller Died For Your Sins“ im Gepäck. Glitterhouse schreibt: „Gitarrenbetonter Rock im besten Sinne, ob mit 60s-Garage-Anklängen, einer kleinen Prise Psychedelia versetzt, voll 70s-retro/wunderbar old-fashioned im Stil der späten 60er/frühen 70er, in sattem feinem Rock-Groove, oder balladesk (ebenfalls 70s-like). Oder auch klassischer Guitar Pop bis Power Pop. Gar ein Stück, daß mich an ein wenig an frühen Alan Vega in rockig-treibend erinnert. Ansonsten dachte ich an die Kinks, Big Star, Tom Petty, daneben frühen Nick Lowe, T.Rex trifft die Stones, Link Wray, Replacements, mal ein Hauch Springsteen. Packende Musik, mehrfach toll abziehend und/oder catchy im alten Sinne, richtig mitreißende Sachen!“ Ein Pflichttermin. (jpl)

Bonga: „Recados De Fora“ (10/10)
DeSoto: "4" (9/10)
Ramsch & Rosen: "Bergen" (8/10)
Tamikrest: "Kidal" (8/10)

So 26.02.2017: Chuck Prophet, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 20h, 1080 Wien, support: Max Gomez, www.chelsea.co.at
Di 28.02.2017: Novi Sad: "Hegel, Sex and Rock'n'Roll": NOVI SAD und Christian Schwetz, Universitätsbibliothek der Akademie der Bildenden Künste,Schillerplatz 3, 1010 Wien, 19h
Tipp: Akkordeonfestival 2017 (25.2. – 26.3.2017), Programm: www.akkordeonfestival.at
Do 02.03.2017: Album Release Party: Leo Taschner WENIGER IS NIX @ Werk (Wien), support: Shipwrecked Marcie, anschl. DJ Rob71, DJ Kerido

(foto: archiv konzerthaus)
Mo 27.03.2017: Chris Thile, 19:30, Mozart-Saal, Konzerthaus: In schwindelerregendem Tempo fliegen Chris Thiles Finger über die Saiten seiner Mandoline. Mit seinem unverwechselbaren Charme sorgt der Singer-Songwriter für Begeisterungsstürme: Wo auch immer der 36-jährige Amerikaner die Bühne betritt, steckt er das Publikum mit seinem unglaublichen Drive an. Eigentlich entstammt er musikalisch dem Bluegrass und Folk, jedoch hat er sich über solche Genregrenzen längst leichtfüßig erhoben. Auf dem «Menüplan» des vierfachen Grammygewinners finden sich daher Bachs Partiten ebenso wie selbst komponierte Songs. Nun gibt er – nach einem Gastspiel mit Brad Mehldau 2014 – sein sehnsüchtig erwartetes Solodebüt im Wiener Konzerthaus. Nicht verpassen!

Sa 08.04.2017: Claudia Heidegger, Video-Präsentation, GRIND (Nordbergstrasse 12, 1090), 20h

13 Januar, 2017

Zu Unrecht liegen geblieben 01/2017

Endlich die ungeliebten Weihnachtsgeschenke umtauschen: Denn neben Gewand, das weder passt noch gefällt, ist ebensolche Musik und Literatur sicherlich das unpackbarste Weihnachtsgeschenk. Schon wieder den "Schatz am Silbersee" geschenkt bekommen?

Wie wäre dessen Umtausch in dieses Buch aus dem Finanzbuchverlag: André Kostolany mit "Mehr als Geld und Gier. Kostolany Notizbuch". Der gebürtige Ungar André Kostolany kam in jungen Jahren nach Paris und wurde dort vom Börsenfieber infiziert, das ihn Zeit seines Lebens nicht mehr losgelassen hat.
Im Jahr 2016 wäre Kosto, wie er auch genannt wurde, 110 Jahre alt geworden, außer der Börse hat ihn Journalismus fasziniert und so hat er über viele Jahre hindurch Kolumnen für Capital geschrieben. Überhaupt hat er alle verfügbaren Unterlagen für seine hier versammelten Notizen genützt: Fahrkarten, Servietten, Rechnungen. Über mehr als siebzig Jahre der konkreten Beschäftigung mit Wirtschaft und Börsen - in die auch beide Weltkriege und wirtschaftliche Krisen fielen -, hat Kosto einen reichen Erfahrungsschatz angesammelt, der mit diesem Buch wieder ein Stück mehr zugänglich gemacht wird. Zum Teil gibt es Überschneidungen mit anderen Büchern Kostolanys, das macht aber nichts, unterhaltsam und überraschend sind seine Erkenntnisse allemal. Somit ist dieses Buch nicht nur für Kostolany-Einsteiger geeignet.

Eine gute Wahl ist die CD "Walking On The Edge Of The World" von Doug Seegers. Ein Titel als Programm, denn Seegers war in seinem Leben fürwahr ein Grenzgänger. Einst obdachlos in Nashville, wurde er durch ein von ihm gespieltes eigenen Stück in einer Dokumentation über Menschen auf der Straße bekannt. Musikalisch zeigt Seegers eine gekonnte Mischung aus Country, Bluegrass und Country-Rock. Eingängige Songs sind auf "Walking On The Edge Of The World" versammelt, es ist gar ein Duett mit Emmylou Harris dabei. Mit etwas mehr Lebensglück würde dieser Mann nun sein Spätwerk angehen. Stattdessen startet er gerade erst so richtig durch. Weiter so, Ende Oktober 2016 war Seegers in Wien zu Gast und hat die Stücke der neuen CD mitreißend im B72 präsentiert. Tolles Album.


Oder: Andrea Pancur Alpen Klezmer mit ihrer CD "Zum Meer" - eine CD, so eigenwillig wie ihr Titel. Man muss sich auf diesen wilden Ritt schon einlassen, dann eröffnen sich ungewohnte Einblicke: Denn was man nicht für möglich gehalten hat, schafft Pancur tatsächlich - eine Symbiose aus alpenländischen und aus Klezmer-Klängen. Zum Teil im Dialekt und zum Teil in jiddischer Sprache vorgetragen, ein eigenständiger Hybrid, der sich etwa im Stück "Auf'm Markt in Obagiasing" verdichtet, bei dem Pancur zu einem jiddischen traditional einen 'bayrischen' Inhalt dazu setzt - interessant. (jpl)

Dancas Ocultas: "Amplitude" (9/10)
André Kostolany: "Mehr als Geld und Gier. Kostolany Notizbuch" (www.m-vg.de) (8/10)
Andrea Pancur Alpen Klezmer: "Zum Meer" (8/10)
Doug Seegers: "Walking On The Edge Of The World" (9/10)

Live:
Sa 14.01.2017: Townes van Zandt-Abend, Local, 1190 Wien, 20h
Mi 18.01.2017: Theater Akzent, Festival in between: Jelena Popržan & als Gäste Gansch/Lechner/Schuberth/Baheux

Festival in between: Jelena Popržan, Bratschistin, Sängerin & Performerin, bekannt durch ihre Ensembles Catch-Pop String-Strong, Sormeh und Madame Baheux, gestaltet einen Abend mit den „Alt-Melker“ Gästen Thomas Gansch, Otto Lechner und Paul & Richard Schuberth sowie ihren Kolleginnen von Madame Baheux – Ljubinka Jokić, Lina Neuner und Maria Petrova.
Wer hier welche angebliche Kultur repräsentiert, ist fraglich. „Crossover“ wird nur über die gängigen Klischees hinaus passieren, dafür aber elektrisieren. Von Bach bis Brecht, Šaban Bajramović bis Charles Aznavour, Milcho Leviev bis Richard Schuberth und vielen Originalkompositionen aller Beteiligten, die aus den Genres wie Jazz, Rock und verschiedenen volksmusikalischen Traditionen des Balkans geflochten sind. Nicht entgehen lassen!
Jelena Popržan – Viola, Gesang
Thomas Gansch – Trompete, Gesang
Otto Lechner – Akkordeon, Keys
Paul Schuberth – Akkordeon
Ljubinka Jokić – E-Gitarre, Gesang
Lina Neuner – Kontrabass, Gesang
Maria Petrova – Schlagzeug, Gesang
Special guest: Richard Schuberth (Gesang)

Do 26.01.2017: Ballsaal Palindrone, Sargfabrik. Gäste: Parasol (Frankreich)
Fr 27.01.2017: Ja Ja Ja-Festival, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, 20h
Sa 28.01.2017: Novi Sad, "himmel and hölle"-tour, DAKIG, Gänserndorf, 20h
Sa 28.01.2017: Anne Dromeda, Scrappy, Mariahilfer Gürtel 18, 1060, 20h
Mi 25.2.-26.3.2017: Akkordeonfestival 2017, siehe http://www.akkordeonfestival.at