Die Februar-Ausgabe dieser Rubrik liefert zum Teil Musik für Tage wie diese, an denen es draußen ganz kalt ist. Tatsächlich im Postfach liegen geblieben - und das zu Unrecht, weil zufällig - ist die CD von
Prenner: Der liefert mit Unterstützung von ein paar Kollegen zehn Versionen von Pop-Rockmusik - file under Ballade - ab; auch wenn es vor allem am Anfang mal rockig wird. Prenner gibt sich für seine Popvariante gerade mal 30 Minuten Zeit. Diese Veknappung ist sehr wohl tuend und unanstrengend, auch weil die Songs die Seele gekonnt zu streicheln vermögen und z.B. mit "Monica" einen veritablen Ohrwurm aufwarten.
Im August 2011 ist die CD von
Les Machines Molles erschienen: Der Bandname referenziert auf den Musiker Robert Wyatt, hinter dem Projekt Les Machines Molles steckt Wolfgang Pollanz, der Mastermind des steirischen Labels pumpkin. Die 10 Songs bewegen sich zwischen Elektropop und Rock und wurden mit 3 Ausnahmen alle von W.P. geschrieben, einmal vertonen Les Machines Molles William Blake. Für Gesang und andere Beiträge (etwa Mundharmonika) hat sich der Mastermind einige der Label-KünstlerInnen ins Studio geholt, u.a.: Son Of The Velvet Rat, Forenbacher oder die Sängerin Rebecca Hofer. Ja, elektronisch. Ja, Tanz ist auch möglich.
Ähnlich ist
Annakin aus der Schweiz unterwegs: Auch hier wird elektronische Popmusik aufbereitet, die Bässe wummern auch mal ordentlich dahin, in der Großraumdisco um zwei Uhr früh ist fröhliches Abtanzen angesagt. Die Melodien sind durchaus zwingend, alles sauber produziert. So richtig wird man mit dieser Pop-Synthie-Version aber einfach nicht warm. Liegt's an der Kälte draußen? Vielleicht weil man unweigerlich an Meisterwerke wie Human Leagues "Dare" denkt, das auch dreissig Jahre nach Erscheinen noch immer Gültigkeit hat. Annakin auf Tour in Österreich: 22.02. Graz, Scherbe, 23.02. Wien, Fluc, 24.02. Villach, kulturhofkeller, 25.02. Salzburg, Corner, 27.02. Innsbruck, Weekender.
Mit fünf Monaten Verzögerung landen
A Winged Victory For The Sullen im CD-Player - und das macht nichts, denn das Album "ist von zeitloser Schönheit. Adam Wiltzie und Dustin O'Hallaran legen ganz ruhig los, mit einigen wenigen Klavierakkordeon, mit Streichern und viel Hall unterlegt gleitet das Eröffnungsstück "We played some open chords and recoiced for the earth had circled the sun yet another year" ausufernd dahin. Damit ist die Richtung vorgegeben, mit derselben Ruhe geht es weiter, die CD ist gleichsam ein symphonisches Werk, dem man Momente, ja Stunden der Kontemplation abgewinnen kann. Aufgenommen wurde unter anderem in ehemaligen DDR-Radiostudios in Ostberlin oder in der Grunewald Kirche in der deutschen Hauptstadt. Gut, dass die komplett analog produzierte CD liegen geblieben ist, sie scheint just für Tage geschaffen, in denen Hochdruckgebiet Dieter für eisige Temperaturen in Mitteleuropa sorgt. Also: Warm anziehen und die Seele mittels dieser Musik erwärmen; es ist scheißkalt da draußen.
Das absolute Gegenprogramm:
Kung Fu Kitty geben uns Dodeln vom ersten Takt an Gas. Die E-Gitarren rocken dahin, die Songs dröhnen, live fährt einem diese Sause sicherlich ein. Wer trotzdem nicht aufgewärmt wird, der kann ja zu einer der anderen vorgestellten Scheiben greifen. In jedem Fall gilt dank Dieter: Ab unter die dicke Tuchent oder wenn man doch ins Freie muss: Warm anziehen, Zwiebelsystem, you know, schließlich ist es scheißkalt. (jpl)
A Winged Victory For The Sullen: "s/t" (7/10, Erased Tapes/Indigo)
Annakin: "Icarus Heart" (5/10)
Kung Fu Kitty: "Unleashed" (The Arcadia Agency/Hoanzl, 5/10)
Les Machines Molles: "Before Memory's Gone" (6/10, pumpkin/Trost)
Prenner: "s/t" (8/10, Marlene Music/Hoanzl)