Unglaublich: Heuer findet das Akkordeonfestival in Wien bereits zum 18. Mal statt – und wie jedes Jahr haben es Friedl Preisl und sein Team geschafft ein hochkarätiges Programm zusammenzustellen. „Schwerpunkte setzt das Festival 2017 im Spielerisch-Ironischen, im Märchenhaften und dem Grenzüberschreitenden, dem Ausloten und Imaginieren neuer musikalischer Räume wird breiter (Spiel-)Platz eingeräumt“, heißt es im Programmheft.
Der Träumereigen beginnt bei der Eröffnungsgala am 25. Februar im Stadtsaal mit Karat Apart, sowie Großmütterchen Hatz & Klok. Die zweite Eröffnungsgala am 26. Februar im Theater Akzent bestreitet – und das hat schon Tradition – local hero Otto Lechner; dieses Jahr als Otto Lechner & Die Zieharmoniker. An internationalen Acts fehlt es natürlich nicht, gleich in der ersten Festivalwoche geht es großartig weiter: Unter dem Motto ‚Musikalische Brücken’ treten am 27.2. Filippo Gambetta und Emilyn Stam im Porgy & Bess auf, unterstützt von Flamenco Experience 6, die sich mit dem Werk von Paco de Lucia auseinandersetzen.
Viva Espana & Vienna
Zu den lokalen Größen sind wiederum Walther Soyka und Karl Stirner (1.3. Vindobona) zu zählen, die einen Abend gemeinsam mit Natalie Ofenböck & Der Nino aus Wien bestreiten.
Ein internationaler Schwerpunkt heißt Viva Espana und bringt etwa am 4.3. La Bandada Mancini aus Spanien nach Wien: Der Bandname ist Programm und so wird an diesem Abend insbesondere Filmmusik („The Pink Panther) von Henry Mancini serviert.
Polen & Schottland
Die stimmungsvolle Kirche am Gaußplatz gibt den Rahmen für ein weiteres Highlight am Rahmen des Akkordeonfestivals 2017: Celina de Piedade aus Portugal bringt ihre zeitgenössische Version portugiesischer Folklore auf die Bühne, gefolgt von Black Market Tune; das ist die Formation um den österreichischen Violinisten Paul Dangl, bei der Colin Nicholson am Akkordeon agiert: Hier wird Jazz mit Blues und Elektronik verknüpft.
Stummfilm-Matinees im Filmcasino, bei denen an den Sonntagen live zu Stummfilmen gespielt wird und die Festival Lounge im Café Mocca in Gersthof ergänzen das umfangreiche Programm bis zum 26. März 2017. Hingehen! (jpl)
Mit rauchiger Stimme liefert der Sänger Bonga Worldmusic in bester Qualität. Musik, die historisch und kulturell bestehende Verbindung zwischen Afrika und Lateinamerika eindrucksvoll belegt. Andere mögliche Ergebnisse solcher Querverbindungen sind etwa Blues – oder moderner Rap. Meist klingt bei Bonga Brasilien am stärksten durch, etwa in Form eines Forro, manchmal blitzt kapverdische Musik – gleichsam als Brückenkopf zwischen Afrika und der neuen Welt auf. Immer sind die Stücke von wunderschönen Melodien getragen und dieser außergewöhnlichen Stimme, die einen von der ersten Sekunde an durch ihre Präsenz überzeugt. Bonga stammt aus Angola, „Recados De Fora“ ist seine neue CD, die dank dem französischen Label Lusafrica hoffentlich einem breiten Publikum bekannt werden wird. CD des Monats!
Ebenfalls mit Tradition beschäftigt sich das österreichische Duo Ramsch & Rosen: Auf der CD „Bergen“ stellen Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer insbesondere österreichische traditionelle Musik ins Zentrum. Da wird gejodelt, dass einem das Herz aufgeht, gleichzeitig zeigen die beiden keinerlei Berührungsängste mit anderen Musiktraditionen: Schon der Titel eröffnet bereits mehrere Assoziationen, verweist er doch einerseits auf das Aufspüren von Musikstücken und auf die gleichnamige norwegische Stadt: Andererseits ist für das Album immer wieder Skandinavien eine Inspirationsquelle, zudem komponieren die beiden eigene Stücke. Folgerichtig wird auch Bela Bartók interpretiert, der in seinem Schaffen immer wieder eine Brücke zwischen Volks- und E-Musik gebaut hat. Mit „Bergen“ legen Ramsch und Rosen ein rundum gelungenes, vielfältiges Werk vor. Juhui!
Traditionen der ganz anderen Art: Die Gruppe Tamikrest stammt aus Mali, die MusikerInnen sind alle aus der Ethnie der Tuareg. Tamikrest widmet sich auf der neuen CD „Kidal“ dem, was auch bei uns so beliebt ist: Dem so genannten afrikanischen Wüstenblues. Die Stücke mäandern um musikalische Motive und erzeugen so eine Sogwirkung. Monoton wird das trotzdem nie, ein kraftvolles Werk, dem man sich nicht entziehen kann und möchte. Die Kollegen von Tinariwen, die demnächst auch eine neue CD vorlegen, lassen grüßen.
Ebenfalls mit neuer CD ist ein Europa demnächst
Oumou Sangaré unterwegs. Die Promo ist noch nicht bei uns eingetroffen, als Vorbote für die Rezension hier ein Video von Sangaré:
Ihr ganz eigenes Ding drehen die Mannen von DeSoto: Mit ihrer Auslegung von Americana trifft die Band voll ins Schwarze. Geht man es die längte Zeit trotz E-Gitarren eher ruhig an, so nimmt das Album gegen Ende doch Fahrt auf. Eine Scheibe voll mit tollen Songs, denen man sich von Anfang an nicht entziehen will, weil sie sich mit überzeugend in die Ohren zwängen. Der Soundtrack für die gemächliche Cabriofahrt aufs Land hinaus. Schwere Empfehlung!
Dasselbe gilt für diesen Mann: Chuck Prophet! Es gibt nahezu schon alljährlich BesucherInnen, die das Chelsea nach einem seiner Konzerte mit leuchtenden Augen verlassen und schon im ersten Quartal vom Konzert des Jahres sprechen. Am 26. Februar ist Prophet nun zum sechsten Mal im Chelsea und hat das neues Album „Bobby Fuller Died For Your Sins“ im Gepäck. Glitterhouse schreibt: „Gitarrenbetonter Rock im besten Sinne, ob mit 60s-Garage-Anklängen, einer kleinen Prise Psychedelia versetzt, voll 70s-retro/wunderbar old-fashioned im Stil der späten 60er/frühen 70er, in sattem feinem Rock-Groove, oder balladesk (ebenfalls 70s-like). Oder auch klassischer Guitar Pop bis Power Pop. Gar ein Stück, daß mich an ein wenig an frühen Alan Vega in rockig-treibend erinnert. Ansonsten dachte ich an die Kinks, Big Star, Tom Petty, daneben frühen Nick Lowe, T.Rex trifft die Stones, Link Wray, Replacements, mal ein Hauch Springsteen. Packende Musik, mehrfach toll abziehend und/oder catchy im alten Sinne, richtig mitreißende Sachen!“ Ein Pflichttermin. (jpl)
So 26.02.2017: Chuck Prophet, Chelsea, Gürtelbogen 29-30, 20h, 1080 Wien, support: Max Gomez, www.chelsea.co.at
Di 28.02.2017: Novi Sad: "Hegel, Sex and Rock'n'Roll": NOVI SAD und Christian Schwetz, Universitätsbibliothek der Akademie der Bildenden Künste,Schillerplatz 3, 1010 Wien, 19h
Tipp: Akkordeonfestival 2017 (25.2. – 26.3.2017), Programm: www.akkordeonfestival.at
Do 02.03.2017: Album Release Party: Leo Taschner WENIGER IS NIX @ Werk (Wien), support: Shipwrecked Marcie, anschl. DJ Rob71, DJ Kerido
(foto: archiv konzerthaus) Mo 27.03.2017: Chris Thile, 19:30, Mozart-Saal, Konzerthaus: In schwindelerregendem Tempo fliegen Chris Thiles Finger über die Saiten seiner Mandoline. Mit seinem unverwechselbaren Charme sorgt der Singer-Songwriter für Begeisterungsstürme: Wo auch immer der 36-jährige Amerikaner die Bühne betritt, steckt er das Publikum mit seinem unglaublichen Drive an. Eigentlich entstammt er musikalisch dem Bluegrass und Folk, jedoch hat er sich über solche Genregrenzen längst leichtfüßig erhoben. Auf dem «Menüplan» des vierfachen Grammygewinners finden sich daher Bachs Partiten ebenso wie selbst komponierte Songs. Nun gibt er – nach einem Gastspiel mit Brad Mehldau 2014 – sein sehnsüchtig erwartetes Solodebüt im Wiener Konzerthaus. Nicht verpassen!
Sa 08.04.2017: Claudia Heidegger, Video-Präsentation, GRIND (Nordbergstrasse 12, 1090), 20h