Manche Veröffentlichungen sind nicht liegen Geblieben, sondern einfach mit Verzögerung im Abspielungsdevice gelandet:
Der Blonde Engel ist so ein Fall, seine CD mit dem tollen Titel "Sympathy For The Angel" ist schon 2012 erschienen, darauf liefert Der Blonde Engel augenzwinkernde und oft treffende Kommentare zu alltäglichen Beobachtungen: Zu Brillen tragenden Bobos, über Kaffeeverkauf, über das Leben als Musiker und die üblichen Fragen, die einem als Musiker gestellt werden. Ein akustisches Album, das ganz auf die Texte setzt - und das völlig zu Recht, weil die Texte immer wieder ein Lächeln in Gesicht zaubern. Anspieltipp: "What else?", mit dem der Engel auch beim Protestsongcontest 2012 teilgenommen hat. Das Lied ist übrigens auch auf dem vor kurzem erschienenen Sampler "Protestsongcontest 2008 - 2012" enthalten.
Einen Trip auf die dunkle Seite des Herzens bescheren dem Hörer
Wovenhand mit der Live-CD "Live at Roepaen" wird Schonkost in Sachen gute Laune geboten, das verlangt mitunter Geduld und gute Nerven. Wenn der Zugang zu dieser Gefühlslage gefunden wird, ergeben sich mit Sicherheit neue Einsichten, vielleicht Bescheidenheit und Demut.
Parallel zum Festival
Wean Hean erscheint regelmäßig ein Sampler, der das Festival dokumentarisch abbildet: Vol. 12, die Kompilation zum Jahr 2012 enthält u.a. Beiträge von Trio Lepschi, den Strottern, Ernst Stankovski, Kollegium Kalksburg, Aliosha Biz und - überraschend - von Maria Kalaniemi (SF). Wean Hean 2014 startet am 18. April und dauert bis 16. Mai 2013.
Es gibt viele Bands, bei denen man sich als Rezensent fragt, warum der weltumspannende Erfolg eigentlich ausgeblieben sind:
Mount Washington sind so eine Band. Die klingen wunderbar retro, 80ies-style, der Sänger ist im Falsett unterwegs, manchmal krachen die Gitarren so herrlich, dass sich jedes Stadion von Happel bis Maracana über diese Band freuen würde. Ein bisschen Elektronik ist auch dabei, als Vorgruppe von U2 könnte man sich Mount Washington gut vorstellen - aber eben nur als Vorgruppe. Liegt alles wie immer am Songwriting? Vermutlich. Dennoch: Eine gute Scheibe, die zu entdecken sich allemal lohnt.
Auf seinem gefühlten vierten Album in drei Jahren lässt
Ernesty International die kleine Katze aus dem Sack: Er mag The Beatles. Dennoch: Seit Jahren arbeitet Ernesty International als Non-Profit-Organization im Musikbereich daran, gegen globale und individuelle Indifferenz zu kämpfen. Eine ehrenwerte Aufgabe, die dank der sorgsamen Produktion - an den Reglern saß bei den Aufnahmen wieder Bruder Martin Tiefenthaler - und der guten Songs sehr gut erfüllt wird. Und wie bisher auch, bastelt E.I. auch mit "Ernesty IV" an seiner eigenen Indie-Pop-Welt.
Durchaus ähnliche Ansätze verfolgt
Tombeck, wenngleich mit gänzlich anderen Mitteln: Statt Indie-Pop bewegt sich Tombeck im Umfeld des Austropop, Vorgängerbands des Wieners waren als Nachfolge von Ambros & Co. angelegt. Die Lieder auf "Freude" haben inhaltlich sozial-politische Ansätze - wenn Ernesty eine internationale NPO ist, dann ist Tombeck eine lokale NPO, die man demnächst (3. Mai 2013, Schutzhaus Zukunft) mit Kollegen wie Günther Mokesch und Andy Baum live sehen kann. (jpl)
Der Blonde Engel: "Sympathy For The Angel" (8/10)
Ernesty International: "Ernesty IV" (8/10)
Mount Washington: "Mount Washington" (7/10)
Tombeck: "Freude" (8/10)
VA: "Protestsongcontest 2008 - 2012" (8/10)
VA: "Wean Hean Vol. 12" (8/10)
Wovenhand: "Live at Roepaen" (7/10)