28 Januar, 2013

Fr 1.2.13.: NILS (Singer/Songwriter)

Keine Macht für Niemand“ sangen Ton Steine Scherben. „Keine Nacht für Niemand“ prangt auf der gelben Badeente am Cover des gleichnamigen neuen Albums des Wiener Singer/Songwriters Nils.

Natürlich einerseits eine Verneigung vor den großen Scherben – verwies Nils erster Albumtitel „viel zu früh und immer wieder“ doch auf Blumfeld – andererseits die verbildlichte Anlehnung an eine Textstelle aus Funny van Dannens Song „Dias von Tibet“.

„Ich weiß noch, Mutter weinte, als er nach Berlin verschwand und das auf seiner Ente »Keine Macht für Niemand« stand“, sang der Deutsche und beschrieb damit die Aufbruchsstimmung einer Generation. Solche verspielten Querverweise auf die Pop-, Trash- und Hochkultur der letzten 200 Jahre ziehen sich durch alle 16 Songs des neuen Tonträgers „Keine Nacht für Niemand“ und verknüpfen sich mit poppig-eingängigen Melodien zu Geschichten über erhoffte, unerwiderte und verlorene Liebe.

Freihaus, Schleifmühlgasse 7, 1040 Wien
Beginn: 20:30h

21 Januar, 2013

Moskau - Petuški (23.1. - 25.1.2013)

Eine hochprozentige Irrfahrt in den Wahnsinn, in der es weder an politischen Intellekt, noch an ethisch-moralischem Kontext mangelt. Die Sauftour eines klugen Narrens, voll von Gedanken über die Sinnlosigkeit des Lebens, über die Grausamkeit der Welt - und den Schluckauf.

Ein Denker, der das Denken verneint. Eine Revolution, die keine ist.

"Ich brauche nur ein gutes Buch zu lesen und ich werde nicht daraus schlau, wer weshalb trinkt. Die Unteren, weil sie nach oben blicken und die Oberen, weil sie nach unten blicken."

Im Spannungsfeld aus Schauspiel und Musik inszeniert Hannan Ishay die Fahrt eines Säufers von Moskau in den zum Paradies verklärten Vorort Petuški. Dabei bedient er sich an Religion, Philosophen, Dichtern und Denkern, stellt sie auf Augenhöhe mit alltäglichen Lappalien und spannt den Bogen bis hin zur russischen Revolution, Shakespeare und Caesar.

Regie: Hannan Ishay, Darsteller: Nenad Smigoc, Mit: Maja Osojnik, Felix Dietinger, Laura Tille

Mi, 23. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio
Fr, 25. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio
Sa, 26. Januar - 20:00 Uhr: "Moskau - Petuški", Studio

Palais Kabelwerk, Kulturzentrum Kabelwerk GmbH, Oswaldgasse 35A, 1120 Wien
Karten: Tel: 01/8020650, e-Mail: tickets@palaiskabelwerk.at

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09 Januar, 2013

Harlequin’s Glance (18.01.2013, brut)

Harlequin’s Glance sind nach Ansicht vieler Kritiker und Fans eine der bemerkenswertesten und wichtigsten Alt.-Country-Bands Österreichs. Mit schwerelosen Balladen und schrägen Uptempo-Songs, Einflüssen aus Folk, Cajun, Balkan, Bluegrass, Klezmer und Americana, sowie dem virtuosen Einsatz teils außergewöhnlicher Instrumente wie der schwedischen Nyckelharpa, der lap steel guitar und des Waschbretts, finden sie mittlerweile ein großes und enthusiastisches Festival- und Clubpublikum in ganz Mitteleuropa.
"„Marlise“ ist nicht nur ein toller Opener, sondern versprüht sofort diesen Touch von verschlafenen Saloons im Sonnenlicht. Sänger Gernot Feldner lässt seine Stimme knattern wie Tom Waits, und schnurren wie ein Kätzchen. Das Lied nimmt sanft Fahrt auf, und wankt zwischen Country-Ballade und Irish-Folk. Weiter geht es mit „Them Nights“, was sich wie „Banjo Ballad“ durch eine starke Geige auszeichnet, und mit den Stempel „tanzbar“ verdient. Hier trifft auch moderner Country Swing mit der melodischen Gitarre und dem Klavier auf geigenlastigen Gipsy-Rock." (mica)

Harlequin’s Glance
Freitag 18.01.2013: brut, Schottenfeldgasse 95, 1070 Wien, 20h
http://www.harlequinsglance.com

07 Januar, 2013

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (01/2013)

Am Beginn des Jahres passiert endlich wieder die Aufarbeitung der Vergangenheit, denn einige Bands sind einer Rezension bisher entgangen - zu Unrecht. Southerly aus Portland, Oregon etwa. Obwohl der Name rurales Liedgut vermuten lässt, gibt das Ein-Mann-Unternehmen Krist Krueger mit dem dritten Album entspannte Indie-Popmusik auf gutem Niveau. Dank der markanten Stimme Kruegers und der durchweg guten Songs, ergibt sich sofort ein wohlwollender Eindruck, Lieder irgendwo angesiedelt zwischen Lagerfeuerromantik und Stadiontauglichkeit. Anspieltipps: "Sacrifice", "Lust" bzw. "The End Of Adolescence", das sind immerhin drei von zwölf Liedern, die im Gedächtnis bleiben sollten und übrigens auch als Vinyl gekauft werden können.
Ebenfalls aus Portland, Oregon stammt Shelley Short, sie war in den vergangenen Jahren fleissig auf Tour in der ganzen Welt unterwegs. Short schreibt ihre Songs über eigenen Erfahrungen des Aufwachsens in einem kreativen Umfeld, umgeben von Büchern und Musik. Reduzierter Singer-Songwriter-Pop ist die auf CD gepresste Essenz, Shorts Stimme erinnert an Iris Dement. Als MitmusikerInnen hat sich Short u.a. Nate Query und Rachel Blumberg von The Decemberists ausgeborgt, herausgekommen ist ein schönes auf der ruhigen Seite des Lebens stehendes Album.
Ähnliches wie Southerly, wenn auch weniger spannend, bieten Joshua: Auf "Choices" rumpelt es ordentlich dahin, aber irgendwie fehlt die zwingende Melodie, die sich sofort in den Ohren oder im Herzen festsetzen könnte. Da nützt es auch nicht viel, die Stimmen durch ein Megaphon zu jagen - das ergibt unter dem Strich nur durchschnittliche Qualität, Jungs.
Viel interessanter: Buddy & The Huddle, die 2004 ihr letztes Album veröffentlicht haben. Das seit April 2011 liegen gebliebene Werk "Farrago" ist ein bescheidenes Teil, das auf Gesangsstimmen meist verzichtet und mit einer der Titelnummer loslegt, die als Filmmusik geeignet wäre: Autoverfolgungsjagd in Zeitlupe oder Rinder auf die Weide treiben in Cinemascope. Track 2 "The Girls At Jo's" verweist mit den Bläsern schon in Richtung Süden, und womöglich bis auf einen der traurigen Grenzorte, El Paso, Texas oder auf der anderen Seite Ciudad Juárez, México. Die Bläser weinen dahin und immer mehr schwingt sich die E-Gitarre ein, großartig. Als Inspiration für dieses Konzeptalbum - das beinahe zur Gänze instrumental bleibt - diente Buddy & The Huddle übrigens Yann Apperys Buch "Das zufällige Leben des Homer Idlewild" (2005, Berlin, Aufbau Verlag), das einen Anti-Helden abbildet. Einerseits ist es in diesem Fall Schade, dass das Album so lange liegen geblieben ist, andererseits macht das Entdecken umso mehr Freude! Ein Album, das mit ähnlicher Sturheit daherkommt wie man sie von The Handsome Family oder The Feelies kennt und das im CD-Regal bescheiden einen Platz zwischen den Calexico, Giant Sand und CDs der genannten einfordert.
So richtig die Sau lassen Feet Fall Heavy heraus: Hier wird alles verbraten, was Spaß macht. Geräusche werden in die Stücke eingebaut, es kracht und scheppert, die üblichen Popmusik-Hörgewohnheiten werden auf die Probe gestellt und zum Teil aufgelöst - das ist gut so. Insgesamt wirkt das Teil aber doch etwas zu zerfleddert, das ergibt in Summe nur eine Durchschnittswertung.


Buddy & The Huddle: "Farrago" (8/10)
Feet Fall Heavy: "Kill it Kid" (4/10)
Joshua: "Choices" (5/10)
Shelley Short: "Then Came The After" (7/10)
Southerly: "Youth" (8/10)