Jetzt aber doch lieber weiter nach Amerika: Theatermusik für das Stadttheater Klagenfurt haben Naked Lunch zur Bühneneinrichtung von Kafkas "Amerika"-Roman geschrieben, die ist nun auf CD erschienen - 9 glasklare Songs, die durchaus düstere Momente aufweisen und sich in das Naked Lunch-Universum allemal einfügen lassen. Am Ende der Höhepunkt, das langsam dahin wandernde "Your Last Waltz". Klar: Bei großartigen Alben wie "Songs For The Exhausted" ist "Amerika" ein gutes Nebenwerk einer sehr guten Band.
Wenn wir schon in Amerika sind, dann bleibt es gleich international: CC*OO aus Karlsruhe haben Ende Juli 2011 zwei Mal live in Wien aufgespielt - im WUK und im Heureka - und für die neu gewonnenen Wiener Fans eine 3-Song-EP mit selbstgebasteltem Cover hier gelassen. Das Artwork besticht, die Aufnahme hat Lo-Fi-Charme - so haben CC*OO in Wien durch die charmante Live-Performance überzeugt und werden hoffentlich bald wieder einen Abstecher nach Österreich machen.
Ebenfalls aus dem Nachbarland stammt Andreas Dorau, der mit "Todesmelodien" endlich wieder ein neues, sein achtes Album vorlegt: Die Platte ist vom ersten bis zum letzten Ton pure Popmusik, Dorau hat den Bogen einfach raus und trägt auch musikalisch gerne mal dick auf: Die Chöre und schwülstigen Arrangements beim Eröffnungstrack "Größenwahn" sind gleichsam ein Tribut an den großen Pop-Produzenten Phil Spector, der zurzeit wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Selbst Themen wie "Neid" weiß Dorau popmusikalisch zu verarbeiten, Grüße richten Element Of Crime und Rocko Schamoni aus: Hallo!
Ebenfalls in Mitteleuropa - und durchaus zu Dorau passend - halten sich zurzeit die Australier von The Wishing Well auf: Die Band um Mastermind Jai Larkan liebt Monstertourneen, die mehrere Monate dauern - diese haben die Gruppe zu so unterschiedlichen Konzerten wie beim legendären Jazz-Festival in Montreux oder im Club Tunnel in Wien geführt. Auf Konserve überzeugt die Band mit pop-orchestraler Breite, wie man sie auch von frühen Waterboys-Alben - oder eben von Andreas Dorau - kennt. Larkans Stimme vermag jedenfalls unter die Haut zu gehen und so liefert The Wishing Well mit "Fire In The Valley" ein hörenswertes Album ab. (jpl)
CC*OO: "Saphir Souveniers" (3-Song-EP, Eigenverlag, 7/10)
Andreas Dorau: "Todesmelodien" (staatsakt./Rough Trade 8/10)
Ernst Molden + Band: "Es Lem" (monkey/Rough Trade, 5/10)
Naked Lunch: "Amerika" (monkey/Rough Trade, 7/10)
The Wishing Well: "Fire In The Valley" (The Wishings Well/MMS/Supermusic, 7/10)