31 März, 2011

Max Raabe: "Küssen kann man nicht alleine" (Palast/Universal)

Annette Humpe kennt man in Österreich noch von ganz früher: DÖF hiess die Band einst, bei der sie gemeinsam mit ihrer Schwester agierte und an Hits wie "Codo" teil hatte. Inzwischen macht die Dame auch bei Ich+Ich Musik und nun auch gemeinsam mit Max Raabe, denn: Es begab sich, dass Frau Humpe die Zeile "Küssen kann man nicht alleine" einfiel. Da sie befand, diese Zeile würde zu Max Raabe passen, beschloss man miteinander an Liedern zu arbeiten, der dritte im Bunde war Christoph Israel. Innerhalb eines halben Jahres (März bis Oktober 2010) entstanden, liegen diese nun auf CD vor und man kann sofort befinden: A. Humpe ist ganz richtig gelegen, nicht nur das Titelstück passt zu Raabe, alle Lieder sind ihm gleichsam auf den Leib geschrieben. Die zwölf Stücke verfügen - wie immer bei Raabe - über nostalgischen Charme, haben aber - und das ist neu - keine Patina angesetzt, sondern wirken frisch und völlig staubfrei. Insofern kann man sich nur wünschen, dass die hier geschehene Zusammenarbeit fort gesetzt werden wird. Max Raabe dürfte es gefallen haben, in den Linernotes schreibt er: "Danke an Annette für den besten Sommer meines Lebens". (jpl)

28 März, 2011

Art Napoleon in Wien

Am Donnerstag, den 7. April 2011 (17.00 – ca. 20.00 h) veranstaltet der Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN) einen Workshop mit Art Napoleon, einem indigenen Cree-Musiker, Storyteller und Aktivisten aus British Columbia, Kanada. Dabei geht es um die aktuelle Situation von Indigenen in Kanada, das Leben zwischen Cree-Traditionen und Werten einer modernen Gesellschaft und um das Weltbild und die Denkweise moderner Cree – abseits vom bei uns noch immer sehr populären „indianischen“ Esoterik-Kommerz.

Art Napoleon, preisgekrönter indianischer Sänger, Songwriter, Lehrer, Aktivist und Storyteller aus den nördlichen Wäldern von British Columbia (Kanada) ist längst sowohl in den Mainstream - Medien als auch in der alternativen Szene Kanadas bekannt. Neben seinen Konzertauftritten (Wien: 4. April Reigen, 6. April Radiokulturhaus) schafft es Art Napoleon als begnadeter „Storyteller“ auch abseits der Bühne, Menschen aller Altersgruppen schnell für sich zu gewinnen und verbindet in seinen Workshops Musik mit Erzählungen, Mythen und viel Humor, um die Teilnehmenden über die gegenwärtige Situation von Indigenen in Kanada zu informieren und über Klischees aufzuklären - so auch am 7. April im Wiener WUK.

In diesem Rahmen besteht die Möglichkeit zu ausgiebigem Austausch, der für uns mehrfach interessant ist: Einerseits hat unser Lebensstil sehr viel mit der Zerstörung indianischen Landes und indianischer Kultur zu tun, andererseits sind auch wir immer mehr gezwungen, in zwei Welten zu leben: einserseits in der Welt der Sachzwänge unserer Turbo-Arbeitsgesellschaft, andererseits in der Welt unserer Ideale von gerechter, nachhaltiger Entwicklung, traditionellen Werten und ökologischer und sozialer Balance – zwei Welten die auch bei uns mehr und mehr auseinander zu driften scheinen.

Live: Mo 4.4.2011 Reigen (Wien) und Mi 6.4.2011 Radiokulturhaus (Wien)

Workshop:
Zeit: 7. April 2011, 17.00 – ca. 20.00h
Ort: WUK (Werkstätten- und Kulturhaus), Währinger Strasse 59, 1090 Wien
Stiege 5, 2. Stock, Jugendprojektgruppenraum
Unkostenbeitrag: € 20,- (ermäßigt € 10,-); Anmeldung bitte bis 4. April unter: info@arbeitskreis-indianer.at; Workshop-Sprache ist Englisch, ohne Übersetzung.

Die Veranstaltung wird von der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert. Weitere Infos unter:
>> www.arbeitskreis-indianer.at

14 März, 2011

Around The World 03/2011

Widerständische Musik, die Spaß macht und die Beine bewegt, bündelt »Revolution Disco« (Trikont/Lotus): Vom ehemaligen Ostblock bis West-Europa ― überall bringen Bands wie Che Sudaka (E) oder die Reggaeband Vavamuffin (PL) politische Botschaften auf einen tanzbaren und somit leicht zu transportierenden Nenner ― wer spätestens bei Zdob so Zdubs »Stop Mafia« nicht zumindest mit dem Fuß wippt, sollte zu anderem greifen: »Yoga« (Putumayo/Hoanzl) könnte für kontemplative Momente das Richtige sein ― schon in den Veden werden heilige Gesänge angeführt und die Verbindung zwischen Spiritualität und Musik ist inhärent und wird hier auf zeitgemäße Weise (Susheela Raman, Shantala) demonstriert. Om! Ebenfalls auf der ruhigen Seite des Lebens: Der Sampler »Acoustic Dreamland« (Putumayo Kids/Hoanzl) wird von Lucy Kaplansky (»Dreamland«), die man schon vom Putumayo-Sampler »American Folk« kennt, eröffnet und versammelt klassische und neue Schlaflieder. Mit liebevoll gestaltetem Booklet, ideal für die gute Nacht der Kids! Luísa Maita legt mit »Lero-Lero« (Cumbancha/Hoanzl) ihr wunderbares Solo-Debüt vor: Mit zarter, klarer Stimme singt Mata vom Leben am Stadtrand bzw. in den Ghettos und vermischt geschickt brasilianische Rhythmen, von Samba und Baiao aus dem Nordosten bis Capoeira-Beats ― das Titelstück etwa erzählt von zwei Freunden, die einander auch in schwierigen Zeiten unterstützen. In schwierigen Zeiten sorgt auch Tanzbares für gute Laune, etwa mit diesen beiden abschließend zu empfehlenden Releases: »Rumba, Mambo, Chachacha« und »Bossa Nova«. (Putumayo/Hoanzl). (jpl)

Luísa Maita: »Lero-Lero« (Cumbancha/Hoanzl)
VA: »Acoustic Dreamland« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Rumba, Mambo, Chachacha« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Bossa Nova« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Yoga« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Revolution Disco« (Trikont/Lotus)

>> Putumayo

07 März, 2011

Milos Todorovski / Elnara Shafigullina (Wien 4.3.2011)

Ein Abend ganz im Zeichen des Osten stand am Freitag den 4.3.2011 am Programm des Akkordeonfestivals: Milos Todorovski und Andrej Prosorov haben den Abend mit Bartok-Interpretationen eröffnet, fortgesetzt hat die russische Sängerin und Akkordeonistin Elnara Shafigullina, deren erkrankte Schwester durch einen kongenialen Multiinstrumentalisten an Akkordeon, E-Bass, akustischer Gitarre und Perkussion ersetzt wurde.

Doch der Reihe nach: Milos Todorovski hat in Wien studiert und mit dem Saxophonisten Andrej Prosorov erst vor wenigen Tagen auf Extraplatte eine neue CD veröffentlicht. Behutsam haben sich die beiden in ihrem Konzerte dem ungarischen Komponisten Béla Bartók angenähert, das fehlende Orchester haben sie mit Charme und Überzeugungskraft ersetzt – ungarische Tänze durften da nicht fehlen und waren das geeignete Medium um das herausragende Können von Prosorov und Todorovski zu zeigen. Die im selben Geist geschriebenen eigenen Stücke haben Bartók wunderbar ergänzt.

Folklore aus Russland

Für ganz andere Folklore hat im Anschluss die Sängerin und Akkordeonistin Elnara Shafigullina gesorgt: Sie zeigte russische Lieder vom Grund, selbst inzwischen zu Gassenhauern mutierte traditionals wie „Kalinka“ fehlten hier nicht und wussten trotzdem zu begeistern: Denn Elnara Shafigullina und ihr Mitmusiker haben trotz Minimal-Arrangements zu überraschen gewusst – allein der Einsatz des E-Basses hat für überraschende Momente gesorgt und die Tradition gleichsam in die Moderne getragen.
Dass der Ehrbar-Saal der passende, schön verzierte Rahmen für diesen klassischen Musikabend gegeben hat, sei nur am Rande erwähnt. Auch Festival-Organisator Friedl Preisl zeigte sich am Ende des Abends mit dem Verlauf des bisherigen Festivals 2011 zufrieden und lobte die hohe musikalische Qualität – so gab es am Ende für jede der MusikerInnen den üblichen ausladenden Blumenstrauß!

>> Akkordeonfestival