27 Millionen Menschen sind nach Schätzungen des internationalen Sklavereiexperten Kevin Bales heute von modernen Formen von Sklaverei betroffen - sie schuften in Schuldknechtschaft, werden gezwungen und ausgebeutet und oftmals mittels Scheinverträgen in die Falle der Sklaverei gelockt. 27 Millionen Menschen - das ist mehr als beim transatlantischen Sklavenhandel zwischen Afrika und Lateinamerika ab dem Ende des 15. Jahrhunderts. Mit Menschenhandel werden jährlich rund 27 Milliarden Euro verdient - mehr als mit Drogen oder Waffen.
Wien, Haiti, New York City
Sklaven gibt es heute in der ganzen Welt, in Europa genauso wie in den Vereinigten von Amerika, in Wien wie New York City: Dort arbeitet der Journalist Benjamin Skinner, der sich 5 Jahre lang auf die Suche nach dem heutigen Menschenhandel gemacht hat: Seine erste Station ist dabei Haiti, dort spricht er mit einem Sklavenhändler auf Haiti, für einen Ausländer kostet ein Mensch 100 Euro. Nach kurzen Verhandlungen steht der Preis bei 50 Euro. Skinner begibt sich nach Südost-Europa, nach Rumänien und Moldawien, einem der Zentren europäischer Sexsklavinnen.
1 Mensch: 50 US-Dollars...
Haiti liegt 5 Reisestunden südlich von New York City und 2 von Miami Beach entfernt, ähnliches lässt sich von Zentraleuropa aus gesehen auch für Moldawien konstatieren. In den U.S.A. hat Bill Clinton im Jahr 2000 immerhin eine Deklaration unterzeichnet mittels der sich die U.S.A. dem Kampf gegen Sklaverei offiziell verschreiben. Freilich gibt es nach wie vor auch in den U.S.A. Sklaven: Auf den Feldern Kaliforniens, genauso wie in der U-Bahn in New York, wo blinde MexikanerInnen dazu gezwungen werden billigen Modeschmuck zu verkaufen.
Sorgfältige Reportage
Das Buch ist mehr als 400 Seiten stark und liest sich trotz der daraus zu erwartenden Schwere wie eine spannende Reportage. Skinner arbeitet journalistisch sorgfältig und liefert beste Arbeit ab. Er zeigt nachdrücklich, dass Sklaverei kein Phänomen der Vergangenheit ist. Sklaverei ist Gegenwart - und trotz mehrerer Deklarationen und der offiziellen Abschaffung in eigentlich allen Ländern der Welt (in Mauretanien im Jahr 1980) gibt es heute weltweit mehr Sklaven als je zuvor. Benjamin Skinner belegt dies mit seinem Buch "Menschenhandel" auf beeindruckende und erschütternde Weise. (jpl)
Benjamin Skinner: "Menschenhandel" (Gustav Lübbe: Bergisch Gladbach: 2008)
>> www.luebbe.de