Den Qualitätszugang zum Genre Krimi ermöglicht der österreichische Autor Leo Perutz mit “Der Meister des Jüngsten Tages“ aus dem Jahr 1923. Ein Buch, das für Perutz den Durchbruch als Autor bedeutet hat.
Doch der Reihe nach; der Plot ist schnell erzählt: In Wien geschehen mehrere mysteriöse Todesfälle. Sind es Morde? Oder werden Menschen auf unbekannte Weise in den Selbstmord getrieben? Eines der Opfer stammelt als letzte Worte etwas vom “Der Meister des Jüngsten Tages“. Auch der Schauspieler Eugen Bischoff kommt auf tragische Weise ums Leben – sein in diesem Moment im Haus versammelter Freundeskreis macht sich sodann auf die Suche nach des Rätsels Lösung. Um die Spannung des Buches zu erhalten, sei sie an dieser Stelle nicht verraten.
Spannung bis zum Schluss und Lokalkolorit
Perutz erzählt die Story sehr flüssig und mit leichter Hand. Langeweile kommt auf den knapp 200 Seiten nie auf. Gerne taucht man in das Wien des Jahres 1909 ein; Perutz Figuren – u.a. Doktoren, Ingenieure und Barone – verfügen in ihren Wohnung über Bibliotheken, lassen einander Nachrichten zukommen, machen miteinander Kammermusik und fahren auf Sommerfrische. Noch vor dem Dritten Mann verfügt “Der Meister des Jüngsten Tages“ über Lokalkolorit: Perutz erzählt von einer Apotheke in der Myrthengasse, die es heute nicht mehr gibt und von anderen noch bestehenden Gassen und Plätzen der Innenstadtbezirke.
Die Neuauflage bei dtv bietet die Gelegenheit das Hauptwerk eines Autors wieder zu entdecken, von dem Walter Benjamin die “kräftig rhythmisierten und synkopierten Erzählungen“ lobte. Jose Luis Borges hat “Der Meister des Jüngsten Tages“ einst zu Recht in eine Edition der besten Kriminalromane des 20. Jahrhunderts aufgenommen. (jpl)
Leo Perutz: “Der Meister des Jüngsten Tages“ (dtv: Müchen: 2008)
205 Seiten, €9,50
>> www.dtv.de