Rund 50 Prozent aller Weihnachtsgeschenke werden wieder umgetauscht, wir geben Tipps für Ihren Umtausch: Wer schon wieder ein Kochbuch bekommen hat, sich aber eigentlich für Musik interessiert, wird beim Verlag avant fündig: Die Zeichnerin Carolin Löbbert und der Autor Marcus Lucas haben ein amüsantes Buch zum Thema One-Hit-Wonders erarbeitet - "Ice Ice Baby. One-Hit Wonders 1955-2015". Das Besondere daran ist, dass das Buch wie ein Comic aufbereitet ist und für jeden One-Hit zwei Seite eingeplant wurden: Auf einer Seite werden die Künstler dargestellt, daneben gibt es 3 bis 4 Absätze zum Song und zur Biographie, in deutscher wie in englischer Sprache. So stösst man hier wieder auf den Ketchup-Song, auf Mungo Jerrys "In The Summertime", auf "Video Killed The Radio Star" von The Buggles (1979) und auf Bobby McFerrins "Don't Worry Be Happy" (1988). Interessant ist, wie unterschiedlich die Karrieren der Hitlieferanten in der Folge verliefen: Während McFerrin fast 30 Jahre später das Wiener Konzerthaus füllt und Edwyn Collins vor "A Girl Like You" bereits eine veritable Indie-Karriere mit der Band Orange Juice hinter sich hatte, ist von anderen (Peter Schilling, Stéphanie, Vanilla Ice etc.) längst nichts mehr zu hören. Und Nena lässt ihre Karriere seit "99 Luftballons" einfach etwas länger ausklingen - auch okay, ich mochte den Song!
Das Buch von Freddy Langer spricht fast jeden an: “Frauen, die wir lieben“ beschäftigt sich mit – wie der Untertitel sagt – Filmdiven und ihren heimlichen Verehrern. Das Buch ist ein buntes Kaleidoskop des 20. Jahrhunderts: Beiträge über Filmdiven, in die sie verliebt waren oder sind, liefern Autoren wie Ilja Trojanow (Faye Dunaway), Harry Rowohlt (Eleanor Bron) und Bodo Kirchhoff (Alida Valli). Aber auch Journalisten wie Markus Kavka (Sophie Marceau) oder der Sänger und Schauspieler Klaus Hoffmann, der als einer der wenigen seiner Liebe Hildegard Knef auch begegnet ist. Es ist ein amüsantes Buch, in dem die üblichen Verdächtigen – Romy Schneider, Gina Lollobrigida und Brigit Bardot werden natürlich genannt, doch auch May Whitty, Myléne Demongeot und Kristy Nichol wussten einst zu bezaubern. Dem Komiker Otto Waalkes bleibt es vorbehalten über Marylin Monroe zu schreiben, Zitat: „Das erste Mal sah ich ihr Bild auf einem Sammelbildchen. ...()... Sie lächelte und ihre Schultern waren nackt. Deswegen habe ich zeichnen gelernt, bei dem Versuch, diese nackten Schultern zu ergänzen, nach unten natürlich. Die Ergebnisse sind nicht der Rede wert, sie waren komisch, aber nicht schön. Doch immerhin habe ich dabei gelernt Ottifanten zu zeichnen.“ So hat Waalkes’ Schwärmen immerhin seiner eigenen Karriere genützt! Hellmuth Karasak war in Kim Novak verknallt, aber warum war eigentlich niemand in Lauren Bacall verliebt?
Alastair Bonnett ist Professor für Social Geography an der Universität Newcastle. Für sein jüngstes Buch hat er ein interessantes Thema gewählt: „Die seltsamsten Orte der Welt.“ Denn obwohl die Welt bis in den letzten Winkel vermessen und bekannt scheint, gibt es doch geographisch und damit einhergehende soziale Anomalien: Er beschreibt Orte wie Bir Tawil, der sich keinem Nationalstaat zuordnen lässt oder die Inseln im Gangesdelta, die zu Bangladesh bzw. Indien gehörende Enklaven sind, zwischen denen die BewohnerInnen sich nicht einfach bewegen können, müssten sie dafür doch Landesgrenzen überschreiten. Oder die Aralkum-Wüste, die sich dort immer weiter ausbreitet, wo einst der Aral-See war. Oder den verlassenen Ort Prypjat, ganz in der Nähe von Tschernobyl, in dem nun Tiere leben und Menschen nur als Katastrophentouristen auftauchen. Ein tolles Buch, das einen an der Hand nimmt und vor Augen führt, dass die Welt entdeckenswert ist.
Schlicht „Debut“ nennt die Sängerin ZOË ihr erstes Album, auf dem sie sich als Chanson-Pop-Sängerin erster Güte zeigt: Aufgenommen wurde in Wien, gesungen wird in französischer Sprache. Die Lieder kommen glaubwürdig rüber und so ist insgesamt ein sehr gelungenes Album entstanden.
Für einen erstklassigen Boogie-Abend haben Mitte Jänner die Mannen um Styx-Mastermind Peter Müller in Wien Liesing gesorgt: Nachhören kann man jetzt auf der neuen CD “Pretty Baby...“, die an diesem Abend auf mitreißende Weise präsentiert worden ist. Die special guests Walter Baumgartner (harp) und der tolle Gitarrist Hannes Kasehs sind auf der CD auch als Songwriter vertreten.
Neu aufgelegt wurde die empfehlenswerte Putumayo-Kompilation „Dreamland“, die Wiegenlieder aus der ganzen Welt versammelt, Angélique Kidjo nimmt sich etwa gemeinsam mit Carlos Santana ein Lied ihres Heimatlandes Benin vor und Claudia Martinez interpretiert das berührende „Arriba Del Cielo“ aus Mexiko: Im Himmel gibt es tamales, Mahlzeit und gute Nacht! (jpl)
Live:
Do 11.2.2016: Howe Gelb (Haus der Musik), 20h
Fr 12.2.2016: Protestsongcontest (Rabenhof), 20h
Sa 13.02.2016: 20. Flüchtlingsball, Rathaus Wien, Details: http://www.stadt-wien.at/veranstaltungen/baelle/fluechtlingsball.html
Fr 11.3.16: The Incredible Ramblers, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h
Do 17.3.16: Lassos Mariachis, G'schupfter Ferdl, Windmühlgasse, 1060 Wien, 20h
4 some blues: „Pretty Baby...“ (7/10)
Alastair Bonnett: „Die seltsamsten Orte der Welt“ (10/10)
Freddy Langer: "Frauen, die wir lieben" (8/10)
Carolin Löbbert & Marcus Lucas: "Ice Ice Baby. One-Hit Wonders 1955-2015" (9/10)
VA: „Dreamland“ (8/10)
ZOË: „Debut“ (8/10)