05 Mai, 2015

Hot Mai News 2015

Auf ihrem neuen Album verarbeitet Björk eine gescheiterte Beziehung. Derart gelagerte Alben kommen bei den besten Musikern vor - künstlerische Verarbeitung von Lebenskrisen ist eine durchaus legitime Annäherung an Musik. Wie nicht anders zu erwarten, ist das neue Album ein ruhiges, intensives Werk geworden. "show me emotion and respect", singt Björk mantra-artig. "our love kept me save from death" heisst es an einer anderen Stelle. Insgesamt keine leichte Kost, doch trotz etwaiger Enttäuschungen, die zu verarbeiten sind, bietet das Album auch luftig-leichte Streicher auf und schafft es so locker zur CD des Monats!
Wunderbaren Elektro-Pop-Rock liefern The Elwins mit "Plays For Keeps" ab: Die Band aus Ontario kümmert sich um keine Moden und macht einfach, was ins Ohr geht - und das sind noch immer zwingende Melodien, die glasklare Produktion besticht außerdem und vor kurzem war die Band sogar auf Tour in China. Einfach Spaß!
Anderswo, auf der Singer-Songwriter-Seite der Welt, hat sich Hadu Brand angesiedelt: Und auch wenn unter jedem Lied "Music & Lyrics by Hadu Brand" steht, sind die von Gitarre, Bass und Schlagzeug getragenen Melodien so geschickt gesetzt, dass man mitunter meint, sie schon zu kennen. Dagegen ist nichts zu sagen, Popmusik bezieht sich ja immer auf sich selbst - and will eat itself ;-)! Ob Hadu Brand Bob Dylan mag? "Er ist nicht mein Lieblingsmusiker, und auch keiner, dessen Platten ich mir ununterbrochen anhören könnte. Das wären eher David Gray, Glen Hansard oder Jeff Tweedy von Wilco.“ Insgesamt eine schön produzierte Singer-Songwriter-CD, zu der man nur gratulieren kann.
Putumayo, Teil 1: "Celtic Café" heisst ein neuer Sampler aus dem Hause Putumayo, da geben sich MusikerInnen aus Schottland und Irland die Klinke in die Hand: Von Michael McGoldrick ("Waterbound") bis Capercaillie, das ist eine der beliebtesten Bands in Schottland. Deren Stück "Him Bò" wurde von traditionals inspiriert. Kollegin Cara Dillon geht bis ins 18. Jahrhundert zurück und spielt mit "The Parting Glass" ein Stück, das meist als Abschiedslied Verwendung findet. Außerdem mit dabei: Finbar Furey, Mànran und Old Blind Dogs, um nur einige zu nennen. Ein Überblick über aktuelle keltische, traditionelle Musik, somit: Empfehlung!
Australien ist ein gefährliches Land: Nirgendwo auf der Welt gibt es eine ähnlich hohe Dichte an giftigen Tieren - aber auch sympathische Artgenossen wie den Lachenden Hans oder den Koala-Bär. Bunt ist das Land auch musikalisch, das zeigt der vorliegende Sampler, der unterhaltsame Lieder über Didgeridoos, Bumerangs und Kängurus versammelt. So ist "Australian Playground" eine Liedersammlung für die ganze Familie.
Von Australien weiter nach Afrika: Meditativen, afrikanischen Blues liefert Vieux Farka Toure auf "Mon Pays" und dank der eingängigen Melodien ist das einer der guten Releases in diesem Bereich. Vieux Farka stammt aus dem Toure-Clan, sein Vater Ali Farka Toure hat auch ein Lied beigesteuert. Aufgenommen wurde übrigens nicht in Bamako, sondern in Mainz. Klingt gut!


Dieser Mann war vor kurzem live in Wien zu sehen: Jeff Beadle. Auf "Where did we get lost" liefert er intensive Songs mit markanter Stimme, aufs Notwendigste reduziert und das sind oft Stimme und Gitarre. 9 Song in 33 Minuten, da hätten andere nur 5 bis 6 Stücke untergebracht. Der Amerikaner Beadle erinnert zuweilen an Neil Young und ist zurzeit fleissig in Europa unterwegs. Interessant. Mal sehen, was noch folgt.
Noch einmal um die ganze Welt: Der Sampler "Café del Mundo" versammelt Musik, die in jedem Café laufen könnte - egal ob im Café Concerto in Pokhara, Nepal oder in Ottakring, Wien. So stammt die Musik folgerichtig aus Europa (u.a. Gianmaria Testa), Afrika oder Lateinamerika. Und endlich ist mit dem Stück "Sinar" von Rita Lestarini auch mal Musik aus Indonesien zu vernehmen. Die aus dem Raum Frankfurt stammende Katharine Mehrling liefert mit "Beschäftigt mit dem Blues" übrigens den einzigen deutschsprachigen Beitrag.
Apropos Deutschland: Dort ist Bernhard Eder noch etwas bekannter als in Österreich, jetzt hat er ein neues Album am Start: "Nonsleeper", das sind 10 Songs in 48 Minuten, Eile ist nicht angesagt, die Lieder können sich langsam entwickeln und bedächtig - von Streichern unterstützt - ihre Wirkung erzeugen. Eder singt mit einprägsamer Stimme und das Songwriting und die Arrangements überzeugen vom ersten Track an und mit "Turn On" ist Eder ein schöner Ohrwurm gelungen - gut gemacht.
Singles werden hier selten vorgestellt, hier die Ausnahme: Blaudzun gelingt wie Bernhard Eder mit "Hollow People" - aus seinem Glitterhouse-Release "Promises Of No Man's Land" - eine Nummer, die sich sofort im Ohr festsetzt: Groß gedachter und breit produzierter Pop für die überdimensionale Leinwand. Für solche Hymnen wissen sonst Kosheen zu sorgen, well done!
Die Stärke und Schwäche des Albums von Mittekill ist die Vielseitigkeit: Einmal kommt da eine Klavierballade, dann wieder Disco-Pop, dann dröhnen die Indie-Gitarren - die Jungs machen, was ihnen Spaß macht und zuweilen springt der Funke auch über ("Chinaimbiss Berlin"), zum Teil hat das Album aber auch Längen.
Trotz des scheinbar sperrigen Themas ist "Die Value Investor Ausbildung" von Guy Spier ein gut geschriebenes, zum Teil sogar unterhaltsames Buch. Darin beschreibt Spier seine persönliche Wandlung vom Trader an der Wallstreet zum Investor. Spier beschönigt eigene Schwächen und Fehler nicht, so ist sein Buch mehr als noch ein Schmöker zum Thema Börse. Es ist vielmehr ein philosophisches Buch, das Lebensweisheiten versammelt, die auch in Bezug auf die Wallstreet anwendbar sind - ein ungewöhnlicher und lesenswerter Ansatz. Highlight des Buches ist sicherlich die Beschreibung eines um 650.100 US-Dollar ersteigerten Essens mit dem Investor Warren Buffett - das Geld wird übrigens für einen guten Zweck eingesetzt. (jpl)

Jeff Beadle: "Where did we get lost" (7/10)
Björk: "Vulnicura" (9/10)
Blaudzun: "Hollow People" (8/10)
Hadu Brand: "Pink Nose Ring" (7/10)
Bernhard Eder: "Nonsleeper" (8/10)
The Elwins: "Plays For Keeps" (7/10)
Mittekill: "All but bored, weak and old" (6/10)
Guy Spier: "Die Value Investor Ausbildung" (8/10)
VA: "Australian Playground" (7/10)
VA: "Café del Mundo" (8/10)
VA: "Celtic Café" (8/10)
Vieux Farka Toure: "Mon Pays" (8/10)

Live-Termine:
Do 07.05.2015: Unii, Verein08, Piaristengasse 60, 1080 Wien, 20h
Do 07.05.2015: Bunkerei, Obere Augartenstraße 1 / 1020 Wien/ Doppelkonzert Martin Klein solo / Bulut /20h
Fr 8.5. und Sa 9.5.2015: Wean Hean, Wiener Welle, jeweils, 19h, Ottakringer Brauerei, 1160 Wien: Musik, Literatur und Kulinarik aus Wien
Mo 11.05.2015: Wean Hean, 19.30h, theater akzent: LA WIEN EN ROSE
TIPP: Do, 14.05.2015: CHUCK PROPHET & THE MISSION EXPRESS (USA) im Chelsea (Wien) VVK: 18,-/AK: 20,-
Nach vier fantastischen Gigs 2009/10/12/13 kommt der Gitarrengroßmeister und Songwriting-Gigant CHUCK PROPHET wieder ins Chelsea. Sein aktuelles Album „Night Surfer“ (Yep Roc/Trost) ist nach den guten, aber doch etwas gleichförmigen Longplayern der letzten Jahre wieder deutlich aufregender und intensiver ausgefallen. Wer Chuck und den kongenialen Mission Express noch nie live gesehen hat, sollte sich diesen Gefallen heute tun.

Sa 16.05.2015: Erstes Wiener Heimorgelorchester, CD-Präsentation, Theater im Bahnhof, Graz, 20h
Do 21.05.2015: Oyster Band, Sargfabrik, Wien, 20h
Fr 28.05.2015: Laura Rafetseder, Heureka, Skodagasse 17, 1080 Wien, 20h

Alle Termine von Lindo-Acts: hier