13 Februar, 2012

Gianna Charles/JuJu/Dana Tupinambá

Ein Jazzabend in Wien: Am Programm stehen drei Konzerte in zwei Locations. Los geht es mit Gianna Charles im kleinen Jazzclub Zwe im zweiten Wiener Gemeindebezirk, dann geht es weiter ins Porgy & Bess.

20:15h: Die fünfköpfige Band betritt die Bühne es Zwe, vor und auf der sich rund 70 BesucherInnen drängen. Bassist Werner Feldgrill, der auch schon mit Marianne Mendt gespielt hat, sorgt gemeinsam mit Schlagzeuger Silvio Berger (Ratzer, Ostbahn-Kurti), Walter Wöss (Piano), Daniel Nösig (Trompete) und Rainer Gradischnig (Perkussion) für den nötigen musikalischen Unterbau. Locker lässt Gianna Charles ihrer Stimme freien Lauf und hat das Publikum nach wenigen Minuten in der Hand - der Bär steppt im Zwe und einer der Besucher zieht einen Vergleich zu Whitney Houston, die in diesem Moment vermutlich gerade im Sterben gelegen ist.
21:10h: Aufbruch zu den nächsten beiden Konzerten, jeweils CD-Präsentationen: Beim Eintreffen im Porgy ist das Konzert von JuJu schon im Gange, drei intensive Stücke gehen sich gerade noch aus. Sofort ist klar: Julia Schreitl (Saxophon, Klarinetten, Gesang) und Judith Reiter (Bratsche, Gesang) vermögen nur mit Bratsche, Saxophon und Klarinette sowie mit Gesang eine dichte Atmosphäre zu erzeugen - das funktioniert live gleich gut wie auf der zu präsentierenden CD "Short Stories". Mit ihrem Projektnamen JuJu wenden sich die beiden Musikerinnen übrigens Richtung Afrika und afro-amerikanischen Kulturen, in denen JuJu als magische Kraft bekannt ist.

Brasilianische Klänge aus der Slowakei

Um 22:10h betritt die aus der Slovakei stammende Gitarristin und Sängerin Dana Tupinambá die Bühne. Die zierliche Musikerin hat ein Faible für Brasilien, dem sie in ihren Eigenkompositionen und Live-Auftritten ausgiebig huldigt. So tragen ihre zarten, ja gleichsam zärtlichen Stücke Titel wie "Festa Na Aldeia" (Dorffest), in das auch O-Ton-Aufnahmen von brasilianischen Indigenen integriert sind, oder "Águas Do Mar" (Meerwasser). Tupinambás Stimme haucht zuweilen, aber nur allzu gerne lässt man sich einlullen - die eisigen Außentemperaturen, für die Tiefdruckgebiet Dieter noch immer sorgt, tragen vielleicht dazu bei. Tupinambás Mitmusiker Bertl Mayer vermochte im Porgy & Bess seiner Mundharmonika Töne in einer zuvor selten gehörten Klarheit zu entlocken und sich somit als kongenialer Mitspieler zu erweisen. Das gilt auch für die kosovarische Cellistin Rina Kacinari, beide - wie auch Judith Reiter - haben bei der Einspielung der CD "Leaf" mitgewirkt. Beide CDs, sowohl "Short Stories" von JuJu als auch "Leaf" von Dana Tupinambá sind kräftige Lebenszeichen einer agilen jungen österreichischen Jazzszene und somit zu empfehlen.
Das gilt auch für Kollegin Stephanie Hacker, die heute Montag (13.2.) nachlegt und ihre CD ebenfalls im Wiener Porgy & Bess präsentiert, Konzertbeginn ist um 20:30h. (jpl)

Dana Tupinambá: "Leaf" (8/10, Rainriver Music)
JuJu: "Short Stories" (8/10, Preiser)