02 September, 2014

Hot September News 2014

Nach der großartigen französischen Band Les Yeux d'la Tête beim Wackelsteinfestival 2014 - die übrigens am 26.9. in den Wiener Ost-Klub kommt - gleich noch ein Mal Musik aus dem Land des ehemaligen Fußballweltmeisters: Ohne Französisch zu sprechen wird man aus dem Teil von Les Ogres De Barback nicht ganz schlau, scheint aber für Kinder zu sein - mitsingen ist angesagt. Aufwändig ist das Artwork, die CD kommt eigentlich als Büchlein mit CD daher. Zeit wieder mal nach Paris zu fahren oder im Oktober zum Paris-Vienne-Festival (22. bis 25. Oktober in Wien) zu gehen, u.a. live: Wunderwelt, Mary Broadcast Band, Pabst u.v.a.m.!
Die CD des Monats: Der Sampler "Classic African American Songsters from Smithsonian Folkways". Die Aufnahmen der von Barry Lee Pearson und Jeff Place kompilierten CD reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Ein songster ist an sich einfach jemand der singt, Anfang des letzten Jahrhunderts waren damit insbesondere afro-amerikanische SängerInnen gemeint. Manche der hier versammelten Stücke wurden vom legendären Alan Lomax aufgenommen, so das Eröffnungsstück "Bring It On Down To My House" von Warren Williams (1935). "Alabama Bound" von Little Brother Montgomery wurde dagegen erst im Jahre 1960 aufgezeichnet. So ist diese Veröffentlichung schlicht ein mehrere Jahrzehnte durchstreifendes historisches Dokument, das zeigt, dass afro-amerikanisch nicht notwendig Blues bedeutet - CD des Monats.
Ab nach Brasilien - nach der WM ist vor der WM: Maria Bethania liefert mit "Meus Quintais" das einundfünfzigste (!) Album ihrer beinahe 50 Jahre währenden Karriere. Unpackbar! Das Album klingt so unaufgeregt, konzentriert und frisch, als würde die grande dame ihr drittes oder viertes Album veröffentlichen. Respekt! Die Mischung und die Rhythmen stimmen, zwischen den ruhigen Akustik-Balladen streut Bethania mal einen Samba ein und swingt ganz locker. Mit dem Stück "Povos Do Brasil" weist die Sängerin auf die indigenen Völker Brasiliens hin, die sie der Reihe nach aufzählt. 'Das sind die Völker Brasiliens, das ist unser kultureller Hintergrund', singt Bethania. Die Produktion ist dezent und intensiv, insgesamt ein tolles Album, auf dem jedes einzelne Lied zu funkeln weiß. Somit: Ex aequo CD des Monats!
In eine ähnliche Richtung - allerdings völlig anders aufgelöst - verweist "Camburi" von Jagun: Die deutsche Jazz-Sängerin eröffnet ihr Album mit brasilianischen Rhythmen, allerdings nicht zurückgenommen wie Bethania, sondern mit Big-Band-Sound. Jagun vermag - inspiriert von afrikanischer Rhythmik einen eigenen Sound zu kreieren und so kann man sich auch ihrem Album nur schwer entziehen. Die Stücke kommen in portugiesischer, spanischer und englischer Sprache daher - gut gemacht, funktioniert vermutlich auch live gut, siehe Konzerttipps unten.
Von Deutschland nach Spanien hat es den Gitarristen Rainer Seiferth verschlagen, er nennt sein Kollektiv Solano: "Viento Adentro" ist eine Sammlung von eigenen Stücke, durchsetzt mit ein paar Traditionals. Seiferth greift hier auch in die Saiten einer vihuela und einer guitarra espanola. Die mittels crowdfunding finanzierte CD besticht durch klaren Sound und die vermittelte Leichtigkeit. Entspannte Nachmittage sind mit dieser Musik garantiert!
Selten gibt es Veröffentlichungen, die total überraschen: Dieser Coup gelingt der Akkordeonistin Guro von Germeten. Auf "Come Stand Before Me" präsentiert sie eine Mischung aus Chanson und Tom-Waits-artig rumpelnden Stücken und erzeugt vom ersten Stück an eine eigene Stimmung und Magie. Wunderbar!
Abschließend kehren wir wieder zurück nach Österreich und zum neuen Projekt von Gitarrist Chris Janka: Das Trio Blueblut besteht außer Janka noch aus der Theramin-Spielerin Pamela Kurstin und Mark Holub an Drums und Perkussion. Es war damit zu rechnen, dass dies keine leichte Kost sein würde: "Hurts so gut" ist auf der experimentellen Seite angesiedelt, manchmal blitzen Songstrukturen durch, aber nicht allzu oft. Wer bereit ist zuzuhören, kann mit Blueblut auf eine verwegene musikalische Entdeckungsreise gehen. Als Gast ist Willi Landl bei einem Stück dabei und - wie zur Versöhnung - klingt das letzte Stücke wie Musik aus der Spieldose. Anhören! (jpl)

Maria Bethania: "Meus Quintais" (10/10)
Blueblut: "Hurts so gut" (8/10)
Jagun: "Camburi" (7/10)
Les Ogres De Barback: "La Pittoresque Histoire de Pitt Ocha" (7/10)
Solano: "Viento Adentro" (7/10)
VA: "Classic African American Songsters from Smithsonian Folkways" (10/10)
Guro von Germeten: "Come Stand Before Me" (9/10)

Live-Tipps September 2014:
Jagun on Tour
Di 02.09.2014: DJ Othmar L, Cafe Concerto, 1160 Wien, 20:30h
Do 04.09.2014: Lassos Mariachis, Cafe Carina, U6-Station Josefstädterstr., 20:30h
Fr 05.09.2014: DJ Kerido, Cafe Concerto, 1160 Wien, 20:30h
Di 16.09.2014: Heraus-forderung Mensch -sein, Theater Rampenlicht, Mitterberg. 15, 1180 Wien 19:30h
Do 18.09.-Sa 20.09.2014: Americana Fest, WUK, 18.9.-21.9.2014
Di 30.09.2014:CD-Präsentation: Magdalena Piatti, Local, 1190 Wien, 21h

alle Lindo-Rec.-Artists live: Termine hier

Paris-Vienne-Festival (22. bis 25. Oktober in Wien): Link: Info hier