26 Februar, 2015

12. FrauenFilmTage

Heute beginnen die 12. FrauenFilmTage, sie finden vom 26.2. bis 5.3.2015 in Wien statt. Die Eröffnung steigt traditionell im Filmcasino, ab Freitag den 27. Februar ist wieder das Filmhaus Kino am Spittelberg das Zentrum dieses Festivals.

Der Film "Das Mädchen Hirut" beruht auf einer wahren Geschichte: In der Nähe von Addis Abbeba (Äthiopien) wird die 14-jährige Hirut Assefa (Tizita Hagere) auf dem Heimweg von der Schule von einem älteren Mann entführt und vergewaltigt. Die Anwältin Meaza Ashenafi (Meron Getnet) hat eine Organisation gegründet, die Frauen und Kindern in Not kostenlosen Rechtsbeistand leistet. Sie übernimmt den schwierigen Fall der jungen Hirut und gewinnt. Der Film wurde von der Schauspielerin und UN-Botschafterin Angelina Jolie mitproduziert. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem „Publikums­preis für den besten ausländischen Film“ auf dem Sundance Festival und auf der Berlinale 2014 mit dem „Panorama Publikumspreis“.

Thema: Abtreibungsgesetze

Zum Film "Vessel": Entsetzt über die Realitäten, welche Anti-Abtreibungsgesetzgebungen schaffen, hatte die Ärztin Rebecca Gomperts eine Idee: Abtreibungen auf einem Schiff in internationalen Gewässern. Ihr Projekt Woman on Waves beginnt mit einem spektakulären Medienrummel. Sie sieht sich jedoch rasch konfrontiert mit gesetzlichen Hürden, religiösen WidersacherInnen und Regierungs- und Militär-Blockaden.
Wie schon in den letzten Jahren kooperiern die FrauenFilmTage auch heuer wieder mit dem Programmkino Wels, dort gibt es einen eigenen filmischen Schwerpunkt zu sehen sowie mit dem Cinema Paradiso in St. Pölten. Auch heuer gibt es eine Personale: Sie widmet sich der Filmherstellung, dem Szenebild und der Arbeit von Katharina Wöppermann. An drei Abenden wird ein Film mit anschließendem Publikumsgespräch zum Thema verabreicht. (jpl)

>> Programm 12. FrauenFilmTage

25 Februar, 2015

Hot News März 2015

Ist Ihnen das auch schon mal passiert? Man pult die ganz neue CD aus dem Plastik und - die lässt sich nicht abspielen! Also, zur nächsten Scheibe. Überraschung: Die funktioniert sogar. Samba Touré liefert mit "Gandadiko" den Beweis, dass es in der afrikanischen Pop-Szene offenbar einen Trend gibt, der weg von den fröhlich-beschwingten Liedern früherer Zeiten und hin zum Blues führt. Gerne wird das dann auch "Wüstenblues" genannt. Touré ist zwar nicht ganz so raffiniert wie Tinariwen, aber die Zeit des Wartens auf die nächste Tinariwen verkürzt der Musiker aus Mali tadellos.

Dass Skandinavien die Herkunftsregion guter Popmusik ist, weiß man nicht erst seit A-ha ("The Sun Always Shines On TV"): Die norwegische Band Katzenjammer stellt sich freilich mehr in eine Richtung, die dem Folk verbunden ist und beginnt ihr Album mit Banjo-Klängen. Das ist nicht Süd-Schweden, das hier anklingt, das sind eher die Süd-Staaten. Gekonnt wird die Brücke in Richtung Pop geschlagen, so ist Katzenjammer gleichsam am Puls der Zeit und "Rockland" CD des Monats.
Im zweiten Anlauf funktioniert Stephanie Nilles' "... takes a big ship" schließlich doch. Das markante Vibrato in Nilles' Stimme ist jedes Mal von Neuem etwas gewöhnungsbedürftig, hat man diese Hürde übersprungen, wird man mit bester Musikqualität konfrontiert. Irgendwo zwischen Jazz und Blues siedelt die junge Amerikanerin ihre Songs an, vor kurzem war sie im Rahmen des Akkordeonfestivals in Wien, aber dazu später.
Beachtlich ist, was der Pianist Michael Langoth auf "drei" abzieht: Als Langoth geht das Kollektiv, das auch Carl Avory als Sänger bei drei Nummern - nomen est omen - featured, einerseits Pfade, die zur Abzweigung Jazz führen. Andererseits verwenden Langoth auch Latino-Einsprengsel, was das Werk - an dem drei Jahre lang gefeilt und aufgenommen wurde - abwechslungsreich macht.
Damit endgültig zu den Live-Tipps: Schon am 1. März ist Mark Lanegan in der Szene Wien zu Gast, gleich am nächsten Tag ebendort Kinky Friedman, supported von Schneida. Friedman tourt am 3. März weiter nach Graz und lässt sich dort von Lindo-Act-Christian Masser unterstützen. Ebenfalls sehenswert: Im Rahmen der Reihe “25 Jahre Aktionstheater Ensemble” hat am 11.3. das Stück “Angry Young Men” Premiere, im Theater Nestroyhof um 20h.
Und natürlich läuft in Wien zurzeit das Akkordeonfestival, bei dem man jedes Konzert empfehlen kann – zum Beispiel am 28.2. Hiss (D), am 4.3. Cathrin Pfeifer (D), am 9.3. Moxie und die kanadische Band Reveillons! sowie die Stammgäste Bratsch (F, 10.3.). Über welches Festival kann man das schon sagen? Eben, hingehen! (jpl)

Live-Tipps:
So 1.3.2015: Mark Lanegan, Szene Wien, 20h
Mo 2.3.2015: Kinky Friedman, Szene Wien, 20h
Di 4.3.2015: Cathrin Pfeifer, Karat Apart, Kosmos, Siebensterng. 42, 1070 Wien, 20h
Do 5.3.2015: Tim Easton, local, 1190 Wien, 20h, hier 1 Song
Sa 7.3.2015: Wiener Blond, CD-Präsentation, Aera, 20h
Do 12.3.2015: Geoff Berner, Akkordeonfestival, Reigen, 1140 Wien, 20h
Fr 13.3.2015: Christian Masser, Headquarter, Wien, 20h
Mo 16.3.2015: Magdalena Piatti, Kulisse, 20h
Ab Fr 20.3.2015: VIENNA BLUES SPRING, alle Infos dazu: hier
Do 26.3.2015: Lindo Music Night: The Neatpickers, Fania, Gürtelbogen 22+23, 1080 Wien, 21h

Akkordeonfestival: Alle Termine
Alle Live-Termin von Lindo-Acts findet man: hier (jpl)

Katzenjammer: "Rockland" (8/10)
Langoth: "drei" (7/10)
Stephanie Nilles + Zach Brock & The Magic Number: "... takes a big ship" (8/10)
Samba Touré: "Gandadiko" (7/10)

16 Februar, 2015

Hot News Februar 2015

Klar: Früher Bob Dylan hat unter Traditionals seinen eigenen Namen geschrieben und die Autorschaft für sich reklamiert. Auf dem aktuellen Dylan-Album "Shadows In The Night" wäre dies nicht möglich, hier covert Dylan doch ganz offiziell einst von Frank Sinatra interpretierte Lieder. Lustigerweise lässt Dylan den von Paul Anka geschriebenen Sinatra-Evergreen "My Way" aus. Für diese Entscheidung haben vermutlich ein halbes Dutzend Major-Label-MitarbeiterInnen einige Sitzungen verschwendet. Schade, genau das hätte den Nicht-Fan interessiert - wie interpretiert Dylan einen Klassiker? Immerhin ist "Lucky Old Sun" mit dabei und funktioniert gut. Dylans Stimme nähert sich im Alter immer mehr den imaginierten verrauchten Bars eines Tom Waits an. So ist es ein croonendes Album geworden, ein Album als Fingerübung eines alten Mannes, der eigentlich schon alles erreicht hat und nur noch aus Lust und Laune weitermacht oder weil er einfach nicht anders kann.
Kontraste schärfen bekanntlich den Blick auf die Welt. Dieser Kontrast könnte kaum schärfer ausfallen: Die EAV legt nun, gefühlte 30 Jahre nach "Go, Karli Go", ein neues Album vor - "Werwolf-Attacke". Und so viel hat sich seitdem nicht verändert. Noch immer ist das Artwork mit lustigen Zeichnungen geschmückt, noch immer machen Eberhartinger/Spitzer diese lustigen Reime, bei denen sich eben alles reimt. Die spitzerische-spitzbübische Freude, die das Texten möglicherweise noch immer macht - oder ist es auch nur eine Fingerübung, siehe unter: Dylan, Bob - ist auf CD gepresst freilich nicht so recht zu spüren. Mag sein, dass diese Band stets mehr eine Live- denn eine Studio-Band war. Ebenfalls wie seit jeher gibt sich die Band politisch, in den Texten geht es somit um die Scharia und die Monsters Of Trachtenball (schöner Titel, oderrr Herrr Gaballlier?). Man fragt sich freilich wie kritisch daherkommende Texte mit dem Blödel-Ansatz der Band zusammen gehen soll. Die Frage ist freilich beantwortet: Die EAV und deren zahlreiche Fans werden das wohl wissen und Erfolg gibt schließlich immer Recht. Seit 6. Februar befindet sich die EAV auf einer rund zweieinhalb Monate dauernden Welttournee durch das deutschsprachige Europa.
Ihre erfolgreichsten Zeiten hat Melissa Etheridge in den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren erlebt. Nun legt sie ein - sicher von wenigen erwartetes - neues Album vor und reiht sich mit "This is M.E." in die Riege damals erfolgreicher Sängerinnen ein, die es noch einmal wissen wollen: Suzanne Vega oder Penelope Houston haben in den letzten Jahren bereits vorgelegt. In einer anders strukturierten Hitparaden-Landschaft würde es Etheridge wieder in die Top 10 schaffen. Hier ist eine Profimusikerin am Werk, die mit diesem Album neue Fans hinzugewinnen könnte.
Ja, es war ein knappes Rennen: Melissa Etheridge ist stark gestartet und hat alles richtig umgesetzt. Normalerweise eine klare Sache. Wäre da nicht die CD "Bones + Longing" der irischen Sängerin Gemma Hayes - Hayes setzt noch mehr als auf ihrer letzten CD auf eine Mischung aus Pop-Appeal und Versponnenheit, die wunderbar gelingt und einen in ihren Bann zieht. Nicht so zurückgenommen wie Kollegin Björk, aber zu der kommen wir demnächst. Tolle Sängerin, interessante Songs, anders gesagt: Album des Monats!
Der aus Gabun, Westafrika stammenden Sängerin Razia wurde vom Label cumbancha eine weltumspannende Produktion verpasst: Aufgenommen wurde in Brooklyn und auf Madagaskar, gemastert in Sydney. Jetzt scheint Razia bereit die Welt zu erobern. Mit ihrer raffinierten Mischung aus afrikanischen Rhythmen und Hooklines, durchsetzt mit chansonartigen Ansätzen, könnte das durchaus gelingen. Einfach auf replay drücken bzw. in die playlist aufnehmen.
Vier Katzenköpfe am Cover, vier Songs und das Thema ist auch klar: "4 Season" nennt Kidcat Lo-Fi ihre aktuelle EP. Sympathisch werden hier übliche Positionen gegen das Katzenfell gebürstet: Der Sommer wird nicht gemocht und der Winter geliebt. File under: Indie-Pop mit Vintage-Faktor in Richtung Sixties.
Ruhig geht es der Putumayo-Sampler "Yoga" an, zur Entspannung somit bestens geeignet, zwischen all den Konzerten der nächsten Wochen. Daher folgen nun die Live-Tipps: Am 26. Februar spielen Ángela Tröndle und Renate Hornstein im Club Fania, im ersten Teil der Veranstaltungsreihe Lindo Music Night, los geht es um 21h, anschließend legen DJ Rob71 und DJ Kerido auf. Schon am 19.2. spielen My Darling Clementine in der Sargfabrik und am 21.2. findet im Wiener Rathaus der so genannte Flüchtlingsball statt. Lindo-Act Katrin Navessi spielt am Freitag den 27.2. im Heureka, Beginn: 20h.
Auch das 16. Wiener Akkordeonfestival ist bereits im Anmarsch, am 21. Februar geht es los, bis 22. März steht ganz Wien wieder im Zeichen der weißen und schwarzen Tasten! Dieses Mal unter anderem mit dabei: Cathrin Pfeifer, Die Goas, Radio Europa, Die Quetschenweiber, Karl Hodina, Hiss, Birds Of Vienna, Moxie und alte, lieb gewonnene Stammgäste wie Dobrek Bistro und Bratsch aus Frankreich!
>> www.akkordeonfestival.at
Alle Live-Termin von Lindo-Acts findet man hier: Termine (jpl)

Live:
Do 19.2.2015: My Darling Clementine, Sargfabrik, 20h
Sa 21.2.2015: Flüchtlingsball, Wien, Rathaus, 20h
Di 24.2.2015: The Tiger Lillies, Szene Wien, 20h
Do 26.2.2015: Ángela Tröndle und Renate Hornstein, Fania, Gürtelbogen 22+23, 21h, anschl. DJ Rob71, DJ Kerido

Bob Dylan: "Shadows In The Night" (7/10)
Melissa Etheridge: "This is M.E." (9/10)
EAV: "Werwolf-Attacke" (5/10)
Gemma Hayes: "Bones + Longing" (10/10)
Kidcat Lo-Fi: "4 Season" (7/10)
Razia: "Akory" (8/10)
VA: "Yoga" (7/10)