30 Januar, 2012

Hot Music News - Jänner 2012

Die CD "Duet(t)/e/s" (pumpkin) versammelt 14 Beiträge, es sind Coverversionen darunter - etwa I-Wolfs gelungene Eröffnungsnummer von Springsteens 'I'm On Fire', gefolgt von Son Of The Velvet Rat: Der spielt nicht ganz unlogisch Lucinda Williams - hat die Dame doch auf dem aktuellen SOTVR-Album mitgewirkt. Williams' Song kommt in gekonnter Reduktion daher und hat eine Intensität, die man dann auch Gänsehaut nennt. Die begabten Brüder Ernst & Martin Tiefenthaler setzen mit einem eigenen Song den bunten Reigen fort. Toll auch der Beitrag von Norb Payr & Ed Schnabel, die miteinander ein Country-Lied von Schnabel interpretieren: 'Klankediklang'! So präsentiert sich "Duet(t)/e/s" als ein Kessel Buntes, in den sich zwar auch ein bisschen Kraut & Rüben gemischt hat, so scheint's, aber sei's drum - macht Spaß.
Mit "May Day" hat Matt Pryor am umtriebigen Label Arctic Rodeo Recordings ein tolles Album vorgelegt: Die Song sind toll, sowohl kompositorisch als auch vom Arrangement her. Es sind Lieder angesiedelt im Indie-Folk-Bereich, die süchtig machen. Ein großartiges im Jahr 2011 erschienenes Album, das nun dank des Vertriebes von Hoanzl endlich auch in Österreich erhältlich ist.
Genau das kann man auch über das neue Album von Kevin Devine sagen: "Between The Concrete & The Clouds" kommt ebenfalls via Arctic Rodeo Recordings zu uns, am 19. Februar spielt Devine im Wiener B72. Songs wie 'Awake in the dirt' und 'Sleepwalking through my life' sind dabei hausgemachte Ohrwürmer, auf die man sich live freuen darf.
Wien fehlt zwar noch am Tourplan des Münchner Singer-Songwriters Phil Vetter, das sollte aber nicht allzu lange so bleiben: Vetter vertont auf seiner neuen CD "Karate" Gedichte von Philipp Stähle, jeder Song kommt eine Spur anders daher, auch Reggae-Einflüsse darf es hier mal geben, unterfüttert mit Filmmusik-Synthies. Insgesamt kommt das alles so symphatisch rüber, sodass man der Süddeutschen Zeitung gerne glaubt, die in Bezug auf Vetters Konzerte von einer 'Zauberwolke' spricht. Mit dem argentinischen Produzenten Francisco Perez Mazon an Bord vermag Vetter auf CD jedenfalls mit jedem Song zu überraschen. (jpl)

Kevin Devine: "Between The Concrete & The Clouds" (8/10)
Matt Pryor: "May Day" (Arctic Rodeo Recordings/Hoanzl, 9/10)
Phil Vetter: "Karate" (Redwinetunes/PIAS/Rough Trade, 7/10)
VA: "Duet(t)/e/s" (pumpkin/Trost 7/10)

19 Januar, 2012

Der Wettlauf zum Südpol

Vor rund 100 Jahren hat der norwegische Forscher Roald Amundsen als erster Menschen den Südpol erreicht. Das nun vorliegende Buch von Guido Knopp erzählt auf beeindruckende Weise vom dramatischen 'Wettlauf zum Südpol' zwischen der britischen Expedition mit Robert Falcon Scott und der norwegischen Expedition mit Roald Amundsen an der Spitze.

Beide Expeditionen erreichen den geographischen Südpol: 35 Tage vor Scott steht Amundsen am 14. Dezember 1911 mit seinem Team am südlichsten Punkt der Welt. Sein Sieg in diesem Wettlauf ist kein Zufall, die Norweger haben sich perfekt auf die Expedition vorbereitet: Sie haben ihre aus Fellen gefertigte Kleidung bei den Inuit abgeschaut und ihre Ausrüstung mittels Hundeschlitten transportiert. Im Gegensatz dazu haben die Briten auf eine technische Errungenschaft gesetzt: Auf extra für die Expedition entwickelte Motorschlitten. Wie ein roter Faden zieht sich allerdings ein Faktum durch die am Ende scheiternde britische Expedition: Die schlechte Vorbereitung. So werden die Motorschlitten vor Beginn der Expedition nicht ausreichend getestet und funktioniert vor Ort zunächst nur beschränkt und später gar nicht. Statt auf Hunde setzen die Briten auf Ponys als Zugtiere, doch während die Huskies sich unter arktischen Bedingungen wunderbar zurecht finden, kommen die Ponys nicht recht voran – zudem sind die Tiere schon vor Beginn der Expedition in einem eher schlechten Zustand. Während die Norweger ausreichend leicht auffindbare Lebensmitteldepots anlegen, sind die Briten auch in diesem Punkt nachlässig.

Robert Falcon Scotts Expedition scheitert

In Guido Knopps Buch unterstützen zahlreiche Fotos die Darstellung der beiden Expeditionen, so ergibt sich ein eindrucksvolles Dokument zu einem der größten Abenteuer der Geschichte, das für die britische Expedition tragisch endet: Robert Falcon Scott erreicht zwar im Jänner 1912 auch den Pol, doch den Rückweg schaffen er und seine ausgezehrte Gruppe nicht mehr. Ein Schneesturm und eisige Temperaturen halten die Forscher mehrere Tage lang im Zelt fest, die Kräfte und die Nahrungsmittel schwinden. Schließlich sterben Scott und seine Mannen nur 18 Kilometer vom nächsten Lebensmitteldepot entfernt.

'Herminator' auf Amundsens Spuren

100 Jahre später: Für eine Fernseh-Dokusoap begeben sich ein österreichisches und ein deutsches Expeditionsteam auf die Spuren von Amundsen, Scott und anderen Arktis-Forschern wie Shackleton, Ross oder Borchgrevink. Die mit Promis wie Hermann 'Herminator' Maier und Markus Lanz angereicherten Teams stehen schließlich beide am Südpol – genau wie ein Jahrhundert vor ihnen die großen Entdecker Robert Falcon Scott und Roald Amundsen. (jpl)

Guido Knopp: Der Wettlauf zum Südpol. Das grösste Abenteuer der Geschichte. (C. Bertelsmann: München: 2011) S.336
>> http://www.cbertelsmann.de

04 Januar, 2012

Hank Rays Death Country in Wien! (13./14.1.2012)

Am 13. und 14. Jänner 2012 ist es soweit: Im Rahmen zweier Townes van Zandt und Hank Williams-Tribute-Abende wird Hank Ray erstmals in Wien auftreten.

Der in Berlin lebende US-Sänger hat mit seiner Rockabilly-Combo The Raymen bislang 13 Alben veröffentlicht, ist durch die halbe Welt getourt und hat auch als Solo-Interpret mehrere Alben erfolgreich präsentiert – eines davon heißt „Songs From The Badlands Of Hearts“ und enthält Songs von Hank Williams. Mit seiner eigenwillig tiefen Stimme bringt er die richtige Traurigkeit für diese Art Musik mit, er selber nennt dies Death Country – eine Bezeichnung die inzwischen als eigene Musikrichtung immer öfter Erwähnung findet.

Hank Williams/Townes van Zandt-Tribute im Shelter

Weiters treten am 14. Jänner die folgenden Bands zu Ehren von Hank Williams & Townes van Zandt auf: Donke/Zigon aus Linz - Peter Donke war Bassist der legendären Linzer Punkformation Willi Warma und bildet heute mit Christine Zigon ein Duo, das sich Folk und Country widmet. Thomas Wimmer spielt meist als Thomas & The Soulriverband im Stile eines Southside Johnny oder auch Bruce Springsteen und vermag insbesondere solo zu überzeugen. The Prophets aus Wien beschließen diesen Abend, vermutlich ist das die zurzeit beste Southern-Country-Blues-Rock Kapelle Österreichs, die sich an diesem Abend vermehrt dem Countryrock widmen und das Shelter zum Rocken bringen wird.
Tipp: Schon am Freitag den 13.1.2012 tritt Hank Ray solo im Heureka in der Skodagasse auf - sensationell!

Fr 13.1.2012: Heureka, Skodagasse 18/1, 1080 Wien, Hank Ray
Sa 14.1.2012: Shelter, Wallensteinplatz 8, 1200 Wien, Hank Ray u.a.

>> http://www.shelter.at
>> http://www.myspace.com/hankray

02 Januar, 2012

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (12/2011)

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (12/2011) Am Ende des Jahres also die große Aufarbeitung. Vieles wurde in diesem Jahr gewürdigt, mit bis zu 8, 9 oder gar 10 Punkten bedacht. Trotzdem: Manche Scheiben sind der Bewertung bisher entgangen. Und gleich der Freispruch: Nicht immer ist ihr Rezensent daran Schuld. Beispiele?
Das Album "Dance With A Statue" der lässigen Wiener Band wemakemusic* stammt aus 2009 und hat es erst im Herbst 2011 geschafft, in die Hände zu fallen. Macht nichts, denn das Album ist so fein produziert, dass es sich um zeitlose Qualiätsware handelt, oszillierend zwischen Indie-Pop und Indie-Folk. Gut abgelegen, sozusagen - daher auch aus der Distanz von 2 Jahren weiterhin gültig.
Das würde man in einem Jahr auch schon von "Floating", der CD der Band Skyside sagen. Bei deren CD-Präsentation im November 2011 haben wemakemusic* als Vorgruppe agiert - daher fiel auch die überfällige CD zu. Skyside zeigt eine gut eingespielte Band, mit herausragender Sängerin Katrin am Mikro. Die ist inzwischen ins Nachbarland gewechselt, ob Skyside ihre gelungene Folkvariante live weiterführen werden, ist noch offen - die neue Sängerin hätte jedenfalls das Potenzial in die Fußstapfen der Vorgängerin zu treten. Man darf darauf hoffen; Skyside ist eine überdurchschnittlich gute Band, um die es allemal schade wäre.
So, jetzt aber schnell mal raus mit Sóley aus dem CD-Player: Denn bereits seit September 2009 ist My Awesome Mixtape am Schreibtisch von einer Seite zur anderen gekugelt. Völlig zu unrecht, wie sich schon nach wenigen Minute zeigt. Die Band aus Italien - von dort ist ja kaum mal etwas zu hören - liefert ihre mit viel Pop-Appeal versehene Mischung aus Synthie-Klängen, Mitsumm-Chören und eingängigen Refrain-Hooklines ab. Nicht ganz falsch zieht die Presseinfo eine Linie hin zu They Might Be Giants! Feines Teil, das mit "How The Feet Touch The Ground" einen Ohrwurm beinhaltet, der demnächst auch beim DJing zum Einsatz kommen sollte.
Nur zwei Monate liegen geblieben - und auch das zu Unrecht - ist das neue Album von Yann Tiersen. Klar, den Name kennt man inzwischen, ist das dann schon Mainstream? Wahrscheinlich, ist aber eigentlich auch wurscht. Hauptsache das siebente Studioalbum rockt ordentlich - und das tut es vom ersten Track an. Aufeinander getürmte Synthie-Klangschichten werden mit E-Gitarren unterfüttert und dann liegen auch noch Chöre darüber (Track 2: "I'm Gonna Live Now"). Aufgenommen wurde rund um die Welt (von Frisco bis Paris), artifiziell und verspielt gibt sich die Scheibe auch gerne und das steht ihr gut an. Ingesamt: Trotz aller Brüche vermag Tiersen einen Sog zu erzeugen - überraschend.
Das Label Beste!Unterhaltung hat sich in den letzten Monaten insbesondere durch die Veröffentlichung von Gudrid Hansdóttirs Platten einen Namen gemacht: Nun liefert dort in 9 Aufzügen die Nürnberger Band Punch & Nerves ihre Version von Bass-Gitarre-Schlagzeug ab: Herausgekommen ist braver Indie-Pop, bei dem statt der E-Gitarre die akustische Klampfe von Sängerin Linda Rum ordentlich rockt. Eine Scheibe für die besinnlichen Momente zum Jahresende hin.
Das gilt auch für diese CD, dieses Mal mit E-Gitarre: Der Gitarrist Reinhard Schraml hat ein formidables Trio gebildet (Matthias Bublath: Hammond B3, Peter Kronreif: Drums) und spielt sich entspannt durch eigene Jazz-Stücke. Covers von Sonny Rollins und Miles Davies "Milestones" sind auch dabei. Chillig!
Bevor es zu besinnlich wird - völlig unverständlich, dass die nächste CD so lange liegen geblieben ist: Trotz ansprechendem Cover, Titel und ansprechenden ProtaganistInnen: In personam Chris Eckman und Rupert Huber. Ihr Projekt L/O/N/G hat heuer mit "American Primitive" ein tolles Album zwischen Singer-Songwriting, Americana und Klangcollage mit ein bisschen Soundtüftelei - das darf dank R. Huber auch sein - vorgelegt. Erstaunlich ist daran: Alles wirkt so organisch, als spielten die beiden schon ewig miteinander.

L/O/N/G: "American Primitive" (Glitterhouse, 8/10)
My Awesome Mixtape: "How Could A Village Turn Into A Town" (Rewika, 7/10)
Punch & Nerves: "In Vivid Colours" (Beste!Unterhaltung, 6/10)
Reinhard Schraml Trio: "Muerrer spannt aus" (Rola/Pate, 6/10)
Skyside: "Floating" (Floorspot, 8/10)
Yann Tiersen: "Skyline" (Mute, 8/10)
wemakemusic*: "Dance With A Statue" (monkey, 7/10)

Die 10 besten Konzerte des Jahres 2011:
1) Azure Ray (chelsea)
2) Lisa Germano (haus der musik)
3) Rucki Zucki Palmencombo (heureka)
4) Son Of The Velvet Rat (wuk)
5) Sóley (rhiz)
6) Tinariwen (wuk)
7) Arstidir (theater am spittelberg)
8) Harlequins Glance (replugged)
9) Hotel Palindrone (wuk)
10) Norb Payr (heureka)
10) Tori Amos (stadthalle)
10) CC*OO (kohi)