25 Februar, 2011

fiona daniel, haus der musik, 22-2-2011 (Wien)

am 22. februar hat die schweizer singer-songwriterin fiona daniel das wiener haus der musik bespielt und mit der ruhigen intensität ihrer darbietung azure ray gute konkurrenz gemacht.

fiona daniel stammt aus der schweiz, hat letztes jahr ihr debüt-album "drowning" veröffentlicht und schafft damit ein besonderes kunststück: sie nimmt sich zeit, ihre songs zu entwickeln, ohne dabei langweilig zu sein und hat trotzdem genügend kraft, um die hörerInnen sofort in ihren bann zu ziehen.
das gilt auch für die live-darbietung, die - wiederum ähnlich wie bei azure ray - in einem kammermusikalischen setting umgesetzt wurde: cello, e-gitarre, schlagzeug, klavier und akustische gitarre - die melodika hat auch bei dieser besetzung nicht gefehlt.
dargeboten wurden stücke aus ihrer nun auch in österreich erscheinenden CD "drowning", das im haus der musik als zugabe gegebene "symbol of love" zeigt sich gleichsam als kleiner hit der veröffentlichung. fiona daniel hat einen ausgeprägten sinn für spieldosen-musik, dieser jungen dame sollte man weiterhin gehör schenken.

>> http://www.fionadaniel.com

20 Februar, 2011

12 x Akkordeons in Wien

Zum zwölften Mal steigt von 26. Februar bis 27. März 2011 das Akkordeonfestival in Wien. Wie jedes Jahr mit hochkarätiger Besetzung wie Dr. Bajan oder Richard Galliano - und auch Mika Vember wird live zu sehen sein.

Damit sind wir schon mittendrin im Programm des heurigen Akkordeonfestivals, das mit einem bereits ausverkauften Konzert des Richard Galliano Sextets im Wiener Konzerthaus am 21.2. vorab eröffnet wird. Die bereits traditionelle Eröffnungsgala findet wie immer im Baumgartner Casino statt, dort sah man bereits wunderbare Auftritte von Michel Macias, heuer eröffnen Otto Lechner, Hans Tschiritsch und Franz Haselstein gefolgt vom Duo Lechner & Arnaud Methivier (26.2.), am darauf folgenden Tag liefern Pristrup aus dem Burgenland und die großartigen Dancas Ocultas aus Portugal den zweiten Teil der Eröffnungsgala.

Lubenov & Sterzinger etc.

Weitere Highlights: Am 1. März bespielen Sterzinger Experience aus Österreich und der in Wien lebende bulgarische Akkordeonist Martin Lubenov mit seinem Orkestar das Theater Akzent: Die im Jahr 2003 gegründete Formation nähert sich den Lieder der Roma an, in dem Tango-Elemente ebenso wie Gypsy-Zitate verwendet werden - eine hybride Mischung, die live in ihren Bann zu ziehen weiß. Am 17. März bespielt das Akkordeonfestival mit dem Jure Tori Trio erstmals auch die Rote Bar im Volkstheater - Achtung: Beginn ist bei dieser so genannten Nachtschicht erst um 22 Uhr 30!

Programm auch für Kinder

Mit "Die Martha im Koffer" hat das Akkordeonfestival heuer auch ein Angebot für Kinder ab 3 Jahren im Programm: Es handelt sich dabei um clowneskes Theater mit Musik, auf die Bühne gestellt von der Österreicherin Martha Laschkolnig - an vier Sonntagen erzählt die "Martha im Koffer" immer neue Geschichten und Abenteuer, zaubert aus ihrer Sammlung alter Koffer Bilder zum Lachen und zum Staunen auf die Bühne, spart dabei nicht mit Verrenkungen und Akrobatik, dazu spielt sie Akkordeon – nicht immer mit den schönsten Tönen, aber oft mit den spannendsten...
Stummfilm-Matinees, die live mit Akkordeonmusik begleitet werden, etwa am 27.3. im Filmcasino (13h), ergänzen das umfassende Festivalprogramm, an diesem offiziell letzten Tag des Festivals bestreiten The Samurai aus Frankreich die letzte Abschlussgala im Metropol. Kurzum: Ein Programm, zu dem man den OrganisatorInnen wieder nur gratulieren kann - wir werden über die Konzerte berichten!

>> Akkordeonfestival

11 Februar, 2011

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (02/2011)

Der Rezensenten-Alltag bringt es mit sich, dass nicht immer alle Veröffentlichung rechtzeitig zum VÖ-Datum besprochen werden können: Zu viele CD werden auf die Welt losgelassen - wer soll das alles noch hören? Diese neue Rubrik schafft Abhilfe und entschuldigt sich gleichzeitig dafür, dass manche CD zu Unrecht liegen gebliebenen sind.
Beginnen wir mit Natalie Merchant: Sie ist gleich die Ausnahme, denn die Promo-CD, die Teile der Doppel-CD "Leave Your Sleep" vorstellt, war aus nicht geklärten Gründen über Wochen nicht auffindbar. Merchant liefert ein Meisterwerk ab, in dessen Mittelpunkt wie immer ihre einzigartige Stimme steht. Musikalisch hat sie neue Wege beschritten und so sind hier neben opulenten Streichersätzen auch Cajun- oder Roma-Einflüsse zu vernehmen - Merchant hat sich mehr als 130 MusikerInnen ins Studio geholt, etwa The Klezmatics oder The Chinese Music Ensemble New York. Die CD vertont die Werke von DichterInnen, zurückgenommene Stücke wie auf Merchants noch immer gültigen Ophelia-Album gibt es hier auch. Großartig!
Ebenfalls bunt gemischt: "Editor's Selection Vol. 01", kompiliert vom Musikmagazin uptown strut, das sich als Medium für so genannte Black Music im deutschsprachigen Raum etabliert hat: Szenegrößen wie Quantic & his Combo Bárbao wurden KünstlerInnen aus Deutschland (Mo' Horizons, Una Mas, Hi Fly Orchestra) gegenüber gestellt. Gut kompiliert - man darf sich auf Teil 2 dieser Reihe freuen!
Eine ganz andere Baustelle: Zwei Japaner in München machen auf ihrer neuen CD "Ensoku" unter dem Namen Coconami wieder auf charmanteste Weise Musik - getragen von der lieben Ukulele covert man beherzt bayrisches Liedgut ("Sternpolka", "Boarischer in CD") und Popstücke wie "Sweet Child O' Mine" von Guns’n’Roses. Diese Mischung aus Hinterfotzigkeit und lustiger Ernsthaftigkeit ist unterhaltsam und funktioniert wunderbar. Noch ein Tipp: Die Band unbedingt mal live ansehen - da ist meist auch eine Spielzeugtrommel im Einsatz!
Frankophile aufgepasst: Die Reihe "Le Pop" versammelt zum sechsten Mal Chansons der aktuellen SongwriterInnen-Szene von Paris, Frankreich bis Quebec, Kanada. Hier gibt es Old-School-Chansons ebenso wie Vermischungen mit Pop- und Rock (Emamanuelle Seigner mit "Dingue") und sogar Americana-Beeinflusstes (Tom Poisson mit "Trapéziste") und die blutjunge Singer-Songwriterin von Coeur de Pirate. Eine Zusammenstellung die Spaß macht und Lust auf eine Reise nach Montreal macht - oder wenigstens nach Montpellier. Qui, qui!
Ja, ja, zugegeben: Manchmal entscheidet auch die Covergestaltung darüber, ob eine CD im Stapel der zu rezensierenden CDs unaufhörlich weiter nach unten rutscht - um irgendwann doch an die Oberfläche gespült zu werden. So ist es mit CD von Joan Armatrading "This Charming Life" geschehen. In den 1980er-Jahren trieb sich die Dame gar in Hitparaden herum, das ist mit dem neuen Album zwar nicht gelungen, aber das liegt nicht an der Qualität des Dargebotenen: Das fast im Alleingang produziert Album besticht durch die Produktion und die Songs, die sofort ins Ohr gehen, mal kraftvoll und rockig, aber auch mal zurückgenommen - immer mit Verve, somit ein gutes Spätwerk!
Ähnliches gilt für die Doppel-CD von Sigi Maron: Seit langem gibt es hier wieder Mal neue Lieder des Alt-Austro-Poppers, das Überraschende daran ist, dass die Lieder vom Songwritertum österreichischer Old School entstaubt wurden und eher in einer Mischung aus Reggae und Rap daher kommen. Klar, die Texte sind deutsch bzw. Wienerisch und kämpferisch und ironisch wie immer - so kommt schon mal Silvio Berlusconi in einem der Stücke vor. CD 2 dieses Dopplers versammelt altes aus den Jahren 1976 bis 1996. Empfehlung für Austropop-HistorikerInnen. (jpl)

Natalie Merchant: "Leave Your Sleep" (Nonesuch), www.nataliemerchant.com
VA: "Zu klein. Zu fett. Zu schwarz. Zu alt." (uptown strut/GrooveAttack),
Coconami: "Ensoku" (Trikont/Lotus), www.myspace.com/coconami
VA: "Le Pop 6" (Le Pop Musik/GrooveAttack), www.lepop.de
Joan Armatrading: "This Charming Life" (Hypertension), www.joanarmatrading.com
Sigi Maron: "Es gibt kan Gott" (monkey/Hoanzl)