16 Dezember, 2011

Hot Dezember 2011 News

Immer dieselbe Frage: Was soll man zu Weinachten bloss schenken? Zeit, Musik zu hören oder einfach doch Musik? Ein paar Möglichkeiten seien hier angedeutet, zunächst drei Mal Musik aus Österreich: Isabel Santol with Julian Joseph hat seit Ende November mit "London Affairs" ein neues Album raus. Darauf spielt sie mit dem kongenialen Pianisten Julian Joseph so unterschiedliche Klassiker wie "La Vie En Rose", "Sentimental Journey" oder "Lili Marleen" - das zuletzt genannte Lied gar in englischer und deutscher Version. Gerne hört man dieser CD zu, somit: ein mögliches Weihnachtsgeschenk.
The Shady Lanes sind brave Indie-Leute vom pumpkin-Label: Ruhig geht deren Album mit der Ballade "Toulouse" los, bevor es dann zum ersten Mal ("Berlin") richtig rumpelt. Zwischen diesen Polen bewegt sich das Album fortan und da ist nichts dagegen zu sagen, weil diese 39 Minuten-Variante der ewig jungen Kombination Bass-Gitarre-Schlagzeug Spaß machen, Anspieltipp: "Start The Van". Außerdem trägt das Album den Weltklassetitel: "Tango Sierra Lima" - dafür gibt es einen halben Punkt extra!
Der Jazzgitarrist Daniel Pabst legt mit seinem neuen schlicht Pabst genannten Projekt das Album "Songs For A Hopeless Minder" vor, erstmals singt er darauf - Pabst kommt eigentlich vom Jazz und von der Improvisation. Die zur Gänze selbst eingespielten Stücke halten mühelos die angestrebte Balance zwischen freien Songstrukturen und Singer-Songwriting. Schon arbeitet Pabst an der nächsten CD, die möchte er nicht mehr im Alleingang aufnehmen. Tipp: Unbedingt ein Konzert von Pabst besuchen, live wirken diese "Songs For A Hopeless Minder" noch intensiver - wenn das überhaupt möglich ist. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am 18.1.12 im Shelter zu Wien.
Ambitioniert ist "I Was There", das neue Album von Erger Unlimited: Der Mann hat seinen Bob Dylan, Bob Seeger und Bob äh Bruce Springsteen gehört und auch Blues ist ihm nicht fremd. Die Songs sind hauptsächlich akustisch aufgenommen und nehmen meist einen angenehmen, gemächlichen Rhythmus auf - Südstaaten, quasi, Mundharmonika inklusive. Und ja, auch das ist Musik aus Österreich und deshalb ist mit Südstaaten natürlich nicht Kärnten gemeint.
Jetzt noch zwei Mal Skandinavien: Simon Fisher Turner & Espen J Jörgensen liefern mit "Soundscapes", den passenden Soundtrack zur Vorweihnachtszeit, die wie diese Scheibe sein darf: Mal hektisch, mal nervös, mal besinnlich, mal extrem ruhig, dann mit der Sprache experimentierend - und auch mal anstrengend. Das besondere an dieser Kollaboration: Simon Fisher Turner & Espen J Jörgensen haben einander nie getroffen, der Norweger Jörgensen hat Turner einfach mit Geräuschen versorgt und der hat damit gemacht, was er damit machen wollte - siehe oben.
Skandinavien Teil 2: Vor kurzem hat im Wiener rhiz die isländische Sänger Sóley Stefansdóttir gespielt, ihr aktuelles Album "We Sink" empfiehlt sich wie von selbst als Weihnachtsgeschenk, schließlich ist Island das Land der Elfen und Kobolde. Oft genügen Sóley einige wenige, dem Klavier entlockte Töne, um eine Magie zu erzeugen, der man sich kaum entziehen zu vermag. Ihre Lieder erzählen märchenartige Geschichten und eignen sich wahrscheinlich auch für kleine Kinder hervorragend. Ja, klar, Björk darf man nun auch erwähnen - muss man aber nicht: Sóley schafft ihr eigenes musikalisches Universum und das ist einfach schön. Und wenn die Welt bald untergeht - wen kümmert's. Wer diese Musik noch gehört hat, kann beruhigt den Löffel abgeben, ohne das Gefühl zu haben, etwas Entscheidendes versäumt zu haben.
Es scheint, als hätten sich die Bands zum Jahresausklang noch mal richtig ins Zeug gelegt: Big Deal etwa mit ihrem Debüt-Album "Lights Out" (Mute/GoodToGo). Big Deal ist eine transatlantische Zusammenarbeit: Alice Costelloe (London) und Kacey Underwood (Kalifornien), zwei Gitarren und zwei Stimmen genügen hier über weite Strecken, um einen Spannungsbogen zu erzeugen. Trotz E-Gitarre ist "Lights Out" ein filigranes Album geworden, das durch die reduzierten Songs besticht. Wie immer wenn wenige Instrumente im Einsatz sind, muss jede Note sitzen. So etwas gab es seit Billy Bragg nicht mehr - und das ist jetzt auch schon 20 Jahre her - Mist, wie die Zeit vergeht!(jpl)

Big Deal: "Lights Out" (Mute/GoodToGo, 9/10)
Erger Unlimited: "I Was There" (Extraplatte, 6/10)
Simon Fisher Turner & Espen J Jörgensen: "Soundscapes" (Mute, 5/10)
Isabel Santol with Julian Joseph: "London Affairs" (ATS, 7/10)
The Shady Lanes: "Tango Sierra Lima" (pumpkin, 7,5/10)
Pabst: "Songs For A Hopeless Minder" (212 Records, 9/10)
Sóley: "We Sink" (Morr, 10/10)

30 November, 2011

Hot November News

Ja, ja, der CD-Stapel wird immer höher... bevor nun alle neuen Erscheinungen der letzten Zeit in die Rubrik "Zu Unrecht liegen Gebliebenes" rutschen, doch noch ein Schnellschuss im November: Tom Waits is back! Und das mit einem fulminanten Album, es heißt "Bad As Me" - bad mag sowohl schlecht als auch gut heißen. Ein Album mit Kanten, das wie gewohnt kratzt, keucht und knarzt, auf dem aber auch die ruhigen Momente nicht fehlen: Etwa die wunderbaren Stücke "Pay Me", "Back In The Crowd" oder das bald mal passende Abschlussstück "New Year's Eve" - insgesamt: erste Sahne!
Ebenfalls großartig und als - wenn auch nachdenkliches, aber dafür umso berührenderes - Weihnachtsgeschenk zu empfehlen: "Night Of The Hunters" von Tori Amos. Amos, die Ende Oktober in der Wiener Stadthalle auch ein großartiges Konzert gespielt hat, schickt eine Frau auf eine emotionale Tour durch die Nacht, in der sie viele Beziehungsfacetten durchleben muss. Die CD ist ein Liederzyklus a la Schuberts "Winterreise" und nimmt sich in 14 Stücken Themen wie Verbundenheit, Wahrheit, Abschied, Vertrauen, Selbstaufgabe und der stillen, in der Nacht vollzogenen Rückkehr ins eigene Leben an. Irgendwann dämmert schließlich der nächste Morgen. „Just leave me your ghost / I will keep him warm“, singt Amos im versöhnlichen und gar humorvollen Stück „Your Ghost“, in dem es ums Verzeihen und das Loslassen der Geister der Vergangenheit geht – die Grundstimmung ist gelassen, denn: Schafft man es, die Vergangenheit zu akzeptieren und in die Gegenwart zu integrieren, wird alles gut. Tochter Tash ist bei "Night Of The Hunters" auch mit an Bord, ebenso eine Nichte, so ist die CD eine Familienunternehmung geworden - und diese ist großartig gelungen!
Abschließend noch zwei neue Scheiben vom umtriebigen deutschen Label Beste!Unterhaltung, dem wir zur Zeit vor allem eines verdanken: Die Wiederveröffentlichung von bisher erschienenen CDs der skandinavischen Sängerin Gudrid Hansdóttir. Die stammt von den Färöer-Inseln (Stichwort: Zipfelmütze) und hat für ihr Album "The Sky Is Opening" 2010 zu Recht den Planet Award "Album Of The Year" erhalten. Die Songs fließen dahin, Hansdóttirs Stimme vermag - wie der Backkatalog zeigt - alles zwischen Pop und Folk umzusetzen und macht süchtig nach mehr. Entweder man hofft also auf den Backkatalog oder wartet schon mal auf das nächste Album, das die Tochter von Hans vom Stapel lässt.
Die Überraschung des Monats liefern Hi-Lo & In Between: Die never-heard-Band aus Finnland schafft mit "We Are Not The Wind" ein stilvolles Alternative-Country-Album, dem auch mal die große Geste gut ansteht. Hier wird nicht der Holzofen beheizt und es kracht an allen Ecken, sondern die Zentralheizung des Konzertsaals, in dem diese Musik genauso stattfinden könnte. Dennoch ist es ein schlichtes, fein gearbeitetes Album, dessen Kraft wieder mal in der Ruhe liegt. Manchmal genügen hier ("The Waves") eine Gitarre und ein Klavier, die sich gegenseitig die Akkorde zuwerfen, während im darauf folgenden Titelstück "We are not the wind" gar Countrystimmung in voller Bandbesetzung aufkommt. Insgesamt ist es Musik, die irgendwie aus dieser Welt gefallen zu sein scheint, das Cover wurde von der bildenden Künstlerin Liina Mäki-Patola gestaltet. Und ja: Nicht nur in Finnland ist es zurzeit scheißkalt - also ab in die Sauna, diese Musik hören und sich auf die Sonne nach der Mitternachtssonne freuen! (jpl)

Tori Amos: "Night Of The Hunters" (Deutsche Grammophon, 10/10)
Gudrid Hansdóttir: "The Sky Is Opening" (Beste!Unterhaltung, 8/10)
Hi-Lo & In Between: "We Are Not The Wind" (Beste!Unterhaltung, 8/10)
Tom Waits: "Bad As Me" (Anti, 8/10)

09 November, 2011

Harlequin's Glance (live am 10.11.2011) / Norb Payr

Eben hat er noch bei Norb Payrs CD-Präsentation an den Tasten mitgewirkt, schon steht das nächste Live-Event für ihn an: Gernot Feldner ist in Wien eine Szenegröße, file under "folk", "organ". Und mit seiner markanten Stimme ist er der Mastermind von Österreichs wahrscheinlich bester Folk-Rock-Band "Harlequin's Glance". Gemeinsam mit der Fat Cat Band aus Ungarn bestreiten Feldner & Co. das Eröffnungskonzert der Konzertreihe "Neigbours": "Die Reihe bringt Bands aus Nachbarländern Österreichs zusammen", erklärt Organisator Othmar Loschy das Konzept dahinter. Auch Tschechien wird ein eingebunden sein und in weiterer Folge soll Harlequin's Glance auch nach Budapest touren. Wer keinen Ausflug in die ungarische Hauptstadt unternehmen will und wer es tatsächlich am 10. November nicht ins replugged schaffen sollte, dem ist die im Ost Klub zu Wien aufgenommene und heuer erschienene Live-DVD von Harlequin's Glance "Howling At The Moon", zu empfehlen: Sie zeigt die Spielfreude dieser tollen Live-Band und schlägt mit dem wunderschönen Song "A Loving Alliance" auch mal ruhigere Töne an.

Harlequin's Glance: "Howling At The Moon" (DVD)
Zu beziehen über www.harlequinsglance.com
Kontakt & Kartenreservierung 10.11.11: othmarloschy@hotmail.com
>> www.musikberatung.blogspot.com
>> www.musikvonhier.blogspot.com

Do 10. November 2011, 8:00pm
Replugged, Lerchenfelderstr. 23
1070 Wien

25 Oktober, 2011

Nachbarn #1 - Fat Cat Band (H) / Harlequin´s Glance (A)

NACHBARN #1 - FAT CAT BAND (Budapest /Bluesrock) HARLEQUIN´S GLANCE (Wien/Folkrock) - Konzert No.1 der NEIGHBOURS Serie (immer 1 Band aus Wien/Umgebung + 1 Band e. Nachbarlandes) - die FAT CAT BAND aus Budapest spielt astreinen, dynamischen Bluesrock - und wird erstmals live in Wien zu erleben sein. Im Gegenzug spielt übrigens HARLEQUIN´S GLANCE einige Tage später auch ein gemeinsames Konzert in Budapest. HARLEQUIN´S GLANCE wiederum ist Österreich´s momentan beste Folkrock-Combo, da fährt die Eisenbahn drüber. Feinste Songs (Gernot Feldner + Band), Stephan "Stoney" Steiner´s Geige + Nyckelharpa, Alex Gantz´ E-Gitarren licks, die exzellente Schlagzeug + Percussion Arbeit von Daniel Klemmer + Martin "Tino" Mixan´s Kontrabass Spiel ergänzen Gernot Feldner´s unverkennbaren Gesang + akustisches Gitarrenspiel.

Für dieses Konzert gibt´s ab sofort Vorverkauf im HEUREKA - zu den Öffnungszeiten + bei Konzerten - und auch bei der Jugendinfo Wien. Liebe Leut: es wär ganz wichtig, wenn ihr euch da einerseits rechtzeitig Karten sichert (VVK Preis: 8,- €, Abendkassa: 10,- €) bzw. unbedingt hinschaut. Es geht auch darum, das zu einer Konzertserie aufzubauen, viel interessante Musik nach Wien zu bringen, und den Bands im Gegenzug Auftritte in den Nachbarländern zu ermöglichen - es geht vor allem darum, Euch 2 grossartige Bands nicht entgehen zu lassen.

Kontakt & Kartenreservierung: othmarloschy@hotmail.com
>> www.musikberatung.blogspot.com
>> www.musikvonhier.blogspot.com

Do 10. November 2011, 8:00pm
Replugged, Lerchenfelderstr. 23
1070 Wien

27 September, 2011

Jellybeat, 29.09.2011, fluc

Es war ein Mal im letzten Jahrtausend: In Wien wird eine Band namens Jellybeat gegründet. Zwölf Jahre später machen Jellybeat noch immer Musik und ein kreativer Endpunkt scheint nicht in Sicht.

Jellybeat = Pop. So könnte man die Band Jellybeat auf den Punkt bringen. Differenzierungen erwünscht? Nun, die Band mischt gekonnt Elektro- mit Gitarrenpop. Wer Disco-Anklänge feststellt, liegt auch nicht falsch, insgesamt bereiten Jellybeat in ihrer Version von Popmusik eine Mischung auf, die live ordentlich in die Beine fährt. Das Riff aus einem Stück wie "Kaleidoscope", aus dem aktuellen, fünften Album "Don't let us be misunderstood" schraubt sich sofort in die Gehörgänge und macht keine Anstalten sich von dort wieder zurück zu ziehen.
Von der ursprünglichen Besetzung sind inzwischen nur mehr der Gitarrist Gottfried Schinagl und DJ Y. an Bord. Vor vier Jahren wurde auch das Frontmikrofon weiter gereicht: Das ist seitdem in den kompetenten Händen von Katrin Navessi, die auch eine Karriere abseits von Jellybeat betreibt - wie man hört, wird bereits fleißig am lange erwarteten Solo-Debüt gewerkt.
Nimmt man das aktuelle Jellybeat-Album als Referenz für das, was am 29. September 2011 auf die BesucherInnen des fluc erwartet, so kann man nur folgendes raten: Tanzschuhe mitnehmen und abtanzen. Übrigens: Ganz in der Nähe vom fluc, nämlich in der Pratersauna, wurde das Video zum Stück "Echo" gedreht. An dessen Ende springt Sängerin Katrin Navessi ins Wasser - das wird im fluc zwar sicher nicht passieren, aber stage diving ist ja wohl möglich. Eben. (jpl)

Jellybeat live: Do 29.09.2011
fluc (Praterstern), im Rahmen von waves vienna, 20:30h

>> www.jellybeat.net
>> www.myspace.com/jellybeat

24 September, 2011

david helbock - simon frick duo

zwei virtuose musiker waren am 23. september in der wiener sargfabrik live im rahmen ihrer cd-präsentation zu sehen: david helbock (piano) und simon frick (violine).

simon frick entlockte seiner geige ungewohnte töne, dank allerlei effektgeräten wurde sie einmal zum bass umfunktioniert, dann wieder zu einem rhythmusinstrument, das für den beat sorgte.
gleiches gilt für david helbock, der die pianoklänge mittels chaos-pad manipuliert oder gleich die saiten des klaviers selbst mit der hand abdämpft bzw. angeschlagen hat. beeindruckend war das spielverständnis der beiden musiker, die schon nahezu weltweit aufgetreten sind, von lateinamerika bis indonesien, demnächst gibt es eine iran-tournee. im jahr 2009 hat david helbock übrigens jeden tag ein klavierstück komponiert, eines davon trägt den titel "blue boogaloo" und ist auf der eben erschienenen cd "diagonal" (traumton rec.) zu finden. helbock und frick spielen zwar erst seit zwei jahren zusammen, kennen einander aber schon seit der kindheit.
resümee: es war ein großartiger musikabend zweier könner! (jpl)

>> www.davidhelbock.com
>> www.simonfrick.com

21 September, 2011

Ripoff Raskolnikov, Davis, 17.9.2011 (Wien)

Der Stadtrand von Wien. U-Bahn-Station Großfeldsiedlung – hier hält sich seit Jahren der feine Musikclub Davis, der stets ein exquisites Programm aufzuwarten hat: Nach den Bayou Alligators aus Bayern in der Woche davor, war am 17. September 2011 der Gitarrist Ripoff Raskolnikov zu Gast.

Wie immer bei den Guten vermischen sich Realität und Legende zu einem Bühnen-Hybrid: Raskolnikov ist seit Jahren, um nicht Jahrzehnte zu schreiben, auf Tour. Vor dem Club parkt sein Lieferwagen, two point two genannt, der in einigen Lieder mit genau dieser Bezeichnung vorkommt. Die Songs erzählen Geschichten von unterwegs: „Early Days“ etwa von einer großen Liebe, die sich am Ende – statt für den Mann mit dem two point two Lieferwagen – doch für den Typ mit dem großen deutschen Auto entscheidet, Zitat: „And the love I felt for you that day is still with me after all these years.“
Seine Songs sind irgendwo zwischen Randy Newman und Tom Waits angesiedelt – das nur zu Orientierung, denn mit seiner rauen Stimme hat Raskolnikov längst seinen eigenen Stil gefunden. Un er hat viel erlebt und weiß davon zu erzählen, Empfehlung: Raskolnikovs aktuelles Album „Lost and Found“.

>> www.ripoffraskolnikov.com

08 September, 2011

Árstíðir in Wien, Theater am Spittelberg

Am 17. August 2011 hat die isländische Folk-Band Árstíðir im Theater am Spittelberg ihr umjubeltes Wien-Debüt gegeben.

Die Band ist im Rahmen einer Mitteleuropa-Tour erstmals nach Wien gekommen. Das ausverkaufte Theater am Spittelberg war der ideale Ort für die ruhige Darbietung der Gruppe: Akustische Gitarren, Violine und Cello lieferten die passende musikalische Basis für eine konzentrierte und intim anmutende Performance.

Neue CD im Herbst

Isländische Traditionals und eigene Lieder in dieser Tradition bezauberten die rund 250 BesucherInnen: Mehrstimmiger Männergesang vermochte zu begeistern - im Herbst wird Árstíðir übrigens seine zweite CD veröffentlichen. Man darf darauf und auf das nächste Wienkonzert von Árstíðir gespannt sein. (jpl)

Árstíðir sind:
Daníel Auðunsson – git, voc; Gunnar Már Jakobsson – git, voc; Ragnar Ólafsson – git, voc; Hallgrímur Jónas Jensson – cello, voc; Jón Elísson – piano, voc; Karl Aldinsteinn Pestka – violine, voc

>> arstidir.com

05 September, 2011

TINARIWEN & BAYOU ALLIGATORS diese Woche in Wien

Mi 07.09.2011: TINARIWEN
Tinariwen, vor 30 Jahren in einem von Gaddafis Rebellen-Camps in Libyen gegründet, machen Rebellenmusik im genausten Sinne des Wortes. DIe Tuareg-Kämpfer haben freilich längst ihre Waffen gegen Musikinstrumente getauscht und werden über die Sahara hinaus auf der Weltbühne gefeiert. Im September erscheint das neue Album auf Anti, dem Label, auf dem auch Tom Waits und Marianne Faithful erscheint. ZEIT: 7. September 2011, 20.00 Uhr EINLASS: 19.00 Uhr ORT: Saal, WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien

Und noch eine absolute Live-Empfehlung für diese Woche:

Sa 10.09.2011: BAYOU ALLIGATORS
Tanzbare Mixtur aus Zydeco und Blues.
Die Bayou Alligators sind eine deutsche Band, die Cajun&Zydeco, Rythm’n’Blues, Rock’n’Roll und Roots-Music spielt. Hauptsache, sie hat dieses gewisse Louisiana-Feeling!
Die Band formierte sich 2008 aus der Band „The Zydeco Alligators“ heraus. Diese tourten sieben Jahre lang durch Deutschland, Holland, Schweiz, Tschechien und die Slovakei und veröffentlichten 2 CDs. Sie gewannen den Blues Award des Internationalen Bluesfestivals in Dresden (2002) sowie den European Cajun&Zydeco Award (2004). Die Musiker teilten die Konzertbühnen mit international renomierten Künstlern wie John Hammond jr., Popa Chubby, Ana Popovic, Candy Dulfer oder der NDR Bigband. Sie spielten bereits auf Schiffen, unter Tage und in schwindelnden Höhen. Aber darauf kam und kommt es gar nicht an, sondern einzig und allein, dass das Publikum nicht mehr von der Tanzfläche kommt!

Davis, Kürschnergasse 9, 1210 Wien 20h 8-10 Euro, Kartenvorbestellung: nodepr@hotmail.com

09 August, 2011

Hot + New Music August 2011

Zunächst Musik aus Österreich: "Es Lem" nennen Ernst Molden + Band ihre neue CD, in der sich Molden erneut als eine Art Chronist der Hauptstadt zeigt und das neue Wiener Lied in elf Bildern aufführt. Molden interessiert sich für das Wien von unten, für spielende Roma-Kinder etwa und er erzählt von einer Erkundungstour mit einem innerstädtischen Autobus. Ein Wiener vom Grund ist Molden selbst nicht, ob man dem Verleger-Sohn aus dem Nobelbezirk Döbling die Chronisten-Rolle abnimmt und ob das überhaupt wichtig ist, bleibt den HörerInnen selbst überlassen. Der eigenartige Der Nino aus Wien ist jedenfalls auch dabei. Insgesamt solide gemacht.
Jetzt aber doch lieber weiter nach Amerika: Theatermusik für das Stadttheater Klagenfurt haben Naked Lunch zur Bühneneinrichtung von Kafkas "Amerika"-Roman geschrieben, die ist nun auf CD erschienen - 9 glasklare Songs, die durchaus düstere Momente aufweisen und sich in das Naked Lunch-Universum allemal einfügen lassen. Am Ende der Höhepunkt, das langsam dahin wandernde "Your Last Waltz". Klar: Bei großartigen Alben wie "Songs For The Exhausted" ist "Amerika" ein gutes Nebenwerk einer sehr guten Band.
Wenn wir schon in Amerika sind, dann bleibt es gleich international: CC*OO aus Karlsruhe haben Ende Juli 2011 zwei Mal live in Wien aufgespielt - im WUK und im Heureka - und für die neu gewonnenen Wiener Fans eine 3-Song-EP mit selbstgebasteltem Cover hier gelassen. Das Artwork besticht, die Aufnahme hat Lo-Fi-Charme - so haben CC*OO in Wien durch die charmante Live-Performance überzeugt und werden hoffentlich bald wieder einen Abstecher nach Österreich machen.
Ebenfalls aus dem Nachbarland stammt Andreas Dorau, der mit "Todesmelodien" endlich wieder ein neues, sein achtes Album vorlegt: Die Platte ist vom ersten bis zum letzten Ton pure Popmusik, Dorau hat den Bogen einfach raus und trägt auch musikalisch gerne mal dick auf: Die Chöre und schwülstigen Arrangements beim Eröffnungstrack "Größenwahn" sind gleichsam ein Tribut an den großen Pop-Produzenten Phil Spector, der zurzeit wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Selbst Themen wie "Neid" weiß Dorau popmusikalisch zu verarbeiten, Grüße richten Element Of Crime und Rocko Schamoni aus: Hallo!
Ebenfalls in Mitteleuropa - und durchaus zu Dorau passend - halten sich zurzeit die Australier von The Wishing Well auf: Die Band um Mastermind Jai Larkan liebt Monstertourneen, die mehrere Monate dauern - diese haben die Gruppe zu so unterschiedlichen Konzerten wie beim legendären Jazz-Festival in Montreux oder im Club Tunnel in Wien geführt. Auf Konserve überzeugt die Band mit pop-orchestraler Breite, wie man sie auch von frühen Waterboys-Alben - oder eben von Andreas Dorau - kennt. Larkans Stimme vermag jedenfalls unter die Haut zu gehen und so liefert The Wishing Well mit "Fire In The Valley" ein hörenswertes Album ab. (jpl)

CC*OO: "Saphir Souveniers" (3-Song-EP, Eigenverlag, 7/10)
Andreas Dorau: "Todesmelodien" (staatsakt./Rough Trade 8/10)
Ernst Molden + Band: "Es Lem" (monkey/Rough Trade, 5/10)
Naked Lunch: "Amerika" (monkey/Rough Trade, 7/10)
The Wishing Well: "Fire In The Valley" (The Wishings Well/MMS/Supermusic, 7/10)

28 Juli, 2011

CC*OO in Wien

CC*OO aus Karlsruhe ist ein Duo, bestehend aus Cécile Noël und Orest Skakun. Die beiden machen französische Pop-Elektro-Chanson: Mit Gitarre, Heimorgel, Kinderspielzeug und allem, was sonst noch Spaß macht! Not to be missed, CC*OO geben mit diesen beiden Auftritten ihr Wien-Debüt!

Do 28.7.: WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien, im Rahmen der Platzkonzerte 2011, 20:30h
Fr 29.7.: Heureka, Skodagasse 18/1, 1080 Wien, 20h

>> ccetoo.blogspot.com

22 Juli, 2011

Hotel Palindrone @ Wackelsteinfestival (22.7.2011)

Hotel Palindrone ist eine absolute Ausnahmeband, die rund um die Welt für Furore sorgen. Sofort ins Auge sticht, dass die Musiker meisterhaft auf mehr Instrumenten spielen, als die meisten Leute ohne viel Nachdenken aufzählen könnten. Mit dieser Virtuosität verbinden sie unbeschwert verschiedenste europäische Folktraditionen mit Einflüssen aus Jazz und Klassik. Leidenschaftliche Improvisation trifft auf leicht tanzenden Groove und paart sich mit viel Freude und Spaß auf der Bühne und im Publikum.

Schon im ersten Jahr des Wackelsteinfestivals hat Hotel Palindrone die Zuschauer ausnahmslos begeistert. Am ganzen Gelände wurde spontan angefangen zu tanzen, die Stimmung explodierte, und wir Veranstalter standen mit Freudentränen in den Augen dort und bestaunten, was da passierte. Heuer, zum fünfjährigen Jubiläum, durfte Hotel Palindrone nicht fehlen.

Albin Paulus - Klarinette, Maultrommeln, Dudelsäcke (Bock, Sackpfeife), Fläten, Bombarde, Fujara, Baritonsaxophon, Gesang & Jodeln
Stephan Steiner - Geige, Bratsche, Drehleier, Diatonisches Akkordeon, Nyckelharpa, Gesang
John Morrissey - Mandola, Bouzouki, Gitarre, Gesang
Peter Natterer - E-Bass, Tenor- & Sopransaxophon, Klavier

>> www.hotelpalindrone.com

01 Juli, 2011

Hot Juli News

11 kompakte Songs liefert Gudrid Hansdottir auf ihrem Album "Beyond The Sky". Der Name macht klar: Die Tochter von Hans stammt aus Skandinavien, genauer von den Färöer-Inseln. Von dort kannte man bisher nur Teitur, der hier im Mai ein Thema war. Hansdottir macht Indie-Folk-Pop, das sieht so aus, dass einerseits ruhige Balladen ("Meditations On Salt") - durchaus mit Flöten durchsetzt - angeschlagen werden. Andererseits gibt es glasklare Indie-Pop-Songs mit Ohrwurmqualität, die man einfach immer wieder hören möchte ("Vina"). Ein Klasse-Album das mit einem färöischen Lied abgeschlossen wird.
Durchaus dazu passt das Debüt-Album der Wiener Combo The Neatpickers, die beherzt in Richtung Country-Folk aufspielt und bei denen der viel beschäftigte Rob Niedl trommelt. The Neatpickers machen mit ihren geradlinigen Songs klar: Heustadel gibt es auch bei uns, Texas oder Louisiana sind heute näher als je zuvor und überall kann zum Tanz aufgespielt werden!
Somit österreichische Popgeschichte: Lange musste man warten auf diese Veröffentlichung, nun liegt sie als Doppel-CD vor. CD1 = 20th Century Hits. CD2: Neues Material von Ronnie Urini aka Ronnie Rocket. Urini, der in den 1980er Jahren mit dem Hazelwood-Cover "Summerwine" und mit Liedern wie "Mädchenschreck" und "Niemand hilft mir" beachtliche Hits in Ösiland hat, konnte daran in weiterer Folge nur teilweise anschließen. Dennoch ist Urini ein Besessener, der auch im 21. Jahrhundert einfach immer weiter machen muss und auf CD mehr als in den 1980er-Jahren krachen lässt. Die Aufnahmen wurden - wie früher - an einem Tag live im Studio eingespielt und vermitteln eine rockige Direktheit, die als historisch zu bezeichnen ist - here comes the rocket!
Was noch? Ein Spätsommertag in New York im Jahr 2009: Chris Stone schlendert durch die Stadt und vertont die Eindrücke, die nun auf CD gebrannt vorliegen. Musiker wie Peter Rosmanith (hang) und Herbert Pirker (dr) haben Stone unterstützt und geben dem Album eine eigene Klangfarbe. Es muss ein besonderer Tag gewesen sein, denn das Album heisst "Golden Day", ist im Jazz angesiedelt und macht aufgrund seiner Spielfreude Lust auf eine Reise nach N.Y.C.. (jpl)

Gudrid Hansdottir: "Beyond The Sky" (Beste Unterhaltung/Broken Silence 10/10), www.gudrid.fo
The Neatpickers: "s/t" (Eigenverlag, www.myspace.com/theneatpickers, 7/10)
Chris Stone: "Golden Day" (Lag Stone/Hoanzl, 7/10)
Ronnie Urini aka Ronnie Rocket: "Ronnie Rocket Superstar" (monkey/Hoanzl, 7/10)

13 Juni, 2011

Hotel Palindrone: "Jodulator" (pocket sized sun/hoanzl)

Wer bei der energiegeladenen CD-Präsentation im Theater am Spittelberg dabei war, hatte die Chance ein Exemplar von "Jodulator" zu gewinnen - die Bedingung: Sich als Jodulator zu verkleiden. Der Jodulator 3000 ist ein Ausblick in die Zukunft, der besagt: "Auch in tausenden Jahren gibt es Jodeln." Was nichts anderes bedeutet als: The music survives. Beständigkeit in der Qualität hat das Wirken von Hotel Palindrone, davon können sich Fans seit immerhin rund 15 Jahren und mittlerweile vier CDs überzeugen. Die Band - auch mit dem österreichischen Worldmusic-Preis ausgezeichnet - verwöhnt wieder mit Worldmusik, gespeist aus diversen europäischen Traditionen. So manches Lied ist auf den Tourneen der Gruppe durch halb Europa entstanden, auch in Übersee gab es bereits Konzerte (Malaysia, Mexiko). Die selbst verpasste musikalische Frischzellenkur mittels Beatboxing und dezent eingesetzter Elektronik fügt sich gut in das Gesamtklangbild ein, somit kann man angesichts des Jodulators sagen: Willkommen im 21. Jahrhundert! Und: Es geht weiter... mit Hotel Palindrone im Ohr darf man sich auf die nächsten tausend Jahre freuen. (mhl)

>> www.hotelpalindrone.com
>> www.myspace.com/hotelpalindrone

12 Juni, 2011

Mario Adorf liest Bohumil Hrabal: "Schöntrauer" (hörkunst kunstmann)

Der deutsche Schauspieler Mario Adorf liest auf dieser Hör-CD Texte von Bohumil Hrabal, dem vielleicht wichtigsten tschechischen Autor, dessen Humor zeitlos gültig ist. Hrabal wurde in Brünn geboren, wuchs aber in dem Dorf Nymburk an der Elbe auf, dort spielen auch die Geschichten auf dieser CD, die aus der Romantrilogie "Das Städtchen am Wasser: Die Schnur", "Schöntrauer", "Harlekins Millionen" stammen. Hrabals zeigt humorvoll das kleine Welttheater einer tschechischen Provinzstadt. Etwa in einer Passage aus der Geschichte "Die Meerjungfrau", in der der Schulleiter verlangt, die Schüler sollten über ihre Berufswünsche schreiben. Zumindest Präsident sollten sie werden wollen. Der jugendliche Ich-Erzähler schreibt aber, dass er lieber arbeitslos werden wolle, denn: "Ein Arbeitsloser geht genauso ungern in die Arbeit, wie ich in die Schule gehe." Adorf liest Hrabals Texte gekonnt, ohne im Ausdruck zu übertreiben - man ist ihm dankbar dafür und kann mit dieser CD den schlicht besten tschechischen Autor der Gegenwart wieder entdecken, dem auch das großartige Buch "Ich habe den englischen König bedient" zu verdanken ist. (jpl)

Mario Adorf liest Bohumil Hrabal: "Schöntrauer" (hörkunst kunstmann, 10/10)

06 Juni, 2011

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (Juni 2011)

Mit starker Wien-Connection ist Bettina Kösters Album "Queen Of Noise" entstanden: Alexander Nefzger hat produziert, Bernhard Moshammer hat Gitarren eingespielt und erschienen ist das Teil bei Asinella. Eröffnet wird mit einer Beatles-Covernummer ("Helter Skelter"), Köster singt mit Bass-Stimme, kratziger, rauchig, ein wenig wie Marianne Faithful. Dazu passt dann auch das nächste Cover: "Femme Fatale". Ein Album, das auch dunkle Momente hat, Stücke wie "Pity Me", bei dem der Bass pumpt wie der Herzschlag, 120 bpm.
Dagegen ist Tom Gillam einer Rocker der alten Schule und legt mit "Better Than The Rest - An Anthology" eine Best-Of-Sammlung vor: Schnörkellose, einfache Songs, klar gespielte E-Gitarren, in Songs über Mädchen von der High School ("High") und über zwei barflies in Nashville, Tennessee. "Ich habe mich immer gefragt, was aus diesem Mädchen geworden ist, sie war lustig und sie war verrückt", sagt Gillam über "High" - der C-Teil ist dabei musikalische Ehrensache, ebenso die Country- und Blues-Anklänge (eine der Höhepunkte des Albums: "Every Morning"). Tipp: Unbedingt bis zu Ende hören, denn dort versteckt sich der schöne Country-Rock-Song "Long Way Home".
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Mike Doughty auf "Sad Man Happy Man", wenngleich seine Bezugspunkte mehr bei irischer Musik als bei Country-Rock liegen. Die angedeutete Rauheit Gillams gibt es bei Doughty zwar nicht, aber die Songs haben durchwegs Klasse - eine erfreuliche Überraschung.
Weltmusik aus Wien: Der in Österreich lebende Balafon-Spieler Mamdou Diabate legt mit "Kanuya" ein Album vor, das - wie er in den Linernotes anmerkt, die "schönsten musikalischen Erlebnisse meiner musikalischen Erlebnisreise" versammelt - mit dabei ist u.a. Wolfgang Puschnig und die Truppe Studio Percussion Graz - bemerkenswert.
Ohne Vorschusslorbeeren und Vorurteilen in den CD-Player, das ist der kleine Vorteil den Never-Heard-Bands bei Rezensenten haben: La Stampa "Pictures Never Stop" zeigt die Band aus Hamburg(?) machen Retro-80ies-Pop, mit Ansätzen von Gitarren- bis Synthie-Pop. The Human League treffen auf The Jeremy Days, oder so. Die Texte sind meist in englischer Sprache, drei von elf Mal auf Deutsch. Musikalisch wie inhaltlich muss man zu La Stampa sagen: Chance nicht ganz genützt und somit weiterhin bestehend.
Eines noch, der Rest bleibt zu Unrecht bis Juli liegen - ein Monat mehr oder weniger ist jetzt auch schon wurscht: Gar nicht nett, nämlich "We Are Terrorists", nennen My Name Is Music ihr heuer erschienenes Album, das von Gitarren und elektronischen Sounds gespeist wird. Man versucht starke Sätze als Songtitel vom Stapel zu lassen (z.B. "Pop Is Dead", "Rock'n Roll Is Mono", "I Don't Need Your Sympathy"), aber irgendwie kommt einem das alles viel zu bekannt vor und vermag nur in wenigen Momenten zu überraschen. Ja, zu loben ist die Stimme von Phoebe Hall - ansonsten ein durchschnittliches Pop-Album. (jpl)

Mamadou Diabate's Percussion Mania: "Kanuya" (Extraplatte, 7/10)
Mike Doughty: "Sad Man Happy Man" (ATO Records, 2009, 6/10)
Tom Gillam: "Better Than The Rest - An Anthology" (Blue Rose/Hoanzl, 2010, 8/10)
Bettina Köster: "Queen Of Noise" (Asinella/Hoanzl, 2007, 7/10)
La Stampa: "Pictures Never Stop" (staatsakt/Roughtrade, 2010, 4/10)
My Name Is Music: "We Are Terrorists" (Pate/Hoanzl, 2011, 4/10)

16 Mai, 2011

Hot + New Music Mai 2011

Island ist nicht nur das Land der Geysire und des finanziellen Zusammenbruchs, es ist auch ein Land, das immer wieder bemerkenswerte Musik hervorbringt: Svavar Knútur singt auf "Amma" traditionelle isländische Folksongs, aufgezeichnet wurde live am 12. Oktober 2010 in einem Wohnzimmer in Reykjavík. Knútur spielte an diesem Abend 2 Sets vor rund 30 Leuten - Gitarre und Stimme, das genügt. Die intime Wohnzimmer-Stimmung vermittelt die CD auf dezente Weise, wenn auch die Interaktion zwischen Knútur und seinem Publikum leider herausgeschnitten wurde. Ein Mal singen die Anwesenden jedoch mit und sofort entsteht eine feierliche, gar weihnachtliche Atmosphäre. Die Lieder selbst sind wie Folksongs überall auf der Welt: Einfache Sing-Alongs, die sofort ins Ohr gehen - gut gemacht!
Und noch mal Skandinavien: Eines bleibt diesem jungen Mann aufgrund seiner Herkunft nicht erspart: Aus österreichischer Sicht lautet die Assoziationskette wie folgt - 0:1 - Landskrona - Zipfelmütze - Teitur! Genau, eine der bittersten Niederlagen der österreichischen Länderspielgeschichte war jene gegen die Färöer-Inseln und von dort stammt Teitur. Auf seiner neuen CD "Let The Dog Drive Home" macht Teitur weiterhin das, was er am besten kann: Gutes Songwriting gepaart mit stilvollen und dezenten Arrangements, die auch Glockenspiel, Streichersätze und Pianoläufe nicht scheuen. Die Songs sind zuweilen kleine Dramen, verfügen aber trotzdem über eine gehörige Spur Leichtigkeit. Die schönste Nummer ("All I remember from last night is you") des Albums geht von Platz 10 aus ins Rennen und ist somit der letzte reguläre Track, denn darauf folgen noch 2 Bonus-Tracks: Die Zeile "All I remember from last night is you" schraubt sich am Ende wie ein Mantra ins Gehirn und macht klar, das dies ein ganz großer Love-Song ist.
Was noch? "Murphys Heart", das neue Album der Klasse-Sängerin Thea Gilmore, hier stimmt alles: Das wunderbare Songwriting wird von kongenialen MusikerInnen getragen, Gilmores klare, wunderschöne Stimme nimmt einen ohnehin sofort für "Murphys Heart" ein. Musikalisch ist das Album dem Genre Singer-Songwriting zu zu ordnen, Folk- und zarte Jazzanklänge inklusive - großartig! (jpl)

Svavar Knútur: "Amma" (Dimma/Beste Unterhaltung, 8/10)
Teitur: "Let The Dog Drive Home" (Arlo & Betty/Edel, 8/10)
Thea Gilmore: "Murphys Heart" (Fullfill, 9/10)

14 April, 2011

Hot + New Music - April 2011

Willi Landl legt mit "Rabatt Anarchie Pailletten" einen Longplayer vor, der vor allem durch eines besticht: Wie schon der Titel vermuten lässt, singt Landl ungewöhnliche Texte und auch musikalisch gibt sich Landl gekonnt locker. Zwischen lässigen Barsongs und verhatschten Kunstliedern wechselt Landl mühelos - und das ergibt 7 Punkte auf der ab sofort eingeführten Punkteskala.
Ganz anders verhält es sich bei Dave's Nightmare: Glasklare Rocksongs liefert die Ösi-Band hier ab. Das bringt zwar musikalisch wie inhaltlich keine neuen Erkenntnisse, fürs ordentliche Abrocken ist das Ergebnis aber allemal geeignet. Insgesamt also gut gemacht und somit 5 von 10 Punkten.
Geradezu das Gegenteil: Badminton, ein Kollektiv bestehend aus Martin Philadelphy (git, voc), Wolfgang Mitterer (key, voc) und Josef Klammer (drums, perc., electronics). Die drei reissen einen mit dem "Set # 1" genannten Eröffnungstrack in einen 26 Minuten dauernden Abgrund aus Impro und Elektro. Ähnlich geht es weiter - das erfordert zunächst die Verabschiedung von Songsstrukturen und das Aufsperren der Lauscher für neue Klangerlebnisse unter dem Motto: Die Welt irgendwie neu entdecken.
Dazu passend und etliche Grade weniger sperrig: Hauschka mit "Salon des Amateurs", das Album eröffnet mit "Radar", einem Stück das an Blasmusik, elektronische Musik und Klavierballaden gleichzeitig denken lässt. Und wenn mal alles wegfällt, grummeln die Elektronik und der Bass unwiderstehlich weiter, um das Stück alsbald wieder Fahrt aufnehmen zu lassen. Da es sich bei den weiteren Tracks ähnlich verhält ist "Salon des Amateurs" ein rundum gelungener Release, der ganz ohne Gesang auskommt und trotzdem immer wieder ordentlich anschiebt.
Chilliges zum Abschluss: Katika mit ihrer Debüt-CD "Ricaricare". Die in Deutschland geborene Musikerin mit kroatisch-italienischen Wurzeln lebt jetzt in Wien, ihre Canzoni verweisen in Richtung Bossanova und in Richtung Jazz und bestechen dabei durch die Leichtigkeit Italiens. Die acht Tracks vermitteln Seelentiefe und große Gelassenheit und könnten der bezaubernde Soundtrack für einen Sommer am Meer sein. (jpl)

Badminton: "s/t" (Idyllic Noises) (7/10)
Dave's Nightmare: "s/t" (Pate/Edel) (5/10)
Hauschka: "Salon des Amateurs" (Fat Cat/Hoanzl) (9/10)
Katika: "Ricaricare" (Monoscope/Rough Trade) (8/10) www.katika.org
Willi Landl: "Rabatt Anarchie Pailletten" (www.jazzwerkstatt-records.com) (7/10)

31 März, 2011

Max Raabe: "Küssen kann man nicht alleine" (Palast/Universal)

Annette Humpe kennt man in Österreich noch von ganz früher: DÖF hiess die Band einst, bei der sie gemeinsam mit ihrer Schwester agierte und an Hits wie "Codo" teil hatte. Inzwischen macht die Dame auch bei Ich+Ich Musik und nun auch gemeinsam mit Max Raabe, denn: Es begab sich, dass Frau Humpe die Zeile "Küssen kann man nicht alleine" einfiel. Da sie befand, diese Zeile würde zu Max Raabe passen, beschloss man miteinander an Liedern zu arbeiten, der dritte im Bunde war Christoph Israel. Innerhalb eines halben Jahres (März bis Oktober 2010) entstanden, liegen diese nun auf CD vor und man kann sofort befinden: A. Humpe ist ganz richtig gelegen, nicht nur das Titelstück passt zu Raabe, alle Lieder sind ihm gleichsam auf den Leib geschrieben. Die zwölf Stücke verfügen - wie immer bei Raabe - über nostalgischen Charme, haben aber - und das ist neu - keine Patina angesetzt, sondern wirken frisch und völlig staubfrei. Insofern kann man sich nur wünschen, dass die hier geschehene Zusammenarbeit fort gesetzt werden wird. Max Raabe dürfte es gefallen haben, in den Linernotes schreibt er: "Danke an Annette für den besten Sommer meines Lebens". (jpl)

28 März, 2011

Art Napoleon in Wien

Am Donnerstag, den 7. April 2011 (17.00 – ca. 20.00 h) veranstaltet der Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN) einen Workshop mit Art Napoleon, einem indigenen Cree-Musiker, Storyteller und Aktivisten aus British Columbia, Kanada. Dabei geht es um die aktuelle Situation von Indigenen in Kanada, das Leben zwischen Cree-Traditionen und Werten einer modernen Gesellschaft und um das Weltbild und die Denkweise moderner Cree – abseits vom bei uns noch immer sehr populären „indianischen“ Esoterik-Kommerz.

Art Napoleon, preisgekrönter indianischer Sänger, Songwriter, Lehrer, Aktivist und Storyteller aus den nördlichen Wäldern von British Columbia (Kanada) ist längst sowohl in den Mainstream - Medien als auch in der alternativen Szene Kanadas bekannt. Neben seinen Konzertauftritten (Wien: 4. April Reigen, 6. April Radiokulturhaus) schafft es Art Napoleon als begnadeter „Storyteller“ auch abseits der Bühne, Menschen aller Altersgruppen schnell für sich zu gewinnen und verbindet in seinen Workshops Musik mit Erzählungen, Mythen und viel Humor, um die Teilnehmenden über die gegenwärtige Situation von Indigenen in Kanada zu informieren und über Klischees aufzuklären - so auch am 7. April im Wiener WUK.

In diesem Rahmen besteht die Möglichkeit zu ausgiebigem Austausch, der für uns mehrfach interessant ist: Einerseits hat unser Lebensstil sehr viel mit der Zerstörung indianischen Landes und indianischer Kultur zu tun, andererseits sind auch wir immer mehr gezwungen, in zwei Welten zu leben: einserseits in der Welt der Sachzwänge unserer Turbo-Arbeitsgesellschaft, andererseits in der Welt unserer Ideale von gerechter, nachhaltiger Entwicklung, traditionellen Werten und ökologischer und sozialer Balance – zwei Welten die auch bei uns mehr und mehr auseinander zu driften scheinen.

Live: Mo 4.4.2011 Reigen (Wien) und Mi 6.4.2011 Radiokulturhaus (Wien)

Workshop:
Zeit: 7. April 2011, 17.00 – ca. 20.00h
Ort: WUK (Werkstätten- und Kulturhaus), Währinger Strasse 59, 1090 Wien
Stiege 5, 2. Stock, Jugendprojektgruppenraum
Unkostenbeitrag: € 20,- (ermäßigt € 10,-); Anmeldung bitte bis 4. April unter: info@arbeitskreis-indianer.at; Workshop-Sprache ist Englisch, ohne Übersetzung.

Die Veranstaltung wird von der Kulturabteilung der Stadt Wien gefördert. Weitere Infos unter:
>> www.arbeitskreis-indianer.at

14 März, 2011

Around The World 03/2011

Widerständische Musik, die Spaß macht und die Beine bewegt, bündelt »Revolution Disco« (Trikont/Lotus): Vom ehemaligen Ostblock bis West-Europa ― überall bringen Bands wie Che Sudaka (E) oder die Reggaeband Vavamuffin (PL) politische Botschaften auf einen tanzbaren und somit leicht zu transportierenden Nenner ― wer spätestens bei Zdob so Zdubs »Stop Mafia« nicht zumindest mit dem Fuß wippt, sollte zu anderem greifen: »Yoga« (Putumayo/Hoanzl) könnte für kontemplative Momente das Richtige sein ― schon in den Veden werden heilige Gesänge angeführt und die Verbindung zwischen Spiritualität und Musik ist inhärent und wird hier auf zeitgemäße Weise (Susheela Raman, Shantala) demonstriert. Om! Ebenfalls auf der ruhigen Seite des Lebens: Der Sampler »Acoustic Dreamland« (Putumayo Kids/Hoanzl) wird von Lucy Kaplansky (»Dreamland«), die man schon vom Putumayo-Sampler »American Folk« kennt, eröffnet und versammelt klassische und neue Schlaflieder. Mit liebevoll gestaltetem Booklet, ideal für die gute Nacht der Kids! Luísa Maita legt mit »Lero-Lero« (Cumbancha/Hoanzl) ihr wunderbares Solo-Debüt vor: Mit zarter, klarer Stimme singt Mata vom Leben am Stadtrand bzw. in den Ghettos und vermischt geschickt brasilianische Rhythmen, von Samba und Baiao aus dem Nordosten bis Capoeira-Beats ― das Titelstück etwa erzählt von zwei Freunden, die einander auch in schwierigen Zeiten unterstützen. In schwierigen Zeiten sorgt auch Tanzbares für gute Laune, etwa mit diesen beiden abschließend zu empfehlenden Releases: »Rumba, Mambo, Chachacha« und »Bossa Nova«. (Putumayo/Hoanzl). (jpl)

Luísa Maita: »Lero-Lero« (Cumbancha/Hoanzl)
VA: »Acoustic Dreamland« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Rumba, Mambo, Chachacha« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Bossa Nova« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Yoga« (Putumayo/Hoanzl)
VA: »Revolution Disco« (Trikont/Lotus)

>> Putumayo

07 März, 2011

Milos Todorovski / Elnara Shafigullina (Wien 4.3.2011)

Ein Abend ganz im Zeichen des Osten stand am Freitag den 4.3.2011 am Programm des Akkordeonfestivals: Milos Todorovski und Andrej Prosorov haben den Abend mit Bartok-Interpretationen eröffnet, fortgesetzt hat die russische Sängerin und Akkordeonistin Elnara Shafigullina, deren erkrankte Schwester durch einen kongenialen Multiinstrumentalisten an Akkordeon, E-Bass, akustischer Gitarre und Perkussion ersetzt wurde.

Doch der Reihe nach: Milos Todorovski hat in Wien studiert und mit dem Saxophonisten Andrej Prosorov erst vor wenigen Tagen auf Extraplatte eine neue CD veröffentlicht. Behutsam haben sich die beiden in ihrem Konzerte dem ungarischen Komponisten Béla Bartók angenähert, das fehlende Orchester haben sie mit Charme und Überzeugungskraft ersetzt – ungarische Tänze durften da nicht fehlen und waren das geeignete Medium um das herausragende Können von Prosorov und Todorovski zu zeigen. Die im selben Geist geschriebenen eigenen Stücke haben Bartók wunderbar ergänzt.

Folklore aus Russland

Für ganz andere Folklore hat im Anschluss die Sängerin und Akkordeonistin Elnara Shafigullina gesorgt: Sie zeigte russische Lieder vom Grund, selbst inzwischen zu Gassenhauern mutierte traditionals wie „Kalinka“ fehlten hier nicht und wussten trotzdem zu begeistern: Denn Elnara Shafigullina und ihr Mitmusiker haben trotz Minimal-Arrangements zu überraschen gewusst – allein der Einsatz des E-Basses hat für überraschende Momente gesorgt und die Tradition gleichsam in die Moderne getragen.
Dass der Ehrbar-Saal der passende, schön verzierte Rahmen für diesen klassischen Musikabend gegeben hat, sei nur am Rande erwähnt. Auch Festival-Organisator Friedl Preisl zeigte sich am Ende des Abends mit dem Verlauf des bisherigen Festivals 2011 zufrieden und lobte die hohe musikalische Qualität – so gab es am Ende für jede der MusikerInnen den üblichen ausladenden Blumenstrauß!

>> Akkordeonfestival

25 Februar, 2011

fiona daniel, haus der musik, 22-2-2011 (Wien)

am 22. februar hat die schweizer singer-songwriterin fiona daniel das wiener haus der musik bespielt und mit der ruhigen intensität ihrer darbietung azure ray gute konkurrenz gemacht.

fiona daniel stammt aus der schweiz, hat letztes jahr ihr debüt-album "drowning" veröffentlicht und schafft damit ein besonderes kunststück: sie nimmt sich zeit, ihre songs zu entwickeln, ohne dabei langweilig zu sein und hat trotzdem genügend kraft, um die hörerInnen sofort in ihren bann zu ziehen.
das gilt auch für die live-darbietung, die - wiederum ähnlich wie bei azure ray - in einem kammermusikalischen setting umgesetzt wurde: cello, e-gitarre, schlagzeug, klavier und akustische gitarre - die melodika hat auch bei dieser besetzung nicht gefehlt.
dargeboten wurden stücke aus ihrer nun auch in österreich erscheinenden CD "drowning", das im haus der musik als zugabe gegebene "symbol of love" zeigt sich gleichsam als kleiner hit der veröffentlichung. fiona daniel hat einen ausgeprägten sinn für spieldosen-musik, dieser jungen dame sollte man weiterhin gehör schenken.

>> http://www.fionadaniel.com

20 Februar, 2011

12 x Akkordeons in Wien

Zum zwölften Mal steigt von 26. Februar bis 27. März 2011 das Akkordeonfestival in Wien. Wie jedes Jahr mit hochkarätiger Besetzung wie Dr. Bajan oder Richard Galliano - und auch Mika Vember wird live zu sehen sein.

Damit sind wir schon mittendrin im Programm des heurigen Akkordeonfestivals, das mit einem bereits ausverkauften Konzert des Richard Galliano Sextets im Wiener Konzerthaus am 21.2. vorab eröffnet wird. Die bereits traditionelle Eröffnungsgala findet wie immer im Baumgartner Casino statt, dort sah man bereits wunderbare Auftritte von Michel Macias, heuer eröffnen Otto Lechner, Hans Tschiritsch und Franz Haselstein gefolgt vom Duo Lechner & Arnaud Methivier (26.2.), am darauf folgenden Tag liefern Pristrup aus dem Burgenland und die großartigen Dancas Ocultas aus Portugal den zweiten Teil der Eröffnungsgala.

Lubenov & Sterzinger etc.

Weitere Highlights: Am 1. März bespielen Sterzinger Experience aus Österreich und der in Wien lebende bulgarische Akkordeonist Martin Lubenov mit seinem Orkestar das Theater Akzent: Die im Jahr 2003 gegründete Formation nähert sich den Lieder der Roma an, in dem Tango-Elemente ebenso wie Gypsy-Zitate verwendet werden - eine hybride Mischung, die live in ihren Bann zu ziehen weiß. Am 17. März bespielt das Akkordeonfestival mit dem Jure Tori Trio erstmals auch die Rote Bar im Volkstheater - Achtung: Beginn ist bei dieser so genannten Nachtschicht erst um 22 Uhr 30!

Programm auch für Kinder

Mit "Die Martha im Koffer" hat das Akkordeonfestival heuer auch ein Angebot für Kinder ab 3 Jahren im Programm: Es handelt sich dabei um clowneskes Theater mit Musik, auf die Bühne gestellt von der Österreicherin Martha Laschkolnig - an vier Sonntagen erzählt die "Martha im Koffer" immer neue Geschichten und Abenteuer, zaubert aus ihrer Sammlung alter Koffer Bilder zum Lachen und zum Staunen auf die Bühne, spart dabei nicht mit Verrenkungen und Akrobatik, dazu spielt sie Akkordeon – nicht immer mit den schönsten Tönen, aber oft mit den spannendsten...
Stummfilm-Matinees, die live mit Akkordeonmusik begleitet werden, etwa am 27.3. im Filmcasino (13h), ergänzen das umfassende Festivalprogramm, an diesem offiziell letzten Tag des Festivals bestreiten The Samurai aus Frankreich die letzte Abschlussgala im Metropol. Kurzum: Ein Programm, zu dem man den OrganisatorInnen wieder nur gratulieren kann - wir werden über die Konzerte berichten!

>> Akkordeonfestival

11 Februar, 2011

Zu Unrecht liegen Gebliebenes (02/2011)

Der Rezensenten-Alltag bringt es mit sich, dass nicht immer alle Veröffentlichung rechtzeitig zum VÖ-Datum besprochen werden können: Zu viele CD werden auf die Welt losgelassen - wer soll das alles noch hören? Diese neue Rubrik schafft Abhilfe und entschuldigt sich gleichzeitig dafür, dass manche CD zu Unrecht liegen gebliebenen sind.
Beginnen wir mit Natalie Merchant: Sie ist gleich die Ausnahme, denn die Promo-CD, die Teile der Doppel-CD "Leave Your Sleep" vorstellt, war aus nicht geklärten Gründen über Wochen nicht auffindbar. Merchant liefert ein Meisterwerk ab, in dessen Mittelpunkt wie immer ihre einzigartige Stimme steht. Musikalisch hat sie neue Wege beschritten und so sind hier neben opulenten Streichersätzen auch Cajun- oder Roma-Einflüsse zu vernehmen - Merchant hat sich mehr als 130 MusikerInnen ins Studio geholt, etwa The Klezmatics oder The Chinese Music Ensemble New York. Die CD vertont die Werke von DichterInnen, zurückgenommene Stücke wie auf Merchants noch immer gültigen Ophelia-Album gibt es hier auch. Großartig!
Ebenfalls bunt gemischt: "Editor's Selection Vol. 01", kompiliert vom Musikmagazin uptown strut, das sich als Medium für so genannte Black Music im deutschsprachigen Raum etabliert hat: Szenegrößen wie Quantic & his Combo Bárbao wurden KünstlerInnen aus Deutschland (Mo' Horizons, Una Mas, Hi Fly Orchestra) gegenüber gestellt. Gut kompiliert - man darf sich auf Teil 2 dieser Reihe freuen!
Eine ganz andere Baustelle: Zwei Japaner in München machen auf ihrer neuen CD "Ensoku" unter dem Namen Coconami wieder auf charmanteste Weise Musik - getragen von der lieben Ukulele covert man beherzt bayrisches Liedgut ("Sternpolka", "Boarischer in CD") und Popstücke wie "Sweet Child O' Mine" von Guns’n’Roses. Diese Mischung aus Hinterfotzigkeit und lustiger Ernsthaftigkeit ist unterhaltsam und funktioniert wunderbar. Noch ein Tipp: Die Band unbedingt mal live ansehen - da ist meist auch eine Spielzeugtrommel im Einsatz!
Frankophile aufgepasst: Die Reihe "Le Pop" versammelt zum sechsten Mal Chansons der aktuellen SongwriterInnen-Szene von Paris, Frankreich bis Quebec, Kanada. Hier gibt es Old-School-Chansons ebenso wie Vermischungen mit Pop- und Rock (Emamanuelle Seigner mit "Dingue") und sogar Americana-Beeinflusstes (Tom Poisson mit "Trapéziste") und die blutjunge Singer-Songwriterin von Coeur de Pirate. Eine Zusammenstellung die Spaß macht und Lust auf eine Reise nach Montreal macht - oder wenigstens nach Montpellier. Qui, qui!
Ja, ja, zugegeben: Manchmal entscheidet auch die Covergestaltung darüber, ob eine CD im Stapel der zu rezensierenden CDs unaufhörlich weiter nach unten rutscht - um irgendwann doch an die Oberfläche gespült zu werden. So ist es mit CD von Joan Armatrading "This Charming Life" geschehen. In den 1980er-Jahren trieb sich die Dame gar in Hitparaden herum, das ist mit dem neuen Album zwar nicht gelungen, aber das liegt nicht an der Qualität des Dargebotenen: Das fast im Alleingang produziert Album besticht durch die Produktion und die Songs, die sofort ins Ohr gehen, mal kraftvoll und rockig, aber auch mal zurückgenommen - immer mit Verve, somit ein gutes Spätwerk!
Ähnliches gilt für die Doppel-CD von Sigi Maron: Seit langem gibt es hier wieder Mal neue Lieder des Alt-Austro-Poppers, das Überraschende daran ist, dass die Lieder vom Songwritertum österreichischer Old School entstaubt wurden und eher in einer Mischung aus Reggae und Rap daher kommen. Klar, die Texte sind deutsch bzw. Wienerisch und kämpferisch und ironisch wie immer - so kommt schon mal Silvio Berlusconi in einem der Stücke vor. CD 2 dieses Dopplers versammelt altes aus den Jahren 1976 bis 1996. Empfehlung für Austropop-HistorikerInnen. (jpl)

Natalie Merchant: "Leave Your Sleep" (Nonesuch), www.nataliemerchant.com
VA: "Zu klein. Zu fett. Zu schwarz. Zu alt." (uptown strut/GrooveAttack),
Coconami: "Ensoku" (Trikont/Lotus), www.myspace.com/coconami
VA: "Le Pop 6" (Le Pop Musik/GrooveAttack), www.lepop.de
Joan Armatrading: "This Charming Life" (Hypertension), www.joanarmatrading.com
Sigi Maron: "Es gibt kan Gott" (monkey/Hoanzl)

20 Januar, 2011

Zum Kuckuck mit dem Kakadu

Das EWHO live in Amstetten

Zu Beginn ihrer ausgiebigen Herbsttournee war das Erste Wiener Heimorgelorchester am 24. September zu Gast in Amstetten, der »Welthauptstadt des Bösen 2008«, und gab sich ein Stelldichein im »Cafe zum Kuckuck«. Da ja böse Menschen bekanntlich keine Lieder kennen war die Atmosphäre alles andere als düster. Auch weiß ich aus persönlicher Erfahrung, dass Amstetten in Wahrheit nicht so böse ist, wie oft der Eindruck entstand; zumindest auch nicht schlimmer als anderswo. Zum Kuckuck ich schweife schon wieder ab.

Es wird schön gewesen sein

Nicht erst seit dem Gewinn des letztjährigen Protestsongcontest ist das Erste Wiener Heimorgelorchester vulgo EWHO in aller Munde, und schickt sich an die Bühnen dieser Welt zu erobern. Vorerst einmal im deutschsprachigen Raum – also Österreich und Anhängsel. Auch wenn die vier Großmeister der banalen Orgelkunst ursprünglich nicht aus vier unterschiedlichen Bundesländern kommen, wie der Chillimann großspurig verkündete (besser recherchieren Herr H…), so zeigte sich doch auch in Amstetten, dass sie in allen Bundesländern ( zumindest auf deren Bühnen) zu Hause sind. Hauptsächlich mit Liedern aus ihrem aktuellen Album begeisterten sie das einheimische Publikum und stellten wieder einmal unter Beweis, dass sie zu Recht zu den besten und angesagtesten LiveBands zählen. Fazit: Es wird schön gewesen sein. (mhl)

19 Januar, 2011

Barefoot Basement: „s/t“ (FAErecords)

Reggae aus Österreich mutet auf den ersten Blick etwas seltsam an. Das klingt so wie Ski fahren auf Kiritimati, obwohl es sich um die Weihnachtsinsel handelt: Schnee wird man hier keinen finden. Aber solange die Musik so gut gemacht ist wie auf diesem Erstling, darf es von mir aus auch Obertongesang aus Obervolta – oder Burkina Faso wie es politisch korrekt heißt – sein. (gibt es übrigens noch nicht.) Mit Barefoot Basement ist hier eine gestandene Musikerriege in Fußballmannschaftsgröße tätig. Eingespielt wurde das Album live in Wiesen, und der Spaß, der dabei geherrscht haben dürfte, ist spürbar: So ist dem Roots-Reggae mit Ska-Ansätzen auch mal eine Zirkusmelodie untergemischt. Schade, dass nur einmal gesungen wird, das ist noch ausbaufähig. Fazit: Gut gemacht! (mhl)

>> www.myspace.com/barefootbasement